PRO: Der Missbrauchsskandal und keine schnellen Reformen in Sicht:
Frust und Hadern mit der Kirche haben auch bei Seelsorgern zugenommen. Viele
leiden unter dem immer schlechter werdenden Ansehen ihrer Arbeitgeberin. Therapieangebote
werden rege genutzt. Sie leiden unter dem Umgang mit Missbrauch und dem immer
schlechter werdenden Ansehen ihrer Arbeitgeberin, der katholischen Kirche. Viele
Seelsorgerinnen und Seelsorger fühlen sich überfordert und sind frustriert.
Atheistischer Kommentar: Ein großes gesellschaftliches Problem ist die
Sachlage, dass Politik und Medien der Religion immer noch eine viel zu große
gesellschaftliche Bedeutung geben, der Großteil der Kirchenmitglieder praktiziert
ja die Religion gar nimmer, nur eine schon recht kleine Minderheit geht sonntags
in die Kirche und zum Beichten usw.
PRO: Zu ihnen gehört auch Pfarrer Martin Schnirch aus dem Bistum
Augsburg - Pfarrer: "Die Stimmung unter den Priestern ist schlecht"
Der Priester erzählt im Gespräch mit dem Bayerischen Rundfunk, dass er merke,
dass die Stimmung unter seinen "Mitbrüdern" schlecht sei. "Kirche
ist sowas von negativ belegt momentan in der veröffentlichten Meinung, das
geht nicht spurlos an einem vorüber, das ist klar." Die Liste, wegen derer
die katholische Kirche in Deutschland derzeit - zum Teil massivst - in der Kritik
steht, ist lang: Da ist natürlich der Missbrauchsskandal, in dem laut jüngstem
Gutachten sogar der emeritierte Papst Benedikt seiner Verantwortung als einstiger
Erzbischof von München und Freising nicht gerecht wurde.
Atheistischer Kommentar: Dass die katholische Kirche auch unter öffentlicher
Kritik steht, ist wohl klar, die jahrhundertelange völlige Vertuschung der
Missbräuche funktioniert heute nimmer, solange die katholische Kirche eine
Macht war, hatte man damit kein Problem. Meinereiner kennt von seinen Eltern
die Geschichte eines Pfarrers im Mühlviertel, der in den 1920-Jahren regelmäßig
Schulmädchen vögelte, dann traute sich aber der Vater eines der Mädchen nicht
etwa Anzeige zu erstatten, sondern er traute sich immerhin dem Diözesanbischof
die Sache vorzutragen. Das Ergebnis: Der Pfarrer wurde in keinerweise bestraft,
er wurde nur versetzt, das war beinahe bis in die Gegenwart die übliche Vorgangsweise
der katholischen Kirche. Was ja u.a. der Ratzinger-Benedikt bewies.
PRO: Keine Reformen in der katholischen Kirche in Sicht - Auch
gibt es bisher keine Reformen bei Themen wie Zölibat, Sexualmoral oder der
Priesterweihe für Frauen. Und die immer größer werdenden Pfarreien wegen
immer weniger Priestern werden nicht nur von den Gläubigen, sondern auch von
den Seelsorgerinnen und Seelsorgern mit Sorge gesehen.
Atheistischer Kommentar: Das Sexproblem hatte ja noch folgende sozusagen
natürlich entstandene Verschärfung! Wenn Heranwachsende keine Zuneigung zu
Frauen, sondern zu Knaben entwickelten, dann hatten sie ja nicht das Gefühl,
dass der Zölibat ein Problem wäre, darum waren lange Zeit Päderasten unter
den Priestern überrepräsentiert, Knabenschändung war eine häufige priesterliche
Nebenbeschäftigung! Die Abschaffung des Zölibats würde diese Vorauswahltendenz
beseitigen!
PRO: Viele von ihnen, die für ein anderes Bild von Kirche angetreten
sind, kommen zunehmend an ihre Belastungsgrenze. Das kirchlich getragene Recollectio-Haus
im unterfränkischen Münsterschwarzach bietet ausgebrannten Seelsorgern eine
Auszeit. Die gegenwärtige Krise ihrer Kirche bringe viele zunehmend in eine
Dilemma-Situation, sagt die Leiterin des Recollectio-Hauses, Corinna Paeth.
