Gegen die Dollar-Dominanz

https://de.sputniknews.com am 27.06.2019

Die Behörden des Irans verhandeln derzeit mit mehreren Ländern - darunter die Türkei, Russland, China, Aserbaidschan und Indien - über die Unterzeichnung eines Finanzabkommens. Nach Ansicht des Nahost-Experten Mehmet Ali Güller wird dieses Abkommen der Dominanz des US-Dollars einen entscheidenden Schlag versetzen.

Der türkische Journalist, Kolumnist, Autor mehrerer Bücher über den Nahen Osten, Mehmet Ali Güller, nahm in Sputnik-Interview Stellung zur jüngsten Erklärung des iranischen Außenministers Dschawad Sarif, dass die Behörden des Irans mit mehreren Ländern, darunter die Türkei, Russland, China, Aserbaidschan und Indien, über die Unterzeichnung von Finanzabkommen verhandeln, die auf die Beschränkung der Dollar-Nutzung im Handel abzielen.

Bezüglich der Tatsache, welchen Einfluss solche Abkommen auf die Befreiung der Länder der Region vom wirtschaftlichen  und politischen Druck der USA ausüben können, sagte Güller:
"Da ist nicht einmal das Ausmaß und Umfang dieser Abkommen, sondern vor allem die Tatsache ihres Abschlusses wichtig. Es geht darum, dass sie in der Zukunft die Anwendung der US-Sanktionen unmöglich machen werden. Finanzabkommen, gemeinsame Zahlungsmechanismen, Handel in Nationalwährungen – das sind ergänzende Schritte auf dem Weg zum Sturz des Dollar im internationalen Wirtschaftssystem. Gerade deswegen stemmen sich die USA gegen den von Deutschland, Frankreich und Großbritannien zusammen mit dem Iran eingerichteten INSTEX-Mechanismus."

Die türkisch-iranischen Abkommen würden es ermöglichen, die bilateralen Verbindungen qualitativ zu entwickeln. "Solche bilaterale Abkommen und gemeinsame Zahlungsmechanismen werden reale Auftragnehmer vor Ort zur Einhaltung des Gesetzes im Rahmen der zwischen den Ländern erreichten Vereinbarungen motivieren. Der gegenseitige Handel unter Bedingungen der Sanktionseinschränkungen mit der Nutzung verschiedener illegaler Methoden im Rahmen des von den USA kontrollierten Finanzsystems bietet den Auftragnehmern die Möglichkeit, sich zu bereichern, bereitet jedoch Probleme in den bilateralen Beziehungen und bringt den USA einen weiteren Trumpf. So sind die Probleme in den türkisch-iranischen Handelsbeziehungen in den vergangenen Jahren, die via Vermittlern und Zwischenhändlern erfolgten, leider bis heute ein Trumpf, den die USA gegen die Türkei nutzen. Angesichts dessen würde die Unterzeichnung eines bilateralen Finanzabkommens zwischen der Türkei und dem Iran die Entwicklung und die Festigung der Handelsverbindungen zwischen den beiden Ländern auf einer gesunden und festen Grundlage gewährleisten", so Güller.

Auf die Wichtigkeit hinweisend, dass dieses Thema auf die Tagesordnung gebracht wurde, als Präsident Donald Trump einen Erlass über die Verschärfung der Sanktionen gegen Teheran unterzeichnete, sagte Güller: "Die wirtschaftliche Größenordnung dieser Länder ist größer als die der US-Wirtschaft, und sie sind nicht verpflichtet, einen Handel zu den von den USA gestellten Bedingungen zu führen. Nachdem China der WTO beigetreten war und sein Gewicht im IWF und in der Weltbank stieg, begannen die von den USA entworfenen Finanzrahmen, sich zu erweitern und zu verändern. Bekannt ist, dass viele der genannten Länder in denselben Strukturen vertreten sind und den Übergang zur nationalen Währung im gegenseitigen Handel beschlossen haben. Dieser Beschluss widerspiegelt sich bereits in ihren Handelssystemen. Das ist ein heftiger Schlag gegen die Herrschaft des US-Dollar."

Zum Schluss hob der Experte hervor, dass die volle Unabhängigkeit eines Staates nur unter Bedingung der Gewährleistung seiner wirtschaftlichen Unabhängigkeit möglich ist, worauf solche Modelle des Zusammenwirkens wie bilaterale Finanzvereinbarungen abzielen.

Siehe dazu auch: Amerika bereitet Dollar auf Abwertung vor