Gegen Atheismus hilft nur echte Religion

Unter obigem Titel schrieb Urs Buhlmann über: Fünf Erklärungshilfen, die von atheistischen Irrwegen befreien und vor der Entkernung des Christentums durch Aufgabe von Glaubensinhalten warnt.

Das wurde am 2.2.2022 auf der Site der katholischen "TAGESPOST" online gestellt. Der Verfasser bezieht sich dabei auf das Buch von Winfried Schröder: Atheismus - Fünf Einwände und eine Frage.

Hier der Text der TAGESPOST plus atheistische Kommentare:

Tagespost: Atheismus ist eine ernsthafte Angelegenheit. Das ist jedenfalls zu hoffen, weil sonst der Aufwand, der darum betrieben wird, verschwendet wäre. Winfried Schröder, Philosoph in Marburg, ist einer der führenden deutschen Atheismus-Forscher. Wenn er zum Thema schreibt, lohnt sich das Lesen und Mit-Bedenken unbedingt. Er behandelt das Thema mit dem Ernst, der ihm angemessen ist, referiert unaufdringlich die gesamte Sekundärliteratur, tut dies aber mit abgeklärtem, gelegentlich ironischem Blick. So gerät die Lektüre zum Vergnügen, was man nicht von jedem philosophischen Buch sagen kann.
Atheistischer Kommentar: Atheismus ist irgendwie dem Nichtrauchertum ähnlich, Theisten sind den Rauchern ähnlich, weil sie sind auch abhängig. Meinereiner hat in früheren Zeiten auch geraucht, aber geglaubt hat meinereiner nie! Aber durch die damals in den Vierzigerjahren gesellschaftlich kaum vermeidbare katholische Taufe wurde meinereiner gezwungen zwölf Jahre lang den Religionsunterricht zu besuchen, ohne jemals auch nur eine Silbe davon zu glauben, aber deswegen ständig heucheln und lügen zu müssen, das hat u.a. auch zu dieser Homepage geführt, die 2009 gestartet wurde - 41 Jahre nach dem Kirchenaustritt!

Tagespost: Wer sich vor wem verantworten muss - der Atheismus vor den Gottgläubigen oder der Glaube an einen Gott angesichts des Leids in der Welt - ist mehr als eine Präliminarfrage. Schröder: "Ist die Annahme der Existenz eines allmächtigen und allgütigen Gottes überhaupt ernsthaft in Betracht zu ziehen, solange das Theodizeeproblem ungelöst ist?" Dieses Problem ist aber nicht zu lösen, wenn man den Vorgaben dessen treu bleibt, was der Autor den Standardtheismus nennt. Dieser setzt auf eine transzendente göttliche ,Ursache von allem‘, die die Prozesse im Kosmos lenkt. Diese philosophische Form von Metaphysik kennt keine Offenbarung - etwa in Gestalt heiliger Bücher - die zusätzlichen Sinn-Aufschluss liefern.
Atheistischer Kommentar: Die Frage nach der ersten Ursache des Universums ist einfach zu beantworten, hier schon wieder das Standardzitat von Bertrand Russell: "Wenn alles eine Ursache haben muss, dann muss auch Gott eine Ursache haben. Wenn es etwas geben kann, das keine Ursache hat, kann das ebenso gut die Welt wie Gott sein." Das Theodizee-Problem (warum eine von einem allmächtigen und allgütigen Gott geschaffene Welt oft so viel Unglück bringt) ist natürlich religiös nicht lösbar, das geht nur atheistisch: Es gibt eben keinen Gott, damit ist auch die Frage weg, warum Gott Böses zulässt. Gott tut das nicht, weil es ihn nicht gibt! So einfach ist die atheistische Erklärung!

