Nachrichten aus der Wirklichkeit -
März bis Dezember 2011

Auf dieser Homepage passiert großteils das, was bei den meisten atheistischen Sites passiert: Es wird dauernd von Gott und von Religion geredet. Weil das auf Dauer niemand aushält, hier eine Art Oase mit zusammengesammelten materiellen Meldungen aus der Realität.

Diese Seite war schon etwas überlang und wurde daher geteilt. Das hier ist der Teil, der über die Zeit von Mitte März bis Dezember 2011 berichtet, zu den Texten Jänner 2010 bis März 2011 geht's hier, zum Jahr 2012 hier, zum Jahr 2013 geht's hier und zum neue Text geht's hier.


Wie Alkohol glücklich und abhängig macht

Endorphine benebeln das Gehirn
Vermutung bestätigt: Nach dem Konsum von Alkohol schüttet das Gehirn Endorphine aus - Hormone, die glücklich machen. Bei Alkoholikern führt Alkohol zudem gleichzeitig zu einem starken Gefühl der Trunkenheit; ihr Gehirn hat offenbar gelernt, das Glücksgefühl mit den ethanolhaltigen Getränken zu verbinden. Wissenschaftler von der University of California in San Francisco konnten diesen Prozess nun erstmals direkt im menschlichen Gehirn nachweisen.
Bei allen Versuchspersonen führte der Alkoholkonsum zur Ausschüttung der körpereigenen Opiate im Nucleus accumbens, der zum Belohnungszentrum des Gehirns gehört, und im Orbitofrontalen Cortex, der unter anderem für die Verhaltenssteuerung und die Regulation emotionaler Prozesse zuständig ist. Ebenfalls gemein hatten alle Probanden, dass sie sich mit der steigenden Menge der Endorphine im Belohnungszentrum besser fühlten. "Das ist der erste direkte Beweis, dass Alkohol die Stimmung von Menschen positiv beeinflusst", interpretiert Jennifer Mitchell dieses Ergebnis.
Der Anstieg der Endorphinmenge im Orbitofrontalen Cortex dagegen führte dazu, dass sich die Probanden betrunken fühlten - allerdings nur die Alkoholiker. "Wir schließen daraus, dass sich durch die gleichzeitige Ausschüttung von Glückhormonen das Gehirn von starken Trinkern so verändert, dass die benebelnde Wirkung von Alkohol verstärkt als positiv empfunden wird. Das erklärt, wie Alkoholsucht entsteht", erklärt Mitchell.
Studienleiter Howard Field sieht in dieser Erkenntnis einen wichtigen Schritt, um eine effektivere Behandlung von Alkoholsucht entwickeln zu können. Da nun klar sei, dass der Opioidrezeptor µ verantwortlich für den Alkoholrausch sei, könne nach Mitteln geforscht werden, die lediglich diesen Rezeptor an der Arbeit hindern und die auch weniger Nebenwirkungen als bisher verwendete Mittel haben.

Nach oben


Lange Chromosomenenden - langes Leben

Zumindest bei Vögeln hängt die Länge der Telomere direkt mit der Lebenserwartung zusammen. Die Enden der Chromosomen im Zellkern, die sogenannten Telomere, stehen schon länger im Verdacht, Schlüsselfiguren beim Altern zu sein. Eine britische Studie gibt dieser Theorie jetzt neue Nahrung: Sie hat gezeigt, dass sich anhand der Länge der Schutzkappen auf den Erbgutträgern junger Zebrafinken die Lebenserwartung der Tiere voraussagen lässt. Vermutlich kann man grundlegende Aspekte dieses Ergebnisses auch auf den Menschen übertragen, sagen die Wissenschaftler.
Telomere lassen sich mit den verstärkten Enden von Schuhbändern vergleichen: Sie sitzen an den Chromosomenenden und bestehen aus denselben Bausteinen wie die Gene. Allerdings enthalten sie keine Bauanweisungen für Proteine, sondern besitzen stattdessen eine Pufferfunktion, denn beim Kopieren der DNA während der Zellteilung kommt es an den Enden neuer DNA-Stränge immer zu einem Verlust einiger Bausteine. Sind die Telomere nach einer bestimmten Anzahl von Zellteilungen aufgebraucht, werden die eigentlichen Gene angegriffen und die Zelle kann nicht mehr einwandfrei arbeiten. Genau das ist nach derzeit vorherrschender Ansicht der Grund für die Zellalterung.

Nach oben


IQ abhängig von Schuljahren?

Je länger junge Erwachsene zur Schule gehen, desto höher ist ihr Intelligenzquotient. Von welchen Faktoren der Intelligenzquotient abhängig ist, darüber streiten Wissenschaftler seit Jahrzehnten. Die einen halten die Veranlagung und das soziale Umfeld für entscheidend, die anderen rechnen der schulischen Bildung den größeren Einfluss an. Dass es eine starken Zusammenhang zwischen den in der Schule verbrachten Jahre und dem Intelligenzquotienten (IQ) eines Menschen gibt, gilt inzwischen als erwiesen. Jedoch war bisher unklar, wie beides zusammenhängt. Es könnte beispielsweise sein, dass Menschen mit höherem IQ sich mehr bilden und damit auch länger in die Schule gehen. Der norwegische Statistiker Christian Brinch von der Universität Oslo und Taryn Ann Galloway von der Harvard University in Cambridge konnten nun erstmals einen Beleg für den Einfluss der Dauer der Schulzeit nachweisen.
Die beiden Wissenschaftler machten sich eine Schulreform in Norwegen zunutze: Zeitpunkt und Organisation der Reform wurde den einzelnen Bezirken überlassen, so dass sich die Reform (Verlängerung der Schulzeit um zwei Jahre) von 1955 bis 1972 hinzog. Die Untersuchung ergab, dass der IQ norwegischer Männer nach der Reform im Durchschnitt um einen Prozentpunkt von etwa 106 auf circa 107 anstieg. Da dieser Effekt jeweils in den einzelnen Regionen für den Beginn der Reform nachgewiesen konnte, sei damit der Effekt einer längeren Schulzeit im jungen Erwachsenenalter bewiesen, so die Wissenschaftler. Es gebe jedoch eine Einschränkung: Die Reform selbst, also ihre Qualität könnte ebenfalls eine Rolle für die positive Entwicklung des IQs norwegischer Männer gehabt haben.

Nach oben


HIV-Studie zum Durchbruch des Jahres gekürt

Wie üblich hat das führende Wissenschaftsmagazin "Science" auch dieses Jahr die wissenschaftlichen Durchbrüche 2011 vorgestellt: Eine Studie über den doppelten Nutzen von modernen Aidsmedikamenten ist für Science der "Durchbruch des Jahres". Die Untersuchung hatte im August erstmals den Nachweis erbracht, dass antiretrovirale Medikamente nicht nur den Ausbruch der Immunschwäche-Krankheit verhindern, sondern auch effektiv vor einer Übertragung des Virus schützen. Das internationale Forscherteam hatte 1.763 heterosexuelle Paare begleitet, bei denen jeweils ein Partner HIV-positiv war. Dabei zeigte sich die Schutzwirkung der antiretroviralen Medikamente gegenüber einer Ansteckung des Partners durch Geschlechtsverkehr. Die Wirkstoffe sind in der Lage, die Viren im Blut des Patienten unter die Nachweisgrenze zu drücken. Das verhindert den Ausbruch von Aids und beseitigt das Übertragungsrisiko des Erreger fast vollständig. Aids sei damit aber nicht besiegt, betonen Experten. Die Medikamente sind teuer und noch lange nicht jedem zugänglich. Die Studie gebe aber Anlass zu großer Hoffnung. (The Top 10 ScienceNOWs of 2011)

Nach oben


Zwei auf einen Streich

Weltraumteleskop Kepler findet erdähnliche Planeten in ungewöhnlichem Sonnensystem. Sie heißen Kepler 20e und Kepler 20f: Erstmals haben Astronomen zwei Exoplaneten entdeckt, die ungefähr so groß sind wie die Erde. Kepler 20e ist der kleinste bislang bekannte Exoplanet, er erreicht nicht ganz die Größe der Venus. Der Durchmesser von Kepler 20f ist nur um knapp 400 Kilometer (drei Prozent) größer als der Erddurchmesser. Die neuen Planeten bilden zusammen mit drei schon bekannten größeren Geschwistern ein ungewöhnliches Planetensystem: Alle fünf haben Bahnen, die enger sind als die des Planeten Merkur in unserem Sonnensystem. Auch die Reihenfolge der Planeten (groß-klein-groß-klein-groß) überrascht die Forscher um Francois Fressin.

Nach oben


Die Syphilis kam wahrscheinlich doch aus der Neuen Welt.

Forscher haben neue Hinweise für die Theorie gefunden, dass die Seefahrer der Kolumbus-Reisen die Syphilis von Amerika nach Europa eingeschleppt haben. Bisher widersprachen dieser Theorie Skelettfunde von Europäern, die angeblich Zeichen der Syphilis aufwiesen, aber bereits vor 1492 gestorben waren. Forscher haben diese 54 bekannten Skelette nun erneut untersucht und konnten zeigen, dass diese entweder falsch datiert worden waren, oder nur syphilis-ähnliche Symptome zeigten, nicht aber eindeutige Zeichen der gefährlichen Geschlechtskrankheit. Die erste große Syphilis-Epedimie suchte Aufzeichnungen zufolge Europa im Jahr 1495 heim, zuvor war die Krankheit in der alten Welt unbekannt. Schon damals gab es den Verdacht, dass die Amerika-Reisenden die neuartige Erkrankung eingeschleppt haben könnten, denn sie breitete sich von den Hafenstädten aus, in denen die Heimkehrer aus der Neuen Welt ankamen. (Mitteilung der Emory University)

Nach oben


Verzögerte Kälteperiode

Warum die kürzesten Tage nicht die kälteste Zeit des Jahres bringen
Der Winter ist da! Der 22. Dezember 2011 ist in diesem Jahr der kalendarische Winteranfang. Er markiert den kürzesten Tag des Jahres, die Sonne erreicht ihren tiefsten Stand und versorgt uns mit der geringsten Strahlungsenergie. Dennoch ist die Zeit rund um die Wintersonnenwende nicht die kälteste des Jahres. Erst im Januar erreichen die Durchschnittswerte ihren Tiefpunkt. Doch wie kommt es, dass die Minimalwerte des Jahres nicht zum Sonnentiefststand eintreffen, sondern verzögert?
Das Land und das Meer geben noch gespeicherte Wärmeenergie ab. Erst wenn diese Wärmequelle aufgebraucht ist, kommen die höchsten Durchschnittstemperaturen des Jahres. Der wichtigste Faktor ist dabei der wärmende Effekt des Atlantiks: Die gewaltigen Wassermassen haben sich im Sommerhalbjahr stark erwärmt und wirken dann wie eine gewaltige Wärmflasche im Herbst und Winter. Dadurch verschiebt sich die kälteste Zeit des Jahres in den Januar. Umgekehrt im Sommer: der im Winter abgekühlte Ozean nimmt die Sommerwärme auf und dadurch ist die große Sommerhitze erst nach der Sommersonnenwende.

Nach oben


Warum wir nicht ganz nackt sind

Die feine Körperbehaarung des Menschen schützt vor blutsaugenden Parasiten. Die Flaum-Haare auf der Haut des Menschen sind offenbar kein nutzloses Überbleibsel des Fells unserer entfernten Vorfahren: Britische Forscher konnten zeigen, dass wir durch die Behaarung krabbelnde Insekten auf der Haut schneller bemerken und uns so besser vor Parasiten wie Zecken, Mücken oder Bettwanzen schützen können. Außerdem brauchen Blutsauger offenbar länger, um im Haargewirr eine geeignete Einstichstelle zu finden, zeigten Experimente der Forscher mit Bettwanzen.

Nach oben


Higgs am Haken

CERN-Wissenschaftler finden erneut Hinweise auf das rätselhafte Elementarteilchen. Die Suche nach dem Higgs-Teilchen nähert sich dem Ende. Zwei Forscherteams am Large Hadron Collider (LHC) in Genf gaben am 14.12.2011 bekannt, dass sie die mögliche Masse des scheuen Teilchens durch ihre Experimente stark eingrenzen konnten. Zudem entdeckten beide Teams unabhängig voneinander verdächtige Signale, die auf eine relativ niedrige Higgs-Masse von 125 Gigaelektronenvolt hindeuten. Das entspricht dem 133-fachen der Masse eines Protons. "Im Augenblick können wir noch nichts mit Sicherheit sagen, aber 2012 werden wir das Rätsel lösen", sagt Fabiola Gianotti, die Sprecherin des Atlas-Experiments am LHC.

