Der deutsch-türkische Moscheeverband Ditib steht unter
anderem wegen seiner Nähe zur türkischen Regierung schon länger in der
Kritik. Nun hat die hessische Landesregierung angekündigt, beim
islamischen Religionsunterricht nicht mehr mit der Ditib
zusammenzuarbeiten.
Die hessische
Landesregierung beendet die Zusammenarbeit mit dem türkischen
Moscheeverband Ditib beim islamischen Religionsunterricht. Die Zweifel
an der grundsätzlichen Unabhängigkeit der Ditib von der türkischen
Regierung hätten nicht ausgeräumt werden können, sagte
CDU-Kultusminister Alexander Lorz am Dienstag. Ab dem Schuljahr
2020/2021 soll deshalb bis auf Weiteres kein bekenntnisorientierter
Islamunterricht mehr erteilt werden.
Das
Land will stattdessen einen Schulversuch zum Islamunterricht ausbauen,
den es für die Schüler der Jahrgangsstufe sieben bereits seit dem
laufenden Schuljahr gibt.
Der Moscheeverband hatte wegen der
Zweifel an seiner Unabhängigkeit eine Vielzahl von Fragen zur eigenen
Struktur beantworten und dem Land Unterlagen einreichen müssen.
Der
Verband in Hessen erklärte, die Entscheidung sei enttäuschend und ein
falsches und fatales Zeichen. Die vorgebrachten Vorwürfe des
Kultusministeriums seien nicht haltbar. Mit dem Aus des
bekenntnisorientierten Religionsunterrichts werde es den Kindern und
Jugendlichen an einem schulisch unterwiesenen Lebensweltbezug fehlen,
der die Lebens- und Glaubenswirklichkeit von ihnen aufgreift und auch
emotionale Komponenten berücksichtigt.
Der Landesverband werde nun
zeitnah mit den beteiligten Kooperationspartnern das Gespräch suchen
und keine Mühen scheuen, den Religionsunterricht zu erhalten. Zuvor
hatte die Ditib angekündigt, bei einem Ende der Kooperation mit dem Land
juristisch gegen die Entscheidung vorgehen zu wollen.
Die Ditib
(die Abkürzung steht übersetzt für "Türkisch-Islamische Union der
Anstalt für Religion") ist der größte islamische Verband in Deutschland.
Sie vertritt nach eigenen Angaben 856 Moscheevereine, die formell
selbstständig sind, deren Arbeit auf religiösem, sozialem und
kulturellem Gebiet aber von der Ditib koordiniert wird. Nach eigenen
Angaben erreicht der Verband etwa 800.000 Muslime.
Gelenkt und
mitfinanziert wird die Ditib vom türkischen Religionsministerium. Der
Vorsitzende des Verbands ist in Personalunion stets auch türkischer
Botschaftsrat für religiöse und soziale Angelegenheiten. Nach eigenem
Bekunden vertritt die Ditib den türkischen Staatsislam mit dem Prinzip
der Trennung von Staat und Religion. Die Vorbeter der Gemeinden werden
vom türkischen Staat bezahlt.