Tagespost: Atheismus hat keine lange Geschichte - Das, was man ,rationale Theologie‘ oder ,theologia naturalis‘ nennt, ist der Versuch, mit ,bloßer Vernunft‘, ohne jeden Rekurs auf religiöse Offenbarung, wahre und begründete Aussagen über Gott, seine Existenz und seine Eigenschaften zu treffen. Wie etwa Richard Swinburne hält auch Schröder dieses Unterfangen für möglich, wobei man über die Existenz und basale Eigenschaften Gottes wie Allwissenheit und Allmacht nicht hinauskomme. Fazit: "Aussagen über die Bedingungen der Erlösung oder über das Schicksal der Menschen nach dem Tode können allenfalls aus übernatürlicher Offenbarung bezogen werden."
Atheistischer Kommentar: Na klar, Erlösung und Schicksal nach dem Tode sind was Übernatürliches. Übernatürliches gibt's aber nur in manchen Menschenköpfen, aber nicht in der Wirklichkeit!

Tagespost: Schröder informiert darüber, dass Atheismus noch keine übermäßig lange Geschichte habe, jedenfalls als "verfasster" Teil der Philosophie. Das anonyme Traktat "Theophrastus redivivus" von 1659 stehe am Anfang, aber auch Jean Meslier, der 1729 verstorbene französische Landpfarrer, der ein umfangreiches Manifest hinterließ, das Religions- und Herrschaftskritik miteinander verband und seinen Autor als rabiaten Atheisten zeigte, gehöre in die Ahnenreihe. "Wir haben es hier (...) mit radikal revolutionären Umdeutungen des Christentums zu tun, die den Kern des Glaubensbestandes angreifen, der beinahe 2000 Jahre lang Geltung besaß".
Atheistischer Kommentar: Schon die Antike kennt den Atheismus in Form des Denkens einiger Vorsokratiker, Sophisten, Epikurs, der Kyniker und Skeptiker. Atheismus war im Christentum jahrhundertelang verboten und stand unter Todesstrafe am Scheiterhaufen (Bild > Wikipedia PD)! Meslier schrieb atheistische Texte, sie wurden aber erst nach seinem Tode bekannt, zu Lebzeiten konnte er eine Veröffentlichung nicht wagen!
Hier Mesliers acht Beweise für die Eitelkeit und Falschheit aller Religionen:
1. Die Religionen "sind allesamt nur menschliche Erfindungen, nichts als Irrtümer, Einbildung und Betrug";
2. "Blinde Gläubigkeit" ist das Prinzip allen Irrtums und aller Illusionen;
3. Falschheit der "angeblich göttlichen Visionen und Offenbarungen";
4. "Eitelkeit und Falschheit der angeblichen Prophezeiungen des Alten Testamentes";
5. "Irrtümer der Lehre und Moral der christlichen Religionen";
6. "Die christliche Religion duldet die Missbräuche und Tyrannei der großen Herren";
7. Falschheit der angeblichen "Existenz von Göttern";
8. Falschheit der Idee der Spiritualität und der Unsterblichkeit der Seele.
Mit dem Zeitalter der Aufklärung kam auch die Religionskritik und damit der Unglaube.

Tagespost: Zu der gerne geäußerten Vermutung, der moderne Atheismus sei ein Kind der französischen Aufklärung, weist Schröder nach, dass die meisten dieser Schule, Robespierre und Voltaire vorneweg, Deisten, nicht Gottesleugner waren. Ebenfalls nicht gelten lässt der Autor die gerne von Atheismus-Gegnern verbreitete Behauptung, Atheist könne man nur sein, wenn man zugleich Materialist ist. Zwar hat eine solche Haltung prominente Vertreter - Holbach im 18. Jahrhundert, Ludwig Büchner, Feuerbach und Marx hundert Jahre später - doch verweist der Autor auf eine Reihe ontologisch neutraler Varianten des Atheismus. So wie die Existenz des Leids in seinen vielfältigen Ausdrucksformen zum "Fels des Atheismus" wird, an dem jedes Reden von einem gütigen Gott verstumme, so ist die Frage nach der Entstehung des Lebens als Schwachstelle im atheistischen Gedankengebäude anzusehen.
Atheistischer Kommentar: Ein Deist unterscheidet sich von einem Theisten dadurch, dass er zwar einen Schöpfergott akzeptiert, aber dieser greift nach der Schöpfung nicht mehr ins Geschehen ein, er ist also kein Bestandteil des Menschenlebens. Die materielle Existenz des Universums hat evolutionär die Naturgesetze geschaffen und diese schufen auch das Leben und dadurch die Menschen. Und die Menschen schufen in den vorwissenschaftlichen Zeiten die Götter als Erklärung für Unständliches, meinereiner führt dazu immer den unüberhörbaren Donnergott an, der entstand zur Erklärung von Gewittern, von Elektrizität wusste man nichts, also schuf man den Blitz- und Donnergott, der auch in der Gegenwart noch eine Rolle spielt, wie hier auch schon oft geschrieben: Bei der Zwangschristianisierung Europas ließ man im germanischen Bereich Götter in den Wochentagen, der Donnergott Thor oder Donnar schuf den Thursday und den Donnerstag.