Nach oben


Klammern am Status quo

Forscher ergründen, warum der Mensch Diktaturen und schlechte Beziehungen erduldet
Wieso lassen sich ganze Nationen jahrzehntelang von einer Diktatur unterdrücken? Warum trennt sich viele Menschen nicht von einem untreuen Partner? Amerikanische Wissenschaftler präsentieren nun Gründe, warum Menschen an einem Status quo festhalten oder ihn gar unterstützen, obwohl er miserabel und zum Scheitern verurteilt ist.
Viele Menschen rechtfertigen ein bestehendes System, auch wenn eigentlich ersichtlich ist, dass es falsch, ungerecht, korrupt oder einfach zum Scheitern verurteilt ist. Um diesem Phänomen auf den Grund zu gehen, haben die beiden Psychologen Aaron Kay und Justin Friesen bereits bestehende Studien verglichen und ausgewertet und sie zu einem einheitlichen Bild zusammengefasst. Dabei kristallisierten sich vier Beweggründe für das Verhalten heraus.

Verteidigung der eigenen Sippe
Wird ein Familienmitglied von einem Fremden kritisiert oder gar angegriffen, neigen wir dazu, uns auf die Seite unseres Verwandten zu stellen. Auch, wenn wir nicht alle seine Eigenschaften gutheißen. Genauso verhält es sich mit der Haltung eines politischen Systems in Krisenzeiten: So waren beispielsweise die Amerikaner Präsident George W. Bush vor dem 11. September 2001 nicht besonders zugetan. Nach den Terroranschlägen auf die Twin Towers standen sie auf einmal hinter ihm - laut den Wissenschaftlern die Suche nach Halt durch die Politik. Die Bevölkerung suchte also Bestätigung in ihrem bestehenden System, um es verteidigen zu können, um sich so sicher zu fühlen.

System-Abhängigkeit
Je stärker uns die Vorgaben eines Systems betreffen, desto weniger neigen wir dazu uns gegen dessen Ungerechtigkeiten zu wehren. Dieser Zusammenhang geht den Forschern zufolge aus mehreren Studien hervor. So hat beispielsweise eine Befragung unter Studenten gezeigt, dass sie ungerechte Regelungen ihrer eigenen Universität, beispielsweise zur Vergabe von Wohnheimplätzen, eher versuchen zu rechtfertigen, anstatt sich gegen sie zu wehren. Gegen Ungerechtigkeiten im Gesundheitssystem dagegen zeigten sie eine größere Bereitschaft zum Aufstand. Obwohl dieser Bereich die jungen Erwachsenen nur in wenigen Fällen direkt betraf.

Der Glaube, nicht ausbrechen zu können
Die Angst vor dem Verlust eines Partners, Freunden oder der Familie halten viele Menschen davon ab, aus sozialen Gruppen auszubrechen. Einige Studien haben gezeigt, dass dieser Aspekt auch bei politischen System eine Rolle spielen kann: Das konnte eine Forschergruppe durch die Befragung von Probanden belegen. Der einen Gruppe erzählten sie, dass es ab sofort sehr viel leichter sei, auszuwandern, der anderen Gruppe, es sei ab sofort deutlich schwieriger. Anschließend sollten die Probanden ihr eigenes politisches System bewerten. Diejenigen, die Auswandern für schwierig hielten, bewerteten es deutlich positiver als diejenigen, die kaum Hürden sahen, ihre Zelte in ein anderes Land zu verlagern. Wenn wir also glauben, nicht entfliehen zu können, reden wir uns unser System wenigstens schön.

Selbstbestimmung
Nach verschiedenen Forschungsergebnissen streben vor allem Bürger westlich geprägter Länder dazu, ihr Leben selbst zu bestimmen. Ist dieses Gefühl nicht gegeben, da der Staat beispielsweise weitreichende Gesetze erlässt, bewerten die Menschen diese Gesetze als positiv. Auf diese Weise überzeugen sie sich selbst, dass alles seine Richtigkeit hat. Dementsprechend negativ werden Änderungen wahrgenommen. Laut weiteren Studien ist der gleiche Effekt in Bezug auf einzelne Führungspersonen, aber auch auf Produkte zu beobachten.

Insgesamt kommen die beiden US-Forscher zu dem Schluss, dass der Mensch eher dazu neigt, bestehende Systeme zu unterstützen, anstatt sich für einen Wandel einzusetzen. Welche Situationen aber zu einem Umdenken - wie beispielsweise dieses Frühjahr im arabischen Raum - führen, sei noch nicht ausreichend erforscht. Deshalb wollen sich die Psychologen künftig den Gründen, die soziale Veränderungen anstoßen und beschleunigen widmen.
Aaron Kay und Justin Friesen (Duke University, University of Waterloo).

Nach oben


Ortskundig verdrahtet

Gute Taxifahrer besitzen offenbar veränderte Hirnstrukturen. Das haben britische Forscher bei rund 80 Londoner Taxifahrern festgestellt. Bei der vierjährigen Ausbildung müssen die Anwärter Tausende von Straßennamen lernen - nicht allen gelingt das, etwa die Hälfte der Kandidaten scheitert bei der Prüfung. Bei denjenigen, die es schaffen, spiegelt sich der Erfolg im Gehirn wider, offenbarten die Hirnscans der Forscher. Vor Beginn der Ausbildung zeigten sich bei den Aufnahmen durch einen Magnetresonanz-Tomographen keine bedeutsamen Unterschiede zwischen denjenigen, die später bei der Prüfung scheiterten und jenen, die sie bestanden. Die Scans nach der Taxischein-Prüfung machten dann aber den Unterschied deutlich: Bei Probanden, die bestanden hatten, zeigte sich eine Volumenzunahme bei der Grauen Substanz im hinteren Hippocampus. Bei den durchgefallenen Prüflingen und einer Kontrollgruppe konnten die Forscher dagegen keine Veränderungen entdecken. Das Ergebnis belegt den Forschern zufolge, wie das menschliche Gehirn auch noch im Erwachsenen-Alter plastisch bleibt und sich so an neue Herausforderungen anpassen kann. (Katherine Woollett und Eleanor Maguire, University College London.)

Nach oben


Bevölkerung halbiert

Mit Krieg, Krankheiten, Hunger und Versklavung rafften die christlichen Eroberer die Menschen der Neuen Welt zu Millionen dahin - das war bereits bekannt. Forscher haben nun allerdings Hinweise für das konkrete Ausmaß dieses Bevölkerungsschwundes gefunden: Die Eroberung Amerikas dezimierte die ursprüngliche Bevölkerung etwa um die Hälfte. Das geht aus Analysen hervor, bei denen die Wissenschaftler die genetische Vielfalt der indigenen Bevölkerung vor und nach Ankunft der Europäer verglichen haben. Die Wissenschaftler analysierten das mitochondriale Genom von 137 modernen amerikanischen Ureinwohnern und 63 mitochondriale Teilsequenzen aus fossilen Knochen. Der Vergleich belegte den drastischen Einschnitt bei der genetischen Vielfalt der Ureinwohner vor rund 500 Jahren. Ein solcher auch als "Flaschenhals" bezeichneter genetischer Engpass tritt auf, wenn eine Population für einige Zeit stark dezimiert wurde, erklären die Forscher. Die Untersuchungen widersprechen auch Theorien, nach denen der Niedergang der Ureinwohner bereits vor Ankunft der Europäer begann, denn eine Klimaveränderung oder andere Prozesse ließen sich nicht mit den genetischen Daten in Einklang bringen. (Brendan O'Fallon, Universität Washington, und Lars Fehren-Schmitz, Universität Göttingen.)

Nach oben


Der Ansteckungskraft des Gähnens auf der Spur

Je näher uns ein Mensch steht, desto eher lassen wir uns von seinem Gähnen anstecken. Ein Forscher-Duo hat das Phänomen des ansteckenden Gähnens entschlüsselt: Die Ansteckungskraft ist demnach allein vom Grad der Vertrautheit mit dem Gegenüber abhängig. Den beiden Wissenschaftlern zufolge sei dieses Ergebnis ein weiterer Beleg für den Erklärungsansatz, dass der Mensch das Gähnen anderer widerspiegelt, weil er sich unbewusst in sie hineinversetzt.

Nach oben


Monster mit Rekordmaßen

Forscher entdecken Schwarze Löcher mit einer Masse von zehn Milliarden Sonnen. Im Zentrum zweier elliptischer Galaxien haben US-Forscher die bislang schwersten bekannten Schwarzen Löcher identifiziert: Der bisherige Rekordhalter im Zentrum der Galaxie Messier 87 war 6,3 Milliarden Mal so schwer wie die Sonne, die Forschergruppe um Nicholas McConnell bestimmte nun die Masse der zentralen Schwarzen Löcher der Galaxien NGC 3842 und NGC 4889 auf jeweils etwa zehn Milliarden Sonnenmassen. Die Forscher schließen daraus, dass sowohl die Galaxien als auch ihre zentralen Schwarzen Löcher durch Verschmelzungsprozesse heranwuchsen.

Nach oben


Klima: Keine Trendwende in Sicht

Forscher stellen Rekordanstieg von Treibhausgas-Emissionen fest
Die Menschheit gibt offenbar weiter Gas auf dem Crashkurs in die Klimakrise: Eine aktuelle Analyse internationaler Klimaexperten zeigt, dass der weltweite Ausstoß an Treibhausgasen im vergangenen Jahr erstmals das Ausmaß von zehn Milliarden Tonnen überschritten hat.

Nach oben


Babys finden berechtigte Strafen gut

Forscher konnten erneut dokumentieren, dass bereits Babys im Alter von acht Monaten einen Sinn für Gerechtigkeit heben. Bisher war ihre Vorliebe für Menschen bekannt, die freundliches Verhalten zeigen. Untersuchungen britischer Forscher legen nun allerdings nahe, dass die Kleinen auch negative Handlungen gut finden, aber nur dann, wenn damit unsoziales Verhalten bestraft wird. Das ging aus einem Experiment mit Handpuppen hervor. Die Wissenschaftler spielten dabei etwa hundert Babys verschiedene Szenen vor: Sie sahen dabei Puppen-Charaktere, die sich unsozial gegenüber anderen verhielten. Diese Übeltäter wurden wiederum von anderen Puppen mal belohnt, mal bestraft. Anschließend sollten die Kinder nun ihre Lieblingspuppen auswählen. Beliebt waren dabei nicht etwa die netten Puppen, sondern solche, die böse Puppen bestraft hatten.

Nach oben


Faszinierende Vogelintelligenz

Verhaltensstudie zeigt: Raben verwenden Gesten zur Kommunikation
"Schau Dir das mal an" - diese Botschaft vermitteln Raben offenbar Artgenossen durch Zeige-Gesten mit ihren Schnäbeln. Das geht aus Beobachtungen deutscher und österreichischer Biologen hervor. Die cleveren Vögel setzen demnach ihre Schnäbel ähnlich wie Menschen ihre Hände ein, um Objekte hochzuhalten und einander zu zeigen. Ähnliches Verhalten war bisher nur von Menschenaffen bekannt.

