Über den deutschen Corona-Bußgeldkatalog...

...schrieb am 29.4.2020 Wilfried Müller diesen Artrikel:

Autofahrer kriminalisiert
Nachdem der Corona-Bußgeldkatalog eingerführt war, wurde zeitnah auch gleich der normale Bußgeldkatalog an die Bedürfnisse der Staatsfinanzen angepasst. Damit kam die Politik problemlos durch, denn im Schatten des Corona-Hypes ging die Meldung weitgehend unter.
Dabei ist das ein weiterer Schritt auf dem Weg zur Kriminalisierung des Autofahrens. Autofahren und Parken sind im Prinzip etwas Strafwürdiges, sofern die immer weiter verschärften Regeln nicht penibelst eingehalten werden. Geschwindigkeitsüberschreitungen können auch um Mitternacht auf leerer Straße geahndet werden, und seien sie dann noch so unangebracht. Bußgelder, Punkte in Flensburg, Fahrverbote und Führerscheinentzug gibt's immer leichter und schneller. Während 2014 noch 18 Punkte zum Führerscheinentzug gebraucht wurden, sind es jetzt nur noch 8, und sie sammeln sich leichter.
"Bei Fahrzeugbenutzung unnötigen Lärm oder vermeidbare Abgasbelästigung verursachen" kostet jetzt 80 Euros, "Andere durch unnützes Hin- und Herfahren innerorts belästigen" kostet 100 Euros. Da wird dem obrigkeitlichen Ermessen weiter Raum gegeben. Ein weiters offizielles Zitat spricht Bände: "Die Erhöhung der Geldbußen ist dabei erforderlich, um eine ausreichende generalpräventive Abschreckungswirkung sicher zu stellen."

Abschreckung
Der Verkehrsteilnehmer ist also abzuschrecken, so lautet das politische Konzept. Keine Rede davon, Infrastruktur und Autokonstruktion an die modernen Bedürfnisse anzupassen. Z.B. bessere Radwege bauen oder ein Auto zu konstruieren, das heute wirklich gebraucht wird: Also nicht das E-Auto als Abklatsch der Benzinkutsche, sondern ein intelligentes Konzept von Minis, die auf engstem Raum fahren und parken können. Mit Gummipuffer rundum, mit elektronischem Abstandhalter für 0 m, stapelbar, wegklappbar.
Stattdessen wird die verfehlte Verkehrspolitik immer weiter getrieben, die mit extremem Aufwand Autobahnen LKW-tauglich überarbeitet und darob Brücken vergammeln lässt und Fahrradwege ungebaut. Dazu Diesel-Fahrverbote, sie sich gleich bei der ersten Gelegenheit als deplaciert erweisen, indem die NOx-Werte auch bei Corona-bedingter Verkehrsberuhigung nicht abnehmen.
Wie soll das gehen, immer weitere Autos verkaufen und zugleich die Fesseln immer stärker anziehen? Müsste nicht endlich der Güterverkehr im großen Maßstab auf die Schiene verlagert werden, wo endlich moderne Methoden eingesetzt werden müssten? Also statt altertümlichen Rangierbahnhöfen moderne Container-Umschlagplätze usw.?

Defizite und Profite
In unsere Infrastruktur wird zuwenig investiert. Die Bahn wurde halb kaputtgespart statt gefördert: Bahnfahrer reden jetzt vom Wetter, Autofahrer nicht. Die Lösung über Privatierungen hat sich als untauglich erwiesen; bei der Bahn ist man zurückgeschreckt, bei der Autobahn-Privatisierung auch. Letzteres aber nur scheinbar. Im Windschatten der Corona-Krise dürfte es wohl bald damit weitergehen.
Da steckt Geld drin, und in anderen Konzepten nicht, wie z.B. im Ausbau für E-Bikes. Demgemäß wird die Autobahn-Privatisierung kommen und der E-Bike-freundliche Ausbau nicht. Es sei denn natürlich, die obrigkeitliche Phantasie lässt sich einen passenden E-Bike-Bußgeldkatalog einfallen, der das Konzept lukrativ macht. E-Bike-Käufer haben mehr Geld aufgebracht als Normalstrampler und sind demnach gut abzockbar.

Ein Tip am Rande:
Den Bußgeld-Kredit einführen, damit jeder seine Bußgelder sofort abgebucht kriegen kann. Am besten vollautomatisch. Das hat auch den Vorteil, dass dann alle bald so überschuldet wie in den USA - die müssen dann bei der Stange bleiben, wenn sie dem Gerichtsvollzieher entgehen wollen.
Dass solche Konzepte allemal folgerichtig und realistisch erscheinen, ist bezeichnend für unsere Zustände. Und dann wundern die Politiker sich über den Hass ...