"Papst Franziskus hat in einem Brief einen Verfall des Glaubens in Deutschland
kritisiert. In dem Schreiben beklagt er, dass im Osten der Bundesrepublik ein
Großteil der Bevölkerung nicht getauft sei und keinerlei Kontakt
mehr zur Kirche habe. Aber auch in katholischen Hochburgen in Westdeutschland
besuchten immer weniger Menschen die Sonntagsmesse. Franziskus Brief ist an
das pilgernde Volk Gottes in Deutschland adressiert. Die Vorsitzenden der Deutschen
Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Kardinal
Reinhard Marx und Thomas Sternberg, räumten in einer Antwort an den Papst
ein, dass die Glaubwürdigkeit der Kirche in den vergangenen Jahren erschüttert
worden sei. Diese müsse man jetzt wiederherstellen."
In der
etwas längeren SPIEGEL-Meldung dazu steht, dass der Papst konkret meinte,
die Evangelisierung müsse immer "unser Leitkriterium schlechthin"
sein.
Ja, da weiß man im Vatikan, dass in der BRD der Glaube schwindet,
etwa das wesentliche Glaubenselement, der sonntägliche Kirchgang, nur noch
von um die zehn Prozent der Kirchenmitglieder getätigt wird. Und man weiß
laut Papst auch, das Gegenmittel: Die Evangelisierung! Ja, warum evangelisiert
man dann nicht????? Oder weiß man insgeheim auch, dass das Problem
des Glaubensschwundes nicht an der fehlenden Evangelisierung liegt, sondern
überhaupt am allgemeinen schwindenden Interesse an Religionen?
Schließlich
hatte der Vatikan für die Fastenzeit im Jahre 2012 bekanntlich einen Test
geplant, man wollte in elf europäischen Großstädten versuchsweise
eine katholische Neuevangelisierung starten! Und als dann die Fastenzeit
kam, gab's die Neuevangelisierungen nirgendwo, sie wurden nicht einmal offiziell
abgesagt, sondern in aller Stille nicht durchgeführt!
Auf der Site des "Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung"
stammt der letzte Eintrag von 2013.
Man wusste es: Das bringt nichts,
die Menschen in Europa interessiert großteils Religion nicht mehr.
Aber von Zeit zu Zeit muss der Herr Papst darüber ein bisschen jammern.
Dass er seinen Brief "an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland adressiert",
kann auch nichts bringen. Denn die Leute, die nach Rom und zum Papst pilgern,
stammen ja aus der kleinen Gruppe der noch praktizierenden katholisch Gläubigen,
die brauchen keine päpstliche Belehrung. Und die übrigen erreicht
die Kirche praktisch nimmer und weiß das auch! Weil wenn man noch Hoffnung
hätte, würde man es ja mit der Evangelisierung probieren, statt bloß
davon zu reden, dass diese ein "Leitkriterium" wäre...
Und
dass es wegen der Sexualverbrechen von Klerikern vor allem um die Erschütterrung
der Glaubwürdigkeit gegangen wäre, man darum die Glaubwürdigkeit
wieder herstellen müsste, hat damit auch nichts zu tun. Denn die Protestanten
hatten keine solchen Probleme und verlieren trotzdem ständig mehr Mitglieder
als dei Katholiken und haben eine deutlich niederigere Quote von noch praktizierenden
Mitgliedern, was wohl an der dortigen Liberalität liegt, die Protestanten
sind unverbindlicher und binden darum noch weniger Leute als die katholische
Kirche.