Nach oben


Reines Wasser: kein Eis bei 0 Grad

Reines Wasser bleibt auch bei sehr viel tieferen Temperaturen noch flüssig. Wassermoleküle bestehen aus je zwei Wasserstoff- und einem Sauerstoffatom. Im flüssigen Zustand verbinden sich die Moleküle lose über Wasserstoffbrücken miteinander, einer relativ schwachen chemischen Bindung, die vor allem auf der elektrostatischen Anziehung basiert. Die Winkel dieser Verbindungen können sehr unterschiedlich aussehen - laut der Physikerin Valeria Molinero gibt es 16 verschiedene kristalline Formationen, die auch entsprechend verschiedene Dichten aufweisen.
Damit flüssiges Wasser zu Eis werden kann, braucht es sogenannte Kristallisationskeime, wie beispielsweise Schmutzpartikel oder andere Verunreinigungen, um die herum sich die Wasser-Moleküle formieren können. In reinem Wasser fehlen diese Stoffe, so dass es selbst Ansatzpunkte für Eiskristalle bilden muss. Laut Molinero geschieht das, indem sich um ein Wassermolekül vier weitere versammeln, so dass Tetraeder entstehen.
Nähert sich die Temperatur minus 48,3 Grad Celsius, bilden die Wassermoleküle immer mehr dieser Tetraeder. Diese Struktur stellt eine Zwischenform des flüssigen und festen Aggregatzustands dar. Molinero spricht deshalb von intermediärem Eis. Bei 48,3 Grad konnten die Wissenschaftlerinnen dann keine flüssigen Bestandteile mehr erkennen - das Wasser war komplett gefroren.
"Die Veränderung der Molekül-Anordnung bestimmt also die Rate, mit der sich Eis bildet", interpretiert Molinero diese Erkenntnis. Dabei handle es sich nicht nur um ein nettes Detail um des Wissens Willen, sondern auch um einen entscheidenden Hinweis für Klimaforscher, so die US-Forscherin: "Wenn wir wissen, unter welchen Bedingungen Wasser gefriert, können wir abschätzen, wie viele flüssige und kristalline Moleküle sich in der Atmosphäre befinden. Das wiederum gibt Aufschluss über die Streuung und Absorption von Sonnenlicht und damit über das Fortschreiten der globalen Erwärmung."
Emily Moore und Valeria Molinero (University of Utah, Salt Lake City).

Nach oben


Dosensuppe mit Nebenwirkung

Schon nach wenigen Tagen erhöht der Verzehr die Menge der Chemikalie Bisphenol A im Körper drastisch
Spektakuläres Ergebnis eines einfachen Versuchs: In den USA haben Forscher Freiwillige fünf Tage lang einen Teller Dosensuppe zu Mittag essen lassen - und damit die Menge an Bisphenol A (BPA) in deren Urin auf das Zwanzigfache erhöht. Diese Chemikalie wird vor allem als Ausgangsprodukt bei der Kunststoffherstellung genutzt. Die Hauptquellen von BPA im Alltag sind Gefäße aus Polykarbonaten sowie Epoxidharze, die beispielsweise für die Beschichtung von Metallbehältern wie Konservendosen verwendet werden.
Sie ist damit in vielen Gegenständen enthalten, die bei der Zubereitung, Lagerung oder dem Verzehr von Lebensmitteln verwendet werden. Das Problem: BPA kann ähnlich wirken wie das weibliche Geschlechtshormon Östrogen. Seit einiger Zeit gilt es daher als potenziell gesundheitsschädlich, und mittlerweile steht es sogar unter einer Art Generalverdacht, was negative Folgen für die Gesundheit angeht: Neben einer Beeinträchtigung der männlichen Fruchtbarkeit werden ihm Rollen bei Nervenschäden im Gehirn, Brustkrebs, Diabetes, Herz-Kreislauf-Problemen und Übergewicht zugeschrieben. Allerdings sind diese Interpretationen sehr umstritten, so dass zumindest vorläufig unklar bleibt, wie die neuen Ergebnisse zu bewerten sind.

Nach oben


Exoplaneten auf dem Prüfstand

Forscher definieren Kriterien für Erdähnlichkeit und Lebensfreundlichkeit. Es wimmelt von Planeten: Die Zahl der bekannten Himmelskörper in fremden Sonnensystemen hat gerade die Marke von 700 überschritten. Immer schneller finden die Astronomen neue fremde Welten, in den letzten zwei Monaten kamen allein hundert dazu. Um schnell prüfen zu können, welche Exoplaneten lebensfreundlich sein könnten und welche nicht, hat ein Forscherteam um Dirk Schulze-Makuch nun zwei Indizes entwickelt: den Erdähnlichkeits-Index ("Earth Similarity Index", ESI) und den Planeten-Bewohnbarkeits-Index ("Planet Habitability Index", PHI). Mit Hilfe dieser Werkzeuge wollen die Forscher unter den zahlreichen Neufunden schnell die astrobiologisch interessanten Planeten herausfiltern.

Nach oben


Der Gang durch eine Tür macht vergesslich

Bestimmt kennen Sie dieses Szenario: Sie wollen etwas erledigen und betretet dafür einen Raum, doch plötzlich stehen Sie ratlos da und wissen nicht mehr was es war. US-Forscher haben für dieses kuriose Phänomen nun eine Erklärung gefunden: Es ist das Durchqueren der Tür, das unserem Gehirn den Impuls fürs Vergessen gibt. Diesen Zusammenhang konnte das Team um Gabriel Radvansky von der University of Notre Dame durch Experimente belegen. "Der Gang durch eine Tür ist wie eine Art Ereignis-Grenze, die Denkvorgänge und Erinnerungen von einander trennt: Wie bei einem Computer werden dabei temporäre Dateien gelöscht - so verschwinden Gedanken, die wir gerade noch im Sinn hatten", erklärt Gabriel Radvansky.

Nach oben


Der Sexismus ist der Bruder des Rassismus

Forscher konnten in einer Studie dokumentieren, dass die Neigung, Weiblichkeit mit Vorurteilen zu belegen, mit rassistischen Einstellungen gekoppelt ist. Das interessante dabei: Dieser Zusammenhang trifft sowohl auf Menschen mit einer sexistischen Einstellung feindseliger als auch wohlwollender Art zu. Das heißt: Personen, die Frauen als minderwertig betrachten, aber auch solche, die Frauen für besonders schutzbedürftig halten, neigen zu rassistischen Ansichten. Für die Studie wurden 425 Frauen und 377 Männer im Alter von 18 bis 65 Jahren befragt. Die Beteiligten gehörten zu verschiedenen Bildungsstufen und Berufsgruppen. Die Forscher benutzten standardisierte Testverfahren, die Einstellungen zu anderen Menschen und die jeweilige Selbsteinschätzung einer Person offenbaren. Knapp 26 Prozent aller Befragten zeigten den Auswertungen zufolge ein hohes Maß an feindseligem oder wohlwollendem Sexismus, ebenfalls gut 26 Prozent vertraten rassistische Auffassungen. Beide Einstellungen deckten sich auffällig, ergaben die Analysen. Es wurde dabei auch ein positiver Einfluss der Bildung deutlich: Je höher die soziokulturelle Einstufung, die Schulbildung und das Einkommensniveau waren, desto geringer waren den Untersuchungen zufolge die sexistischen und rassistischen Tendenzen. "Sexistische Menschen akzeptieren Hierarchien und soziale Ungleichheiten: Sie glauben, dass die verschiedenen Gruppen den Status haben, den sie verdienen, und dass die Gruppe, zu der sie gehören, die Beste ist", erklärt Studienleiterin Maite Garaigordobil von der nordspanischen Universität des Baskenlandes. (Maite Garaigordobil et al.: Revista de Psicodid￴ica, 16(2), S: 331-350)

Nach oben


Kurioses Dementi des Weißen Hauses: Wir wissen nichts von Aliens!

Es ist ein beliebtes Motiv in Hollywoodfilmen: Die US-Regierung weiß von der Existenz Außerirdischer Lebensformen, verheimlicht ihre Kenntnisse aber vor der Öffentlichkeit. Für manche Menschen ist das allerdings nicht nur Fiktion - sie glauben tatsächlich an derartige Verschwörungstheorien. Nun hat sich das Weiße Haus doch tatsächlich genötigt gefühlt, sich dazu in einer offiziellen Stellungnahme zu äußern: Weder gebe es Beweise für außerirdisches Leben, noch sei bekannt, dass Außerirdische jemals Kontakt zu Menschen aufgenommen hätten, heißt es darin. Die US-Regierung schließe damit die Existenz von Außerirdischen nicht aus, habe aber selbst keine Kenntnisse, dass diese jemals die Erde besucht haben. Das Weiße Haus betonte ebenfalls, dass es keine Beweise in diesem Zusammenhang zurückhalte. Anlass für das kuriose Statement waren zwei Online-Petitionen, in denen insgesamt rund 17.000 Menschen US-Präsident Barack Obama aufforderten, die Existenz außerirdischen Lebens endlich formell anzuerkennen. Außerdem sollten Behörden und Militäreinrichtungen ihre Akten zum Thema offenlegen. Vermutlich wird das offizielle Statement hartgesottene Verschwörungstheoretiker allerdings kaum beeindrucken.

Nach oben


Das Ende des Hüftspecks?

Medikament gegen Fettpolster bewährt sich auch bei Affen
Die Pille gegen Hüftspeck rückt in greifbare Nähe: Nachdem eine US-Forschergruppe vor etwa sieben Jahren übergewichtige Mäuse per Medikament von ihren Fettpolstern befreit hatte, ist ihr nun das Gleiche bei Rhesusaffen gelungen. Dabei klingt der Ansatz nach wie vor fast zu schön, um wahr zu sein: Der Wirkstoff zerstört gezielt die feinen Blutgefäße, die das Fettgewebe versorgen, und hungert damit die Fettzellen buchstäblich aus. Das lässt nicht nur die unerwünschten Pölsterchen dahinschmelzen, sondern regt gleichzeitig den Stoffwechsel an, ohne dass eine Ernährungsumstellung oder ein lästiges Sportprogramm notwendig wären. Die Wissenschaftler sind sehr optimistisch, mit diesem Ansatz auch beim Menschen punkten zu können. Die Mäusestudie sei damals eher eine Art grundsätzlicher Test des Funktionsprinzips gewesen, erläutern sie - die Affen seien dem Menschen jedoch so ähnlich, dass die Ergebnisse mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit übertragbar seien.

Nach oben


Frühstart für den Siegeszug

Moderner Mensch gelangte früher nach Europa als gedacht
Zwei Milchzähne und ein Stückchen Oberkieferknochen mit drei Zähnen - das sind die neuen Rekordhalter, die das Prädikat "älteste Überreste des modernen Menschen in Europa" tragen dürfen: Sie sind laut neuer Datierungen bis zu 45.000 Jahre alt und damit mehrere Tausend Jahre älter als bisher angenommen. Folglich müssen auch die ersten anatomisch modernen Menschen auf ihrem Weg von Afrika in die Welt früher in Europa angekommen sein, als bisherige Funde vermuten ließen: Sie lebten offenbar bereits vor weit mehr als 40.000 Jahren sowohl im heutigen England als auch im Süden des heutigen Italiens. Damit waren sie gleichzeitig auch sehr viel länger Zeitgenossen der Neandertaler, als bisher angenommen, berichten die beiden Forscherteams, die die neuen Datierungen vorgenommen haben.

Nach oben


Steinzeitliche Intimitäten

Der moderne Mensch vermischte sich wiederholt mit archaischen Menschenformen
Schwedische Forscher sind dem genetischen Erbe des sogenannten Denisova-Menschen im Stammbaum der heutigen Weltbevölkerung genauer auf die Spur gekommen: Ihre Ergebnisse lassen vermuten, dass die Vorfahren der heutigen Asiaten sich bei ihrer Ausbreitung nach Osten wiederholt mit diesem Verwandten des Neandertalers gemischt haben. Das schließen die Wissenschaftler aus der geografischen Verteilung der genetischen Spuren der Denisovas, deren Genom 2010 rekonstruiert werden konnte. Heutige Südostasiaten besitzen demnach mehr Denisova-Erbe als die übrigen Asiaten, zeigten die Gen-Analysen von Pontus Skoglund und Mattias Jakobsson von der Universität in Uppsala. Bei Europäern finden sich dagegen nur Hinweise auf prähistorische Techtelmechtel mit den Neandertalern. Der neue Befund fügt sich gut in die derzeitigen Vorstellungen von der Entwicklungsgeschichte des modernen Menschen ein: Es kam offenbar erst nach der Auswanderung aus Afrika zu Rendezvous mit den Ur-Menschen, die bereits in Europa und Asien lebten. Ihre gemeinsamen Nachkommen verbreiteten sich dann weiter über die Erde.

