Der Mitterlehner und die Kurz-Intrigen

Einen unfreiwilligen Unterhaltungswert hatten die verbreiteten Meldungen über das Buch des ehemaligen ÖVP-Vorsitzenden Reinhold Mitterlehner, in welchem sich dieser mit seiner Ablöse durch den jetzigen Bundeskanzler Sebastian Kurz auseinandersetzt und den Kurz beschuldigt, seit 2016 seinen Sturz vorbereitet zu haben. Wobei er sogar meint, Kurz hätte für schlechte Werte für die damalige SPÖ-ÖVP-Regierung Sorge getragen.

Der Kurz ist sicherlich ein schlauer Fuchs, der weiß was er will, der aber auch weiß, wie er erreicht, was er will, indem er sich nach Stimmungen im Volke richtet.

Darum ein Blick zurück auf die Zeit von 2015, wo der durch die von Frau Merkel für die BRD abgeschaffte Duplin-Regel massive Migrantenzustrom auch nach Österreich und hierzulande auch massive Missstimmungen in der Bevölkerung ausgelöst hatte.

Schauen wir uns einmal die Umfrageergebnisse von 2015 bis 2017 an:


Und was sieht man daraus?
Der Migrantenzustrom 2015 steigerte vor allem die Prozente bei der FPÖ! 2014 war sie zwar schon bei 25 bis 27 % gelegen, aber 2015 stieg sie auf 33 %,  2016 lag sie durchgehend mit meistens 34 % an der Umfragenspitze. Und das nicht, weil der Sebastian Kurz gegen den Reinhold Mitterlehner intrigiert und die Regierung schlecht gemacht hätte. Sondern weil Wähler, die vom Asylantenzustrom besonders irritiert waren, speziell auch noch 2016 der ÖVP davon und der FPÖ zuliefen.

Zwar hatte auf Initiative des damaligen Außenministers Kurz am 24.2.2016 in Wien die "Westbalkankonferenz" getagt, wo die Grenzschließung bei der seit Errichtung des ungarischen Grenzzaunes im Dezember 2015 zur Hauptroute des Asylzustroms gewordene Balkanroute von Norden nach Süden im Sinne der Dublinregel erfolgte: Griechenland wurde damit wieder zum Land laut Dublin, das als Erstbetretenes für die Asylverfahren zuständig war. Da der Asylzustrom allerdings nicht auf Asyl in Griechenland, sondern auf ein besseres Leben speziell in Österreich, Deutschland und Schweden ausgerichtet war, wurde durch diese Grenzschließungen in Österreich und den Balkanstaaten der Zustrom nach Mitteleuropa unterbunden.

Kurz hatte das bewerkstelligt, aber die ÖVP hatte unter Mitterlehner das politisch nicht verwendet, erntete daher bei den Umfragen davon keinen Ertrag. Erst als am 10. Mai 2017 Mitterlehner bekannt gab, sowohl als Bundesparteiobmann der ÖVP, als auch von seinen Ämtern als Minister und Vizekanzler zurückzutreten, folgte der Stimmungsschwenk bei den Umfragen, Kurz folgte Mitterlehner und die ÖVP stieg im Mai von 20 auf 28 % und schnell folgte der weitere Anstieg auf 33 %.

Die FPÖ büßte ihre führende Position ein und fiel von 33 bis 34 Umfrageprozent in den 25%-Bereich zurück, auch die SPÖ verlor zwischendurch bei den Umfragen ein bisschen, bei der Nationalratswahl am 15.10.2017 konnte sie allerdings sogar ein paar Zehntelprozent dazugewinnen, weil es die Grünen zertrümmerte.

Dort hatte man die Schließung der Balkanroute heftig kritisiert, der grüne Bundespräsident van der Bellen hatte im April 2017 sogar Solidarität mit dem Islam in der Form gefordert, man werde alle Frauen ersuchen müssen, auch Kopftücher zu tragen. Deswegen und auch wegen der eigenen Wahlliste des grünen Willkommenskulturkritisierers Peter Pilz verloren die Grünen Zweidrittel ihrer Stimmen (minus 8,62 % vom 12,42% Wählerstimmenanteil 2013) und flogen aus dem Parlament, die ÖVP gewann knapp 7,5 % hinzu und war mit 31,47 % zur stärksten Partei geworden.

Somit kann man zum Kurz-Gejammer des gescheiterten ÖVP-Chefs Mitterlehner festhalten, dass Wähler den Kurz eben als den Politiker erlebten, der sich in einem konkreten Bereich um die Sorgen und Ängste großer Teile der Bevölkerung zielgerichtet und wirkungsvoll gekümmert hatte und deswegen eine ÖVP unter Kurz wesentlich höheres Ansehen errang, als eine ÖVP unter Mitterlehner gehabt hatte. Aktuell liegt die ÖVP bei den Umfragen von 2019 ständig bei 34 %, die SPÖ hat bei den letzten zehn Umfragen einen Schnitt von 25,8 %, bei der FPÖ sind das 23,4 %. Seit der Wahl 2017 hat sich der Stimmanteil der Koalition mit leichter Umverteilung von der FPÖ zur ÖVP bisher gehalten. Die SPÖ liegt etwas schlechter, die Neos liegen mit 7,5 % besser, die Grünen grundeln immer noch bei einem Schnitt knapp über 5 %, die Liste Pilz liegt außerhalb der wahlmäßig notwendigen Mindestprozente.

Meinereiner kann wieder einmal zusammenfassen:
Wenn man Stimmungen im Volke ernst nimmt, gewinnt man Wahlen, wenn man das Volk belehrt, was es zu denken und zu meinen hätte, dann verliert man Wahlen. So einfach ist das in der Demokratie!