Austrittslwillige zum Bleiben ermuntern!

Darum bemüht man sich seit 18.2.2022 auf katholisch.de – hier der Artikel mit atheistischen Ergänzungen vom 21.2.:

katholisch.de  Auch in schwierigen Zeiten weiter mitwirken - Kardinal Marx ermuntert Austrittswillige zum Bleiben in der Kirche
Das Münchner Missbrauchsgutachten sei "ein Blick auf eine dunkle Seite der Vergangenheit und auch der Gegenwart der Kirche, die viele Menschen verstört und auch empört", so Kardinal Reinhard Marx. Austrittswillige sollten dennoch bleiben.
Der Münchner Kardinal (und Erzbischof des Erzbistums von München und Freising) Reinhard Marx ruft die Gläubigen seines Bistums zum Bleiben in der Kirche auf. Er wolle alle, "die darüber nachdenken, die Kirche zu verlassen, ermutigen, weiter mitzutun", schreibt der Erzbischof von München und Freising in einem Brief an die Gläubigen. "Wir und ich brauchen auch die kritischen Geister, die Zweifelnden und Suchenden." Auch in schwierigen Zeiten gelte es, in der Kirche mitzuwirken. "Wir alle sind mitverantwortlich, dass das Evangelium weiter gelebt und verkündet wird", so Marx. Das Schreiben aus Anlass der Pfarrgemeinderatswahlen am 20. März wird am dritten Februarwochenende in den Gottesdiensten verlesen. Auch im Internet ist es abrufbar.

Atheistische Ergänzung: Der Herr Kardinal erfasst den Realzustand der Kirche in keiner Weise! Nachdem etwa nur zehn Prozent der katholischen Kirchenmitglieder regelmäßig sonntags in die Kirche gehen, vielleicht noch 20 % fallweise an bestimmten kirchlichen Fest- und Feiertagen, liegt der Stand der tatsächlich gläubigen und praktizierenden Katholiken nicht sehr hoch, katholisch zu sein, das ist in den katholischen Gegenden immer noch eine Art gesellschaftlicher Brauch, man lässt darum die Kinder taufen und firmen, heiratet kirchlich und lässt sich kirchlich eingraben.
Die Corona-Pandemie spielt natürlich ab 2020 eine Rolle, darum hier die BRD-Zahlen von 2019 und 2020: Zahl der Taufen 104.610 (2019: 159.043), Zahl der kirchlichen Trauungen 11.018 (2019: 38.537). Bestattungen 236.546 (2019: 233.937). Die Gesamtzahlen in der BRD 2019 (jeweils auf 100 gerundet) an Geburten 778.100, Verehelichungen 416.300 und Begräbnisse 939.500. Der Anteil in der Bevölkerung lag bei den Katholiken bei 27,1%, es müsste also 2019 die Zahl der Taufen bei 27,1% von 778.100 gelegen sein, das wären auf 100 gerundet 210.900 und  nicht bloß 159.000! Bei den Heiraten schaut es so aus, 27% sind 112.400 und nicht 38.537. 27,1% der Bestattungen sind 63.400, also sind die Alten Leute weitaus katholischer als die Jüngeren, die Dezimierung religiös agiernden Leute ist sozusagen alersmäßig naturwüchsig!

katholisch.de: Der Kardinal dankt weiter allen, die sich einbringen in den Pfarreien, "die mithelfen in den Gottesdiensten, in der Vorbereitung der Kinder und Jugendlichen auf die Sakramente, im Pfarrgemeinderat und in der Kirchenverwaltung, in der Arbeit der Caritas, in Bildungseinrichtungen, in der Jugendarbeit, in der Sorge um die Kranken und Schwachen". Die Pfarrgemeinderatswahlen fielen in "stürmische Wochen der Diskussionen, der Wut, des Zweifels, der Enttäuschungen" und in eine Zeit, "die uns alle im Erzbistum aufgewühlt hat", schreibt Marx. In vielen Pfarreien, Familien und Gruppen sei das jüngste Gutachten über den sexuellen Missbrauch durch Kleriker und kirchliche Mitarbeiter im Erzbistum diskutiert worden.
Atheistische Ergänzung: Da kann man ja auf die Wahlbeteiligung bei den Pfarrgemeinderatswahlen neugierig sein, sie lag 2018 in der BRD um die 15%, im ländlichen Bereich waren es mehr, Zahlen waren dazu im Net kaum zu finden. Die Wählenden sind vermutlich oben ziemlich umfassend aufgezählt. Die Missbrauchsskandale werden die Wahlbeteiligung wohl eher senken als heben...

