Es ist schon lustig, wie sich Politiker religionsmäßig herumdrücken!
Der neue deutsche Kanzler Olaf Scholz ist aus der evangelischen Kirche ausgetreten,
für seinen Amtseid wählte er die gottfreie Version, also ohne "so wahr
mir Gott helfe".
Das hat bisher nur ein deutscher Kanzler gemacht, nämlich Gerhard Schröder.
Im Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland steht im Artikel 56: Der
Bundespräsident leistet bei seinem Amtsantritt vor den versammelten Mitgliedern
des Bundestages und des Bundesrates folgenden Eid: "Ich schwöre, daß
ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren,
Schaden von ihm wenden, das Grundgesetz und die Gesetze des Bundes wahren und
verteidigen, meine Pflichten gewissenhaft erfüllen und Gerechtigkeit gegen
jedermann üben werde. So wahr mir Gott helfe." Der Eid kann auch ohne
religiöse Beteuerung geleistet und statt "ich schwöre" kann "ich
gelobe" gesagt werden.
Im Artikel 64 steht; (1) Die Bundesminister werden auf Vorschlag des Bundeskanzlers
vom Bundespräsidenten ernannt und entlassen. (2) Der Bundeskanzler und die
Bundesminister leisten bei der Amtsübernahme vor dem Bundestage den in Artikel
56 vorgesehenen Eid.
Wie hier auf dieser Site schon mehrfach festgestellt, macht der Zusatz
"so wahr mir Gott helfe" den Amtseid kaputt, weil wenn wahrnehmbar
kein Gott dem Amtsinhaber hilft, das also nicht wahr ist, dann ist ja auch der
Eid nicht wahr!
Als Beispiel kann man dazu den österreischen ExKanzler Sebastian Kurz nehmen,
dem hat für alle wahrnehmbar ganz sicher kein Gott geholfen,
er hatte seinen Amtseid jedoch so abgelegt: "Ich gelobe, dass ich die Verfassung
und alle Gesetze der Republik getreulich beobachten und meine Pflicht nach bestem
Wissen und Gewissen erfüllen werde, so wahr mir Gott helfe".
Der östereichische Amtseid hat ihm keine Gotteshilfe vermittelt, es war
also nicht wahr, dass es wahr war!
Scholz hat das vermieden, hat als Konfessioinsloser den Gottesbezug weggelassen. Aber andererseits hatte er sich auf opportunistische Art den Christenreligionen an den Hals geschmissen, der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) offenbarte Scholz: "Als Politiker trete ich dafür ein, dass wir die christliche Prägung unserer Kultur wertschätzen". Die Kirche habe ihm ein Wertegerüst mitgegeben, das ihm wichtig sei und nach dem er auch seine Entscheidungen ausrichte. Auf die Frage in einem "Bild"-Interview, woran er glaube, erklärte Olaf Scholz vor der Wahl: "Dass wir Menschen füreinander verantwortlich sind. Dass wir gegeneinander gerecht sein müssen. Nennen wir es Solidarität oder Nächstenliebe. Diese Werte des Christentums prägen mich sehr."
Jetzt wird er sich vielleicht einbilden, CDU/CSU hätten die Wahlen deswegen
verloren, weil er ihnen das "C" für "christlich" geklaut
habe..
Hier dazu die Wählerströme 2017 / 2021:
Der Vergleich zur Bundestagswahl 2017 zeigt das Ausmaß der Niederlage für
die Union: Von den 15,3 Millionen Wählerinnen und Wählern, die damals für
die Schwesterparteien unter Kanzlerin Angela Merkel stimmten, votierten diesmal
mit 7,8 Millionen nur etwas mehr als die Hälfte erneut für CDU oder CSU mit
ihrem Kandidaten Armin Laschet. Unter dem Strich verlor die Union rund drei
Millionen ihrer Wähler an SPD, Grüne und FDP.
Dabei fällt auf, dass gerade die Wählerwanderung zu SPD und Grünen fast nur
in eine Richtung verlief. Knapp zwei Millionen Menschen, die früher für die
Union gestimmt hatten, wählten nun die SPD, umgekehrt war es nur in 460.000
Fällen so. Den gut eine Million Stimmenverlusten der Union in Richtung der
Grünen stehen lediglich 130.000 Gewinne gegenüber.
Deutlich größer waren die Bewegungen zwischen Union und FDP: Zwar verloren
CDU und CSU mit 1,3 Millionen mehr Wählerinnen und Wähler an die FDP als an
die Grünen - aber sie gewannen auch 830.000 aus dem Lager der FDP. Diese hohe
Fluktuation zwischen Konservativen und Liberalen könnte ein Zeichen dafür
sein, dass viele Anhängerinnen und Anhänger dieser Parteien taktisch gewählt
haben. Unter dem Strich konnte die Union nur von den politischen Rändern Stimmen
für sich gewinnen - 80.000 von der AfD, 20.000 von der Linken.
Aber dahinter lag wohl viel eher der Abgang der recht populären Merkel und deren Ersatz durch den unpopulären praktizierenden Katholiken Armin Laschet! Im Februar 2021 lagen CDU/CSU bei 36 Umfrageprozent, im Frühjahr kam dann ein Tief von 24%, im Sommer ein Hoch von 29%, gegen Ende August überholte die SPD die Unionsparteien, Anfang September gab's ein Tief von 21%, bei der Bundestagswahl am 27.9. mit 24% ein bissschen mehr, aber gegenüber der Wahl 2017 war das ein Minus von knapp neun Prozent, aktuell liegen die Christparteien bei 22 %!