"Der emeritierte Papst Benedikt XVI. spricht sich gegen eine Aufhebung
der verpflichtenden Ehelosigkeit für Priester aus. Die Ehe betreffe den
Menschen in seiner Gesamtheit - genauso erfordere der Dienst im Namen des Herrn
die totale Hingabe des Menschen, zitiert die französische Tageszeitung
"Le Figaro" (..) aus einem Buch, das Benedikt XVI. dem Bericht zufolge
gemeinsam mit dem Kardinalpräfekt der vatikanischen Gottesdienst-Kongregation,
Robert Sarah, verfasst hat. (..) Es erscheine nicht möglich, beiden Berufungen
gleichzeitig gerecht zu werden (..). 'Ich glaube dass der Zölibat eine
große Bedeutung hat, da er auf einen möglichen irdischen Besitz und
ein Leben im Kreis der Familie verzichtet'. (..)
Das Priestertum Jesu Christi
veranlasse dazu Berufene, 'in ein Leben einzutreten, das darin besteht, mit
Ihm eins zu werden und auf alles zu verzichten, was nur uns gehört', schreibt
Benedikt in seinem Teil des Buches über die Bedeutung des Zölibats
für den priesterlichen Dienst. Die Ehe verlange vom Mann, sich ganz seiner
Familie zu widmen. 'Da der Dienst am Herrn ebenfalls die völlige Hingabe
eines Mannes erfordert, scheint es nicht möglich, diese beiden Berufungen
gleichzeitig auszuüben.'
Bischöfe, Priester und Laien dürften
sich von 'verqueren Einwänden', 'teuflischen Lügen' und 'modernen
Fehlern', die das Niedermachen des priesterlichen Zölibats zum Ziel hätten,
nicht einschüchtern lassen (..). Es sei dringend und notwendig, dass sie
'mit den Augen des Glaubens einen neuen Blick auf die Kirche und den priesterlichen
Zölibat werfen, der ihr Mysterium schützt'.
Kardinal Sarah hat
(..) die Debatte über eine Lockerung des Eheverbots für Priester kritisiert.
'Man wollte uns weismachen, dass der kirchliche Zölibat nichts weiter als
eine junge Übung ist', sagte er mit Blick auf entsprechende Diskussionen
bei der Amazonien-Synode. 'Man hat historische Lügen und theologische Annäherungen
angehäuft. Man hat uns weismachen wollen, dass die Weihe von verheirateten
Männern oder die Einrichtung von Weiheämtern für Frauen die Lösung
für alle Übel sei.' Doch dies halte er für falsch (..). 'Die
einzig mögliche Reform für die Kirche ist eine Rückkehr zur Radikalität
des Evangeliums.'
Auch Ausnahmeregelungen für den Zölibat erteilte
der Kardinal eine Absage. Eine Lockerung, selbst wenn sie sich auf eine bestimmte
Region beschränke, bedeute 'eine Verletzung, eine Wunde in der inneren
Kohärenz des Priestertums'. (..)"
Speziell macht Spaß, dass der Herr Altpapst und der Herr Kardinal offenbar die Bibel und die Kirchengeschichte nur unzureichend kennen und darum sich meinereiner als biblischer und kirchengeschichtlicher Besserwisser positionieren kann!
Der Zölibat hat seinen Ursprung nicht in einem ehelosen Priestertum des Jesus, sondern in einer kirchlichen Verordnung, die mehr als 1000 Jahre nach Christus verhängt wurde. Es gab zwar schon vorher einschlägige Bestrebungen, die schon in der Frühzeit des Christentums aufgetreten waren, weil man ja die baldige Rückkehr des Jesus und damit das Weltenende erwartet gehabt hatte, Familiengründungen darum allgemein als unzeitgemäß und nicht mehr notwendig gesehen werden konnten. Aber endgültig und verpflichtend für alle Priester wurde der Zölibat erst im Jahre 1139 am Zweiten Laterankonzil festgelegt, im Codex Iuris Canonici heißt es: "Die Kleriker sind gehalten, vollkommene und immerwährende Enthaltsamkeit um des Himmelreiches willen zu wahren; deshalb sind sie zum Zölibat verpflichtet, der eine besondere Gabe Gottes ist, durch welche die geistlichen Amtsträger leichter mit ungeteiltem Herzen Christus anhangen und sich freier dem Dienst an Gott und den Menschen widmen können."
Allerdings hatte bekanntlich der Jesus laut Bibel verfügt, dass Ehelosigkeit
nur eine Lebensform für "Verschnittene", also für Kastrierte,
sei, in Mt.19, 10-12 heißt es als Jesus den Jüngern die Ehescheidung
untersagt hatte: "Da sagten die Jünger zu ihm: Wenn das die Stellung
des Mannes in der Ehe ist, dann ist es nicht gut zu heiraten. Jesus sagte zu
ihnen: Nicht alle können dieses Wort erfassen, sondern nur die, denen es
gegeben ist. Denn es sind etliche verschnitten, die sind aus dem Mutterleibe
so geboren; und sind etliche verschnitten, die von Menschen verschnitten sind;
und sind etliche verschnitten, die sich selbst verschnitten haben um des Himmelreiches
willen. Wer es fassen kann, der fasse es!" Jüdische Rabbis hatten
verheiratet zu sein!
Und der berühmte Apostel Paulus hatte festgelegt,
dass Bischöfe Familien zu haben hätten, 1.Timotheus 3, 2-4: "Deshalb
soll der Bischof ein Mann ohne Tadel sein, nur einmal verheiratet, nüchtern,
besonnen, von würdiger Haltung, gastfreundlich, fähig zu lehren; er
sei kein Trinker und kein gewalttätiger Mensch, sondern rücksichtsvoll;
er sei nicht streitsüchtig und nicht geldgierig. Er soll ein guter Familienvater
sein und seine Kinder zu Gehorsam und allem Anstand erziehen."
Wenn der Kardinal Sarah meint, "Die einzig mögliche Reform für die Kirche ist eine Rückkehr zur Radikalität des Evangeliums", dann muss man ihn fragen, wo im Evangelium die Radikalität der Ehelosigkeit für Kleriker vorkommt?
Dass der sich selber pensioniert habende Altpapst Ratzinger dem amtierenden Papst in den Rücken fällt, könnte allerdings für den Zölibat nicht gewinnbringend sein, weil der vatikanische Franzl muss sich ja von seinem Vorgänger nix vorschreiben lassen und könnte darum erst recht im Sinne der Diskussionen auf der Amazonien-Synode entscheiden.
Aber für die katholische Kirche würde das auch nicht viel ändern,
ohne Zölibat oder mit aufgeweichtem Zölibat würde es vielleicht
eine bessere Vorauswahl geben, also weniger Knabenliebhaber und mehr Heteros,
insgesamt käme es trotzdem zu keiner Priesterwelle, weil auch die zölibatslosen
Protestanten inzwischen an Pfarrermangel leiden, weil ja in unseren Breiten
die Religiosität überhaupt zurückgeht und der Gläubigenmangel
inzwischen höher liegt als der Priestermangel: