"Christen können nicht darauf verzichten, von Sünde zu
reden. In der Kirche gebe es die Tendenz, nicht mehr davon zu sprechen. Stattdessen
werde ein rein harmonisches Bild vom 'lieben Gott' vermittelt. Die Gründe
dafür lägen in der Geschichte des Christentums begründet. Das
christliche Abendland habe während des Mittelalters im Kampf gegen die
Sünde eine 'verblüffende Struktur der Gnadenlosigkeit hervorgebracht'.
Die mittelalterliche Lehre von den sieben Todsünden (Hochmut, Geiz, Wollust,
Zorn, Völlerei, Neid, Faulheit) werde von vielen Menschen als bedrückend
empfunden. Bis heute gelte die christliche Sündenlehre als lust- und lebensfeindlich.
Sie sei aber 'ein Schlüsselthema des Christentums'. Ohne sie könne
man Menschen nicht verständlich machen, dass Jesus Christus sie erlöst
habe. Deshalb müssten Christen Wege finden, von Sünde auf eine
Weise zu reden, die 'Menschen nicht kaputt macht'."
Da kann
ein Atheist auch schon längst mitreden, das Gerede von der Sünde wurde
deswegen zurückgeschraubt, weil der liebe Jesus in seinen Predigten ja
den Sündern ständig mit dem ewigen Höllenfeuer gedroht hat.
Und eine ewige, also nie endende Feuerfolter wäre derartig unmenschlich,
dass selbst der absolut böseste vorstellbare Mensch im Vergleich zu Jesus
und seiner ewigen Teufelsfolter immer noch geradezu himmlisch wäre. Genutzt
haben diese Drohungen lange Zeit sehr, die Teufelsfurcht stützte den Glauben,
sogar noch bis heute, weil die Leute, die im Religionsunterricht noch von der
ewigen Feuerhölle lernten, immer noch eine gewisse Gottesfurcht in sich
tragen können und darum eher nicht aus der Kirche austreten.
Weiter
heißt es auf idea.de: "Menschen werden von Gott unendlich geliebt
- Sünde sei, was die Beziehung des Menschen zu sich selbst und zu Gott
störe, so Dietz. Als 'moderne' Beispiele nannte der Theologe die Flucht
in eine Sucht, übersteigertes Sicherheitsbedürfnis oder übertriebene
Selbstlosigkeit. Die Ursache für solche Verhaltensweisen liege darin, dass
'der Mensch nicht mit sich selbst zurechtkommt'. Die erlösende Botschaft
von Jesus Christus sei, dass die Menschen von Gott unendlich geliebt würden,
auch wenn die Sünde in ihrem Leben allgegenwärtig sei. Dietz: 'Wir
sind abgründiger als wir wissen, aber auch wertvoller, als wir glauben'."
Ein Leser der Site kommentierte den Text so: "Zuerst müssen die Menschen
an Gott glauben - und dass es ein Jenseits gibt. Zweitens müssen sie an
die Unsterblichkeit der Seelen glauben. Drittens müssen sie glauben, dass
Jesus in der unsichtbaren Welt die Rolle des Richters einnimmt. Viertens müssen
sie glauben, dass der Teufel ebenfalls in der unsichtbaren Welt ein Reich hat.
Und dann erst, fünftens können die Menschen verstehen, warum die Vergebung
der Sünden eine Bedeutung für das Jenseits haben soll."
Was
ist jetzt mit den Sündern? Lässt sie der unendlich liebende Gott jetzt
unendlich in der Hölle foltern oder nicht? Offenbar will der Herr Theologe
Dietz von der Sünde weiterhin so reden, wie es inzwischen gebräuchlich
ist, also dass die Sünde zwar ein störendes Element zwischen Mensch
und Gott wäre, aber dass das eigentlich keine Folge hätte. Im obigen
Leserkommentar kommt der Teufel vor und auch der Hinweis auf den christlichen
Glaubensinhalt, nämlich auf die Vergebung und auf ihre Bedeutung fürs
Jenseits, weil unvergebene Sünden führen eben zu höllischen oder
zumindest fegefeuerischen Strafen. Man sollte den unendlich liebenden
Gott etwas abschrägen, ihm also die seinerzeitigen Straffunktionen zurückgeben,
aber ohne ewiges Höllenfeuer. Das Fegefeuer hat das Format dafür,
ist aber nur in der katholischen Kirche im Gebrauch, weil in der Bibel kommt
das ja gar nicht vor. Die r.k. Kirche hat das Fegefeuer im 6. Jahrhundert ja
schon in diesem Sinne eingeführt, um eben ein bessere Differenzierung fürs
Jenseits anzubieten, also nicht nur Himmel und Hölle, sondern dazwischen
auch zeitlich begrenzte Fegefeuerstrafen.
Aber letztlich ist das wohl
eh egal, weil die paar Leute, die noch unter Gottesfurcht leiden, sind wohl
fast durchgehend über siebzig, den Jungen unter dreißig ist das Ganze
inzwischen ohnehin einerlei und die dazwischen liegenden Leute die brauchen
die Pascalsche Wette
eher auch nimmer.
Aber schaut Euch das Fegefeuer an, das ist ja auch grauslich genug!
Papst
Franz hat zu Ostern 2018 den ungläubigen Publizisten Eugenio Scalfari empfangen
und dieser veröffentlichte einen Bericht darüber, in dem stand, der
Papst habe gesagt, "die Hölle gibt es nicht, es gibt lediglich die
Auslöschung sündhafter Seelen". Das wäre auch eine Möglichkeit!
Kein Himmel, keine Hölle, kein Fegefeuer, sondern als Strafe für die
Sünder die ewige Nichtexistenz! Weil die betrifft sowieso alle Leute! Da
könnte die Kirche mit der Realität zusammentreffen und ihre Gläubigen
sündenlehrig damit doch noch ein bisschen schrecken!