Unerklärlicher Glaubensschwund

Damit befassen sich gezwungenermaßen auch katholische Theologen und finden keine so recht überzeugenden Antworten. In der Kronenzeitung vom 1.7.2018 war ein Bericht über eine Priesterweihe in Linz, 600 Gläubige besuchten die Weihemesse für zwei Nigerianer im Linzer Dom. Warum es keine Priesterweihen für österreichische Priesteramtsanwärter gibt, dazu gab's eine Interview mit einem dafür zuständigen katholischen Fachmann:


Im Weihebericht wird noch zusätzlich über Aussagen des weihenden Bischofs Manfred Scheuer in seiner Predigt berichtet: "Der Kirche hierzulande fehle es nicht so an Geld, sondern an der Überzeugung, neue Christen gewinnen zu können. Bei uns ist der Glaube manchmal schon recht müde geworden".

1951 gab es in Österreich 6.933.905 Einwohner, davon waren 6.170.084 Katholiken, das waren 89%. 2017 lauteten diese Zahlen: 8.823.054 Einwohner,  5.112.330 Kirchenmitglieder, das sind noch 57,94 %. Besonders berücksichtigt werden muss dabei, dass der katholische Mitgliederbestand in den 40 Jahren zwischen 1951 und 1991 nur um 88.630 zurückgegangen ist, aber in den 26 Jahren von 1991 bis 2017 um 969.124, wobei diese Zahl noch durch katholische Zuwanderungen gesenkt wurde, die Austritte von 1991 bis 2017 beliefen sich auf über 1.250.000!

Ja, man gewinnt keine neuen Christen, verliert aber ständig welche aus dem vorhandenen Bestand. Was ja wohl kein Wunder ist! Der Mitgliederbestand besteht ja nicht aus überzeugten Katholiken, sondern zu ganz knapp 100 Prozent aus als Babys getauften Leuten, die nie gefragt wurden, ob sie der katholischen Kirche beitreten wollen. Sie haben zwar in der Schule den Religionsunterricht über sich ergehen lassen (müssen), aber es hat sie auch hinterher niemand gefragt, ob sie das Gelernte glauben und tatsächlich katholisch wären und Mitglieder bleiben wollen. Gut ein Drittel treten aus, wenn sie erstmals den Kirchenbeitrag zahlen müss(t)en, um die 80 % der Austreter sind unter 35.

Diese Lage ist auch darauf zurückzuführen, dass es in den Familien kaum noch eine Weitergabe religiöser Traditionen gibt, Kleinkinder werden nimmer katholisch konditioniert! Und wenn die Heranwachsenden selber denken (dürfen), dann ist die Christenlehre eben nix, was überzeugt oder gar begeistert! Die christkatholische Botschaft wird nimmer "rübergebracht", wie Hintermaier richtig feststellt. Aber das liegt nicht am Personal, das die christliche Botschaft rüberbringen soll, das liegt an der Botschaft! Alle christlichen Kirchen haben dasselbe Problem, sektiererische Kleinkirchen wie die Zeugen Jehovas mühen sich mit größtem Einsatz und haben nach 100 Jahren Predigten von Tür zu Tür nur etwas über 20.000 Mitglieder.

Zufällig gefunden wurde dazu ein Bericht auf religion.ORF vom 30.6. mit der Überschrift "Köln rechnet mit Halbierung des Seelsorgepersonals". Es heißt dort konkret: "Die deutsche Erzdiözese Köln stellt sich auf eine Halbierung des Seelsorgepersonals in den nächsten zehn Jahren ein. Derzeit gebe es mit 600 Priestern, 400 Pastoral- und Gemeindereferenten und 100 hauptberuflichen Diakonen rund 1.100 Mitarbeiter. Diese Zahl werde im Jahr 2030 auf 500 bis 600 sinken, teilte die Erzdiözese am Samstag in Köln mit. Dem mitgliederstärksten deutschen Diözese gehören nach eigenen Angaben derzeit knapp zwei Millionen Katholiken an."
Es heißt dann erläuternd: "Kardinal Woelki sprach vor Journalisten von einer 'Erosion des kirchlichen Lebens'. Zugleich rief er dazu auf, sich dem 'Abwärtstrend' nicht einfach hinzugeben und 'daran zu glauben, dass wir eine Zukunft als Kirche von Köln haben'. Er warb für seine Vorstellungen vom pastoralen Zukunftsweg. Die (statt der derzeit 180 Seelsorgebereiche einzuführenden) 11 Sendungsräume sollten selbst bestimmen, wie sie der Kirche ein Gesicht geben und den Sendungsauftrag Jesu erfüllen. Das sehe auf dem Land anders aus als in einer Stadt. Dieser 'geistliche Weg' setze nicht nur auf die Seelsorger, sondern auf die Verantwortung aller Gläubigen. 'Das ist für viele Gemeinden ein neues Denken', so der Erzbischof."

Ja, die Verantwortung aller Gläubigen: Das ist doch das Hauptproblem! Wie viele echte, wirkliche Gläubige sind den noch unter den Kirchenmitgliedern? Wenn es an Priestern und anderen Hauptamtlichen mangelt, dann spiegelt das doch nur den allgemeinen religiösen Zustand wider! Ob es dann Seelsorgebereiche oder Sendungsräume gibt, wird egal sein, weil die Nachfrage wird generell weniger werden, so oder so!

Darum nochmals: Der Glaubensschwund liegt am Glauben!