Prognosencheck 2019

Aussendung von e-Skeptiker - Newsletter für Wissenschaft und kritisches Denken - GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften) - vom 12.12.2019

Kein Polsprung und kein harter Brexit:
Die Prophetenpleiten des Jahres 2019

Ein innerhalb weniger Tage um 5000 km springender magnetischer Nordpol, der die Erdachse verschiebt und den europäischen Kontinent in ein Inselarchipel zerbrechen lässt - die Katastrophenprognosen der selbst ernannten Nostradamusdeuterin Rose Stern für die im Dezember 2019 beginnende Endzeit erweisen sich glücklicherweise als ebenso falsch wie der vom US-amerikanischen Pastor Peter Begley für den 21. Januar vorhergesagten Weltuntergang nach einer Mondfinsternis. Die alljährliche Prognosenpleite von Wahrsagern, Hellsehern und Astrologen setzte sich auch 2019 fort.

Der Mainzer Mathematiker Michael Kunkel, der für die GWUP alljährlich die Prognosen auswertet, fand auch für 2019 kaum Treffer. Neben den üblichen Naturkatastrophen (Vulkanausbrüche, Erdbeben, Tsunamis, Waldbrände) floppten auch realistischere Prognosen wie ein harter Brexit (Craig Hamilton-Parker), das Ende von Facebook (Julie McKenzie) oder der Rücktritt der Bundesregierung im Frühjahr (Udo Golfmann). Beim US-Präsidenten waren sich die Auguren gar nicht einig: Er tritt zurück (Rose Smith), bleibt Präsident (Susan Rowlan) oder wird Opfer eines Anschlags (Nikki Pezaro, Craig Hamilton-Parker und andere). "Anschläge auf US-Präsidenten werden in jedem Jahr vorhergesagt", kommentiert Kunkel, dem absurde Prognosen wie die Entdeckung eines Riesenaffen à la King Kong, ein ins Weiße Haus einbrechender Papagei (beide Nikki Pezaro) oder der gleichzeitige Bundesligaabstieg von Bayern München und Borussia Dortmund (Martin Wagner) wesentlich besser gefallen: "Mit solchen Prognosen wird wenigstens keine Angst unter Leichtgläubigen geschürt."

Die Mehrzahl der Astrologen wagt sich dabei seltener auf das dünne Eis exakter Prognosen. Naturkatastrophen, Kriege oder irgendwelche gesellschaftlichen Umwälzungen werden zwar erwähnt (z.B. bei Michael Allgeier, Cord Kleinschmidt, Karin Mayer, Elizabeth Teissier), aber der in der Regel verwendete Konjunktiv verwässert die sowieso schon vagen Aussagen zusätzlich. Mancher Astrologe gibt auch offen zu, dass er gar nicht weiß, was passieren wird. "... welchen Bereich dies betrifft, sehen wir erst, wenn es soweit ist, und zwar von Mai bis Juli" wird Martin A. Banger zum Thema "Verunsicherungen in der Bevölkerung" zitiert. "Wenn es soweit ist, dann weiß ich es auch", reagiert Kunkel amüsiert. Glaubt man dem Deutschen Astrologen-Verband, dann sind Prognosen sowieso nicht das zentrale Thema der Sterndeutung - umso überraschender, dass sein Vorsitzender Klemens Ludwig im Wirtschaftsteil des Spiegel eine relativ genaue Voraussage wagte: "Der DAX wird bis 2024 auf mindestens 8500 Punkte fallen, da lege ich mich fest." Kunkel verspricht, diese Prognose nicht zu vergessen.

Die in der Regenbogenpresse beliebten Promiprognosen lieferten auch 2019 die üblichen Themen: Promipaare trennen sich, Singles finden einen Partner, bei Älteren werden Gesundheitsprobleme, bei Frischvermählten eine Schwangerschaft vorhergesagt - für Kunkel sind solche Voraussagen zumindest teilweise prüfbar, allerdings meist auch sehr trivial: "Die Hälfte der Auguren dürfte das Geschlecht des Kindes von Prinz Harry und Herzogin Meghan richtig vorhergesehen haben." Der britische Hellseher Nicolas Ajula gehörte nicht dazu, er sah die Geburt eines Mädchens - und eine Schwangerschaft bei der 52-jährigen Nicole Kidman. Kaum prüfbar ist, ob Angela Merkel im November wirklich an Rücktritt dachte (Elizabeth Teissier) oder ob Helene Fischer sich irgendwann wieder für Florian Silbereisen interessieren könnte (Astrologin Susy Schädler).

Hintergrundinfos zu den Prognosen: https://tinyurl.com/PrognosenFAQ2019
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