Schlüsselthema Sündenlehre

Interessant was auf der evangelikalen Site idea-de seit 23. März 2019 zu lesen steht, der Theologieprofessor Thorsten Dietz hielt auf dem Kongress "Upgrade 2019 - weiter.echter.tiefer" eines Evangelischen Gemeinschaftsverbandes einen Vortrag, der sich mit der Sünde befasste, es heißt darüber bei idea.de:

"Christen können nicht darauf verzichten, von Sünde zu reden. In der Kirche gebe es die Tendenz, nicht mehr davon zu sprechen. Stattdessen werde ein rein harmonisches Bild vom 'lieben Gott' vermittelt. Die Gründe dafür lägen in der Geschichte des Christentums begründet. Das christliche Abendland habe während des Mittelalters im Kampf gegen die Sünde eine 'verblüffende Struktur der Gnadenlosigkeit hervorgebracht'. Die mittelalterliche Lehre von den sieben Todsünden (Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid, Faulheit) werde von vielen Menschen als bedrückend empfunden. Bis heute gelte die christliche Sündenlehre als lust- und lebensfeindlich. Sie sei aber 'ein Schlüsselthema des Christentums'. Ohne sie könne man Menschen nicht verständlich machen, dass Jesus Christus sie erlöst habe. Deshalb müssten Christen Wege finden, von Sünde auf eine Weise zu reden, die 'Menschen nicht kaputt macht'."

Da kann ein Atheist auch schon längst mitreden, das Gerede von der Sünde wurde deswegen zurückgeschraubt, weil der liebe Jesus in seinen Predigten ja den Sündern ständig mit dem ewigen Höllenfeuer gedroht hat. Und eine ewige, also nie endende Feuerfolter wäre derartig unmenschlich, dass selbst der absolut böseste vorstellbare Mensch im Vergleich zu Jesus und seiner ewigen Teufelsfolter immer noch geradezu himmlisch wäre. Genutzt haben diese Drohungen lange Zeit sehr, die Teufelsfurcht stützte den Glauben, sogar noch bis heute, weil die Leute, die im Religionsunterricht noch von der ewigen Feuerhölle lernten, immer noch eine gewisse Gottesfurcht in sich tragen können und darum eher nicht aus der Kirche austreten.

Weiter heißt es auf idea.de: "Menschen werden von Gott unendlich geliebt - Sünde sei, was die Beziehung des Menschen zu sich selbst und zu Gott störe, so Dietz. Als 'moderne' Beispiele nannte der Theologe die Flucht in eine Sucht, übersteigertes Sicherheitsbedürfnis oder übertriebene Selbstlosigkeit. Die Ursache für solche Verhaltensweisen liege darin, dass 'der Mensch nicht mit sich selbst zurechtkommt'. Die erlösende Botschaft von Jesus Christus sei, dass die Menschen von Gott unendlich geliebt würden, auch wenn die Sünde in ihrem Leben allgegenwärtig sei. Dietz: 'Wir sind abgründiger als wir wissen, aber auch wertvoller, als wir glauben'."

Ein Leser der Site kommentierte den Text so: "Zuerst müssen die Menschen an Gott glauben - und dass es ein Jenseits gibt. Zweitens müssen sie an die Unsterblichkeit der Seelen glauben. Drittens müssen sie glauben, dass Jesus in der unsichtbaren Welt die Rolle des Richters einnimmt. Viertens müssen sie glauben, dass der Teufel ebenfalls in der unsichtbaren Welt ein Reich hat. Und dann erst, fünftens können die Menschen verstehen, warum die Vergebung der Sünden eine Bedeutung für das Jenseits haben soll."

Was ist jetzt mit den Sündern? Lässt sie der unendlich liebende Gott jetzt unendlich in der Hölle foltern oder nicht? Offenbar will der Herr Theologe Dietz von der Sünde weiterhin so reden, wie es inzwischen gebräuchlich ist, also dass die Sünde zwar ein störendes Element zwischen Mensch und Gott wäre, aber dass das eigentlich keine Folge hätte. Im obigen Leserkommentar kommt der Teufel vor und auch der Hinweis auf den christlichen Glaubensinhalt, nämlich auf die Vergebung und auf ihre Bedeutung fürs Jenseits, weil unvergebene Sünden führen eben zu höllischen oder zumindest fegefeuerischen Strafen. Man sollte den unendlich liebenden Gott etwas abschrägen, ihm also die seinerzeitigen Straffunktionen zurückgeben, aber ohne ewiges Höllenfeuer. Das Fegefeuer hat das Format dafür, ist aber nur in der katholischen Kirche im Gebrauch, weil in der Bibel kommt das ja gar nicht vor. Die r.k. Kirche hat das Fegefeuer im 6. Jahrhundert ja schon in diesem Sinne eingeführt, um eben ein bessere Differenzierung fürs Jenseits anzubieten, also nicht nur Himmel und Hölle, sondern dazwischen auch zeitlich begrenzte Fegefeuerstrafen.

Aber letztlich ist das wohl eh egal, weil die paar Leute, die noch unter Gottesfurcht leiden, sind wohl fast durchgehend über siebzig, den Jungen unter dreißig ist das Ganze inzwischen ohnehin einerlei und die dazwischen liegenden Leute die brauchen die Pascalsche Wette eher auch nimmer.

Aber schaut Euch das Fegefeuer an, das ist ja auch grauslich genug!


Papst Franz hat zu Ostern 2018 den ungläubigen Publizisten Eugenio Scalfari empfangen und dieser veröffentlichte einen Bericht darüber, in dem stand, der Papst habe gesagt, "die Hölle gibt es nicht, es gibt lediglich die Auslöschung sündhafter Seelen". Das wäre auch eine Möglichkeit! Kein Himmel, keine Hölle, kein Fegefeuer, sondern als Strafe für die Sünder die ewige Nichtexistenz! Weil die betrifft sowieso alle Leute! Da könnte die Kirche mit der Realität zusammentreffen und ihre Gläubigen sündenlehrig damit doch noch ein bisschen schrecken!