Nach oben


Wie probiotischer Joghurt (nicht) wirkt

Die zugeführten Bakterien verändern die Zusammensetzung der Darmflora nicht. Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht für alle, die hoffen, durch regelmäßigen Verzehr von probiotischen Joghurts ihre Darmflora verbessern zu können. Zuerst die schlechte: Die Bakterienkulturen in dem Milchprodukt siedeln sich - zumindest bei gesunden Menschen - nicht dauerhaft im Darm an. Damit ersetzen sie auch nicht, wie es so manche Werbung behauptet, unerwünschte ortsansässige Spezies. Gezeigt hat das jetzt eine Untersuchung US-amerikanischer Forscher mit sieben Zwillingspaaren und speziellen Mäusen. Die gute Nachricht dabei: Trotz ihres eher kurzen Gastspiels haben die fremden Bakterien einen messbaren Effekt auf den Stoffwechsel der Darmflora - sie kurbeln vor allem die Verarbeitung von Kohlenhydraten an.

Nach oben


Warum sind Planeten Kugeln?

Fällt man am Ende der Welt irgendwo runter? Das fragten sich Menschen Jahrhunderte lang, denn sie dachten, die Erde sei eine Scheibe. Doch schon im 4. Jahrhundert vor Christus hinterfragten die griechischen Gelehrten dieses Weltbild und kamen zu der Ansicht: Die Erde muss ein Kugel sein. Heute erscheint es uns völlig selbstverständlich, dass Planeten kugelförmig sind - aber warum sind sie denn keine Scheiben oder riesige Kartoffeln, die durchs All schweben?
Der Grund ist die Schwerkraft - ab einer bestimmten Größe werden alle Massen intensiv zum Mittelpunkt des Körpers gezogen - dadurch bildet sich eine Kugelform. Wie bei einem kosmischen Billard sind die Planeten unseres Sonnensystems durch die Kollision vieler kleiner Einzelstücke entstanden. Mit jeder Vereinigung wuchs die Schwerkraft der jungen Planeten. Sie zieht nicht nur weitere Stücke an, sondern ist auch auf das eigene Zentrum gerichtet. Irgendwann konnten sich Ausbuchtungen nicht mehr halten - die Planeten nahmen eine runde Gestalt an. Je größer die Himmelskörper sind, desto glatter wird die Kugelform. Kleine Himmelskörper können dagegen recht buckelig sein.
Aber auch die Erde und die anderen Planeten sind keine perfekten Kugeln. Es sind so genannte Rotationsellipsoide. Durch die Zentrifugalkraft, die bei der Drehbewegung der Planeten entsteht, bildet sich eine Ausbuchtung am Äquator. Die Planeten sind also nicht wie Billardkugeln geformt, sondern leicht plattgedrückt. Der Erdradius ist so beispielsweise am Äquator um etwa 21 Kilometer größer als an den Polen. Im Fall der Erde kommt allerdings noch ein zweiter Effekt dazu, der ihre Form bucklig macht: Die Plattentektonik. Die Bewegungen der Kontinentalplatten drücken Gebirge empor, wie beispielsweise den Himalaya. Die Erde würde also beim Billard spielen nicht weit rollen, denn sie ist eben keine perfekte Kugel, sondern leicht abgeflacht, mit vielen Dellen und Nasen.

Nach oben


Empfehlenswert: Morgensonne

Das Risiko für Hautkrebs hängt bei Mäusen und vermutlich auch beim Menschen stark von der Tageszeit ab. Wer auf gebräunte Haut steht, sollte seine Sonnenbäder und Solariumsbesuche möglichst in die Morgenstunden legen. Zu dieser Tageszeit scheint nämlich die Gefahr, Hautkrebs zu bekommen, geringer zu sein als beispielsweise am späten Nachmittag. Das legen zumindest die Ergebnisse einer Studie US-amerikanischer Forscher mit Mäusen nahe. Zwar sind Menschen keine Mäuse, der grundlegende Mechanismus, der hinter dem Effekt steckt, existiert jedoch bei beiden Spezies: Das hauteigene Reparatursystem, das Schäden am Erbgut durch UV-Strahlen beseitigt und damit der Krebsentstehung entgegenwirkt, arbeitet je nach Tageszeit unterschiedlich gut. Bei den nachtaktiven Nagern ist es gegen vier Uhr nachmittags am effektivsten, beim Menschen dagegen um sieben Uhr morgens.

Nach oben


Blick in uralte Kochtöpfe

Ackerbau und Viehzucht bestimmten nicht schlagartig den Speiseplan unserer Vorfahren. Forscher haben Einblicke gewonnen, wie sich die Ernährungsgewohnheiten der Menschen des westlichen Ostseeraumes vor 6.000 Jahren änderten, als in dieser Zeit Landwirtschaft und Viehzucht aufkamen. Demnach spiegelte sich diese Neuerung nicht abrupt in der Ernährungsweise der Menschen wider, sondern es gab einen eher graduellen Übergang vom Speiseplan der Jäger und Sammler zu dem von Bauern. Die Archäologen um Oliver Craig von der University of York schließen das aus Untersuchungen von Rückständen an 233 Kochutensilien, die von 15 unterschiedlichen Fundorten im westlichen Ostseeraum stammen.

Nach oben


Schwankender IQ in den Teenager-Jahren

Einer Studie zufolge kann sich innerhalb von zwei Jahren der Intelligenzquotient bei Teenagern um bis zu 20 Prozentpunkte verändern. Dieser Effekt spiegle sich auch in der Veränderung von Gehirnstrukturen wider, sagen die Forscher um Cathy Price vom University College in London. Bisher galt das Niveau der menschlichen Intelligenz als weitgehend stabil. "Wir neigen dazu, Kinder relativ früh im Leben zu beurteilen und ihren Ausbildungsweg festzulegen. Unseren Ergebnissen zufolge kann sich die Intelligenz von Kindern aber noch verbessern und manche leistungsstarke Kinder können ihr Potenzial dagegen nicht halten", sagt Price. Die Forscher haben für die Studie 33 Jugendliche im Alter von zwölf bis 16 Jahren wiederholt untersucht. Die Probanden unterzogen sich dazu einem gängigen Intelligenztest. Darüber hinaus wurden von ihren Gehirnen Aufnahmen mittels Magnetresonanztomographie angefertigt. Die Testwerte bei den Intelligenzquotienten variierten zwischen 77 und 143. Einige der Jugendlichen verbesserten ihr Ergebnis beim erneuten Test nach vier Jahren um 20 Punkte. Andere verschlechterten sich dagegen in einem ähnlichen Umfang. Analog dazu habe sich die graue Substanz in bestimmten Hirnbereichen verändert, zeigte der Vergleich der Hirnscans. Das Schwanken des Intelligenzquotienten könnte den Forschern zufolge damit zusammenhängen, dass die Kinder Früh- oder Spätentwickler sind. Vermutlich hat aber auch die Ausbildung einen starken Effekt auf die Entwicklung. (Sue Ramsden, University College in London, et al.:Nature, doi: 10.1038/nature10514).

Nach oben


Was Marihuana von schlichten Hanfblüten unterscheidet

Forscher haben das Cannabis-Erbgut sequenziert und kamen dem Drogen- und Medikamenten-Potenzial auf die Spur. Cannabis sativa, die Pflanze, die sowohl Industrie-Hanf als auch die Droge Marihuana produziert, ist nun genetisch entschlüsselt. Erste Analysen des Erbgutes offenbarten bereits Erbanlagen, die für die Produktion des Wirkstoffes THC verantwortlich sind, der Menschen in einen Rausch versetzten kann, aber auch in der Medizin zum Einsatz kommt. Bei THC-freien Hanfpflanzen, die zur Produktion von Fasern oder Öl angebaut werden, ist ein genetischer Schalter für die Produktion der Drogensubstanz abgestellt, zeigten Vergleiche der Forscher um Jon Page von der University of Saskatchewan. Von der Sequenzierung erwarten sich die Forscher nun Ansatzpunkte für die Entwicklung von verbesserten Hanfsorten - sowohl zur Produktion von Faser-Materialien und gesunden Lebensmittel-Ölen als auch für die Entwicklung medizinisch bedeutsamer Substanzen, denn: "Das Hanf-Erbgut ist unter den bisher sequenzierten Pflanzen-Genomen das erste einer Heilpflanze", sagt Jon Page (University of Saskatchewan).

Nach oben


Graue Zellen auf Sparflamme

Forscher haben entdeckt, wie sich die Aktivität des Gehirns drosseln lässt. Normalerweise arbeitet unser Gehirn Tag und Nacht auf Hochtouren. Egal ob wir über einer komplizierten Denkaufgabe grübeln oder Tagträumen nachhängen - das Gehirn ist immer aktiv. Dafür benötigt es eine Menge Energie. Steht die nicht zur Verfügung, drohen die empfindlichen Nervenzellen Schaden zu nehmen. In solch einem Fall kann unser Denkorgan in einem gewissen Rahmen selbst die Notbeleuchtung einschalten. Wie dieser Energiesparmodus ausgelöst wird, haben nun britische Wissenschaftler herausgefunden. Das Gehirn kann demnach mithilfe eines bestimmten Signal-Eiweißes den Stoffwechsel der Nervenzellen drosseln und verbraucht dadurch weniger Energie und Sauerstoff. Mit diesem Protein könnte gezielt der Schaden im Rahmen eines Schlaganfalls gesenkt werden, glauben die Forscher von der University of Leeds.
Wissenschaftler um Chris Peers haben dort herausgefunden, dass ein Protein namens AMPK in einem solchen Fall vielleicht das Schlimmste verhindern kann. Versuche mit Zellkulturen und an Ratten haben gezeigt, dass das Eiweiß Nervenzellen zum Energiesparen anregen kann. Nach Gabe von AMPK geht die Rate der Stromimpulse zurück und damit auch der Energieverbrauch. "Eine geringere Aktivität ist in jedem Fall besser als wenn das Gehirn am Ende gar nicht mehr arbeitet", erklärt Chris Peers.

Nach oben


Der Pest-Code ist geknackt

Forscher haben das komplette Erbgut des Erregers des Schwarzen Todes rekonstruiert. Ein internationales Forscherteam um Johannes Krause von der Universität Tübingen hat einen Durchbruch bei der Erforschung menschlicher Infektionskrankheiten geschafft: Die Wissenschaftler haben das Genom des Pesterregers vollständig entschlüsselt. Damit ist es erstmals gelungen, das komplette Erbgut eines historischen Krankheitserregers zu rekonstruieren. Mit den genetischen Informationen können die Forscher nun die Entwicklungsgeschichte des Bakteriums Yersinia pestis zurückverfolgen, das für die Pest-Epidemie im 14. Jahrhundert verantwortlich war und in den fünf Jahren zwischen 1347 und 1351 vermutlich etwa 50 Millionen Menschen dahinraffte - die Hälfte aller Europäer. Die Pest hat allerdings nicht nur in Geschichtsbüchern überlebt: Die direkten Nachfahren der mittelalterlichen Beulenpest existieren bis heute und töten etwa 2.000 Menschen jährlich. "Der Vergleich zeigte uns, dass der mittelalterliche Peststamm der Vorläufer aller heute noch vorkommenden Pestbakterien ist", sagt Johannes Krause. Die Erkenntnisse könnten nun generell zu einem besseren Verständnis der Entwicklung moderner Infektionskrankheiten führen, glauben die Wissenschaftler.

Nach oben


Kleinkinder zeigen ab dem 15. Monat einen Sinn für Fairness und Gerechtigkeit

Das menschliche Gefühl für Gerechtigkeit entwickelt sich offenbar schon sehr früh. Das lassen die Ergebnisse einer aktuellen Studie vermuten, die Psychologen mit Kleinkindern durchgeführt haben. Babys erkennen demnach bereits ab dem 15. Monat den Unterschied zwischen gleicher und ungleicher Verteilung von Nahrungsmitteln. Diese Empfindung stand auch in Verbindung mit ihrer Bereitschaft, ein Spielzeug zu teilen, berichten Jessica Sommerville von der Universität von Washington in Seattle und Marco Schmidt vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. "Unsere Ergebnisse zeigen, dass wir uns Regeln von Fairness und Großzügigkeit früher aneignen als gedacht," sagt Sommerville.
Und die christlichen Kirchen glauben, das käme von der sagenhaften christlichen Nächstenliebe ...

