Frust bei Seelsorgern

Darüber berichteten am 15.2.2022 Simon Berninger und Martin Jarde im Bayrischen Rundfunk unter dem Titel "Die Kirche ist sowas von negativ belegt", hier der Bericht mit atheistischen Kommentaren:

PRO: Der Missbrauchsskandal und keine schnellen Reformen in Sicht: Frust und Hadern mit der Kirche haben auch bei Seelsorgern zugenommen. Viele leiden unter dem immer schlechter werdenden Ansehen ihrer Arbeitgeberin. Therapieangebote werden rege genutzt. Sie leiden unter dem Umgang mit Missbrauch und dem immer schlechter werdenden Ansehen ihrer Arbeitgeberin, der katholischen Kirche. Viele Seelsorgerinnen und Seelsorger fühlen sich überfordert und sind frustriert.
Atheistischer Kommentar: Ein großes gesellschaftliches Problem ist die Sachlage, dass Politik und Medien der Religion immer noch eine viel zu große gesellschaftliche Bedeutung geben, der Großteil der Kirchenmitglieder praktiziert ja die Religion gar nimmer, nur eine schon recht kleine Minderheit geht sonntags in die Kirche und zum Beichten usw.

PRO: Zu ihnen gehört auch Pfarrer Martin Schnirch aus dem Bistum Augsburg - Pfarrer: "Die Stimmung unter den Priestern ist schlecht" Der Priester erzählt im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk, dass er merke, dass die Stimmung unter seinen "Mitbrüdern" schlecht sei. "Kirche ist sowas von negativ belegt momentan in der veröffentlichten Meinung, das geht nicht spurlos an einem vorüber, das ist klar." Die Liste, wegen derer die katholische Kirche in Deutschland derzeit - zum Teil massivst - in der Kritik steht, ist lang: Da ist natürlich der Missbrauchsskandal, in dem laut jüngstem Gutachten sogar der emeritierte Papst Benedikt seiner Verantwortung als einstiger Erzbischof von München und Freising nicht gerecht wurde.
Atheistischer Kommentar: Dass die katholische Kirche auch unter öffentlicher Kritik steht, ist wohl klar, die jahrhundertelange völlige Vertuschung der Missbräuche funktioniert heute nimmer, solange die katholische Kirche eine Macht war, hatte man damit kein Problem. Meinereiner kennt von seinen Eltern die Geschichte eines Pfarrers im Mühlviertel, der in den 1920-Jahren regelmäßig Schulmädchen vögelte, dann traute sich aber der Vater eines der Mädchen nicht etwa Anzeige zu erstatten, sondern er traute sich immerhin dem Diözesanbischof die Sache vorzutragen. Das Ergebnis: Der Pfarrer wurde in keinerweise bestraft, er wurde nur versetzt, das war beinahe bis in die Gegenwart die übliche Vorgangsweise der katholischen Kirche. Was ja u.a. der Ratzinger-Benedikt bewies.

PRO: Keine Reformen in der katholischen Kirche in Sicht - Auch gibt es bisher keine Reformen bei Themen wie Zölibat, Sexualmoral oder der Priesterweihe für Frauen. Und die immer größer werdenden Pfarreien wegen immer weniger Priestern werden nicht nur von den Gläubigen, sondern auch von den Seelsorgerinnen und Seelsorgern mit Sorge gesehen.
Atheistischer Kommentar: Das Sexproblem hatte ja noch folgende sozusagen natürlich entstandene Verschärfung! Wenn Heranwachsende keine Zuneigung zu Frauen, sondern zu Knaben entwickelten, dann hatten sie ja nicht das Gefühl, dass der Zölibat ein Problem wäre, darum waren lange Zeit Päderasten unter den Priestern überrepräsentiert, Knabenschändung war eine häufige priesterliche Nebenbeschäftigung! Die Abschaffung des Zölibats würde diese Vorauswahltendenz beseitigen!

