Darüber schrieb der emeritierte Theologie-Professor Klaus Berger
ein Buch mit dem Titel "Ein Kamel durchs Nadelöhr? Der Humor Jesu",
Berger bemüht sich, Humorstellen in der Bibel zu finden, hat aber bereits
bei der Titelwahl bloß vorgeführt, dass man vermeintliche Humorstellen
auch gänzlich missverstehen kann!
Auf pro-medienmagazin.de heißt
es dazu: "Eines der berühmtesten scherzhaften Äußerungen
ist vielleicht Jesu Aussage, die auch Titelgeber für Bergers Buch war:
'Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in das Reich
Gottes gelangt.' (Markus 10,25). Im Grunde sei Jesus jemand, der althergebrachte
Begebenheiten umdreht und Autoritäten nicht so ernst nimmt, stellt der
Theologe fest. Vielleicht versteht man die Linie zwischen Humor und ernster
Theologie besser, wenn man sich mit Berger bewusst wird: 'Berechtigtes Lachen
setzte Souveränität voraus.' Denn: 'Der quasi-göttliche Anspruch
von Scheinriesen wird unterminiert, seien es nun Scheinriesen als Menschen oder
Scheinriesen als Besitz, Prestige, Macht'."
Der Herr Theologe
weiß wohl nicht so recht, was ein "Nadelöhr" ist. Googeln
wir das Wort! In Wikipedia steht dazu: "Das Nadelöhr ist eine meist
länglich-ovale, manchmal auch kreisförmige Durchlassöffnung am
Anfang einer Nähmaschinenadel oder am Ende einer Handnähnadel."
So
hat es wohl der Herr Berger auch verstanden. Bei Wikipedia steht aber dann noch:
"Im übertragenen Sinne spricht man von einem Nadelöhr, wenn ein
Engpass gemeint ist, so zum Beispiel im Straßenverkehr, wenn an einer
engen Stelle besonders viele Fahrzeuge passieren müssen, so dass ein Stau
kaum zu vermeiden ist. In einem großen Stadt- oder Burgtor ist das Nadelöhr
eine als Schlupfpforte bezeichnete kleine, separate Tür für den Fußgängerverkehr."
Und diese Schlupfpforte für den Fußgängerverkehr hat der Jesus
wohl gemeint, weil durch so eine schmale und niedrige Tür zu gehen, ist für
ein Kamel eine recht schwierige Aufgabe. Und das war mit diesem Satz gemeint
und das war kein Scherz, sondern ein Gleichnis!
Hier ein Nadelöhr,
Südtor der Burg Friedestrom,
links Schlupfpforte für
Fußgänger:
(Bildrechte:
Sir Gawain / Wikimedia Commons - CC
BY-SA 3.0)
Dort würde sich ein Kamel beim Durchgang sehr abmühen
müssen. Wenn der Herr Jesus tatsächlich keine solche Pforte, sondern wirklich ein Nadelöhr gemeint haben sollte, dann
hätte er ja kein Kamel zum Durchgehen gebraucht, weil durch ein echtes
Nadelöhr geht eben nur ein Faden und kein Kamel und kein Armer und
kein Reicher durch. Der Vergleich
heißt also offensichtlich bloß, ein Reicher kommt schwerer in den
Himmel als ein Kamel durch ein Tor für Fußgänger. Daran ist
nix witzig...
Es gibt nämlich in der altgriechischen Sprache zwei sehr ähnliche
Wörter, hier in lateinischer Umschrift: kamilos und kámêlos!
Das erste Wort bedeutet "Schiffstau", "Seil", das zweite
"Kamel", "Karawane".
Es wurde dazu nun der Markustext
10,25 griechisch gegoogelt: eukopôteron estin kamêlon dia
tês trumalias tês raphidos dielthein ê plousion eis tên
basileian tou Theou eiselthein
Es wurde dort das Wort für Kamel
verwendet, was natürlich ein Abschreibfehler sein kann und wohl auch sein
wird, weil "Seil" ist vom Material und von den Proportionen her
sicherlich vernünftiger als "Kamel".
Die Nadelöhr-Schlupfpforte
wäre zwar das am besten passende Stück, aber ist es wohl doch nicht,
sondern bloß eine Verwechslung zwischen den beiden griechischen Wörtern
kamilos und kámêlos! Der Jesus zugeschriebene Text wird aber auch
mit einem Seil statt einem Kamel nicht witziger und der Buchverfasser hat sich
mit dem Kamel und dem Nadelöhr offenbar gar nicht befasst, aber sein Buch
"Ein Kamel durchs Nadelöhr? Der Humor Jesu" damit betitelt...