Gottesbeweise: Gott im Weinglas finden

Olivia Röllin schrieb das am 6.8.2021 auf der Religionsseite von srf.ch., meinereiner kommentierte das atheistisch am 10.8.:

Einleitung: Es ist die Gretchenfrage der Philosophie: «Gibt es Gott?» Den ultimativen Beweis gibt es zwar nicht – das ist aber auch nicht weiter schlimm, findet unsere Autorin.
Röllin: Der Sommer scheint wahrlich nicht die beste Zeit, um über die Existenz Gottes nachzudenken. Zu frivol und wohlgestimmt scheint die Welt, um ihr einen solchen Gedanken aufzubrummen, um die Allegria gegen die Schwere der Gottesfrage einzutauschen. Doch irgendwie lauert uns die Frage nach Gott immer wieder auf, wie Moskitos in einer Sommernacht. So sitze ich hier in Genua, wo sich in jeder noch so engen Gasse eine Madonnina zeigt, und denke mit beschlagenem Weissweinglas über Gott nach.
Atheistischer Kommentar: Meinereiner kam nie in die Verlegenheit über Gott nachzudenken, dank der religionsfreien Erziehung im Elternhaus hat meinereiner nie an Götter geglaubt und musste sich auch nicht mit Zweifeln beschäftigen. Bedingt durch die damaligen Verhälnisse, wo die katholische Religion sozusagen noch Bürgerpflicht war, musste meinereiner aber zwölf Jahre lang den katholischen Religionsunterricht besuchen und jede Schulwoche zwei Stunden katholisch lügen und heucheln! Eine Gottesfrage hat meinemeinen nicht aufgelauert!

Röllin: Weil es Mozart gab, muss es Gott geben - Kann man ihn wirklich beweisen, wie dies etwa Aristoteles, Thomas von Aquin oder René Descartes taten? Für manche mag das ein unsinniger Denksport sein. Andere finden, nur schon die Existenz eines Mozarts mache weitere Gottesbeweise überflüssig. Ist das so? Kann man mit der Schönheit, ja mit der Vollkommenheit von Kunstwerken auf Gott schliessen? Oder: Kann man durch die Leiden in der Welt die Existenz Gottes gar widerlegen? Braucht es für sowas wie «Glauben» überhaupt Beweise oder schliessen sich Wissenschaft und Religion aus?
Atheistischer Kommentar: Ja, Wissenschaft und Religion schließen sich aus! Und dass Mozart ein großer Komponist war, hat sich aus seinen Genen ergeben und nicht aus einem Gott. Mozarts Vater Johann Georg Leopold Mozart (1719-1787) war selber Komponist, sein Sohn Wolfgang Amadeus (1756-1791) lebte daher in einer Komponistenwelt und lernte in seiner Familie alles was er brauchte! Meinereiner hat auch die Musikgene von seinem Vater geerbt, die waren jedoch recht schwach und darum ist meinereiner unmusikalisch wie sein Vater und deswegen wohl ein Oldtime-rock'n'roll-Fan! Einen Gott oder einen Teufel haben wir dafür keinen gebraucht!

Röllin: Ist der Glaube unvernünftig? Der bedeutende Physiker und Nobelpreisträger Werner Heisenberg jedenfalls fasste dieses Verhältnis einst so zusammen: «Der erste Schluck aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch, aber auf dem Grunde des Bechers wartet Gott!» Nun, diesen Becher wollen nicht alle austrinken. Tatsächlich gibt es gar Traditionen, die die vernunftgeleitete Beschäftigung mit Gott ablehnen, ganz nach dem Diktum: «Credo quia absurdum est»: Ich glaube, weil es unvernünftig ist.
Atheistischer Kommentar: Der Heisenberg hat damit wohl gemeint, die Wissenschaft weiß (noch) nicht alles und was man nicht weiß, dafür braucht man Gott. Dieser ist wohl genau deswegen entstanden! In den Urzeiten hatten die Menschen für alles, das ihnen unerklärlich war, ihre Götter. Für die Gewitter war dann eben der Blitz&Donnergott zuständig. Als die Elektrizität wissenschaftlich erklärt wurde, waren Donnergötter überflüssig! Dass noch nicht alles wissenschaftlich erklärt werden kann, lässt für Gott immer noch eine Nische als "erste Ursache", aber dazu kommt wieder das Lieblingszitat von meinemeinen von Bertrand Russell: "Wenn alles eine Ursache haben muss, dann muss auch Gott eine Ursache haben. Wenn es etwas geben kann, das keine Ursache hat, kann das ebenso gut die Welt wie Gott sein."