Tagespost: Biologie und Biochemie alleine haben bisher nicht erklären können, wie Leben entstand, so dass Argumente, "die von der lebenermöglichenden Feinabstimmung der Naturkonstanten (fine-tuning) auf die Existenz eines planenden Schöpfergottes schließen" nicht leicht von der Hand zu weisen sind. Die atheistische Seite hilft sich dann etwa mit der 'Multiversen-Theorie': "Danach existieren zahllose Universen mit ganz unterschiedlichen, zumeist lebensfeindlichen Naturkonstanten, von denen eines - unser Universum - lebensfreundliche Naturkonstanten aufweist". Hier braucht es keinen göttlichen Urheber des fine-tuning, alles sei Zufall: Sagen die einen, aber die anderen glauben nicht an Zufall.
Atheistischer Kommentar:
Leben entsteht eben auf Planeten, die dafür geeignet sind, am Jupiter gibt's wohl kein Leben. Die Lebensentwicklung ist nicht zufällig, sondern passiert, wenn es möglich ist. Ein Gott, dessen Herkunft nicht erklärlich ist, erklärt nichts, er verlängert nur die Argumentenkette um ein unerklärbares Glied.

(...) Tagespost: Einen Ratschlag für das Christentum hat Winfried Schröder auch: Zu seinen "Basics" zu stehen nämlich. Denn wenn Paul Tillich alle klassischen Gottesattribute aufgibt und vom Höchsten nur sprechen kann als "das, was uns unbedingt angeht", ist der Weg nicht weit zum jüngst in den Niederlanden entstandenen "ietsism". Holländisch "iets" bedeutet "irgendetwas", "und so steht ,ietsism‘ für eine nicht-säkulare, religiöse Einstellung zu einem unbestimmten außerweltlichen ,Etwas‘, einem irgendwie ,Sinnstiftenden‘, das an die Stelle des traditionellen Gottes tritt".
Atheistischer Kommentar: Ja, der Irgendwasgott ist heute wohl weiter verbreitet als es die Götter der organisierten Religionen sind, der Weltenschöpfer "Irgendwas" ist ein deistischer Gott, siehe oben.

Tagespost: Nicht geheuer: ein abgespecktes Christentum - Ist das nun Theismus oder Atheismus? Einerlei, "bei dem Versuch, diesen Pudding an die Wand zu nageln, müssen Atheisten, wie es scheint, den Hammer aus der Hand legen". Auf das Christentum bezogen, ist dem Autor ein "abgespecktes und reduziertes Christentum" nicht geheuer, "eine verwässerte Spiritualität, die so vage ist, dass sie mit nichts mehr im Widerspruch steht und infolgedessen gar nichts aussagt". Dann werde Gott zur Worthülse, deren Inhalt abhandengekommen ist.
Atheistischer Kommentar: Der Normalzustand in den entwickelten Ländern ist es heute, dass die Religion im Alltag der Menschen keine besondere Rolle mehr spielt, die meisten gehen nimmer in die Kirche, sprechen keine Gebete, sondern eher Flüche mit religiösen Teilen (z.B. "Himmelherrgottkruzifixnocheinmal!") usw.

