Halbwertszeit der Weihnachtsgeschenke

Publiziert am 24. 12. 2019 von Wilfried Müller
auf https://www.zum-muendigen-buerger.de

Die Halbwertszeit ist am besten bekannt als die Zeit, in der die Hälfte von einer Menge radioaktiver Atome zerfallen ist, und nach zwei Halbwertszeiten ist nochmal die Hälfte zerfallen; es bleibt ein Viertel, usw. Das Bild (BenRG, Own work, Wikimedia Commons) zeigt die schmale Zone der stabilen Elemente inmitten von vielen instabilen Isotopen, die mehr oder weniger schnell zerfallen, siehe auch wiki.

Anderen Dingen als den diversen Quantenereignissen kann man ebenfalls Halbwertszeiten zuprechen. Bei Ehen ist das die Zeit bis zur Scheidung von 50% der Paare, und bei Plastiktüten ist es die Zeit bis zu 50% Zerfall. Bei Politikerversprechen ist es die Zeit, bis die Hälfte nicht mehr gilt, und bei TV-Nachrichten so ähnlich. Bei Währungen ergibt sich die Halbwertszeit direkt aus der Inflation. Dann ist das Geld wortwörtlich nur noch die Hälfte wert.

Nahrungs-, Genuss- und Gebrauchsmittel haben auch einen nachlassenden Nutzwert, der durch das Verfallsdatum ausgedrückt wird; wenn das erreicht wird, ist alles nur noch die Hälfte wert. Man kann sich sogar dazu versteigen, dem (erwachsenen) Menschen eine ähnliche Verfallskurve zuzuschreiben, jawohl, und sogar den Göttern.

Die Ermittlung diesbezüglicher Halbwertszeiten wurde nicht immer mit derselben Sorgfalt durchgeführt, wie sie von den Physikern an den Tag gelegt wird. Wo es nicht um die Atomzerfälle geht, sind die Zahlen (s.u.) eigenhändig erhoben, daumengepeilt und dann gemittelt. Keine Ausnahme für die Götter. Und die Weihnachtsgeschenke?

Die haben ein schönes Spektrum von Null bis fast Unendlich. Das unausgepackte Geschenk vom letzten Jahr erlangt die Halbwertszeit Null – wenn es weitergeschenkt wurde und sich als Kalender entpuppt. Verlegenheitsgeschenke wie Krawatte/Buch/Parfüm verlieren ihren Wert ebenfalls sofort, nachdem der Empfänger sie gelobt hat: Halbwertszeit 1 min.

Wenn ewige Werte verschenkt werden wie Liebesgedichte, mag die Halbwertszeit gegen unendlich gehen und über der von Göttern liegen. Was hier ermittelt wurde, sind pragmatische Werte ohne Gewähr.

Die ZmB-Hitlste der Halbwertszeiten:
Polonium-212: 0,3 Mikrosekunden
Lithium-8: 1 Sekunde
Rutherfordium-261: 1 Minute
Orgasmus: 1 Minute
Hamburger: 5 Minuten
Freies Neutron: 15 Minuten
Uran-239: 23 Minuten
Nobelium-259: 1 Stunde
TV-Nachrichten: 3 Stunden
Fermium-252: 1 Tag
Politikerversprechen: 2 Tage
Weihnachtsgeschenke: 3 Tage
Banane: 4 Tage
Popsong: 1 Woche
Uran-237: 1 Woche
Thulium-168: 3 Monate
Computer: 1 Jahr
Auto: 2 Jahre
Ehe: 10 Jahre
Euro: 15 Jahre (bei 4,5% realer Inflation)
Erwachsener: 30 Jahre
Cäsium-137: 30 Jahre
Plastiktüte: 50 Jahre
Uran-232: 69 Jahre
Götter: 1000 Jahre
Radium-226: 1600 Jahre
Kohlenstoff-14: 5700 Jahre
Plutonium-239: 24.000 Jahre
Tellur-128: 7.000.000.000.000.000.000.000.000 Jahre

Wer was wirklich Beständiges will, ist mit Radium besser bedient als mit Göttern, das sollte jedem klar sein. Das Argument, manche Götter seien langlebiger als andere, zählt nicht. Manche Radiumatome sind auch langlebiger!

Und bei den Weihnachtsgeschenken ist alles im grünen Bereich, solange die Halbwertszeit deutlich über einer Stunde und weit unter einem Jahr liegt. Die eine Stunde ist sozusagen das Beglückungsminimum, und das Jahr ist das Beglückungsmaximum. Läge die Zeit über dem Maximum, wäre das Geschäft vom nächsten Jahr vermasselt. Läge sie unter dem Minimum, wäre die Bescherung verdorben. Es spricht also einiges für die 3 Tage.