Dank seiner Arbeit mit arabischen Flüchtlingen kam unser Korrespondent
in den Besitz eines Dokuments, welches die Umstände des tragischen Tods
eines saudi-arabischen Journalisten endlich ins rechte Licht rückt.
Auf
internationalen Druck und ganz gegen seine Überzeugung (und die Fakten)
unterschrieb unser verehrtes Oberhaupt, Kronprinz Mohammed bin Salman, die ihm
aufgedrängte Version, der Journalist sei im Verlauf eines Verhörs
zu Tode gekommen.
Nichts ist weiter von der Wahrheit entfernt. In
Wirklichkeit wollte Khashoggi, wie allgemein bekannt, demnächst heiraten
(deswegen hatte er ja das Konsulat in Istanbul aufgesucht) und sich einen eigenen
Haushalt einrichten. Dazu brauchte er bestimmte Wohnungs- und Gartengeräte.
Da er, als saudi-arabischer Patriot, das gemeinsame Heim mit saudi-arabischen
Produkten ausstatten wollte, wandte er sich an seine Bekannten in Saudi-Arabien,
sie mögen ihm doch bitte ein paar Vertreter für Haushaltsgeräte
schicken.
Das geschah dann auch, und da man um die Bedeutung des
Herrn Khashoggi wusste, wurde gleich ein Team von 6 + 8 Männern zusammengestellt.
Alle waren sie geschulte und erfolgreiche Staubsaugervertreter, und sie nahmen
je ein Exemplar der von ihnen vertretenen Geräte mit, darunter Staubsauger,
Geschirrspüler, einen halalen Teppichreiniger, sowie Geräte zur Bearbeitung
des Gartens: Heckenscheren, Hacken, Kettensägen, und was man eben so im
Garten braucht. Da Herr Khashoggi sich im Konsulat aufhalten würde, brachte
man die Gerätschaft ins Konsulat, wo Herr Khashoggi auf seine Urkunden
wartete, und wo ihm während der Wartezeit diese Geräte vorgeführt
werden sollten.
Herr Khashoggi war über die Aufmerksamkeit, die
ihm zuteil wurde, sehr erfreut. Er bedankte sich bei den Männern, die
ihre aufopferungsvolle Rolle zwar nur im Nebenberuf ausübten (man konnte
davon allein nicht leben) und hauptberuflich für den saudi-arabischen Geheimdienst
arbeiteten, aber das hat hier keine Bedeutung.
Bei der Vorführung
der Geräte ging erst mal alles bestens. Herr Khashoggi freute sich
kindlich über die Wirksamkeit des mitgebrachten Staubsaugers und scherzte,
da könne er endlich seine gegen das saudi-arabische Königreich gerichteten
Manuskripte zum Verschwinden bringen, sodass die anwesenden Männer sich
nicht mehr darum bemühen müssten. Alle lachten herzlich über
die selbstironischen Bemerkungen. Man sieht, die Atmosphäre war sehr entspannt.
Aber
dann ging leider etwas schief. Bei der Vorführung einer automatischen
Heckenschere beachtete Herr Khashoggi nicht die Sicherheitsvorschriften und
drückte auf den Knopf, ohne seine Hand korrekt zu schützen. Dabei
kamen die Finger der rechten Hand in die Säge und wurden versehentlich
abgeschnitten. Herr Khashoggi fand das nicht amüsant und äußerte
sich entsprechend lautstark über das Missgeschick. Ja, er verlangte sogar,
seine draußen wartende Verlobte möge hinaufkommen und ihm die Hand
verbinden, schließlich wäre sie gelernte Krankenschwester. Das konnten
die Männer aber nicht erlauben, denn das Vorführen von Staubsaugern
sei ausschließlich Männer vorbehalten, und das gelte auch fürs
Publikum.
Was soll man sagen. Herr Khashoggi wurde renitent, die Männer
wollten ihn zur Räson bringen, was nicht gelang. Durch eine Verkettung
unglücklicher Umstände kam die Kettensäge wieder in Betrieb und
schnitt Herrn Khashoggi ein Bein ab. Das aber entsetzte die sensiblen Männer
um ihn herum so sehr, dass sie in Panik gerieten und das Werk des unglücklichen
Geräts versehentlich vollendeten.
Nun standen die armen Staubsaugervertreter
da, mit den Stücken eines Mannes, der eigentlich nur sein Eheglück
geplant hatte. Was tun? Einen öffentlichen Skandal wollten sie nicht
riskieren, was hätten sie denn seiner Verlobten sagen sollen? Also packten
sie, was von dem Journalisten noch übrig war, verstauten die Teile respektvoll
in diversen Säcken (die sie immer dabei hatten, zur Entsorgung der Staubsauger-Staubbeutel)
und schafften diese unauffällig außer Haus.
Der König
hatte nun den Salat, den er ausbaden musste, wenn mir diese Metapher gestattet
ist. Allerdings gab er sich mit einer Entschuldigung seiner Untergebenen nicht
zufrieden, der Kettensägenvorführer wurde streng bestraft: Er musste
die Kettensäge auf eigene Kosten reparieren. Mehr noch: Für ganze
zehn Tage wurde ihm nicht gestattet, bei Audienzen mit dem König diesem
ins Auge zu blicken - eine Strafe, die fast so schlimm ist wie öffentliches
Auspeitschen. US-Präsident Trump, dem die wahre Version des Vorfalls vorgelegt
wurde, meinte wohlwollend: Das klinge alles sehr glaubhaft; er selbst hätte
sich auch mal beinahe einen Finger gebrochen, als er am Roulette-Tisch in Atlantic
City die Geldchips zu schnell abgeräumt hätte.
Der trauernden
Verlobten des Journalisten wurde in Aussicht gestellt, sie erhalte ihren verstorbenen
Verlobten vollzählig zurück, alle Teile sauber in Alufolie verpackt.
Seltsamerweise fand sie das gar nicht so erfreulich, wie es unser König
gedacht hatte. Aber so sind die Frauen eben. Autofahren dürfen sie. Die
Wohltaten unseres Herrschers würdigen können sie immer noch nicht.