katholisch.de: Nach dem ersten Gutachten im Auftrag der Erzdiözese 2010 sowie nach der MHG-Studie über sexuellen Missbrauch im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) von 2018 "ist das nun noch einmal ein Blick auf eine dunkle Seite der Vergangenheit und auch der Gegenwart der Kirche, die viele Menschen verstört und auch empört". Der Erzbischof erinnert an die Situation der Betroffenen und auch der Pfarreien, in denen Missbrauchstaten geschehen sind. Den Betroffenen gelte "unser erstes Augenmerk". Gerade weil die Erzdiözese deren Leid sehe und sie bestmöglich unterstützen wolle, "und weil wir auch in der Prävention nicht nachlassen werden, will unser Erzbistum diese Aufklärung und weicht ihr nicht aus", betont Marx. Der Weg der Erneuerung und der Veränderung werde konsequent weiter beschritten.
Atheistische Ergänzung: Ja, zu einer Erneuerung müsste man allerdings die Priesterauswahl neu gestalten. Durch den Zölibat werden eben z.B. Päderasten, also Knabenliebhaber, eher vom Priestertum angezogen als abgeschreckt. Der Sexualtrieb lässt sich nur durch Kastration völlig ausschalten, wenn religiöse junge Leute sich vom weiblichen Geschlecht nicht angezogen fühlten, dann störte der Zölibat vermeintlich nicht. Heute ist das ja anders, weil Homosexualität ist kein Geheimthema mehr, aber früher war das eben so, dass dadurch Homos und Päderasten unter Priestern überproportional waren.
2010 hatte der Pastoraltheologe Paul Zulehner bei Priestern eine Umfrage gemacht, es gab dort u.a. folgendes Ergebnis: "67 Prozent stimmen in Bezug auf ihr persönliches eheloses Leben der Aussage zu: 'Ich habe einen eigenständigen Weg gefunden, den ich verantworten kann!' Es sei aber nicht Aufgabe dieser Studie gewesen, näher zu erforschen, 'was das im konkreten Lebensvollzug bedeutet', bzw. welche Formen von Beziehungen damit gemeint sein könnten. "Das kann alles bedeuten: Ich habe eine Freundin, einen Freund, ich habe gelegentlich Verhältnisse, ich gehe zu Prostituierten. Sicher nicht heißt diese Antwort: ich habe keine Liebesbeziehungen und lebe sexuell enthaltsam. Weil das wäre nicht 'eigenständig', sondern die vorgeschriebene Lebensweise, die ein Priester nicht extra verantworten muss. Eigenständig verantworten muss er es nur, wenn er nicht enthaltsam lebt! Zweidrittel pfeifen somit höchstwahrscheinlich auf die kirchlichen Sexualverbote für Priester, sie halten zwar den Zölibat ein, haben aber trotzdem irgendeine Art von Liebesleben. 69 Prozent stellen fest, dass sie mit ihrem ehelosen Leben bisher recht glücklich waren." Nach Missbrauch hatte Zulehner seinerzeit nicht gefragt. Dass die katholische Kirche einen Weg der Erneuerung und der Veränderung konsequent weiter beschreitet, ist bisher nicht aufgefallen! Seinerzeit vor rund 1000 Jahren wurde der Zölibat deswegen eingeführt, weil man befürchtet hatte, es könnte auch in der Kirche eine feudale Entwicklung geben, also Söhne von Priestern und Bischöfen die Pfarre oder das Bistum erben, wie es eben bei Grafen und Herzögen usw. der natürliche Vorgang war! Die Abschaffung des Zölibats würde heute diesbezüglich schadenfrei vor sich gehen...

Aber so praktisch zu denken ist unkatholisch.
Macht aber nichts, die katholische Kirche ist ja jetzt auf ihre Weise selber ihr gefährlichster Feind! Und Austrittswillige kann der Kardinal Marx sicherlich nicht zum Bleiben ermuntern!