Früher war ein Kirchenaustritt ein schwerer Schritt. Ganz Österreich war
katholisch und nichtkatholisch zu sein, galt als Makel. Zwar steht seit 1867
im Staatsgrundgesetz der Artikel 14 über die Religionsfreiheit. Aber aus diesem
geschriebenen Recht wurde erst in den letzten Jahrzehnten ein gelebtes Recht.
Richtig
begonnen hat das dann in unserem Land 1995, als der Erzbischof Kardinal Groër als spezieller Freund
von Knaben geoutet wurde, zurücktreten und strafweise seinen Lebensabend ohne
Knaben mit Nonnen verbringen musste.
Dann folgten die massenhaften Schadenersatzprozesse
in den USA, wo katholische Diözesen bisher rund vier Milliarden Dollar an Schadensgutmachungen
zahlen mussten. In Europa folgte die Aufdeckung der einschlägigen Verbrechen
in Irland, dann kam im Jahre 2010 dieses Kolleg in Berlin und plötzlich brachen die Mauern:
Die
Opfer traten an die Öffentlichkeit und kirchlicherseits
gab man sich zerknirscht und beschämt, war man um Schadensbegrenzung bemüht. Gleichzeitig wurde geheuchelt wie eh und
je, Zölibat und die absurde katholische Sexualmoral hätten damit nichts zu tun
usw.
Aber das spielt heute eigentlich keine besonders wichtige Rolle mehr.
In den letzten Jahren treten die Leute wohl hauptsächlich aus eigenen Motiven
aus: Sie glauben an keine Götter mehr und wollen deswegen auch keinen Kirchenbeitrag
zahlen müssen.
In der Überschrift dieser Seite wird der/die Besucher/in
gefragt, ob er/sie noch Mitglied
sei. Die Frage richtet sich nicht an katholische Eiferer oder an Leute,
die tatsächlich ehrlich an die katholischen Götter glauben, sondern an die Kirchenmitglieder,
die ohnehin kaum oder gar nicht (mehr) mit der katholischen Glaubensgemeinschaft verbunden
sind.
2013 waren es trotz des neuen, in den Medien viel gerühmten Papst Franz nicht weniger, sondern mit 54.845 Austritten fast um fünf Prozent mehr Kirchenaustritte als 2012! 2014 und 2015 blieben die Austritte mit leicht steigender Tendenz weiterhin in diesem Bereich, 2016 waren es geringfügig weniger als 2015, ebenso 2017, 2018 gab's ein Plus von neun Prozent, 2019 schließlich sogar ein Plus von fast fünfzehn Prozent, darum wohl waren es 2020 deutlich weniger, seit 1995 sind bis 2020 insgesamt 1.266.167 Mitglieder der r.k. Kirche aus dieser ausgetreten. Nur weiter so! Wenn die Austritte in Österreich auf dem Niveau wie seit 1995 bleiben, ist in 120 Jahren der letzte Katholik aus der katholischen Kirche schon längst ausgetreten.
Hier eine (unvollständige) Auflistung der Kirchenaustritte
seit 1945
unter
Papst Ratzinger sind im Schnitt pro Jahr 51.265 ausgetreten,
unter dem aktuellen
vatikanischen Franzl sind es pro Jahr bisher 57.508
Von den Millionen zahlenden Kirchenmitgliedern sind vielleicht 10 bis 20 Prozent
irgendwo zwischen sehr bis moderat gläubig.
Der Rest kümmert sich praktisch nicht um die Religion, geht sonntags
nicht zur Messe, beichtet
nicht, betet nicht, lebt eine Art praktischen Atheismus vielleicht noch mit einem kleinen
Gott für etwaige Notfälle in der Hinterhand. Den Leuten wird die Religion immer
unwichtiger, speziell die jungen Menschen können damit sehr häufig gar nichts
mehr anfangen. Sie wurden getauft und sind daher Kirchenmitglied. Verwendung
haben sie für die Religion im praktischen Dasein keine. Man könnte sogar sagen,
Religion ist ihnen oft nicht einmal mehr egal.
Aber mit der Volljährigkeit
droht der Kirchenbeitrag, da ist es kurz vor dem 18. Geburtstag höchste Zeit
für den Austritt, sonst kostet das auch noch Geld!
Im "apostolischen Glaubensbekenntnis"
ist die Substanz des christlichen Glaubens so zusammengefasst:
"Ich
glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels
und der Erde.
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern
Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau
Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und
begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage
auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt
zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen
Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
Amen."
Jede/r kann nachchecken: was davon
glaubt man wirklich? Bei vielen Menschen wird der "Pontius Pilatus"
übrig bleiben und der Rest des Glaubensbekenntnisses
als eher unglaublich eingestuft werden.
Aber man/frau ist vielleicht
trotzdem Kirchenmitglied ...
Wer z.B. nicht an die Auferstehung Jesu glaubt, hat sicher in einer christlichen
Kirche nix mehr verloren, weil das ist nämlich der Glaubenshauptsatz. Und
wer an keinen allmächtigen Gott glaubt, braucht sowieso gar nimmer weiter zu lesen...
Hier
Umfragen der Zeitung STANDARD zum Glauben ans Glaubensbekenntnis von 2014 und
2018:
Innerhalb
von vier Jahren gab es somit einen durchschnittlichen Rückgang des
Glaubens an die Sätze des Glaubensbekenntnisses von gut einem Drittel
auf nur noch ein Viertel...
In Österreich sind gut
zwei Millionen Menschen konfessionslos.
Das sollte
auch Nichtkonfessionslose zur Überlegung einladen:
Glaub ich die Dinge, die das Glaubensbekenntnis vorschreibt? Brauch
ich die Kirche? Wofür zahl ich eigentlich jedes Jahr die Kirchensteuer? Weil
mir Jesus hilft? Weil ich dann in den Himmel komm? Weil mir die katholische
Kirche Sitte und Moral beibringt?
Oder weil ich als wehrloses Kind
getauft und dadurch ungefragt zum Kirchenmitglied wurde?
Im letzteren Fall:
Auf zur Bezirkshauptmannschaft,
zum Magistrat, zum magistratischen Bezirksamt, Taufschein oder letzten Kirchensteuerzahlschein
mitnehmen, den Austritt erklären, konfessionslos werden, Geld sparen und sich darüber freuen,
dass die neue Konfessionslosigkeit zum bereits vorhandenen Nichtglauben passt!
Dazu: Austrittstipps
PS: Evangelische u.a. müssen sich von der obigen Spezialisierung auf die katholische
Kirche nicht diskriminiert fühlen! Es gilt sinngemäß für sie dasselbe.