Wie die katholischer Esoterik bei den katholischen Kirchenmitgliedern ankommt, zeigte sich am 19.9.2019 als im Wiener Stephansdom, der zweitgrößten Kirche in Österreich, das "Medjugorje-Friedensgebet: Maria hat Herz für uns" abgehalten wurde. Auf der Wiener Diözesan-Homepage wurde am 20.9. darüber berichtet, es hieß dort einleitend:
"Mehr als 3.000 Gläubige aus ganz Österreich und darüber hinaus sind am Donnerstag, 19. September 2019, zum Friedensgebet "Message for You" in den Wiener Stephansdom gekommen. Geleitet wurde die sechsstündige Gebetsveranstaltung von Kardinal Christoph Schönborn, der es als die zentrale Botschaft von Medjugorje bezeichnete, "dass die Gottesmutter Maria ein Herz für uns hat und wir immer zu ihr kommen können". Das zum bisher 12. Mal durchgeführte Friedensgebet steht in engem Zusammenhang zum Wallfahrtsort Medjugorje in Bosnien-Herzegowina, wo seit 38 Jahren Marienerscheinungen berichtet werden, die von der Kirche jedoch bisher nicht offiziell anerkannt sind, weil deren Prüfung noch nicht abgeschlossen ist."
Da hat man in ganz Österreich (Stand von 2018) 5.053.074 katholische
Kirchenmitglieder, in der Diözese Wien (dazu gehört allerdings
auch das östliche Niederösterreich) waren es 1.176.089! Und da freut
sich der Herr Kardinal Schönborn, wenn "mehr als 3.000 Gläubige
aus ganz Österreich und darüber hinaus" - also waren auch ausländische
Besucher dabei - zu einem Betkreis für die Mama vom Gottessohn Jesus zusammenkommen!
Wie viele Besucher im Stephansdom Platz fänden, war im Internet nicht zu
ermitteln, der kubikmetermäßig etwas größere Neue Dom
in Linz würde 20.000 Leute - hauptsächlich auf Stehplätzen -
zu fassen vermögen.
Da hat man seit 1981 in Medjugorje ein zwar
vom Vatikan nicht anerkanntes, aber vom Papst wallfahrtsmäßig erlaubtes
Marienwunder und dann bringt man damit zu einem Mariengebet mit dem Erzbischof
nicht viel mehr als 3.000 Leute auf die Füße? Obwohl es Kardinal
Schönborn als die zentrale Botschaft von Medjugorje bezeichnete, "dass
die Gottesmutter Maria ein Herz für uns hat und wir immer zu ihr kommen
können"? Warum kommen dann nicht mehr zu ihr als läppische dreitausend?
Als besonderer Gast wurde die 54-jähriger Marija Pavlovic-Lunetti
angekündigt, eine der sechs Marienseherin von 1981 und eine der drei, die
das immer noch hauptberuflich machen, sie war u.a. auch 2009
schon im Stephansdom.
Foto von Llorenzi 2011 - Wikipedia PD CC
BY-SA 3.0
Man sieht also, dass katholische Esoterik nicht viele
katholische Esoteriker anlockt, aber es werden ja auch sonst nicht viele Leute
in die Kirche gelockt, man kann ob der Begeisterung vom Schönborn über
die 3.000 Marienbeter wohl berechtigt vermuten, dass an einem gewöhnlichen
Sonntag weitaus keine 3.000 Leute im Stephansdom dem Dompfarrer Faber oder dem
Bischof Schönborn beim Predigen zusehen und zuhören...