Aufstehen!

So heißt die Sammelbewegung von Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine, die am 4.9.2018 in Betrieb gehen soll, online ist sie schon:

 
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Es geht darum, wieder eine aktive Linke in der BRD zu bewirken, jetzt hätten SPD und LINKE zusammen nicht einmal mehr 30 % der Stimmen. Eine am 6.8.2018 veröffentlichte Umfrage zeigt die SPD mit 17 %, die als rechtspopulistisch eingestufte AfD (Alternative für Deutschland) liegt ebenfalls bei 17 %, die LINKE liegt bei 11 %, CDU/CSU hätten mit 30 % um zwei Prozent mehr zu erwarten als die beiden linken Parteien.

Dazu Zitate von Wagenknecht und Lafontaine:
Wagenknecht: "In Europa, aber auch in Deutschland, verlieren die linken Parteien immer mehr an Einfluss, zusammen haben Linke und SPD nicht einmal mehr 30 Prozent."
Lafontaine: "Corbyn in Großbritannien - eine glaubwürdige Person und ein Programm für die Mehrheit. Oder Podemos und 'La France insoumise' in Spanien und Frankreich, eine aus der Gesellschaft heraus entstehende Sammlungsbewegung."

Was auf Ablehnung stößt, man fürchtet Parteispaltungen, Wagenknecht sieht jedoch die Ursachen der linken Probleme recht klar:
"Die etablierten Parteien haben dem Uralt-Liberalismus, der aus der Zeit vor der Entstehung moderner Sozialstaaten stammt, die glitzernde Hülle linksliberaler Werte übergestreift, um ihm ein Image von Modernität, ja moralischer Integrität zu geben".
Dabei gingen sie jedoch die grundlegenden Probleme der Bürger nicht an.
"Weltoffenheit, Antirassismus und Minderheitenschutz sind das Wohlfühl-Label, um rüde Umverteilung von unten nach oben zu kaschieren und ihren Nutznießern ein gutes Gewissen zu bereiten."
"Es ist die Enttäuschung, Verärgerung, ja aufgestaute Wut erheblicher Teile der Bevölkerung über politische Entscheidungsträger, die seit vielen Jahren nicht mehr für sich in Anspruch nehmen können, im Auftrag oder auch nur im Interesse der Mehrheit zu handeln."

Genauso ist es!

Zur neoliberalen Politik sagte sie: "Begreifen wir endlich, wie ernst die Lage ist und wen es wirklich zu bekämpfen gilt. Es sind mächtige Lobbygruppen, die mit der Willfährigkeit eines großen Teils der Politik das 'sozial' aus der Marktwirtschaft längst gestrichen haben, die aus der Aufstiegs- eine Abstiegsgesellschaft formen."
Und: "Für ein gerechtes Land nehmen wir den Kampf gegen die Privilegien der globalen Konzerne auf wie gegen die Superreichen, die ihre Steuern hinterziehen und zugleich alle Vorteile eines friedlichen Gemeinwesens beanspruchen. Wir glauben nicht länger dem Märchen, dass es allen besser geht, wenn zuerst die Reichen noch reicher geworden sind."

Ja, so ist es, die Linke thematisiert das nicht einmal mehr, zu den ständig steigenden Arbeitsbelastung und den sinkenden Realeinkünften wird gar nichts mehr gesagt und dann sind diese Versager sehr empört, wenn es "Rechtspopulisten" gibt, die populäre Ansichten vertreten, welche eben von linker Seite so gut wie gar nimmer zu hören sind!

Zu den von der LINKEN geforderten "offenen Grenzen" sagt Wagenknecht:
"Die politisch sinnvolle Grenze verläuft nicht zwischen den Ressentiments der AfD und der allgemeinen Moral einer grenzenlosen Willkommenskultur. Eine realistische linke Politik lehnt beide Maximalforderungen gleichermaßen ab. Sie unterstützt die vielen freiwilligen Helfer in der Zivilgesellschaft, die sich um die Integration der Flüchtlinge kümmern. Und zugleich lässt sie sich nicht von kriminellen Schlepperbanden vorschreiben, welche Menschen auf illegalen Wegen nach Europa gelangen."

Mit der Masseneinwanderung 2015/16 stieg die Missstimmung dagegen in den einheimischen Bevölkerung massiv an, dagegen half kein moralischer Unpopulismus, es wurden Handlungen erwartet. Wo diese Handlungen gesetzt wurden, gab es Wählerstimmen dafür. In Österreich für die ÖVP und Bundeskanzler Kurz. In Italien ist Innenminister Salvini auf Populärkurs, seine Ablehnung der Aufnahme von künstlich in Seenot gebrachten Migranten hob die Stimmen für seine Lega stark an, die Lega Nord erhielt im März bei den Wahlen 17,4 % und liegt aktuell bei Umfragen bei 30,3%. Wenn die Leute was nicht wollen, dann kann man mittels moralischer Diktate dagegen nichts machen, der Unpopulismus ist kein Stimmenfänger.

Es wird gegen die "SammelBEWGUNG Wagenknechts inzwischen sogar die Nazi-Keule geschwungen, in der  BILD-Zeitung war schon am 5.8. ein Artikel des Historikers Michael Wolffsohn zu lesen, wo es z.B. hieß:
"Wenn ich 'BEWEGUNG' höre, klingeln bei mir alle Alarmglocken. Die Nazis legten seinerzeit auch Wert darauf, keine herkömmliche Partei zu sein, sondern 'Bewegung'. Wissen das Wagenknecht und ihre Mit- plus Nachläufer nicht? Wollen sie ganz bewusst und scheinbar unverfänglich solche Gedankenverbindungen herstellen? Wollen sie damit signalisieren, dass sie die bessere AfD wären? Also eine Partei der 'kleinen Leute'. Sozial. Und natürlich (siehe 'Bewegung') national. Also national-sozial." Wolffsohns Fazit: "Im Vergleich zu dieser 'Bewegung' sind alle unsere traditionellen Parteien ein Gottesgeschenk."

Das zeigt wohl deutlich, dass Anhänger der Gottesgeschenkparteien das Aufstehen von Sahra Wagenknecht fürchten. Weil wenn von links versucht wird, Politik zu machen, die bisher nirgendwo mehr gemacht wird und die bei vielen Menschen populär sein könnte, dann ist Feuer am Dach! Weil dann laufen den Gottesgeschenkparteien womöglich die Wähler nimmer zu den Nichtwählern und der AfD davon, dann gibt's womöglich was Linkspopulistisches, das haargenau die im Neoliberalismus schon so lange ignorierten Bedürfnisse des großen Teil der Bevölkerung anspricht. Und das darf keinesfalls sein! Weil das will die globale Herrscherklasse nicht!

Es gab einst die Geschichte der Arbeiterbewegung. Die Arbeiterbewegung gibt's nimmer, zuerst ging der Kommunismus in Konkurs und dann sehr rasch die Sozialdemokratie in den neoliberalen Ausgleich, der Endsieg des Globalkapitalismus war vollständig. Wenn sich jetzt wieder ein bisschen Widerstand ankündigt, dann sei hier dazu aus alten verschwundenen Traditionen zum Abschluss ein Lied angestimmt, das noch nach Zukunftshoffnungen klang, die "Arbeiter von Wien" in einer alten Aufnahme eines Arbeiterchores...