Röllin: Sogenannte Irrationalisten sind sich einig, dass Menschen weder von Gott noch von der Welt hinreichende Erkenntnisse generieren können, also lassen sie das mit den Gottesbeweisen doch lieber ganz bleiben. Aber auch Denker wie Immanuel Kant konkludierten, dass man Gott nicht beweisen könne. Gleichwohl befand er, dass man Gott auch nicht widerlegen könne. Und zwar, weil dieser sich durch seine Transzendenz unserer Vernunft schlicht entziehe. Geht es im Glauben also darum anzuerkennen, wo die Grenzen der menschlichen Vernunft sind?
Atheistischer Kommentar: Gott liegt jenseits der Vernunft, seine Entstehung hatte historisch eben Gründe der Wissenslosigkeit und der dadurch verursachten Unsicherheiten! So einfach lässt sich das psychologisch erklären! Gott war deswegen ein menschliches Bedürfnis, nicht weniger und vorallem nicht mehr!

Röllin: Es gibt sie, die Gottesbeweise - Jedenfalls hat noch 2007 der renommierte deutsche Philosoph Robert Spaemann den, gemäss eigener Aussage, letzten Gottesbeweis publiziert. Spaemann zum Trotz wird gleichwohl bis heute, speziell im englischsprachigen Raum, an Gottesbeweisen gefeilt. Aber nicht nur die Theologen und Philosophen beschäftigen sich mit der Gottesfrage. Auch der berühmte Mathematiker Kurt Gödel hat im 20. Jahrhundert als eine Weiterführung von Anselm von Canterbury einen Gottesbeweis formuliert, der bis dato nicht widerlegt ist. Dennoch gibt es heute wohl keinen Gottesbeweis, der so schlüssig und von seinen Voraussetzungen so eindeutig wäre, dass sich alle darauf einigen könnten. Aber weshalb haben denn eigentlich die klassischen Gottesbeweise von Aristoteles bis Hegel ihre Beweiskraft verloren?
Atheistischer Kommentar: Hier der angebliche Gottesbeweis vom Gödel: Kurt Gödel geht von der Grundannahme aus: "Ein göttliches Wesen ist möglich. Wenn es möglich ist, dass Gott existiert, dann ist es möglich, dass Gott notwendig existiert. Wenn Gott aber in irgendeiner Welt notwendig existiert, existiert er in allen möglichen Welten, auch in unserer. Wenn die Existenz eines göttlichen Wesens möglich ist, dann ist sie auch notwendig. Es gibt notwendig genau ein göttliches Wesen." Und? Was soll das beweisen? Aber es gibt noch einen göttlichen Satz: "Gott ist vollkommen. Zur Vollkommenheit gehört die Existenz. Darum existiert Gott." Alles klar? Oder ist das nicht ein sogenannter Zirkelschluss? Ein solcher wird so definiert: "ein Zirkelschluss ist ein Beweisfehler, bei dem die Voraussetzungen das zu Beweisende schon enthalten". Der Gödel schließt im Zirkel! Alles klar!

Röllin: Gott ist vieles, aber nicht eindeutig - Sowohl Kant als auch Nietzsche zeigten auf, inwiefern solche Beweise Prämissen voraussetzten, die man im Grunde erst zugestehen muss. Bei Nietzsche geht es so weit, dass er die Wahrheitsfähigkeit der Vernunft und damit auch solcher Beweisführungen generell bezweifelt. Die Frage ist also: Ist nur real was wir auch mit Beweisen untermauern können? Ist Gott weniger real, weil es weder Eindeutigkeit, geschweige denn Einigkeit über ihn gibt? Welche Gründe für den Glauben an die Wirklichkeit Gottes lassen wir als einleuchtend stehen?
Atheistischer Kommentar: Also die Frau Röllin sieht die Notwendigkit des Glaubens, weil wissen kann man über Gott nichts, dazu müsste der Gott wahrnehmbar in Erscheinung treten, für einen allmächtigen Gott könnte es doch nicht schwierig sein, sich personell um die Erde zu wickeln und sich von den Menschen bestaunen zu lassen, während er dazu entsprechende göttliche Kunststücke vorführt. Aber gesehen hat Gott noch niemand, in früheren Zeiten hat man jedoch manchen Gott gehört, zum Beispiel den Donnergott! Oder bei Überschwemmungen den wässrigen Wassergott! Und natürlich den Sonnengott, der jeden Tag über den Himmel ritt, die alten Germanen hatten über 30 Götter!