Nach oben


Sensibles Steuern mit Gedanken

Forscher schaffen eine Zwei-Wege-Verbindung zwischen einem Gehirn und einem virtuellen Körper. Durch eine Verbindung zwischen Gehirn und Computer konnten Rhesusaffen eine virtuelle Hand bewegen und Gegenstände ertasten. Damit ist es US-Wissenschaftlern nun erstmals gelungen, eine wechselseitige Kommunikation zwischen Nervenaktivität und Digitaltechnik zu erzeugen. "Eines Tages könnten querschnittsgelähmte Patienten durch diese Prothesen mit Gedankenkraft bewegen und zusätzlich die Beschaffenheit von Objekten in ihren Händen fühlen oder andere Informationen aus der Umwelt erhalten", sagt Miguel Nicolelis von der Duke University in Durham.

Nach oben


Der Trunkenheit auf der Spur

Studie: Alkohol könnte das Immunsystem beeinflussen und dadurch Trunkenheit auslösen
Die Zunge wird schwer, Koordination und Reaktionsvermögen lassen nach - die meisten Menschen kennen diesen typischen Effekt übermäßigen Alkoholkonsums. Wie genau diese Wirkung entsteht, ist allerdings noch weitestgehend unerforscht. Australische Wissenschaftler sind dem Rätsel nun ein Stückchen näher gekommen: Neben dem direkten Effekt auf Nervenzellen ist möglicherweise das Immunsystem für die körperlichen Reaktionen auf das Genussmittel verantwortlich. Diesen Zusammenhang legen Untersuchungen an Mäusen nahe. Wahrscheinlich seien die Ergebnisse auf den Menschen übertragbar, sagen die Forscher um Mark Hutchinson von der University of Adelaide.
Im Fokus der Forscher stand ein zelluläres Signalsystem, das auf der Funktion eines bestimmten Rezeptors beruht, dem TRL4. Von diesem Kommunikations-Baustein ist bereits eine Rolle im Rahmen des Immunsystems bekannt. Ob er auch im Zusammenhang mit der Wirkung von Alkohol steht, wollten die Forscher mit ihren Versuchen nun herausfinden. Dazu verglichen sie drei Gruppen von Versuchstieren miteinander: Mäuse mit durch Medikamente blockierten Rezeptoren, genetisch veränderte Mäuse, die den betreffenden Rezeptor gar nicht mehr besitzen sowie völlig unveränderte Mäuse. Allen Versuchstieren verpassten die Wissenschaftler eine Dosis Alkohol und dokumentierten anschließend die körperlichen Auswirkungen.
Ergebnis: Die Tiere, bei denen der Rezeptor blockiert oder nicht vorhanden war, reagierten sehr viel schwächer auf Alkohol. Daraus schließen Mark Hutchinson und seine Kollegen, dass dem Rezeptor eine Schlüsselrolle bei der Entstehung der typischen Trunkenheits-Symptome zukommt. Die zuvor bekannte Funktion im Rahmen des Immunsystems legt darüber hinaus nahe, dass es Querverbindungen zwischen Immuneffekten und der Alkohol-Wirkung auf das menschliche Empfinden und Verhalten geben könnte, so die Forscher.
"Es ist ganz erstaunlich, dass wir trotz der langen Tradition des Alkoholkonsums und mehreren Jahrzehnten Forschung zum Einfluss von Alkohol auf Nervenzellen immer noch nicht herausgefunden haben, welche Mechanismen genau hinter der Trunkenheit stecken", betont Mark Hutchinson. Das aktuelle Ergebnis liefere nun einen neuen Ansatzpunkt für die Untersuchung des Effekts von Alkohol auf Gehirnregionen, die für Wahrnehmung, Belohnung und Angst zuständig sind. Die daraus resultierenden Erkenntnisse könnten beispielsweise in Medikamente und Therapien bei Alkoholsüchtigen münden, glauben die Wissenschaftler.

Nach oben


Frauen, das "stärkere" Geschlecht

Studie untermauert erneut: Das weibliche X-Chromosom verschafft Frauen eine robustere Gesundheit. Statistische Untersuchungen zeigen: Frauen sind durchschnittlich weniger krankheitsanfällig und leben länger als Männer - ein Grundsatz, der in der Regel auf alle Säugetiere zutrifft. Schon früh haben Forscher die Ursache dafür beim genetischen Unterschied zwischen Weiblichkeit und Männlichkeit gesucht: dem X-Chromosom, das nur die Frauen in doppelter Ausführung besitzen. Beim männlichen XY-Paar fehlt es an der Sicherheitskopie, falls gesundheits-relevante Erbanlagen beeinträchtigt sind. Belgische Forscher fügen dieser Erklärung nun noch einen Aspekt hinzu: Ihre Untersuchungen weisen darauf hin, dass der gesundheitliche Unterschied zwischen den Geschlechtern auch von den Effekten der sogenannten mikro-RNAs beeinflusst wird. Diese regulatorischen Moleküle unterstehen zu einem überproportionalen Teil der Kontrolle des X-Chromosoms, sagen die Wissenschaftler um Claude Libert von der Universität Gent. Frauen besitzen in ihrem Erbgut zwei X-Chromosomen, Männern fehlt beim zweiten X-Chromosom dagegen ein Beinchen - sie haben nur ein XY-Paar. Das bedeutet: Während bei den beiden X-Chromosomen der Frau zur Sicherheit alle genetischen Informationen doppelt vorhanden sind, kann das Y-Chromosom nicht einspringen, wenn beim Mann Gene auf dem einzigen X-Chromosom gestört sind.

Nach oben


Wie das Erfolgskonzept "Schwangerschaft" entstand

Springende Erbgut-Abschnitte halfen der Entwicklung der Säugetiere auf die Sprünge. Einer aktuellen Studie zufolge machte die Evolution der Säugetiere im wahrsten Sinne des Wortes einen Satz: Sogenannte Transposons - springende DNA-Sequenzen - vermittelten eine schnelle Entwicklung der Plazenta, die lange Schwangerschaften ermöglichte. Den Wissenschaftlern um Günter Wagner von der Yale University zufolge belegt dieses Ergebnis, dass die Evolution auch schlagartig das Erbgut stark verändern kann. "Früher haben wir geglaubt, dass evolutionäre Änderungen über die schrittweise Anhäufung kleiner Mutationen entstehen. Aber nun haben wir einen Fall entdeckt, bei dem Transposons durch Cut-and-Paste das Erbgut schlagartig neu gestaltet haben", sagt der gebürtige Österreicher.

Nach oben


Überlichtschnelle Neutrinos gemessen!

Wenn die Daten stimmen, die eine internationale Forschergruppe mit dem OPERA-Experiment am CERN gemessen hat, bewegen sich Neutrinos schneller als das Licht. Eigentlich dürften diese geisterhaften Elementarteilchen die von der Speziellen Relativitätstheorie gebotene Höchstgeschwindigkeit nicht überschreiten. Doch die Neutrinos kamen nach ihrer 730 Kilometer langen Reise von Genf zu den Detektoren tief unter dem Gran-Sasso-Massiv in Italien schneller an als von Albert Einstein erlaubt. Dieses erstaunliche Ergebnis hätte gewaltige und noch völlig unabsehbare Konsequenzen für die Physik. Die errechnete Überlichtgeschwindigkeit ist zwar winzig, 0,0025 Prozent, aber signifikant. Die Physiker haben bei ihrer Datenauswertung eine statistische Sicherheit von sechs Sigma Standardabweichung erreicht, also weit über 99,999 Prozent. Das liegt über den hohen Standards in der Physik.
Eine mögliche Ursache ist, dass die Neutrinos eine "Abkürzung" durch Raum oder Zeit nehmen können. So wird schon länger darüber spekuliert, dass es neben den drei bekannten Raum-Dimensionen - Höhe, Breite und Tiefe - zusätzliche, aber extrem winzige Extradimensionen gibt. Das ist beispielsweise eine Konsequenz der Stringtheorie, die als ein Kandidat für eine "Weltformel" die Naturkräfte einheitlich zu beschreiben versucht. Vielleicht können sich Neutrinos durch solche Extradimensionen bewegen. Sogar Flüge zurück in der Zeit - bezogen auf die Uhren in unserer Alltagswelt - lassen sich dann nicht ausschließen.

Nach oben


Der hungrige Blick von Übergewichtigen

Wie Übergewichtige den Anblick von schmackhaften Speisen wahrnehmen, damit haben sich nun US-Forscher auseinandergesetzt. Ihren Untersuchungen zufolge sehen Dicke Nahrungsmittel auch dann noch mit gierigen Augen, wenn sie bereits satt sind. Diese Bremse ist bei den Übergewichtigen also zum Teil außer Kraft gesetzt, zeigen die Untersuchungen der Forscher um Robert Sherwin von der Yale School of Medicine. Der Zusammenhang wurde besonders deutlich, wenn die fülligen Probanden Bilder deftiger Nahrung betrachteten - beispielsweise Pizza, Pommes, Chips oder Eis. Die Normalgewichtigen Studienteilnehmer waren bei hohem Blutzuckerspiegel für diese Reize dagegen kaum empfänglich. Normalerweise funktioniert die Regulation so: Nach einer Mahlzeit steigt das Energieangebot für das Gehirn, dann wendet es sich anderen Interessen zu und das Essen verliert an Anziehungskraft, erklären die Forscher. Dieses System ist bei manchen Menschen offenbar aus dem Lot geraten. Der Effekt fällt vor allem in den reichen Ländern der Erde im wahrsten Sinne des Wortes ins Gewicht - die Weltgesundheitsorganisation WHO spricht aktuell sogar von einer Fett-Epidemie, die die Gesundheit von Millionen Menschen zunehmend bedrohe. (Robert Sherwin von der Yale School of Medicine et al.: Journal of Clinical Investigation, doi: 10.1172/JCI57873.)

Nach oben


Vorfahren mit steinzeitlicher Reiselust

Erbgut-Analyse belegt: Die Vorfahren der Aborigines waren die ersten modernen Menschen, die Afrika verließen
Erbgut aus den Haaren eines Aborigines hat nun die tiefen Wurzeln der Stammesgeschichte der australischen Ureinwohner offenbart: Sie sind Nachfahren der ersten modernen Menschen, die sich vor etwa 70.000 Jahren von Afrika aus aufmachten, die Welt zu erobern. Die Vorfahren der Europäer und Asiaten entstammen dagegen einer späteren Besiedlungswelle, wie die Erbgut-Vergleiche zeigten. Damit bestätigen die Forscher um Eske Willerslev von der Universität Kopenhagen die Vermutung, dass sich die Menschheit nicht im Rahmen von einer, sondern mehrerer Wanderungswellen in Richtung Ostasien ausgebreitet hat.

Nach oben


Der Größte gewinnt

Wir alle kennen den Typ "Ich bin der Größte!". Sympathisch macht Selbstüberschätzung einen Menschen nicht gerade, die Aufschneiderei zahlt sich aber offenbar in der menschlichen Gesellschaft aus. Das schließen zwei US-Forscher aus Simulationen. Die gesellschaftlichen Rückschlüsse von James Fowler und Dominic Johnson von der University of California in San Diego basieren dabei auf den Ergebnissen von speziellen experimentellen Spielen, die Probanden für sie durchführten. Die Konkurrenz-Spiele lassen Rückschlüsse über den Grad der Selbsteinschätzung und die damit verbundenen Verhaltensweisen zu. "Unsere Analyse zeigt, dass sich Selbstüberschätzung gegenüber einer realistischen Selbstanalyse oft durchsetzt", sagen die Forscher. Zu erklären sei dies damit, dass Menschen mit einem übergroßen Selbstbewusstsein selbst dann noch Ansprüche anmelden, wenn sie in einem Kampf voraussichtlich verlieren werden. Ihre eigentlich stärkeren, aber vorsichtigeren Rivalen verzichteten jedoch auf ihren Anspruch, so dass der eigentlich Schwächere, aber selbstüberschätzende Mensch gewinne.

Nach oben


Die Rakete der Zukunft

Eine neue Trägerrakete soll Astronauten bis zum Mars befördern
Die NASA hat wieder ehrgeizige Ziele: Nach dem Ende der Spaceshuttle-Ära hat die US-Raumfahrtbehörde nun ihre Pläne für eine leistungsstarke Trägerrakete der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Sie soll bemannte Weltraumflüge letztendlich bis zum Mars ermöglichen. Erste Testflüge sind den Angaben zufolge ab 2017 vorgesehen, voll einsatzbereit soll das System dann voraussichtlich 2021 sein, sagte NASA-Chef Charles Bolden am Mittwoch. "Dieses neue Startsystem wird den Fortbestand der amerikanischen Führungsrolle im Weltall sichern und Millionen Menschen rund um die Welt inspirieren", so Bolden.

