Zehn Jahre Breivik

Könnt Ihr Euch noch erinnern?
Als am 22. Juli 2011 in Norwegen ein Sprengstoffanschlag im Regierungsviertel und ein Massenmord mit Schusswaffen in einem sozialdemokratischen Jugendlager auf einer Insel passierten, war anfangs die allgemeine Meinung der Medien: Al Kaida hat wieder zugeschlagen. Danach wurde gemeldet, es handle sich um einen ausländerfeindlichen Rechtsextremisten, schließlich teilte die norwegische Polizei am 23.7. mit, Internet-Einträge des Verdächtigen offenbarten einen "christlichen Fundamentalismus". Die Zahl der Todesopfer stieg bis zum 24.7. auf 93 (am 25.7. wurde die Zahl auf 76 berichtigt). Der Verdächtige heißt Anders Behring Breivik und auf seiner Facebook-Seite beschreibe er sich als "konservativ" und "christlich". Er sei der Leiter eines Bio-Bauernhofs, Junggeselle und interessiere sich für die Jagd sowie für Computer-Kriegsspiele wie "World of Warcraft".

Am 24. und 25. Juli gab es weitere Infos über Anders Breivik. Demnach ließ er sich vor 15 Jahren evangelisch taufen, war aber mit dieser religiösen Richtung nicht zufrieden und trat für eine Rückkehr zum Katholizismus ein. Aus seinem Manifest: "Die protestantisch-liberale Kirche verteidigt und fördert die Ordination von Frauen, Scheidung, Abtreibung, die massenweise Verbreitung von Kontrazeptiva und trägt zur Verherrlichung der Homosexualität bei. Wenn die Kirche einem minimalistische Einkaufszentrum ähnelt, die weiblichen Priester Jeans tragen, Abtreibung und die massenhafte Verbreitung von Kontrazeptiva verteidigen, den Jihad gegen die Israelis verteidigen und ein sexuell aktiven Lebens leben, was ist dann der Punkt? Wir müssen zurück zu unseren katholischen Wurzeln. Wir, die protestantischen Nationen Europas, sollten nicht vergessen, dass wir alle einmal Katholiken waren."
Noch ein kurzer religionsbezüglicher Auszug aus dem 1518 Seiten langen Manifest des Attentäters: "Eine Mehrheit der so genannten Agnostiker und Atheisten in Europa sind kulturelle konservative Christen, ohne es selbst zu wissen. Was also ist der Unterschied zwischen kulturellen Christen und religiösen Christen? Wenn man eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus und Gott hat, dann ist man ein religiöser Christ. Ich und viele andere wie ich haben nicht notwendigerweise eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus und Gott. Wir glauben aber an das Christentum als kulturelle, soziale und moralische Plattform. Das macht uns zu Christen."

Das norwegische Gericht sah seine christlichen Taten als strafbar an, am 24.8.2012 wurde Breivik wegen 77-fachen Mordes verurteilt, er wurde als zurechnungsfähig beurteilt und erhielt die norwegische Höchststrafe auf Mord, nämlich 21 Jahre Haft und anschließende Sicherungsverwahrung, was vermutlich lebenslänglich bedeutet. Breivik legte keine Berufung ein. Pro Mord hatte er ja ohnehin nur gut drei Monate Haft erhalten!

Breivik nahm das Urteil mit Befriedigung zur Kenntnis, sein Plan sei es gewesen ein "Al-Kaida für Christen" zu schaffen.!