Röllin: Was wartet am Boden meines Kelches? - Ein Blick in die Geschichte zeigt: Selbst der grosse Kirchenlehrer Thomas von Aquin bezeichnete sein Schaffen angesichts einer mystischen Vision als Spreu. Davor lieferte er wohlbemerkt fünf Gottesbeweise und schrieb insgesamt tausende von Seiten. So sitze ich hier weiterhin mit meinem Glas und denke: Es mag zwar vorkommen, aber es ist wohl noch selten jemand durch einen Gottesbeweis gläubig geworden. Intellektuell ungeniessbar sind sie trotzdem nicht. Denn auch wenn ich nicht weiss, was am Boden meines Kelches wartet, so ist mit den Spiegelungen meines Angesichts darin bestimmt noch nicht alles gesagt.
Atheistischer Kommentar: Hier die fünf Gottesbeweise vom Aquin:
1. Der unbewegte Beweger. Nichts bewegt sich, ohne dass es zuvor einen Beweger gibt. Das führt zu einer Regression, und Gott ist der einzige Ausweg. Irgendetwas muss die erste Bewegung veranlasst haben, und dieses Etwas nennen wir Gott.
2. Die Ursache ohne Ursache. Nichts wird von sich selbst verursacht. Jede Wirkung hat eine vorausgehende Ursache, und wieder landen wir in der Regression. Diese muss durch eine erste Ursache beendet werden, die wir Gott nennen.
3. Das kosmologische Argument. Es muss eine Zeit gegeben haben, in der keine physikalischen Objekte existierten. Da heute aber physikalische Gegenstände vorhanden sind, muss irgendetwas Nichtphysikalisches sie ins Dasein gebracht haben, und dieses Etwas nennen wir Gott.
4. Das Argument der Stufungen. Wir beobachten, dass die Dinge in der Welt unterschiedlich sind. Es gibt beispielsweise Abstufungen von Tugend oder Vollkommenheit. Aber solche Abstufungen können wir nur durch den Vergleich mit einem Maximum beurteilen. Menschen können sowohl gut als auch schlecht sein, also kann das Maximum des Gutseins nicht in uns liegen. Es muss ein anderes Maximum geben, das den Maßstab der Vollkommenheit bildet, und dieses Maximum nennen wir Gott.
5. Das teleologische Argument: Der fünfte Beweisgang wird genommen aus der Steuerung der Dinge. Wir sehen nämlich, dass gewisse Dinge, die der Erkenntnis ermangeln, etwa die Naturkörper, ins Werk gesetzt sind auf ein Ziel hin, was dadurch einleuchtet, dass sie immer oder häufiger auf gleiche Art ins Werk gesetzt werden, so dass das folgt, was das Beste ist. Daher ist offensichtlich, dass sie nicht zufällig, sondern aus Absicht zum Ziel gelangen. Das aber, was keine Erkenntnis hat, strebt nicht nach einem Ziel, es sei denn, es ist gelenkt von irgendeinem Erkennenden oder Intelligentem, wie der Pfeil vom Schützen. Folglich IST ein Intelligentes, von dem alle Naturdinge auf ein Ziel zugeordnet werden, und das nennen wir "Gott".
Ja, lauter Blödsinn, darauf braucht man kaum eingehen, die ersten drei Punkte hat der Bertrand Russell ganz einfach widerlegt, Abstufungen ergeben sich aus der Realität und das alles teleologisch, also zielgerichtet sei, ist nicht wahrnehmbar, was für ein Ziel soll z.B. ein Gewitter haben? Es entladen sich nur elektrische Spannungen, ein übergeordnetes Ziel gibt's nicht. So, das war's, Ende der Vorstellung!