Nach oben


Urzeitliche Umweltkatastrophe

Gewaltige Gasrülpser lösten möglicherweise das schlimmste Massensterben der Erdgeschichte aus
Nach aktuellem Stand der Wissenchaft machten vor etwa 250 Millionen Jahren verheerende Vulkanausbrüche im heutigen Sibirien die Erde vorübergehend fast unbewohnbar. Die beispiellose Umweltkatastrophe vernichtete die meisten Lebewesen, sowohl im Meer als auch an Land. Ein Forscherteam um die Brüder Stephan und Alexander Sobolev hat nun herausgefunden, warum der sibirische Vulkanismus so tödlich war: Das Magma aus den Tiefen der Erde enthielt eine größere Menge recycelter Ozeankruste und war deshalb ungewöhnlich reich an den Gasen Kohlendioxid und Chlorwasserstoff. Besonders zu Beginn der Katastrophe waren die Eruptionen sehr explosiv, schreiben die Forscher in der Zeitschrift Nature.

Nach oben


Komplexer Vogel-Verstand

Rabenvögel erweisen sich als beherrscht und geduldig, wenn später eine Belohnung lockt
Einer Verhaltensstudie zufolge können Rabenvögel dem Fressreiz bis zu fünf Minuten widerstehen, wenn sie einen erhaltenen Futter-Brocken nach dieser Wartezeit gegen einen besseren Leckerbissen austauschen dürfen. Derart planvolles und beherrschtes Handeln dokumentiere erneut die enorme Intelligenz dieser Vögel, sagen die Wissenschaftler um Valerie Dufour von der Universität Strasbourg. Bisher war ähnliches Verhalten nur vom Menschen und Menschenaffen bekannt. Andere Tiere können dem unmittelbaren Futterreiz nicht widerstehen und verschlingen einen Leckerbissen sofort. Die schwarz-gefiederten Versuchstiere der Forscher konnten sich dagegen gezielt gedulden: Sie behielten die Futterportion im Schnabel oder legten sie zur Seite, bis sie die Möglichkeit hatten, sie gegen den höherwertigen Leckerbissen einzutauschen. Die Entscheidung zu warten oder das Futter doch sofort zu verspeisen, hing dabei von der Qualität der Belohnung und der erforderlichen Wartezeit ab.

Nach oben


Super-Erden sind nicht selten

Astronomen-Team meldet gleich 50 neue Exoplaneten auf einen Schlag
Etwa zwei Fünftel aller sonnenähnlichen Sterne in unserer kosmischen Nachbarschaft werden von mindestens einem Planeten umkreist, der leichter ist als Saturn. Die meisten Planeten aus der Klasse der Super-Erden oder Mini-Neptune scheinen Geschwister zu haben, berichtete ein Team von der Europäischen Südsternwarte (Eso) am 12.9.2011 auf einer Tagung im US-Staat Wyoming. Die Forscher um Michael Mayor entdeckten mit dem besonders empfindlichen Harps-Spektrographen am Eso-Teleskop in La Silla (Chile) insgesamt 50 neue Exoplaneten, darunter 16 Super-Erden.
"Diese reiche Ernte hat alle unsere Erwartungen übertroffen, insbesondere die große Population von Super-Erden und Neptun-ähnlichen Planeten bei Sternen, die unserer Sonne sehr ähnlich sind", sagt Michael Mayor. Als "Super-Erde" bezeichnen die Forscher Planeten, die deren Masse zwischen einer und zehn Erdmassen liegt. Zwei der bislang bekannten Super-Erden liegen in der bewohnbaren Zone ihres Sterns: Der schon 2007 entdeckte Planet Gliese 581d, siebenmal so schwer wie die Erde, und der jetzt gefundene Planet HD85512b, der etwa 3,6-mal so viel Masse hat wie die Erde.
Das ultimative Ziel der Planetenjäger besteht darin, einen echten Erdzwilling zu entdecken. "In den nächsten zehn bis 20 Jahren sollten wir eine erste Liste von sonnenähnlichen Sternen mit potentiell bewohnbaren Planeten haben", schreiben Mayor und seine Kollegen. Dank der verbesserten Methoden wächst die Zahl der entdeckten Planeten außerhalb unseres Sonnensystems immer schneller.
Anmerkung: ob auf von intelligenten Lebewesen bewohnten Planten auch zwecks Erlösung überall der Jesus war? Oder werden solche Planeten von Allah geschaffen?

Nach oben


Spuren am Mond

Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat außergewöhnlich scharfe Aufnahmen von den Landeplätzen der bemannten Mondmissionen veröffentlicht. Die Fotos lassen genau erkennen, welche Pfade die Astronauten vor vier Jahrzehnten auf dem Mond beschritten und wohin sie mit ihren Mond-Mobilen fuhren. Die Sonde "Lunar Reconnaissance Orbiter" machte viele Aufnahmen aus einer relativ geringen Höhe von etwa 20 Kilometern. Verschwörungstheoretiker, die das gesamte Apollo-Programm der NASA für einen Betrug halten und meinen, es habe alles in einem TV-Studio stattgefunden, werden nun mit Spuren von "Moonboots" konfrontiert. "Wir können die Schritte der Astronauten mit großer Klarheit nachvollziehen und sehen wo sie Mondproben genommen haben", sagte der NASA-Geologe Noah Petro.


NASA-Bild

Nach oben


Genetische Faulheit

"Es liegt an den Genen" -diese Entschuldigung können nun Faulpelze mit einer wissenschaftliche Studie untermauern: Kanadische Forscher haben bei Mäusen einen Zusammenhang zwischen Genen und der Fähigkeit zu körperlicher Aktivität nachgewiesen. Durch Ausschalten zweier Erbanlagen konnten die Forscher von Natur aus bewegungshungrige Mäuse-Zuchtlinien in Stubenhocker verwandeln: Nager mit beiden Genen können kilometerweit rennen, Mäuse ohne diese Erbanlagen machen dagegen deutlich früher schlapp. Das selbe Prinzip gibt es vermutlich auch beim Menschen, sagen die Wissenschaftler um Gregory Steinberg von der McMaster-Universität. Offenbar macht also nicht nur mangelnde Disziplin manche Menschen zu "Couch-Potatos" sondern auch ihre Veranlagung. Den Wissenschaftlern zufolge kontrollieren die betreffenden Gene die Bildung eines bestimmten Proteins, das wichtig für die Energieversorgung der Muskeln ist. Ohne dieses Enzym wird in den Muskeln schneller der Treibstoff knapp, deshalb fällt den betroffenen Mäusen körperliche Anstrengung schwerer als ihren energiegeladenen Kollegen. (Gregory Steinberg, McMaster-Universität et al.)

Nach oben


Auf der Schwelle zum Menschsein

Fossilien des Vormenschen Australopithecus sediba offenbaren affenartige und menschliche Züge
Vor knapp zwei Millionen Jahren lebten Hominiden im heutige Südafrika, die ein Gehirn von der Größe eines Schimpansen besaßen, kurze Beine, lange Arme, vorstehende Münder und die viel in den Bäumen kletterten. Doch gleichzeitig hatten diese Vormenschen der Art Australopithecus sediba geschickte Hände, mit denen sie Werkzeuge bearbeiten und präzise zugreifen konnten. Die Form ihres Gehirns, ihre Hüfte und Teile ihres Fußes glichen denen des modernen Menschen. Das berichtet ein internationales Forscherteam um Lee Berger in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Science. Die Forscher halten das einzigartige Mischwesen für einen möglichen Urahn des Menschen. "Australopithecus sediba ist wahrscheinlich der beste Kandidat als Vorfahr der Gattung Homo, eher als frühere Funde wie der Homo habilis", sagt der Teamleiter Lee Berger.
Karabo haben die Forscher den zwölfjährigen Jungen der Art Australopithecus sediba genannt, dessen Schädel sie mit Röntgenstrahlen durchleuchteten. In einer südafrikanischen Sprache bedeutet das "Antwort". (c) Lee Berger und die Universität von Witwatersrand.

Nach oben


Schnell-Test für Krankheiten wie Krebs

Ein simpler Bluttest könnte künftig Krebs, Multiple Sklerose und andere Erkrankungen frühzeitig aufdecken
Schon lange ist es ein Wunschtraum der Mediziner: ein einfaches Testverfahren, das Krebs oder andere schwere Erkrankungen erkennen kann, um in einem frühen Stadium die richtige Therapie einzuleiten. Dieser Vision sind deutsche Forscher nun einen großen Schritt näher gekommen. Sie konnten gezielt Moleküle im Blut nachweisen, die spezifisch für 14 teils schwer erkennbare Krankheiten sind. Diese sogenannten mircroRNAs werden von Tumoren oder anderen krankhaften Geweben gebildet und können dadurch als Biomarker dienen. Bis entsprechende Tests für medizinische Anwendungen zur Verfügung stehen, sei aber noch viel Entwicklungsarbeit zu leisten, sagen die Wissenschaftler um Andre Franke von der Universität des Saarlandes.

Nach oben


Erbgut-Mix in Afrika

DNA-Analyse zeigt, dass Frühmenschen sich mit archaischen Verwandten vermischten
Genauso wie Europäer tragen auch Afrikaner kleine Erbgut-Schnipsel urzeitlicher Menschenarten in sich. Das schließen Forscher um Michael Hammer von der University of Arizona aus einer Erbgut-Analyse, bei der sie DNA verschiedener afrikanischer Volksstämme untersuchten. Demnach zeugten moderne Menschen und ihre primitiven Verwandten in der Zeit vor 20.000 bis 60.000 Jahren zahlreiche gemeinsame Nachkommen.
Der moderne Mensch entwickelte sich vor etwa 200.000 Jahren in Afrika aus dem Homo erectus. Zu dieser Zeit tauchten erstmals Menschen mit dem schlankeren Körperbau und dem größeren Gehirn des modernen Homo sapiens auf. Doch die beiden Arten lebten noch viele zig Jahrtausende nebeneinander her. Viele Individuen hatten sowohl moderne als auch archaische Eigenschaften - weshalb sich Anthropologen nach wie vor den Kopf darüber zerbrechen, wie viele Arten von Frühmenschen gemeinsam mit dem Homo sapiens in Afrika lebten.

Nach oben


Wissenschaftliches Handlesen

Studie bestätigt: Ursache der unterschiedlichen Längenverhältnisse von Zeige- und Ringfinger sind Geschlechtshormone im Mutterleib
Es klingt im ersten Moment absurd: Ausgerechnet die Fingerlänge soll eine Verbindung mit gesundheitlichen und charakterlichen Eigenschaften des Menschen besitzen. Doch genau diesen Zusammenhang haben bereits einige Studien untermauert. Schon früh vermuteten Wissenschaftler hinter dem Phänomen die Wirkung von Hormonen während der Embryonalentwicklung im Mutterleib - und genau das konnten Zhengui Zheng und Martin Cohn von der Universität von Florida jetzt erstmals am Mausmodell experimentell belegen. Die Nager besitzen ebenfalls individuelle Unterschiede in den Längenverhältnissen zwischen ihren winzigen Äquivalenten zu unseren Zeige- und Ringfingern. Die Entwicklung dieser Proportionen konnten die Wissenschaftler gezielt beeinflussen, indem sie die Wirkung von Geschlechtsmormonen in Mäuse-Embryonen veränderten. Aller Voraussicht nach seien die Ergebnisse auf den Menschen übertragbar, sagen die Forscher.
Männer besitzen im Durchschnitt etwas längere Ring- als Zeigefinger besitzen, bei Frauen ist es umgekehrt. Das Merkmal ist aber nicht zwingend an das Geschlecht gebunden. Viele Studien haben eine Verbindung zwischen dem Fingerlängenverhältnis, dem jeweiligen Geschlecht und Eigenschaften der betreffenden Person aufgezeigt. So scheinen Frauen mit langen Ringfingern durchschnittlich dominanter und weniger anfällig für psychische Erkrankungen zu sein. Bei Männern steht diese Kombination für ein Sport-Talent, aber auch für mangelnde Sprachbegabung. In vielen anderen Eigenschaften soll sich das Fingerlängenverhältnis ebenfalls widerspiegeln, beispielsweise in der Neigung zu Depressionen, Herzinfarkt, Brustkrebs und mangelnder Zeugungsfähigkeit, aber auch im Aggressionspotenzial, in musikalischen Fähigkeiten oder der sexuellen Orientierung. "Die Finger-Proportionen sind eine lebenslange Signatur unseres frühen hormonellen Milieus mit all seinen Folgen", resümiert Cohn.

