Drei Tote nach Messerangriff

Ermittlungen und Entsetzen in Würzburg

YouTube-Meldung vom 26.6.2021:

Ein Angreifer mit psychischen Problemen sticht in Würzburg mehrere Menschen nieder, drei davon sterben. Weshalb, ist unklar. Der niedergeschossene Täter äußert sich im Krankenhaus gegenüber der Polizei. Politiker loben die Zivilcourage der Passanten.

Nach der tödlichen Messerattacke in Würzburg rückt das Motiv des mutmaßlichen Täters in den Fokus. Auch in der Nacht zu Samstag war die Polizei mit zahlreichen Einsatzkräften vor Ort, um die Hintergründe und den Ablauf der Tat zu ermitteln. Noch ist unklar, warum der 24-jährige Somalier am späten Freitagnachmittag in der Innenstadt drei Menschen mit einem Messer tötete und mindestens fünf weitere schwer verletzte. Mindestens zwei sollen in Lebensgefahr schweben.

Womöglich ist der Angreifer, der nach der Tat angeschossen und festgenommen wurde, psychisch krank. Aber auch ein islamistisches Motiv des Angreifers wird den Ermittlern zufolge geprüft. Gekannt haben sollen sich Täter und Opfer nicht. Am späten Freitagabend setzte die Polizei auch einen Hubschrauber ein. Die Polizei entkräftete aber Befürchtungen, der Angreifer könnte Mittäter gehabt haben. Der Hubschrauber unterstütze die Ermittlungen. "Wir fahnden nicht nach weiteren Personen", schrieb sie. Zur Zahl der Verletzten machte sie keine konkreten Angaben. Die "Main Post" berichtete, es habe zehn Verletzte gegeben.

Die Polizei hatte den mutmaßlichen Täter mit einem gezielten Schuss ins Bein gestoppt, nachdem Passanten ihnen den Weg gezeigt hatten. Der 24-Jährige, der seit 2015 in Würzburg lebt, kam mit einem Oberschenkeldurchschuss in ein Krankenhaus. Dort machte er laut Polizei auch kurze Angaben. Was genau er sagte, ist nicht bekannt. Unter den Verletzten soll auch ein kleiner Junge sein, sein Vater tot sein. Der bayerische Innenminister Joachim Herrmann sagte laut "Main Post", überwiegend seien die Opfer Frauen gewesen, der Täter habe sie wohl wahllos ausgesucht.

In der Mainstadt herrschte am Abend Entsetzen. Menschen stellten in der Nähe des Tatorts brennende Kerzen in Gedenken an die Opfer auf. In den Blickpunkt gerieten auch die couragierten Bürger, die sich dem Angreifer in den Weg stellten. Dank kam unter anderem von vielen Politikern, die offensichtlich die kurzen Videoclips in sozialen Netzwerken gesehen hatten, in den Passanten den Somalier attackieren. "Ein großer Dank und Respekt für das beherzte Eingreifen vieler Bürger, die sich dem mutmaßlichen Angreifer entschlossen entgegenstellten", schrieb Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Dies habe möglicherweise dann auch dazu beigetragen, weitere Opfer zu verhindern, sagte Landesinnenminister Joachim Herrmann.

CDU-Chef Armin Laschet schrieb, er fühle besonders mit den Familien der Toten mit und hoffe auf eine baldige Genesung der Verletzten. "Mein großer Respekt gilt den mutigen Bürgern, die schnell eingeschritten sind." Dank kam auch von Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger oder dem FDP-Fraktionschef im bayerischen Landtag, Martin Hagen: "Großen Respekt an die couragierten Bürger, die sich dem Täter in den Weg gestellt und verhindert haben, dass noch mehr Menschen zu Schaden kommen." In im Internet verbreiteten Videoclips war zu sehen, wie mehrere Menschen versuchen, den Angreifer zu überwältigen. Ein Mann ging mit einem Besen auf den 24-Jährigen los, andere waren mit Stühlen in der Hand zu sehen.

FDP-Chef Christian Linder und die Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock von den Grünen gedachten der Opfer und ihrer Angehörigen. SPD-Chef Norbert Walter-Borjans bezeichnete die Tat auf Twitter als sinnlos und abscheulich. Den Opfern und ihren Angehörigen gelte sein tiefes Mitgefühl. Würzburgs Oberbürgermeister Christian Schuchardt zeigte sich ebenfalls sehr betroffen über das "schreckliche Verbrechen". Er finde es unglaublich, dass viele Menschen so engagiert gehandelt und ihr eigenes Leben gefährdet hätten.

Bei der Einordnung der Bluttat schloss CSU-Politiker Herrmann einen islamistischen Anschlag nicht aus: "Es gibt jedenfalls Indizien dafür, dass es sich um einen islamistischen Anschlag handeln könnte", sagte er. Ein Zeuge gab ihm zufolge an, der Verdächtige habe bei der Tat "Allahu Akbar" (deutsch: Gott ist groß) gerufen.

Der Verdächtige war laut Polizei in den vergangenen Monaten bereits gewalttätig gewesen und psychisch aufgefallen. Erst vor einigen Tagen sei er wohl in eine psychiatrische Behandlung eingewiesen worden, sagte Herrmann. Der Mann lebte zuletzt in einer Obdachlosenunterkunft. Er soll seit fünf Jahren in Deutschland gewesen sein.