Die Spaltung zwischen a) dem herrschaftskonformen Block der Gesellschaft,
der die etablierten Parteien wählt sowie den ideologischen Narrativen der Massenmedien
folgt bzw. diese übernimmt und b) dem (unorganisierten) oppositionellen Block,
der keine etablierten Parteien wählt (Nichtwähler und Wähler der "Sonstigen")
und deren massenmedial gestützte Erzählungen ablehnt und z.T. sogar verachtet,
vertieft sich.
Bei der gestrigen Landtagswahl zeigte sich dieses Phänomen des schleichenden
Legitimationsentzugs als Symptom postdemokratischer Gesellschaften erneut in
sehr deutlicher Form: "Die Wahlbeteiligung sank auf 56,0 Prozent - ein
Minus von 9,2 Prozentpunkten nach den 65,2 Prozent Wahlbeteiligung bei der letzten
Landtagswahl vor fünf Jahren". (…) Auf Basis des vorläufigen amtlichen
Endergebnisses liegen die Nichtwähler mit 44,5 Prozent beim "ehrlichen"
Wahlergebnis deutlich vor der CDU mit 20,0 Prozent, die nicht einmal halb so
groß ist. Es folgen die SPD mit 15,0 Prozent vor den Grünen mit 10,2 Prozent."
Grundsätzlich zur politischen Pathologie postdemokratischer Gesellschaften
siehe "https://hintergrund-verlag.de/spaetkapitalistische-systementwicklung/hartmut-krauss-spaltung-der-gesellschaft-als-ausdruck-einer-tiefen-politischen-systemkrise
(…) "Die "repräsentationsdemokratische" Beschneidung und Einschränkung
der politischen Handlungsmacht der Gesellschaftsmitglieder ist im Endeffekt
nichts anderes als die funktionale Zurechtstutzung des politischen Systems auf
die Bedürfnisse der ökonomischen, bürokratischen und ideologischen Herrschaftsträger.
Dem Wähler wird suggeriert, seine Stimme habe Gewicht und bestimme die Ausrichtung
des Regierungshandelns. Tatsächlich aber ratifizieren die Bürger im Wahlakt
ihre Selbstabdankung als demokratischer Souverän und legitimieren eine ihnen
zunehmend entfremdete politische Klasse, die vorgibt, in ihrem Namen zu handeln,
in Wahrheit aber ganz anderen Interessen als denen des Gemeinwohls folgt. Die
Umsetzung von Partialinteressen als Allgemeininteresse auszugeben und kontingente
Entscheidungen als alternativlosen Sachzwang oder gar als moralische Pflicht
erscheinen zu lassen, wirken hierbei als zentrale Verschleierungsideologie."
(…)