Nach oben


"Frauen können nicht einparken und haben sowieso Probleme bei der Orientierung"

Dieses Urteil lässt sich sogar statistisch belegen, haben Studien gezeigt - doch US-Forscher sagen nun: Das liegt allein an der Erziehung und dem Einfluss der Gesellschaft. In einer vergleichenden Studie fanden sie heraus, dass in einer weiblich dominierten Kultur die Unterschiede zwischen Mann und Frau verschwinden. Die Forscher verglichen die Fähigkeiten zu räumlicher Vorstellungskraft bei zwei Stämmen im Nordosten Indiens. Der spannende Unterschied zwischen den Karbi und den Khasi ist, dass erstere eine patriarchal geprägte Gesellschaftsform aufweisen - Frauen dürfen kein Land besitzen, alles Hab und Gut wird an die Söhne weitergegeben und so weiter. Bei den Khasi hingegen entscheiden die Frauen, besitzen auch das Land und geben es an die jüngste Tochter weiter. Insgesamt 1.279 Vertreter beider Stämme nahmen an den Tests zum räumlichen Denken teil. Ergebnis: Männer des patriarchalischen Stammes brauchten um 36,4 Prozent weniger Zeit zum Lösen der Aufgaben als ihre Frauen. Bei den Testpersonen des frauendominierten Stammes gab es hingegen keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern - die Männer zeigten also keine bessere räumliche Vorstellungskraft als die Frauen. (Moshe Hoffman et al.)

Nach oben


Bakterien gegen Angst und Depression

Eine gute Darmflora beeinflusst auch das Gehirn und das Verhalten positiv
Sogenannte probiotische Bakterien beeinflussen möglicherweise nicht nur die Verdauung positiv: Sie können auch direkt aufs Gehirn einwirken und dort dafür sorgen, dass Stress, Angstzustände und Depressionen abgemildert werden. Das zumindest das Fazit, das ein internationales Forscherteam aus einer Studie mit Milchsäurebakterien und Mäusen ziehen. Indirekte Effekte der Bakterien aufs Zentrale Nervensystem (ZNS), seien schon in früheren Untersuchungen gezeigt worden, eine direkte Wirkung dagegen bisher noch nicht, sagen die Wissenschaftler.

Nach oben


Und es war doch die Pest

Erreger des "Schwarzen Todes" des Mittelalters ist vermutlich ausgestorben
Seit einiger Zeit spekulieren Wissenschaftler, ob es sich bei dem "Schwarzen Tod", der im Mittelalter vermutlich 25 Millionen Menschen das Leben kostete, tatsächlich um die Pest handelte. Erst Ende vergangenen Jahres hatte eine Forschergruppe rund um Stefanie Hänsch von der Universität Mainz einen vorläufigen Schlussstrich unter die Debatte ziehen können: Die Forscher wiesen das Bakterium Yersinia pestis zweifelsfrei als Erreger des Schwarzen Todes nach. Jetzt hat ein internationales Forscherteam einen weiteren Hinweis darauf entdeckt, dass Mitte des 14. Jahrhunderts eine Variante des heute bekannten Bakteriums in Europa grassierte - und zwar eine Form, die sich deutlich schneller verbreitete und auch schneller zum Tod führte als die aktuelle Version des Erregers.

Nach oben


Genuss mit Herzschutz

Süßer Befund bestätigt: Regelmäßiger Schokoladen-Konsum senkt das Risiko für Herzerkrankungen erheblich
Es stimmt offenbar tatsächlich: Schokolade ist gesund für das Herz-Kreislauf-System. Zu diesem Ergebnis kommen britische und US-amerikanische Forscher, die systematisch die bisherigen Studien über den gesundheitlichen Effekt von kakaohaltigen Lebensmitteln beurteilt und ausgewertet haben. Ergebnis: Ein bis zu 29 Prozent geringeres Schlaganfallrisiko und eine 37 Prozent niedrigere Rate von Herzerkrankungen attestieren sie Menschen, die regelmäßig kakaohaltige Nahrungsmittel zu sich nehmen. Mit diesem Fazit fassen die Wissenschaftler die bisherigen Einzelergebnisse der unterschiedlichen Studien zusammen und stellen sie gleichzeitig auf eine solidere Grundlage, denn die Schoko-Forschung hatte bisher einen etwas zweifelhaften Ruf: Viele Untersuchungen wurden direkt oder indirekt von der Süßwarenindustrie finanziert und galten deshalb als tendenziös.

Nach oben


Überraschung am Röntgengerät

Kleine Pilotstudie deutet auf immunisierenden Effekt geringer Strahlendosen hin - Nahezu täglich setzen sich Kardiologen beim Legen eines Katheters einer gewissen Dosis Röntgenstrahlung aus. Sie ermöglicht den Chirurgen, den Katheter optimal an dem gewünschten Ort im Körper zu platzieren. Eigentlich gilt diese verstärkte Strahlenbelastung als potenziell krebserregend. Ein italienisches Forscherteam hat jetzt jedoch eine überraschende Entdeckung gemacht: Zumindest zu einem gewissen Maß scheinen die Körperzellen als Reaktion auf eine kontinuierliche, milde Bestrahlung eine Art Immunität zu entwickeln - sie fahren verschiedene Verteidigungssysteme hoch, um sich vor den Folgen der Strahlung zu schützen.

Nach oben


Bevölkerung: 8,7 Millionen Arten

Wissenschaftler errechnen einen genauen Wert für die Vielfalt der Lebewesen auf der Erde - Bislang hieß es etwas vage: Auf der Erde leben zwischen 3 und 100 Millionen Arten. Mit einer neuen Methode haben Wissenschaftler nun eine sehr viel genauere Zahl genannt: 8,7 Millionen Arten plus/minus 1,3 Millionen. Davon sollen etwa 6,5 Millionen an Land und 2,3 Millionen im Wasser leben. Für ihre Schätzung orientierten sich die Forscher an der klassischen evolutionären Klassifikation nach Art, Gattung, Familie, Ordnung, Klasse, Stamm und Reich. Anhand von gut bekannten Klassen wie beispielsweise den Säugetieren erstellten sie ein Muster, wie sich die Arten innerhalb dieser Klasse verteilen - und legten das Ergebnis als Maßstab für Lebensformen an, von denen bislang nur wenige bekannt sind. Von den 8,7 Millionen Arten, die die Auswertung ergab, seien allerdings die meisten - geschätzte 86 Prozent der Land- und ganze 91 Prozent der Meereslebewesen - noch gar nicht entdeckt oder gar beschrieben worden, sagen die Wissenschaftler.

Nach oben


Wissenswert: Warum wir eine Körpertemperatur von 37 Grad Celsius haben

Bei Hitze schwitzen wir, wenn uns kalt ist, ziehen wir uns einen Pulli an - all das soll eines sicherstellen: eine konstante Körpertemperatur von 37 Grad Celsius. Aber warum hat der Mensch genau diese Körpertemperatur - warum nicht mehr oder weniger?
"Die Temperatur von 37 Grad Celsius scheint das beste Preis-Leistungsverhältnis für die Körperfunktionen der Warmblüter zu bieten", sagt Heinrich Meyer, Leiter des Lehrstuhls für Physiologie der Technischen Universität München. Alle gleichwarmen Lebewesen besitzen eine Körpertemperatur im Bereich von etwa 37 bis 39 Grad Celsius: Die Evolution hat sowohl bei Säugetieren als auch bei Vögeln zu diesem Temperaturbereich geführt.
An unsere Körpertemperatur von 37 Grad Celsius hat sich auch das ganze Regulationssystem des Körpers angepasst. So sind beispielsweise Enzyme oder Hormone für diese "Betriebstemperatur" optimiert. Bei einer anderen Temperatur nimmt die Arbeitskraft ab und ihr Zusammenspiel im Körper ist gestört, deshalb versucht der Körper, immer bei 37 Grad Celsius zu bleiben. Eine Ausnahme ist Fieber: Da bewirkt die höhere Temperatur eine Verstärkung der Immunabwehr. Aber auch dabei gibt es eine Grenze: Wenn die Temperatur über 41Grad steigt, beginnen manche Regelsysteme im Körper ihren Dienst zu versagen - und das hat lebensbedrohliche Folgen.

Nach oben


Ist der Mann im Mond jünger?

Datierung von Mondgestein stellt bisherige Vermutungen zur Entstehung des Erdtrabanten in Frage - Der Mond ist entweder jünger als bisher angenommen - oder gängige Entstehungsmodelle stimmen nicht. Diesen Schluss legen die Ergebnisse eines internationalen Forscherteams nahe, das Gesteinsproben erneut datiert hat, die als die ältesten bekannten Mondmineralien gelten. Nach vorherrschender Theorie sind sie kurz nach der Geburt des Erdtrabanten aus dem abkühlenden Magma-Ozean auf dem Mond entstanden. Bisherige Schätzungen hatten dem Mond ein Alter von rund 4.56 Milliarden Jahren attestiert. Das untersuchte Gestein ist den aktuellen Analysen zufolge aber nur 4.36 Milliarden Jahre alt. Somit sei der Mond entweder rund 200 Millionen Jahre jünger als bisher gedacht, oder er war teilweise länger glutflüssig, als es die bisherigen Modelle seiner Entstehung zeigen, sagen die Wissenschaftler um Richard Carlson von der Carnegie Institution in Washington, DC.

Nach oben


Wie Salmonellen Tumoren Bauchschmerzen machen

Die Bakterien bilden innerhalb von Krebsgeschwulsten Biofilme - Ausgerechnet Salmonellen haben das Zeug dazu, neue Hoffnungsträger bei der Krebsbekämpfung zu werden: Injiziert man sie nämlich in den Blutkreislauf von Mäusen mit Darmkrebs, sammeln sie sich vor allem im Tumorgewebe an und zerstören die Krebsgeschwulst mit der Zeit sogar. Wie genau die Bakterien dabei vorgehen, untersuchen Wissenschaftler vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig zurzeit intensiv - schließlich müssen die Mechanismen und Prozesse genau bekannt sein, bevor man überhaupt darüber nachdenken kann, das Prinzip in klinischen Studien bei menschlichen Krebspatienten zu testen. Eine Gruppe um Katja Crull ist dabei jetzt einen wesentlichen Schritt weitergekommen: Die Wissenschaftler haben entdeckt, dass die Bakterien innerhalb des Tumors einen Biofilm bilden, eine Art geschlossene Gesellschaft, die bei Infektionen normalerweise ein großes Problem darstellt. In diesem Fall ist das Zusammenrotten jedoch erwünscht, denn es scheint den therapeutischen Effekt zu verstärken.

Nach oben


Es liegt was in der Luft

Kuriose Studie zeigt: Im Winter beherrschen aufgewirbelte Bakterien von Hundehaufen die Großstadtluft - Frische Luft ist in vielen Großstädten eine Seltenheit. Doch es sind nicht nur Abgase und Rußpartikel von Autos und Kaminen, die die Stadtbewohner inhalieren, sondern auch Unmengen winziger Lebewesen: Bakterien unterschiedlicher Herkunft werden ebenfalls vom Winde verweht. US-Forscher konnten nun nachweisen, dass die mikrobielle Luftfracht besonders im Winter von einer Quelle dominiert wird: Hundehaufen. Das mag vielen Menschen zwar eklig erscheinen, gesundheitsgefährdend seien die Mikroben mit brauner Heimat allerdings nicht, beruhigt Studienleiter Noah Fierer von der University of Colorado in Boulder.

Nach oben


Das Ende zuerst lesen!

