Der Gerhard Zeiler hält sich für einen SPÖ-Reformer. Am
25.11.2019 präsentierte er sein neues Buch "Leidenschaftlich Rot". Er
hat jedoch deutlich Schwierigkeiten mit der Realität. Der letzte SPÖ-Vorsitzende,
der sich zumindestens noch halbwegs halten konnte, war Christian Kern gewesen,
über ihn schrieb nun der Besserwisser Zeiler: "Hätte ich nur
annähernd geahnt, aus welchem Persönlichkeitsholz Christian Kern geschnitzt
ist, wäre ich im Mai 2016 in einer Kampfabstimmung um den Parteivorsitz
gegen ihn angetreten."
Am 18.9.2018 hatte Christian Kern seinen
Rücktritt von der SPÖ-Spitze angekündigt, wohl weil er sich nicht
mehr in der Lage fühlte, die SPÖ wieder empor zu bringen. Er suchte
sich selber seine Nachfolgerin aus und nahm die Kurzzeitministerin Pamela Rendi-Wagner.
Der Effekt davon zeigte sich klar, hier ein Wikipedia-Screenshot mit den Umfragezahlen
von Kern und von Rendi-Wagner:
Unter
Kern hatte die SPÖ noch Zahlen zwischen 24 und 29 %, unter Rendi-Wagner
waren es dann 24 bis 26 %, in der weiteren Folge gab es 2019 einen Abstieg in
den Bereich um etwas über 20 %, also deutlich unter die Kern-Zahlen:
Kern
kritisierte darum auch die von ihm erwählte Nachfolgerin, was diese heftig
zurückwies, wie am 17.6.2019 u.a. auch der Gratiszeitung "Heute"
zu entnehmen war:
Der
Kern war besser gelegen als die Rendi-Wagner, die Nachfolgerin also kein Erfolgsprogramm
für ihren Erfinder und die SPÖ! In den Umfragen früher unter
Faymann und eben unter Kern lag die SPÖ meistens bei 25 bis 28 % und war
die stärkste Partei. Der Anführerwechsel in der SPÖ war ein Weg
nach unten, Rendi-Wagner der Tiefpunkt in der Parteigeschichte. Und dass
sie ihrem Auswähler Kern seine "Wahlkampfgeschichte" vorgehalten
hat, ist sehr grotesk, sie hat ja heuer nachgewiesen, dass eine Wahlkampfgeschichte
wie die ihrige wohl noch vorhaltungspflichtiger wäre...
Der indirekte
Hauptschuldige daran war natürlich Sebastian Kurz, der erkannte hatte,
dass es im Volke in Sachen Massenmigration eine sehr hohe Missstimmung gibt
und er darum in dieser Richtung wirkungsvoll mit der Schließung der Balkanroute
tätig wurde, das kostete der SPÖ den Platz 1 und die ÖVP
wurde 2017 und 2019 bei den Nationalratswahlen stärkste Partei. Die SPÖ
hat dann noch zusätzlich ihre Verpflichtungen gegenüber den arbeitenden
Klassen, die besonders im jetzigen neoliberalen Zeitalter äußerst
notwendig wären, praktisch weitgehend eingestellt, die Reichen werden
reicher, die arbeitenden Menschen bekommen keine Reallohnerhöhungen
mehr und haben zum Teil sogar Reallohnverluste, die Parteianführer
waren diesbezüglich schon seit Jahren überfordert, unter Rendi-Wagner
wurde diese Überforderung noch weiter ausgebaut. Dafür kann der Sebastian
Kurz nichts...
Zeiler macht dann in seinem Buch auch richtig groteske
Vorschläge, er meint, die Sozialdemokratie müsse das Bündnis
mit den Unternehmern suchen und ein allzu kantiges Auftreten gegen sie vermeiden,
sonst entstehe eine falsche Polarisierung. Nu, da fragt man sich ganz verblüfft,
wann und wo war die SPÖ in den letzten Jahrzehnten kantig gegen Unternehmen
aufgetreten? Der Zeiler führt dazu als Beispiel den Plakatslogan "Menschen
statt Konzerne" im heurigen EU-Wahlkampf an, wäre richtig sozialdemokratisch
die Umkehrung, "Konzerne statt Menschen"? Auf die Frage, ob Pamela Rendi-Wagner die nächste rote Kanzlerkandidatin sei, antwortet er: "Ich hoffe es",
da kann man vermuten, dass das zwar passieren kann, aber sicherlich keinen Wahlerfolg
bringen wird! Recht hat der Zeiler natürlich
mit, "ich habe Verständnis, wenn Leute sagen, dass wir in den letzten
drei Jahren eigentlich genug Leute aus anderen Kulturen hereingelassen haben",
richtig wäre aber "in den letzten fünf Jahren", weil in
den letzten drei Jahren hat der Kurz ja schon in diesem Sinn gehandelt, gereiht
nach den Asylwerbern pro Million Einwohner belegte Österreich von 2015
bis 2019 folgende in den letzten drei Jahren durch Kurz absteigend gewordene
Asylhitparadenplatzreihe: 3., 2., 5., 10., 13.!
Wie hier ja schon öfter
geschrieben ist das Hauptproblem der SPÖ, dass die Führung seit schon
längerer Zeit aus Managern besteht, die offensichtlich keinerlei Bezug
zur Lebensrealität der arbeitenden Menschen haben und deswegen auch keine
sozialdemokratische Politik mehr gemacht wird, weil man in der Parteiführung
gar nicht mehr weiß, was das sein müsste, darum reiht sich Wahlniederlage
an Wahlniederlage, man wird es sicherlich noch schaffen, so tief zu sinken wie
die SPD, wo politisch dasselbe passiert ist, dort ist man bei Umfragen schon
auf 13 bis 15 % abgesunken...