Tagespost: "Auch wenn es eigentlich das Ziel von Atheisten ist, den Theismus zu widerlegen, könnten sie mit dem selbst erklärten Bankrott, auf den die Preisgabe seiner Kernaussagen hinausläuft, schon halbwegs zufrieden sein". Schröder schließt sich dem von ihm zitierten Benedikt XVI. an, der 2011 in Erfurt präzise formulierte: "Ein selbstgemachter Glaube ist wertlos. Der Glaube ist nicht etwas, was wir ausdenken und aushandeln." Eine Offenbarungsreligion, wie das Christentum sie darstellt, sei eben gerade nicht selbstgemacht, "sie wird von ihren Anhängern als Kundgabe Gottes verstanden".
Atheistischer Kommentar: Ja und gerade das ist das Problem! Die Menschen haben die Religionen erschaffen und dazu auch die göttlichen Botschaften, die Offenbarungen sind reines Menschenwerk, das in alten Zeiten zu Menschenpflichten gemacht wurde. Im alten Römerreich gab es jedoch schon Religionsfreiheit, da konnte jedes von den Römern unterworfene Volk seine Götter in Rom platzieren.

Tagespost: Eine Warnung an die christliche Religion - Schröder fragt nach dem "soteriologischen Angebot" des Christentums und meint es ernst, wenn er den Modus der Entsorgung des Glaubensgutes kritisiert: "Wir haben es hier (man denke nur an die Preisgabe der Erbsünden- und Satisfaktionslehre oder der Lehre von der Ewigkeit der Höllenstrafen) mit radikal revolutionären Umdeutungen des Christentums zu tun, die den Kern des Glaubensbestandes angreifen, der beinahe 2000 Jahre lang Geltung besaß."
Atheistischer Kommentar: Mit Soteriologie bezeichnet man die Lehre von der Erlösung aller Menschen im christlichen Kontext. Ja, die Christenkirchen sind vorsichtig geworden mit den gemeingefährlichen Teilen der Christenlehre. Mit dem ewigen Höllenfeuer drohen meist nicht einmal mehr katholische Prediger. Aber das ewige Höllenfeuer war lange Zeit das wesentliche Argument für den Christenglauben, siehe Pascalsche Wette - jetzt glaubt die Mehrheit der Leute schon länger nimmer an die Hölle...

Tagespost: Hier wird aus unverdächtigem Munde der christlichen Religion eine Warnung zugerufen - im gegenwärtigen Pontifikat wohl weniger von Interesse -, deren Berechtigung aber angesichts leerer Kirchen und Seminare mehr als handgreiflich ist. Aufgabe der Philosophie ist es, dem Menschen beim Denken zu helfen, Aufgabe der Kirche ist es, ihnen Gott zu geben - so wie er sich uns gezeigt hat. Winfried Schröder hat sein äußerlich schlankes, innen überreiches Buch nicht auf diese Erkenntnis hin geschrieben. Aber das ist ein Ertrag dieses elegant formulierten, sehr viel Wissen verarbeitenden Traktates, das zum ersten Mal eine veritable Kritik des Atheismus vorlegt.
Atheistischer Kommentar: Den Atheisten wurde beim Denken schon geholfen, meinereiner ist in einem religionsfreien Elternhaus aufgewachsen, aber die Eltern wagten es damals nicht, aus der Kirche auszutreten oder die Kinder nicht taufen zu lassen, die gesellschaftliche Macht der Kirche war damals eben noch weitaus höher als jetzt! Die Kirchen haben heute diese Macht nimmer, den Menschen Gott zu geben, darüber denkt man in den Kirchen zwar immer noch nach, aber es wirklich in der Masse der Menschen zu versuchen, das traut man sich gar nicht zu probieren. Es sei wieder einmal an die vom Vatikan für 2012 geplanten Versuche einer Neuevangelisierung Europas erinnert, die dann nicht etwa abgesagt wurden, sondern einfach stillschweigend nicht stattfanden!
Gegen Atheismus hilft echte Religion bestimmt nicht! Und um unreligiös zu sein, dazu braucht man gar keinen Atheismus, es reicht völlig aus, die Religionen einfach zu ignorieren, weil einen das Zeugs nicht interessiert...