"An keiner Stelle verurteilt die Bibel Homosexualität!"

Das stellte die Bibelwissenschaftlerin Ilse Müllner fest auf und katholisch.de interviewte am 29.7.2019 Ilse Müllner darüber:

Frage: Frau Müllner, (..) lässt sich aus der Bibel eine Abwertung von Homosexualität herauslesen?
Müllner: Nein, aus der Bibel lässt sich überhaupt nicht ableiten, wie man sich heute als Christ oder als Christin mit Blick auf das Thema Homosexualität positionieren muss. Erstens, weil die Bibel nichts über Homosexualität, wie wir sie heute verstehen, aussagt. Und zweitens, weil die sexuellen Akte, die darin beschrieben werden, immer in ihrem jeweiligen kulturellen und sozio-historischen Kontext betrachtet werden müssen. Die Vorstellungen von einer homosexuellen Partnerschaft gab es damals noch nicht. Davon spricht man erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts.

Frage: Gerne werden Levitikus 18,22 und Römer 1,26-27 für eine negative Bewertung von Homosexualität herangezogen.
Müllner: Man kann diese Stellen nicht gegen Homosexualität, wie sie heute verstanden wird, heranziehen, denn es geht darin nicht um eine auf Dauer angelegte Liebesbeziehung von Menschen gleichen Geschlechts. Das muss man wissen, bevor man solche Zitate zur Argumentation heranzieht. Bei Levitikus wird abgelehnt, wenn ein Mann bei einem Mann wie bei einer Frau liegt. Damit wird Analverkehr zwischen Männern beschrieben. Doch es geht hier nicht um eine homosexuelle Beziehung. Es geht um einen Geschlechtsakt, der verurteilt wird, weil er nicht als gemeinschaftsförderlich angesehen wird. Das wird aus dem Kontext deutlich, wo unter anderem auch der Geschlechtsverkehr mit einer menstruierenden, also zu diesem Zeitpunkt nicht fruchtbaren Frau, abgelehnt wird. Aus der erzählenden Literatur wird oft auf Genesis 19 verwiesen. Hier sollen Gäste, die in die Stadt Sodom, daher der Begriff Sodomie, kommen, durch Sexualverkehr gedemütigt werden. Es geht wieder nicht um homosexuelle Beziehungen. Stattdessen sollen Männer durch eine Gruppe anderer Männer vergewaltigt werden. Es geht also um fremdenfeindliche Gewalt. Bei dieser Bibelstelle wird der Zusammenhang von Sexualität und Macht deutlich. Mit diesem Zusammenhang müssen wir uns ja gerade auch im Hinblick auf den Missbrauchsskandal auseinandersetzen.

Atheistische Anmerkungen

Es hatte daher nix mit Homosexualität und Homosexuellen zu tun, wenn in Lev 18,22 steht, "Du darfst nicht mit einem Mann schlafen, wie man mit einer Frau schläft; das wäre ein Gräuel."
Und wenn dann über "Gräuel" in Lev 18, 29-30 steht: "Alle nämlich, die irgendeine dieser Gräueltaten begehen, werden aus der Mitte ihres Volkes ausgemerzt. Achtet auf meine Anordnungen, befolgt keinen von den gräulichen Bräuchen, die man vor euch befolgt hat, und verunreinigt euch nicht durch sie. Ich bin der Herr, euer Gott."

In unseren Breiten wurden Männer, die mit einem Mann schliefen, wie man mit einer Frau schläft, letztmalig in der Nazizeit aus ihrem Volk ausgemerzt, weil der Hitler hielt sich noch an Gottes Wort! In Österreich war Homosexualität aus dieser Gräuelpraxis noch bis in die 1970er-Jahre strafbar gewesen, dann wurde 1971 das von der damaligen SPÖ-Regierung unter Kreisky abgeschafft. Das Delikt hatte geheißen "Unzucht wider die Natur mit demselben Geschlecht". Die katholischen Bischöfe wurden wegen der Abschaffung des Strafparagraphen von Sorgen geplagt, sie befürchteten wegen der Entkriminalisierung, dass Homosexualität "zur Mode" werden könnte. Denn die Bischöfe hatten ja in der Bibel Gottes Wort über die homosexuellen Gräuel. Und sie wussten wohl auch, dass es unter Geistlichen überproportional viele Homos gab...

Im Römerbrief von Paulus steht in 1,27 "ebenso gaben die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in Begierde zueinander; Männer trieben mit Männern Unzucht und erhielten den ihnen gebührenden Lohn für ihre Verirrung." Nach einer Reihe von Beschimpfungen steht im Vers 32, "Wer so handelt, verdient den Tod." Und das hat laut Frau Müllner nichts mit einer biblischen Verurteilung der Homosexualität zu tun, weil von homosexueller Partnerschaft steht nichts in der Bibel. Dass das damit zusammenhängt, dass damals Homosexualität ein Ausmerzungsdelikt war, darauf kommt im 21. Jahrhundert eine Bibelwissenschaftlerin nicht. Weil heute die Homosexualität anders verstanden wird und in der Bibel das Wort "Homosexualität" nicht vorkommt, sondern nur homosexuelles Verhalten beschrieben wird? Laut göttlicher Bibelvorschrift waren Männer, die mit einem Mann schliefen, wie man mit einer Frau schläft, aus dem Volke auszumerzen, bzw. hatten Männer die mit Männern Unzucht trieben, den Tod verdient. Aber in der Bibel steht keine Stelle, die Homosexualität verurteilt!???

Geht's noch heuchlerischer, noch scheinheiliger? WC! Wohl Caum!

Vielleicht könnt sich Frau Müllner auch noch damit befassen, dass der Jesus die Sklaverei als Selbstverständlichkeit nahm. Steht wahrscheinlich auch nicht in der Bibel. Und dass Sünder und Ungläubige ins ewige Höllenfeuer kommen, dazu könnte Frau Müllner bestimmt auch was Himmlisches schreiben!