Diesen Spruch hört man ständig, ist etwas besser ausgegangen
als zu befürchten gewesen war, dann sagen die meisten Leute reflexartig,
"gottseidank ist dann doch nix passiert" oder so. Das ist wohl
ein historisch den Leuten eingeimpfter Sager, wenn was gut ausgeht, dann müsse
man Gott danken, der Gott-sei-Dank-Spruch wurde dadurch zu einem eintrainierten
Synonym für "zum Glück", "glücklicherweise",
"erfreulicherweise". Sogar mein Winword-Thesaurus zeigt zu den angeführten
Wörtern und zu "Gott sei Dank" jeweils die jeweiligen anderen
Wörter als Synonyme an.
Aber warum soll Gott gedankt werden,
wenn etwas doch nicht schief gegangen ist? In der Bibel steht doch, dass der
Christengott für alles verantwortlich ist! Mt. 10, 29-30: "Verkauft
man nicht zwei Spatzen für ein paar Pfennig? Und doch fällt keiner
von ihnen zur Erde ohne den Willen eures Vaters. Bei euch aber sind sogar die
Haare auf dem Kopf alle gezählt." Wenn sich also der HErr um herabfallende
Spatzen kümmert und um ausgefallene Haare, dann wird er ja auch von verlorenen
Schnupftüchern über verstauchte Knöchel bis zu Erdbeben für
alles zuständig sein!
Und müsste da ein gläubiger Christ,
der ständig "Gott sei Dank" sagt, nicht darüber nachdenken,
warum ihn der HErr in Situationen bringt, wo er sich fürchten muss und
dann Gott zu danken hätte, wenn's doch nicht ganz schlimm kommt, wie zuerst
zu befürchten war, er sich schließlich vielleicht nur das Nasenbein
und nicht das Genick bricht?
Und müsste dann ein Gläubiger
- statt Gott zu danken - nicht rufen, HErr warum schreckst du mich so! Wenn
du die Haare auf meinem Kopf zählst, dann kannst du ja auch darauf aufpassen,
dass ich nicht ... (befürchtetes Missgeschick anführen), weil als
Christ müsste ich dir doch soviel Wert sein wie ein Spatz!