Panikattacken am Altar. "Nach außen die Kirche repräsentieren als etwas,
was Heil bringen soll, und innerlich dieses menschliche Gefühl von eigener
Enttäuschung, Wut, Zorn gegenüber der eigenen Institution, dass man sich innerlich
gar nicht mehr identifizieren kann." Diese Zerrissenheit bekommt die Psychotherapeutin
immer wieder zu hören. Dieses Spannungsfeld könne auf Dauer kein Mensch aushalten,
sagt sie. "Die Psyche kippt natürlich und daraus kann sich dann eine Depression
entwickeln."
"Das können aber auch Angsterkrankungen sein, Panikattacken beispielsweise
am Altar, aus Angst, was könnten die Gläubigen jetzt denken." Corinna
Paeth, Leiterin des Recollectio-Hauses
Atheistischer Kommentar: Der Priestermangel wird aus zwei Gründen immer
stärker, erstens entschwindet der Glaube überhaupt immer mehr, zweitens werden
heute wohl Päderasten den Priesterberuf auch kaum noch anstreben. Die obigen
PRO-Schilderungen zeigen ANTI-Probleme recht deutlich auf.
PRO: Auch auf ungeweihten Seelsorgern lastet immenser Druck - 176
Seelsorger haben sich im vergangenen Jahr Hilfe im Recollectio-Haus gesucht,
30 Prozent seien Priester gewesen, der Rest ungeweihte Seelsorger wie Pastoral-
oder Gemeindereferenten. Auch auf ihr laste ein immenser Druck, sagt eine angehende
Pastoralreferentin aus einem bayerischen Bistum. Aus Angst vor beruflichen Konsequenzen
will sie anonym bleiben.
Als junge, liberale Frau, als solche sie sich versteht, sei es sehr schwierig,
sich für so einen Arbeitgeber zu entscheiden, erzählt sie. "Mit mir wird
einfach auch nicht auf Augenhöhe umgegangen, dabei habe ich jetzt zweimal 13-,
14-Stunden-Tage - und das sieht keiner." Auf der anderen Seite stehe die
Berufung, die sie gerne auch leben wolle - allerdings nicht um jeden Preis:
"Ich würde sagen, ich bleib noch dabei, aber ich kann nicht sagen, wie
lange dieses 'Noch' ist."
Atheistischer Kommentar: Dazu braucht man nix sagen, das sinkende Interesse
an Religionen bringt dort Beschäftigten ja außerdem noch weitere abwertende
Erlebnisse, man ist nimmer was Außerwähltes, sondern viel eher was Überflüssiges,
das sich dann eben als was Unberufenes empfindet....
PRO: Problem Zölibat: "Kein Partner als Back-up" - Das
Recollectio-Haus berät und therapiert derweil beratungsoffen - nicht alle Seelsorger
und Seelsorgerinnen, die sich dort Hilfe suchen, bleiben hinterher im kirchlichen
Dienst. Durch das Zölibat seien Priester aber noch mal in einer besonderen
Lage, sagt Paeth: "Ein Mitarbeiter, der verheiratet ist, hat mit Hilfe
des Partners noch ein Back-up, die ein Pfarrer leider nicht hat."
Atheistischer Kommentar: Ja, der Zölibat wurde seinerzeit ja nicht aus
religiösen Gründen, sondern wegen dem sich damals entwickelnden Feudalsystem
eingeführt, man befürchtete, dass dann nicht nur der Herr Graf von und zu
seinem ältesten Sohn Titel und Grafschaft hinterlassen würde, sondern dass
das dann auch Bischöfe so machen könnten: ihre Diözese dem Sohn samt Bischofstitel
zu hinterlassen. Heute haben wir keine die Gesellschaft dirigierende Feudalsysteme
mehr, es wären also auch Bischofs- und Pfarrerkinder kein Strukturproblem mehr!
PRO: Das empfindet auch Pfarrer Martin Schnirch aus dem Bistum
Augsburg so. Er weiß, dass ein Leben allein krank machen kann. Der Priester
sehe "bei vielen Mitbrüdern, die alleine sind, dass das für die nicht
einfach ist". Deshalb wohnt er schon lange in einer WG mit Priesterkollegen.
Das habe ihn allerdings trotzdem nicht davor bewahrt, dass ihm aktuell eine
Kur verschrieben werden musste. Danach hofft er, beruflich wieder voll durchstarten
zu können.
Atheistischer Kommentar: Priesterliche Wohngemeinschaften haben natürlich
auch die Möglichkeit, homosexuelles Zusammenleben zu organisieren! Innerkirchlich
ist das wohl kein diskutierbares Problem, sondern eine recht ideale Lösungsmöglichkeit.
Das große Problem der katholischen Kirche ist in unseren Breiten jedoch das
Dahinschwinden des religiösen Interesses...