Papst kritisiert Glaubensverfall in Deutschland

Verschiedene Medien berichteten das Ende Juni 2019, auf SWR stand eine Kurzfassung davon zu lesen:

"Papst Franziskus hat in einem Brief einen Verfall des Glaubens in Deutschland kritisiert. In dem Schreiben beklagt er, dass im Osten der Bundesrepublik ein Großteil der Bevölkerung nicht getauft sei und keinerlei Kontakt mehr zur Kirche habe. Aber auch in katholischen Hochburgen in Westdeutschland besuchten immer weniger Menschen die Sonntagsmesse. Franziskus Brief ist an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland adressiert. Die Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Kardinal Reinhard Marx und Thomas Sternberg, räumten in einer Antwort an den Papst ein, dass die Glaubwürdigkeit der Kirche in den vergangenen Jahren erschüttert worden sei. Diese müsse man jetzt wiederherstellen."

In der etwas längeren SPIEGEL-Meldung dazu steht, dass der Papst konkret meinte, die Evangelisierung müsse immer "unser Leitkriterium schlechthin" sein.

Ja, da weiß man im Vatikan, dass in der BRD der Glaube schwindet, etwa das wesentliche Glaubenselement, der sonntägliche Kirchgang, nur noch von um die zehn Prozent der Kirchenmitglieder getätigt wird. Und man weiß laut Papst auch, das Gegenmittel: Die Evangelisierung! Ja, warum evangelisiert man dann nicht?????
Oder weiß man insgeheim auch, dass das Problem des Glaubensschwundes nicht an der fehlenden Evangelisierung liegt, sondern überhaupt am allgemeinen schwindenden Interesse an Religionen?

Schließlich hatte der Vatikan für die Fastenzeit im Jahre 2012 bekanntlich einen Test geplant, man wollte in elf europäischen Großstädten versuchsweise eine katholische Neuevangelisierung starten! Und als dann die Fastenzeit kam, gab's die Neuevangelisierungen nirgendwo, sie wurden nicht einmal offiziell abgesagt, sondern in aller Stille nicht durchgeführt! Auf der Site des "Päpstlichen Rates zur Förderung der Neuevangelisierung" stammt der letzte Eintrag von 2013.

Man wusste es: Das bringt nichts, die Menschen in Europa interessiert großteils Religion nicht mehr. Aber von Zeit zu Zeit muss der Herr Papst darüber ein bisschen jammern. Dass er seinen Brief "an das pilgernde Volk Gottes in Deutschland adressiert", kann auch nichts bringen. Denn die Leute, die nach Rom und zum Papst pilgern, stammen ja aus der kleinen Gruppe der noch praktizierenden katholisch Gläubigen, die brauchen keine päpstliche Belehrung. Und die übrigen erreicht die Kirche praktisch nimmer und weiß das auch! Weil wenn man noch Hoffnung hätte, würde man es ja mit der Evangelisierung probieren, statt bloß davon zu reden, dass diese ein "Leitkriterium" wäre...

Und dass es wegen der Sexualverbrechen von Klerikern vor allem um die Erschütterrung der Glaubwürdigkeit gegangen wäre, man darum die Glaubwürdigkeit wieder herstellen müsste, hat damit auch nichts zu tun. Denn die Protestanten hatten keine solchen Probleme und verlieren trotzdem ständig mehr Mitglieder als dei Katholiken und haben eine deutlich niederigere Quote von noch praktizierenden Mitgliedern, was wohl an der dortigen Liberalität liegt, die Protestanten sind unverbindlicher und binden darum noch weniger Leute als die katholische Kirche.