Er schreibt dort: Die 'Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der
Menschen von heute' zu teilen und nach den 'Zeichen der Zeit zu forschen und
sie im Licht des Evangeliums zu deuten' - das ist, zumindest nach eigenem Selbstverständnis,
die Aufgabe der katholischen Kirche in der Welt von heute. Jedenfalls steht
das so in der Pastoralkonstitution 'Gaudium et spes' des Zweiten Vatikanischen
Konzils, die Kirchenvertreter immer wieder gern als Magna Charta der Zeitgemäßheit
des Katholizismus zitieren. Aber praktisch ist von dieser großartigen
Aufgabe der katholischen Kirche in der derzeitigen Corona-Pandemie so gut wie
nichts zu spüren. Im Gegenteil: Die Kirche beschäftigt sich fast ausschließlich
mit sich selbst.
Atheistische Anmerkung: die katholische Kirche
ist eben immer weniger für die Leute wichtig. Dass um die 90 % der Kirchenmitglieder
am religiösen Leben praktisch nimmer teilnehmen, zeigt die heutige Bedeutungslosigkeit
der Religion! Allerdings liegt das nicht daran, dass die Kirche Freude und Hoffnung,
Trauer und Angst der Menschen von heute nicht teilt, sondern dass die nachfrage
nach solcher kirchlicher Lebensteilnahme eben verschwunden ist, die Menschen
leben eben selber!
Es verwundert nicht, dass zu den aktuellen Herausforderungen von der Kirche
kaum etwas zu hören sei. Denn wer wollte notorischen Lügnern glauben?
Statt Licht zu verbreiten, sind Kirchenvertreter verantwortlich für Verdunkelung
und Vertuschung in Sachen Missbrauchsskandal, die Zeichen der Zeit ehrlich zu
erkennen, hieße radikale Umkehr und Buße; hieße Rücktritt
und Bestrafung der Verantwortlichen; hieße effektive Reformen sofort,
statt falsche Hoffnungen auf 'Synodale Wege' zu wecken, die am Sankt Nimmerleinstag
immer noch nicht an ein Ziel gelangt sein werden.
Atheistische Anmerkung:
Ja, die Heuchelei war immer die große Tugend der katholischen Kirche!
Meinereiner kann sich noch gut daran erinnern, wie das damals war, wenn man
als Getaufter aber religionsfrei Erzogener auf der katholischen Spielwiese mitmachen
musste: das hieß konsequent lügen und heucheln und so tun, als wäre
man wirklich katholisch, zwölf Jahre lang hat das meinereiner jede Woche
in den zwei Stunden Religionsunterricht machen müssen! Da aber meinereiner
nie in die Kirche ging, ist ihm auch kein geistlicher Herr zu nahe gekommen!
Aber von den Eltern hat meinereiner gehört, wie in den 1920er-Jahren der
Pfarrer Schulmädchen missbraucht hat und als das dann doch irgendwann aufflog,
wurde er bloß versetzt, das funktionierte fast bis zum Ende des 20. Jahrhunderts!
Mit oder ohne synodale Wege...
Corona-Krise: Die Kirche beschäftigt sich hier fast ausschließlich
mit sich selbst. Es geht um Selbsterhaltung, es geht um - in der Pandemie natürlich
notwendige - Zugangsbedingungen und Sitzordnungen für Weihnachtsgottesdienste.
Darunter droht die frohe Botschaft der Menschwerdung Gottes unterzugehen.
Atheistische
Anmerkung: Ja, so ist das eben, die Geschichte von der Menschwerdung eines
Gottessohnes spielt im Leben der meisten Menschen kaum noch eine Rolle! Es sind
zwar immer noch sehr viele Leute Mitglieder der katholischen Kirche, aber nicht
wegen der Menschwerdung der zweiten Falte des dreifaltigen Christengottes, sondern
aus der Tauftradition, Babys werden ungefragt Kirchenmitglieder und viele der
praktisch daran Desinteressierten bleiben Mitglieder, weil das eben der Brauch
ist! In Österreich sind immerhin seit 1995 bis Ende des Vorjahres 1.207.632
Personen ausgetreten! Von 1951 bis 2019 ist der Anteil der katholischen Kirchenmitglieder
an der Gesamtbevölkerung von 89 % auf 56 % zurückgegangen!
Der ungeheuer reiche Schatz an Erfahrungen und Argumenten der katholischen
Theologie zur Beantwortung medizinethischer Fragen in der Pandemie oder zur
Bewältigung globaler Probleme wie des Klimawandels kommen in den öffentlichen
Debatten so gut wie nicht vor", auch dafür sei der kirchliche Mangel
an Glaubwürdigkeit verantwortlich. "Wenn sie weiter vertuscht, verschweigt
und verdunkelt, kann sie sich nicht einmal selbst dem klaren Licht des Evangeliums
aussetzen. Ohne sofortige radikale Umkehr und radikale Reform wird die Kirche
zu einer fundamentalistischen Sekte verkommen, mit der kein Mensch von heute
mehr seine Sorgen und Hoffnungen teilen will.
Atheistische Anmerkung:
Wenn interessiert heute noch "das klare Licht des Evangeliums"?
Vielleicht ein paar Piusbrüder. Meinereiner kennt niemanden, in dessen
Leben das Evangelium eine tragende Rolle spielt. Die Kirche lebt heute von der
noch vorhandenen hohen Mitgliederzahl (knapp fünf Millionen in Österreich)
und der sich daraus ergebenden gesellschaftlichen Bedeutung, ohne katholische
Kirche geht sozusagen gar nichts, die Politik rutscht immer noch auf den
Knien, weil man dort eben nicht überreißt, dass die Mitgliedschaft
in der Kirche einfach ein Traditionsstatus ist und nicht die Widerspiegelung
eines wirklich gelebten Glaubens! Das hat der Historiker Hubert Wolf auch nicht
durchgängig begriffen, er vermutet offenbar von der Kirche ignorierte Nachfragen
aus der Mitgliederschaft. Die tatsächlich voll in ihrem Glauben lebenden
Katholiken SIND längst eine fundamentalistische Sekte! Amen, so ist
es!