Der Vatikan handelt: Sturmgebet gegen Covid-19!

Artikel von Klaus Ungerer auf https://hpd.de/ vom 7.5.2021

Parallel zur fortschreitenden Durchimpfung der Weltbevölkerung hat der Papst eine Großoffensive gegen Covid-19 ausgerufen: Den Monat Mai über werde ein "Sturmgebet" durchgeführt.

Weltweit, ununterbrochen, wenden sich also Menschen an den Herrn der heiligen Heerscharen sowie Erfinder sämtlicher Krankheitserreger von Pest, Cholera, Masern, Ruhr, Schnupfen (etc. pp. ad infinitum) sowie von Parasiten, Krankheiten und Gebrechen, die hier alle zu schildern die empfindsameren hpd-Leser so kurz vor dem Wochenende sicher überfordern würde.

Es ist wirklich zu begrüßen, dass der Papst das angeregt hat! Man benötigt nur eine Kette aus Holzkugeln und ein Foto von Stan Laurel, es geht wirklich ganz einfach. Um die gegenwärtige Krise in den Griff zu bekommen, sollte kein Mittel unversucht bleiben, und der religiöse Ansatz der Virenbekämpfung bringt uns oft die gute Laune, die es in dieser schweren Zeit braucht. Wie man sich gern erinnert, hat etwa vor einem guten Jahr der TV-Prediger Ken Copeland die Pandemie durch Gebet und entschlossenes Pusten bekämpft, es war eines der Highlights der ganzen Corona-Nummer.

Einmal mehr zeigt sich, warum Kirche und Religion so erfolgreich alle Zeitläufte überleben. Berufsgruppen mit fragwürdiger Existenzberechtigung gibt es ja immer wieder: Steuerberaterinnen. Spirituelle Coaches. Telefonwerber. Zukunftsforscherinnen. Schönheitschirurgen. (etc. pp., you name them). Wofür wir die brauchen? Ihre eigentliche Expertise ist es, aus gesellschaftlichen Dysfunktionalitäten und Neurosen Geld zu generieren. Solche Berufe sind Modeerscheinungen, sie kommen und gehen und werden von anderen, neuen Bullshitjobs abgelöst. Irgendwann ist der spirituelle Coaching-Boom vorbei, jeder ist dann spiritueller Coach und versucht, sich schnell noch eine Fortbildung auszudenken, ehe die anderen es tun, aber es beißt niemand mehr an. Telefonwerbung wird von Drohnenwerbung und Virtual-Reality-Werbung abgelöst. Und so fort.

Die Kirche aber überlebt alles. Denn egal, was anliegt – beten geht immer. Man kann für gutes Wetter beten und hat, wenn man lange genug dran bleibt, damit Erfolg. Man kann Kanonen segnen, kann für den Sieg in der Schlacht beten und behält immer irgendwie Recht, denn gebetet wurde ja auf beiden Seiten. Man kann für eine gerechtere Welt beten und den Menschen da draußen die Schuld geben, dass es so lange dauert, bis die kommt.

Nun also: Beten gegen das Virus! Eine gute Wahl. Wenn die Weltbevölkerung eines Tages durchgeimpft ist, wird der Herrgott vermutlich ein Einsehen haben. Lob und Ehre sei ihm, hatschi, in der Höh'! Zu vermuten steht: Die ganze globale Beterei wird ihm eine ungeheure Wonne gewesen sein, und er wird nicht ruhen, bis er sich das nächste, vielleicht noch etwas kniffligere Virus ausgedacht hat.

PS atheisten-info: Siehe über den päpstlichen Aufruf vom 21.4.2021:
"Für das Ende der Pandemie beten!"