Zum Umstand, dass es kirchlicherseits keine Hilfe oder Anleitung zu den
Problemen im Zölibat gibt, sagt Reich: "Wenn einer ein Problem
damit hat, wird das von der Kirche sofort individualisiert. Schließlich
habe er sich für die Priesterweihe entschieden, nun solle er selber damit
zurechtkommen, so die Haltung. Die Kirche übernimmt keine Verantwortung
dafür, wie die Priester dieses Gelübde leben können."
Und
auf die Frage "Was tun Kleriker, wenn sie merken, dass es nicht geht?",
gibt es diese Antwort: "Es gibt solche, die ein Doppelleben führen,
indem sie heimlich eine Beziehung haben. Andere haben Affären. Oder sie
leben ihre sexuellen Bedürfnisse aus, indem sie zu Prostituierten gehen,
im Urlaub ihrer Sexualität freien Lauf lassen, um danach für den Rest
des Jahres enthaltsam zu sein. Andere masturbieren intensiv oder nutzen Pornografie
im Internet sowie einschlägige Chats. Das alles führt zu großen
Schuldgefühlen, weil es ja verboten ist."
Und wenn das
alles so schwierig ist, warum werden dann Männer Priester? Die Antwort:
"Die allermeisten haben den Vorsatz gefasst, das mit dem Zölibat schon
irgendwie hinzukriegen. Sie kämpfen auch darum, doch sie merken nach ein
paar Jahren, dass es gar nicht so einfach ist. Dann gibt es zwei Strategien.
Die einen kämpfen weiter, halten an der Sexabstinenz fest, jahrelang, mit
mehr oder weniger Erfolg, immer mehr frustriert. Andere kommen zum Schluss,
sie müssten nun das Beste daraus machen, und nutzen die Möglichkeiten,
die es gibt. Eben: Prostitution, Affären, Internetpornografie. Diese Gruppe
kann das irgendwie mit ihrem Gewissen vereinbaren. Die erste Gruppe aber leidet
sehr, weil es schwierig ist, wenn man einsehen muss, dass man hinter den eigenen
moralischen und den kirchlichen Erwartungen zurückbleibt."
Das
klingt nach dem, das auch der österreichische Pastoraltheologe Zulehner
vor einigen Jahren publiziert hat, er hatte eine Priesterbefragung durchgeführt
und fasste diesbezüglich zusammen: "67 Prozent stimmen in Bezug
auf ihr persönliches eheloses Leben der Aussage zu: 'Ich habe einen eigenständigen
Weg gefunden, den ich verantworten kann'."
Ein sexuallos lebender
Priester braucht keinen eigenständigen Weg, den er verantworten kann, also
sind die angeführten 67 % den im obigen Interview angeführten
Verhaltensweisen zuzuordnen. Wobei natürlich auch die 67% der Zulehner-Befragten
zu überdenken sind: wie viele von den anderen 33 % werden gelogen und geheuchelt
haben?
Die nächste Interviewfrage lautete: "Wenn es so schwierig
ist, diese Sexabstinenz zu leben, warum werden Männer Priester?" Die
Antwort dazu: "Die allermeisten haben den Vorsatz gefasst, das mit
dem Zölibat schon irgendwie hinzukriegen. Sie kämpfen auch darum,
doch sie merken nach ein paar Jahren, dass es gar nicht so einfach ist. Dann
gibt es zwei Strategien. Die einen kämpfen weiter, halten an der Sexabstinenz
fest, jahrelang, mit mehr oder weniger Erfolg, immer mehr frustriert. Andere
kommen zum Schluss, sie müssten nun das Beste daraus machen, und nutzen
die Möglichkeiten, die es gibt. Eben: Prostitution, Affären, Internetpornografie.
Diese Gruppe kann das irgendwie mit ihrem Gewissen vereinbaren. Die erste Gruppe
aber leidet sehr, weil es schwierig ist, wenn man einsehen muss, dass man hinter
den eigenen moralischen und den kirchlichen Erwartungen zurückbleibt."
Ein
dazu passender Witz: Kommt ein Patient zu einem Facharzt und lässt sich
durchuntersuchen. Der Arzt untersucht, testet und befragt dann den Patienten
noch im Detail, unter anderem auch über das Geschlechtsleben, wie oft geht's
noch? Die Antwort: ein- bis zweimal im Monat. Der Doktor: das gibt's doch nicht,
man wäre ungefähr gleich alt, beim Doktor ginge das noch drei- bis
viermal in der Woche! Der Patient: Sie sind Arzt in der Stadt, aber ich bin
Pfarrer am Land...
Auch nach den katholischen Gehbräuchen des
Missbrauchs wird gefragt, die Antwort auf die Frage, ab das etwas mit den Missbrauchsfällen
in der Kirche zu tun hätte, lautet: "Indirekt schon. Wie in allen
Gesellschaftsgruppen gibt es auch unter den Klerikern Kernpädophile. Aber
das ist wahrscheinlich eine sehr kleine Gruppe. Dann gibt es eine Art von Gelegenheitspädophilie.
Das sind Menschen, die als Priester sexuell unreif sind, weil sie keine Erfahrungen
haben und möglicherweise das Thema auch in der Familie schon schwierig
und tabuisiert war. Als Priester haben sie dann plötzlich eine Machtposition
und sind beispielsweise umgeben von 15-jährigen Ministranten, die genauso
auf der Suche nach ihrer Sexualität sind. Von dieser sexuellen Unreife
kann sich der Priester animiert fühlen, weil diese Jugendlichen den Eindruck
erwecken können, dass sie manipulierbar seien." Und auf die Frage,
ob sich Männer mit Sexualproblemen das priesterliche Berufsfeld aussuchen,
gibt der Psychologe und Ex-Priester eine zustimmende Antwort.
Das Interview
gibt wieder einmal eine klare Antwort, ein Sexualverbot funktioniert nicht,
bzw. nur bei Männern ohne Sexualtrieb. Darum wieder einmal das so wahre
Jesuswort zur Freiheit von Sexualität, auf die Frage nach Ehelosigkeit
steht in Matthäus 19, 11-12: "Dies Wort (Ehelosigkeit) fassen nicht
alle, sondern die, denen es gegeben ist. Denn es gibt Verschnittene, die von
Geburt an so sind; und es gibt Verschnittene, die von den Menschen verschnitten
worden sind; und es gibt Verschnittene, die sich selbst verschnitten haben um
des Himmelreiches willen. Wer es fassen kann, der fasse es!"