Der doppelte Russenfreund Strache

Lustig war die Kronenzeitung am Sonntag, den 11.8.2019.

Denn das Interview von Strache mit "Russia Today" - siehe Info Nr. 4732 - rief eine recht seltsame Empörung hervor. So hieß ein Artikeltitel, "Trotz der Oligarchen-Falle trat Heinz-Christian Strache in Putins Propagandasender auf", es wird eine Verbindung mit der pseudoreichen Fake-Russin im Ibiza-Video hergestellt und Empörung geäußert, weil Strache schon wieder was mit Russen macht. Dummerweise war jedoch die Ibiza-Falle keine Falle von Putin. Da war die Krone überfordert.

Speziell der Chefredakteur Klaus Hermann, denn der hatte in seiner Sonntagsglosse auf Seite 2 unter dem Titel "Immer die Russen" u.a. geschrieben:
"(..) Ja, ja, mit Russland haben sie’s, unsere Blauen. Vor zwei Jahren ließ sich Heinz-Christian Strache auf Ibiza bekanntlich in die Falle locken, weil ihn eine reiche Russin als Gesprächspartnerin so sehr reizte, dass er gleich seine Partei, die 'Krone' und mehr oder weniger das ganze Land anbot. Bloß: Die anscheinend attraktive Oligarchennichte mit dem vielzitierten Zehennagelmakel war weder reich noch russisch.
Wer nun meint, nach diesem Ibiza-Russland-Flop, der ihn die Vizekanzler- und Parteiobmannschaft gekostet hat, hätte Strache von Russland genug, täuscht sich. Er behandelt ein mögliches Russen-Trauma, indem er ausgerechnet mit Putins Propaganda-TV Russia-Today spricht. (..) Soweit erkennbar diesmal ohne Einfluss von Alkohol oder anderer 'psychotroper Substanzen' (Zitat von Strache-Intimus Gudenus zu Ibiza) (..) gibt sich 'H.-C.' selbstbewusst, als wäre nichts geschehen. Und lässt Lust an einem Polit-Comeback erkennen. Er droht: 'Ich kann für die Zukunft nichts ausschließen.' Die Russen werden es schon richten, oder? (..)"

Ja, der Strache hat das offenbar bemerkt, dass die falsche Russin von Ibiza, nichts mit Russland zu tun hatte und gab vielleicht darum dem bei westlichen Medien sehr unpopulären RT ein Interview! Weil die echten Russen hatten ihm ja nix getan! Und vielleicht hat ihm auch die Selbsteinschätzung von "Russia Today" gefallen:
"Der fehlende Part – Was machen wir anders? Unser Ziel ist es, eine Gegenöffentlichkeit herzustellen sowie Medienmanipulationen aufzuzeigen. In diesem Sinne werden wir Stimmen zu Wort kommen lassen, die eine alternative, unkonventionelle Sichtweise präsentieren. Unser Leitbild lautet: 'Wir zeigen den fehlenden Teil zum Gesamtbild'. Also genau jenen Part, der sonst verschwiegen oder weggeschnitten wird."

Ja, die meisten Westmedien folgen den Zensurvorschriften der politischen Korrektness hingebungsvoll und die profitträchtigen Heiligtümer des Neoliberalismus stoßen auf keinerlei Medienkritik, da ist der RT natürlich oft ein unerwünschter Störenfried, speziell weil RT auch recht erfolgreich werkt, in seinen Berichten immer alles mit Links zu Quellen absichert und darum auch festhalten kann: "In mehr als 100 Ländern der Welt wird RT von mehr als 664 Millionen Menschen gesehen. Der YouTube-Kanal von RT International knackte als erster News-Kanal die Milliardengrenze und steht mittlerweile bei über sieben Milliarden Aufrufen."

Immerhin: Der Krone-Chefredakteur hat bemerkt, dass auf RT der Strache nicht besoffen war. Dass die Kronenzeitung öfters (wie RT) die politische korrekte Zensur ignoriert, sei erwähnt, man hatte z.B. 2015 die Forderung des politisch korrekten Presserates zurückgewiesen, bei Straftätern ausländischer Herkunft, diese Herkunft nicht zu erwähnen, also z.B. nicht zu schreiben, ein Asylwerber aus dortunddort habe eine Straftat begangen, sondern ein soundso-Jähriger oder einer aus dem Bundesland soundso wäre der Täter. Politisch unkorrekte Wirklichkeit kann in der Krone zur korrekten Wirklichkeit werden. Aber - wie man hier sieht - nicht immer, russische Medien sind auch bei deren sorgfältigster Arbeit bloße Feindpropaganda vom Putin...