Religion in der Corona-Krise...

...und überhaupt

Den obigen Titel trug ein Kurzbericht in der ORF-Sendung Religion aktuell vom 8.6.2020:

"Religiöse Menschen bewerten die Arbeit der Bundesregierung in der Corona-Krise positiver und haben mehr Vertrauen in politische Institutionen als nichtreligiöse. Das zeigt die Auswertung einer repräsentativen Online-Corona-Studie der Universität Wien. Religiöse Menschen sind auch eher bereit, höhere Steuern zu bezahlen, um die Krise zu bewältigen. Ein bedingungsloses Grundeinkommen lehnen sie jedoch ab."

Im Uni-Bericht von Wolfgang Aschauer, Franz Höllinger und Claudia Herbst sind allerdings ein paar interessante Details zu finden, so heißt es dort z.B.: "Obwohl die Religion für viele Menschen weiterhin einen wichtigen Lebensinhalt darstellt, kann in Österreich schon seit längerer Zeit eine gewisse Enttabuisierung von Kirchenaustritten sowie ein Anstieg der Konfessionslosigkeit beobachtet werden. Bis auf den jährlichen Kirchenbesuch zu Weihnachten spielt die Religion für große Teile der christlichen Bevölkerung in Österreich lediglich eine untergeordnete Rolle."

Es ist lustig, wie höflich das im Kirchensinne formuliert ist, zuerst wird Religion als wichtiger Lebensinhalt benannt und im nächsten Satz spielt dieser wichtige Lebensinhalt nur noch eine untergeordnete Rolle. Schön formuliert ist auch, dass "schon seit längerer Zeit eine gewisse Enttabuisierung von Kirchenaustritten" beobachtet werden kann. Meinemeinen hat man seinerzeit in den Sechzigern den Kirchenaustritt manchmal noch vorgehalten und hinter meinem Rücken hat man wohl mit dem Verdammnisfinger auf mich gezeigt, von meinen konfessionslos geborenen und so gebliebenen und inzwischen über 40 Jahre alten Söhne hatte nur einer wegen seiner Konfessionslosigkeit und nur einmal in der Berufsausbildung Schwierigkeiten, das natürlich mit einem übereifrigen katholischen Arschloch. Das Menschenrecht auf Religionsfreiheit wurde in Österreich 1867 eingeführt, zu einem allgemein weitgehend anerkannten und dann auch weitgehend akzeptierten Menschenrecht wurde es erst im 21. Jahrhundert! Kirchenaustritte sind kein Teufelswerk mehr.

Im angeführten Uni-Bericht gibt's dazu auch Illustrationen:

Hier sieht man die rasanten Veränderungen in der Gegenwart, innerhalb der letzten vier Jahren gab's ein 21%iges Minus bei der Religionswichtigkeit! Was wohl daran liegt, dass heutzutage immer mehr Leute bei solchen Fragen keinen Bedarf zum Lügen mehr sehen, denn schließlich sind z.B. die sonntäglichen Kirchgeher von 2016 bis 2020 nicht um 21 % zurückgegangen und die Kirchenmitgliederzahl sank in diesen vier Jahren auch nur um knapp 4 %, da sind also in Sachen Religionswichtigkeit (bzw. Unwichtigkeit) noch größere Austrittswellen zu erwarten.


Diese Graphik widerspricht der obigen, hier haben wohl mehr Leute gelogen, weil wenn für 68 % die Religion unwichtig ist, dann werden doch wohl mehr als 41 % nicht beten! Auch die 12%-Täglichbeter sind etwas viel, 2018 (neuere diesbezügliche Zahlen gibt's noch nicht) gingen sonntags etwas über zehn Prozent in die Kirche, da werden ja dann wohl nicht 15 % täglich und 26 % öfters beten...