Die katholische Kirche ist in Norwegen eine kleine Kirche, die in den
letzten Jahren stark gewachsen zu sein schien. In Wikipedia ist zu lesen:
"Noch 2009 hatte die Statistikbehörde nur 57.000 katholische Kirchenmitglieder
erfasst, schon 2010 gab die katholische Kirche fast 70.000 Mitglieder an. Dann
2012 sollen es schon rund 110.000 und 2014 über 140.000 Mitglieder gewesen
sein. Seit mit der Osterweiterung der EU (2004) die Arbeitsmigration nach Norwegen
stark zugenommen hat, bilden polnische Staatsbürger rund ein Drittel der
registrierten Kirchenmitglieder."
Der norwegische Staat zahlt
den Religionsgemeinschaften pro Mitglied und Jahr etwa 100 Euro aus.
Kath.net
freute sich im August 2018 über diesen Mitgliederzuwachs: "Die
katholische Kirche in Norwegen verzeichnet ein rasantes Wachstum. Waren 2005
42.000 Katholiken im staatlichen Register verzeichnet, sind es nun bereits 177.0000."
Bereits
im Februar 2015 schrieb allerdings der STANDARD darüber so: "Oslo
- Wegen Betrugsverdachts bei der katholischen Kirche hat die norwegische Polizei
am Donnerstag den Sitz der Kirche in Oslo durchsucht. Die Diözese von Oslo,
die alle Kirchendaten verwaltet, soll über Jahre hinweg die Zahl der Kirchenmitglieder
künstlich aufgebauscht und auf diese Weise unrechtmäßig Millionenzuschüsse
des Staats eingestrichen haben. Zwischen 2010 und 2014 habe die Kirche 65.000
neue Mitglieder gemeldet und umgerechnet 5,84 Millionen Euro an zusätzlichen
Zuschüssen erhalten. (..)
Bei den vorgeblichen neuen Mitgliedern handelt
es sich (..) aber vorwiegend um Einwanderer, deren Namen aus den Telefonbüchern
entnommen wurden. Mit Hilfe dieser Methode habe sich die Zahl der Katholiken
in dem vorwiegend protestantischen Land binnen weniger Jahre von 67.000 auf
140.000 mehr als verdoppelt. Unter Verdacht stehen vor allem der Bischof von
Oslo, (Anm. atheisten-info: der aus dem Klosterneuburger Chorherren-Konvent
stammt) Bischof Bernt Eidsvig, sowie der Finanzverwalter der Diözese."
Es
hat ein bisschen gedauert, bis diese Sache nun juristisch enderledigt werden
konnte, im Juli 2019 berichteten Medien darüber, dass das zuständige
norwegische Appellationsgericht die Diözese zu einer Busse von 250.000
Euro sowie zur Rückzahlung der von 2010 bis 2014 zuviel erhaltenen etwa
fünf Millionen Euro verurteilte, weil sich die Kirche diese Mitgliedsbeiträge
erschlichen hatte.
Mitarbeiter des Bistums Oslo hatten in Telefonbüchern
spanisch und polnisch klingende Namen gesucht, dann verschafften sie sich dazu
die jeweiligen Sozialversicherungsnummern dieser Leute und meldeten diese Personen
ohne deren Wissen als Katholiken bei der staatlichen Registrierstelle an.
Aufgeflogen
ist das dann u.a. dadurch, dass Agnieszka Bryn, Vorstandsmitglied mit polnischer
Herkunft des Human-Ethischen Verbandes Norwegens (Human-Etisk Forbund, HEF)
auf ihre katholische Registrierung stieß. HEF ist agnostisch-atheistisch
ausgerichtet und hat um die 90.000 Mitglieder, ist damit wohl mitgliederreicher
als die katholische Kirche. Als erste Verdachte auftauchten, wies die katholische
Kirche diese zurück, als sich der Verdacht bestätigte, redete man
von 4.000 unvorsätzlich falsch registrierten Personen. Als das nimmer funktionierte,
verweigerte man die Rückzahlungen der zu Unrecht bezogenen staatlichen
Gelder, weil polnische Migranten ja in der Regel katholisch getauft wären
und die katholische Taufe nicht widerrufen werden kann, sie also auch in Norwegen
Mitglieder der katholischen Kirche zu sein hätten. Diese Argumentation
verwarf nun die Berufungsinstanz endgültig.
Alles Geheuchel hat also letztlich rechtlich nicht geholfen, wer sich in Norwegen nicht selber als Katholik staatlich registriert, ist kein Katholik und der Staat hat der Kirche nichts zu zahlen. Das wegen dieser Anmeldungen, von denen diese Personen nichts wussten, erhaltene Geld ist zurecht zurückzuzahlen! Wobei angemerkt werden muss, dass diese Rückzahlung aus zivilrechtlichen Gründen erfolgen muss, denn der Betrugsvorwurf an die Beteiligten des Bistums Oslo führte zu keiner Verurteilung, die Verurteilung zu einer Geldstrafe gab es nur wegen grober Fahrlässigkeit!