PRO: Viele von ihnen, die für ein anderes Bild von Kirche angetreten sind, kommen zunehmend an ihre Belastungsgrenze. Das kirchlich getragene Recollectio-Haus im unterfränkischen Münsterschwarzach bietet ausgebrannten Seelsorgern eine Auszeit. Die gegenwärtige Krise ihrer Kirche bringe viele zunehmend in eine Dilemma-Situation, sagt die Leiterin des Recollectio-Hauses, Corinna Paeth.
Panikattacken am Altar. "Nach außen die Kirche repräsentieren als etwas, was Heil bringen soll, und innerlich dieses menschliche Gefühl von eigener Enttäuschung, Wut, Zorn gegenüber der eigenen Institution, dass man sich innerlich gar nicht mehr identifizieren kann." Diese Zerrissenheit bekommt die Psychotherapeutin immer wieder zu hören. Dieses Spannungsfeld könne auf Dauer kein Mensch aushalten, sagt sie. "Die Psyche kippt natürlich und daraus kann sich dann eine Depression entwickeln."
"Das können aber auch Angsterkrankungen sein, Panikattacken beispielsweise am Altar, aus Angst, was könnten die Gläubigen jetzt denken." Corinna Paeth, Leiterin des Recollectio-Hauses

Atheistischer Kommentar: Der Priestermangel wird aus zwei Gründen immer stärker, erstens entschwindet der Glaube überhaupt immer mehr, zweitens werden heute wohl Päderasten den Priesterberuf auch kaum noch anstreben. Die obigen PRO-Schilderungen zeigen ANTI-Probleme recht deutlich auf.

PRO: Auch auf ungeweihten Seelsorgern lastet immenser Druck - 176 Seelsorger haben sich im vergangenen Jahr Hilfe im Recollectio-Haus gesucht, 30 Prozent seien Priester gewesen, der Rest ungeweihte Seelsorger wie Pastoral- oder Gemeindereferenten. Auch auf ihr laste ein immenser Druck, sagt eine angehende Pastoralreferentin aus einem bayerischen Bistum. Aus Angst vor beruflichen Konsequenzen will sie anonym bleiben.
Als junge, liberale Frau, als solche sie sich versteht, sei es sehr schwierig, sich für so einen Arbeitgeber zu entscheiden, erzählt sie. "Mit mir wird einfach auch nicht auf Augenhöhe umgegangen, dabei habe ich jetzt zweimal 13-, 14-Stunden-Tage - und das sieht keiner." Auf der anderen Seite stehe die Berufung, die sie gerne auch leben wolle - allerdings nicht um jeden Preis: "Ich würde sagen, ich bleib noch dabei, aber ich kann nicht sagen, wie lange dieses 'Noch' ist."

Atheistischer Kommentar: Dazu braucht man nix sagen, das sinkende Interesse an Religionen bringt dort Beschäftigten ja außerdem noch weitere abwertende Erlebnisse, man ist nimmer was Außerwähltes, sondern viel eher was Überflüssiges, das sich dann eben als was Unberufenes empfindet....

PRO: Problem Zölibat: "Kein Partner als Back-up" - Das Recollectio-Haus berät und therapiert derweil beratungsoffen - nicht alle Seelsorger und Seelsorgerinnen, die sich dort Hilfe suchen, bleiben hinterher im kirchlichen Dienst. Durch das Zölibat seien Priester aber noch mal in einer besonderen Lage, sagt Paeth: "Ein Mitarbeiter, der verheiratet ist, hat mit Hilfe des Partners noch ein Back-up, die ein Pfarrer leider nicht hat."
Atheistischer Kommentar: Ja, der Zölibat wurde seinerzeit ja nicht aus religiösen Gründen, sondern wegen dem sich damals entwickelnden Feudalsystem eingeführt, man befürchtete, dass dann nicht nur der Herr Graf von und zu seinem ältesten Sohn Titel und Grafschaft hinterlassen würde, sondern dass das dann auch Bischöfe so machen könnten: ihre Diözese dem Sohn samt Bischofstitel zu hinterlassen. Heute haben wir keine die Gesellschaft dirigierende Feudalsysteme mehr, es wären also auch Bischofs- und Pfarrerkinder kein Strukturproblem mehr!

PRO: Das empfindet auch Pfarrer Martin Schnirch aus dem Bistum Augsburg so. Er weiß, dass ein Leben allein krank machen kann. Der Priester sehe "bei vielen Mitbrüdern, die alleine sind, dass das für die nicht einfach ist". Deshalb wohnt er schon lange in einer WG mit Priesterkollegen. Das habe ihn allerdings trotzdem nicht davor bewahrt, dass ihm aktuell eine Kur verschrieben werden musste. Danach hofft er, beruflich wieder voll durchstarten zu können.
Atheistischer Kommentar: Priesterliche Wohngemeinschaften haben natürlich auch die Möglichkeit, homosexuelles Zusammenleben zu organisieren! Innerkirchlich ist das wohl kein diskutierbares Problem, sondern eine recht ideale Lösungsmöglichkeit. Das große Problem der katholischen Kirche ist in unseren Breiten jedoch das Dahinschwinden des religiösen Interesses...