Nun gekürzt aus Wikipedia was weiterhin geschah: Zu Prozessbeginn erschien Breivik mit kahlrasiertem Schädel und zeigte den "Hitlergruß". Nach seiner Verurteilung trat er dort seine Haftstrafe an. Kontakte zu Mithäftlingen wurden ihm nicht gestattet. Im November 2012 beklagte sich Breivik in einem Beschwerdebrief über die aus seiner Sicht "unmenschlichen" Haftbedingungen, so werde er ständig überwacht, erhalte nicht alle an ihn gerichteten Briefe und dürfe keinen Computer benutzen. In Haft schrieb Breivik einen Brief an das Mitglied der Terrorgruppe Nationalsozialistischer Untergrund, Beate Zschäpe, in dem er sie dazu aufrief, ihren Prozess zu einem Politikum zu machen. Das Schreiben wurde von den deutschen Ermittlungsbehörden beschlagnahmt.
Nach dem Tod seiner Mutter im März 2013 verzichtete Breivik auf das Erbe, weil er nach Aussage seines Anwalts dieses nicht an den norwegischen Staat abtreten wollte.
Im August 2013 wurde Breivik in das Gefängnis von Skien (Skien Fengsel) verlegt.
Nachdem Breiviks Bewerbung für die Aufnahme eines Studiums der Politikwissenschaft an der Universität Oslo aufgrund mangelnder Qualifikation zunächst abgelehnt worden war, wurde ihm im September 2013 gestattet, einzelne Module dieses Studiengangs im Fernstudium zu absolvieren.
Im Herbst 2015 distanzierte sich Breivik in einem Brief an die AUF vom Christentum, indem er angab, nie Christ gewesen zu sein, dass er Jesus und seine Botschaft für armselig halte und sein Gott Odin (= oberster Germanengott) sei.
Im März 2016 verklagte Breivik den norwegischen Staat wegen Verletzung der Menschenrechte gemäß der europäischen Menschenrechtskonvention. Breivik war der Ansicht, dass seine Isolierung gegen geltendes Recht verstößt. Er forderte Internetzugang und Kontakt mit anderen Gefangenen. Sein Anwalt meinte, in Norwegen sei noch kein Häftling so lange isoliert gewesen und Breivik zeige deutliche Isolationsschäden
In dem am 20. April 2016 veröffentlichten Urteil kam das Gericht zu dem Schluss, dass Breiviks Menschenrechte im isolierten Gefängnisaufenthalt verletzt worden seien, nicht hingegen in Bezug auf die Kontrolle seiner Korrespondenz
Am 20. Mai 2016 reichte die Staatsanwaltschaft die Berufungsschrift ein, in der sie sowohl Rechtsanwendung als auch Beweiswürdigung der ersten Instanz infrage stellt. Die Berufungsverhandlung fand vom 10. bis zum 18. Januar 2017 vor dem Obergericht Borgarting lagmannsrett statt, Verhandlungsort war das Gefängnis Skien.
Wie bei der Verhandlung in erster Instanz zeigte Breivik zu Prozessbeginn den "Hitlergruß". Am 1. März 2017 gab das Berufungsgericht sein Urteil bekannt, in dem es das Urteil in erster Instanz ändert, sämtliche Anklagepunkte von Breivik abweist und feststellt, dass Breivik nicht in seinen Menschenrechten verletzt worden sei. Breivik kündigte umgehend an, gegen das Urteil Berufung einzulegen.
Am 8. Juni 2017 gab der oberste Gerichtshof (Høyesterett) bekannt, dass die Berufung nicht zugelassen werde. Das Urteil des Berufungsgerichts, das sämtliche Anklagepunkte Breiviks abgewiesen hatte, ist damit rechtskräftig. Er hat gegen diesen Beschluss eine Klage beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eingereicht. Dieser teilte am 21. Juni 2018 mit, dass die Klage zurückgewiesen werde, ein Einspruch gegen diesen Beschluss ist nicht möglich.
Im Juni 2017 teilte sein Anwalt mit, dass Breivik seinen Namen in "Fjotolf Hansen" geändert habe. Diesen Namen benutzte er bereits 2009 in Zusammenhang mit einer Unternehmensgründung. Das Unternehmen mit dem Namen Geofarm hatte er als Tarnung genutzt, um große Mengen Dünger zum Bau einer Bombe zu kaufen.


Die alten Zeiten sind vorbei, der Breivik ist jetzt unbewaffnet!