Eine gute Nachricht für alle, die das Ende eines Krimis immer zuerst lesen: Sie nehmen sich mit dieser Gewohnheit nicht etwa den Spaß an der Geschichte, sondern erhöhen ihn sogar. Das ist zumindest das Ergebnis einer Studie zweier US-Psychologen, die freiwilligen Testlesern 12 verschiedene Kurzgeschichten zu lesen gaben. Bei einigen ging der Erzählung ein kurzer Spoiler voraus, in dem der Inhalt der Geschichte nahezu vollständig zusammengefasst war. Überraschenderweise störte das die Leser nicht nur nicht, es erhöhte sogar ihr Lesevergnügen - selbst bei einer Geschichte, in der sich am Ende der Beschreibung einer aufregenden Flucht aus dem Todestrakt herausstellt, dass sich alles nur im Kopf des Verurteilten abgespielt hat, und zwar im Moment seiner Hinrichtung. Möglicherweise leben Erzählungen also gar nicht so sehr vom Überraschungsmoment wie bisher angenommen, interpretieren die Forscher ihre Ergebnisse. Warum die Testleser die Geschichten allerdings sogar besser fanden, als wenn sie nichts über den Inhalt wussten, bleibt ihnen bisher schleierhaft. Möglicherweise nimmt der Spoiler eine Art kognitiven Druck vom Gehirn, spekulieren sie: Es muss nicht mehr darauf achten, nichts Wesentliches zu verpassen, sondern kann sich ganz entspannt den feineren Schwingungen widmen und damit verborgene Stärken wahrnehmen. (Nicholas Christenfeld und Jonathan Leavitt, University of California, San Diego: Psychological Science, in press)

Nach oben


Warum Methan nicht zunimmt

Erdgasboom oder veränderter Reisanbau könnten Emissionen stagnieren lassen - Seit etwa 1980 ist die Menge des Treibhausgases Methan in der Atmosphäre kaum angestiegen - sehr zur Verwunderung der Klimaforscher. Zwei Forscherteams von der University of California in Irvine präsentieren nun unterschiedliche Erklärungen für das rätselhafte Phänomen: Der Trend spiegelt die geringere Abhängigkeit vom Öl und die bessere Verwertung von Erdgas wider, sagen Forscher um Murat Aydin. Ein Team um Fuu Ming Kai kommt dagegen zu dem Schluss, dass sich die fossilen Emissionen nicht verändert haben. Ihrer Meinung nach sank der Methangehalt, weil der moderne Reisanbau schlechtere Lebensbedingungen für Methanbakterien bietet.

Nach oben


Ein DNA-Baukasten aus dem All

Forscher finden Grundbausteine der Erbsubstanz auf Meteoriten - Einige der wichtigsten Bausteine des Lebens könnten vor mehr als vier Milliarden Jahren mit Meteoriten auf die Erde gekommen sein. Ein US-Forscherteam hat jetzt erstmals nachgewiesen, dass bestimmte kohlenstoffreiche Meteoriten sogenannte Nukleinbasen enthalten. Diese Basen, zu denen die Substanzen Adenin, Guanin, Cytosin und Thymin gehören, bilden die Grundlage des genetischen Codes: Sie speichern die genetische Information in der Erbsubstanz DNA, der Desoxyribonukleinsäure.

Nach oben


Warum Krankheiten schlapp machen

Forscher haben die Ursache der Antriebslosigkeit als Begleiterscheinung von Erkrankungen aufgedeckt - und präsentieren ein Gegenmittel
Schlapp, lustlos und übellaunig - wer krank ist, fühlt sich oft rundum mies. Bei chronisch Kranken kann das sogar zum Dauerzustand werden. Eine US-Studie hat nun aufgedeckt, wie es zu dieser unangenehmen Begleiterscheinungen kommt: Ein Signalsystem im Gehirn, das auch für die Regulation des Schlafes verantwortlich ist, löst die Lethargie im Zusammenhang mit Erkrankungen aus. Der Drahtzieher ist dabei ein Botenstoff namens Orexin, dessen Bedeutung bei Schlafstörungen bereits bekannt ist. Die Lösung für das Problem haben die Wissenschaftler ebenfalls bereits gefunden: Mit Wirkstoffen, die mehr Orexin bereitstellen, lässt sich die Antriebslosigkeit vertreiben, zeigen Versuche an Ratten. Entsprechende Medikamente könnten schon bald Patienten zur Verfügung stehen, sagen Daniel Marks von der Oregon Health & Science University in Portland und seine Kollegen.

Nach oben


Der Faktor X beim Klimawandel

Studie: Partikel in der Luft beeinflussen das Klima mehr als gedacht - In der Klimaforschung war der Effekt von Aerosolen schon immer Unsicherheitsfaktor, denn die Schwebstoffe beeinflussen die Wolkenbildung und damit die Reflexionskraft der Erdatmosphäre gegenüber der Sonnenstrahlung. Der kühlende Effekt maskiert einen Teil der Wirkung der Treibhausgase, denn parallel zum verstärkten Ausstoß von Kohlendioxid und Co hat der Mensch seit der industriellen Revolution auch die Konzentration an Aerosolen erhöht. Zur Bestimmung dieses Faktors haben Forscher in den vergangenen Jahren Satelliten-Beobachtungen genutzt, um Informationen über Aerosole und deren Einfluss auf die Wolkenbildung zu gewinnen. Die Ergebnisse flossen dann in Klimaprognosen ein. Eine aktuelle US-Studie wirft nun allerdings Zweifel an der Zuverlässigkeit dieser Modelle auf: Laut den Ergebnissen von Joyce Penner von der University of Michigan und ihren Kollegen ist der tatsächliche Einfluss der Luftpartikel auf das Erdklima deutlich stärker, als es die statistischen Abschätzungen aus Satelliten-Daten bisher nahelegten.

Nach oben


Neandertaler: Zahlenmäßig unterlegen

Vermutlich war der Neandertaler dem Bevölkerungsdruck des modernen Menschen nicht gewachsen - Eine britische Studie wirft ein neues Licht auf die intensiv diskutierte Frage, warum die Neandertaler nach ihrer 300.000 Jahre andauernden Herrschaft über Europa vergleichsweise plötzlich verschwanden: Den Untersuchungen zufolge waren die Urmenschen schlicht den Menschenmassen des einwandernden Homo sapiens nicht gewachsen. Der moderne Mensch besetzte die Lebensräume Europas demnach mit derartig vielen Individuen, dass er eine zehnmal so hohe Bevölkerungsdichte erreichte wie die Neandertaler-Populationen zuvor. Den zahlenmäßig überlegenen Einwanderern aus Afrika mussten die Neandertaler folglich stetig weichen, bis es für sie schließlich keine Rückzugsmöglichkeiten mehr gab, sagen Paul Mellars und Jennifer French von der Cambridge University.

Nach oben


Gehirnfrequenzschrumpfung im Alter

Forscher entdecken Ursache und gleichzeitig Bekämpfungsansatz für schwindende Geisteskraft im Alter - US-Wissenschaftler haben entdeckt, warum mit den Jahren die geistige Leistungsfähigkeit nachlässt - und gleichzeitig möglicherweise sogar ein Rezept dagegen gefunden: Im Alter nimmt die Impulsfrequenz bei der Datenübertragung im Gehirn ab, konnten die Forscher bei Affen zeigen. Die Nervenzellen älterer Versuchstiere feuerten deutlich weniger Stromimpulse als die der jüngeren, vor allem im sogenannten präfrontalen Cortex - einer Hirnregion, die für das Arbeitsgedächtnis zuständig ist. Dieser Teil des hirneigenen Speichers steuert viele alltägliche Aufgaben, einschließlich des Lernens und der Planung. Die gute Nachricht: Mithilfe von Medikamenten gelang es den Wissenschaftlern, die Nervenaktivität zu stärken und damit auch die Hirnleistung der älteren Versuchstiere zu verbessern - so sehr, dass sie sich praktisch nicht mehr von der ihrer jungen Artgenossen unterschied, berichten Amy Arnsten von der Yale University School of Medicine in New Haven und ihre Kollegen.

Nach oben


Der Preis des langen Lebens

Das Gehirn von Menschen altert anders als das von Schimpansen - Schimpansen behalten bis ins hohe Alter noch ihr volles Hirnvolumen - im Gegensatz zum Menschen, bei dem die Größe des Gehirns mit zunehmendem Alter abnimmt. Das zeigen die Ergebnisse von US-Forschern, die erstmals die altersbedingten Veränderungen des Gehirns beim Menschen mit denen bei seinem nächsten Verwandten verglichen haben. Prinzipiell entstehe aus dem Verlust von Nervengewebe auch die typisch menschliche Neigung zu neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer, sagen die Forscher. Das schwindende Hirnvolumen beim Menschen ist wahrscheinlich eine Folge der ungewöhnlichen Kombination von großem Gehirn und langer Lebensspanne, vermuten Chet Sherwood von der George Washington University in Washington DC und seine Kollegen.

Nach oben


Geteilte Arbeit, geteiltes Vergnügen

Schon Dreijährige belohnen Helfer nach erfolgreicher Zusammenarbeit. Schon Kleinkinder haben ein Gespür für Gerechtigkeit, hat ein deutsches Forscherteam jetzt nachgewiesen: Wenn Spielgefährten ihnen beim Ergattern von Belohnungen helfen, sind sie durchaus bereit, den Preis anschließend zu teilen. Kinder, die nicht an der Zusammenarbeit beteiligt sind, bekommen dagegen seltener etwas ab. Es handele sich dabei um eine typisch menschliche Verhaltensweise, denn Schimpansen zeigten in den Experimenten keine Bereitschaft zum Teilen, berichten die Wissenschaftler um Katharina Hamann vom Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie in Leipzig.

Nach oben


Auf den Spuren der Hominiden

Erneute Analysen versteinerter Fußspuren legen nahe: Die Vorfahren des Menschen liefen bereits vor fast vier Millionen Jahren aufrecht auf modernen Füßen. Die Entwicklung des aufrechten Gangs und der typischen Fußform begann wesentlich früher in der Evolution des Menschen als bisher angenommen. Das legen Analysen versteinerter Fußspuren in Tansania nahe, die ein menschlicher Vorfahre einst hinterlassen hat. Sie werden einem Australopithecus afarensis zugeschrieben - zu dieser Hominidenform gehörte auch die weltbekannte Lucy, deren Skelettreste Anthropologen bereits 1974 entdeckt haben. Frühere Untersuchungen hatten die Entstehung des charakteristischen Fortbewegungsssystems des Menschen auf ein Alter von etwa 1.9 Millionen Jahren datiert. Der aktuellen Studie zufolge lassen die 3.7 Millionen Jahre alten Fußabdrücke am Fundort Laetoli aber bereits auf alle Eigenschaften des modernen Gehens schließen, berichten die Forscher um Robin Crompton von der University of Liverpool.

Nach oben


Warum Gesundes nicht immer die Gesundheit fördert

Wer glaubt, sich etwas Gutes zu tun, neigt eher zu ungesundem Verhalten. Vitaminpillen haben unerwartete Nebenwirkungen - und zwar psychologischer Natur: Wer glaubt, seine Gesundheit mit Hilfe von Nahrungsergänzungsmitteln zu stärken, neigt paradoxerweise dazu, sich verstärkt ungesunden Gewohnheiten hinzugeben. Die Vitaminpillen erzeugen nämlich ein subjektives, wenn auch illusorisches Gefühl der Unverwundbarkeit, haben Forscher aus Taiwan gezeigt. Zurück geht das Phänomen offenbar auf etwas, das Psychologen "Licensing Effect" nennen: Immer, wenn man etwas Positives geleistet hat - sei es in Bezug auf die eigene Gesundheit oder seine Mitmenschen -, entsteht das Empfinden, eine Art Guthaben angespart zu haben, das man anschließend ungestraft für weniger positive Verhaltensweise ausgeben kann. So ist beispielsweise bekannt, dass exzessiver Sport Menschen dazu verleitet, anschließend eine sehr viel reichhaltigere Mahlzeit zu verzehren, als sie sonst gewählt hätten. Dass aber auch schon so etwas Einfaches wie eine Vitaminpille derartige Konsequenzen haben kann, sollte zu denken geben, mahnen die Forscher.

Nach oben


Ein Bisschen Neandertaler

Erbgutanalyse belegt erneut: Alle heutigen Menschen haben Neandertaler-Vorfahren - außer einigen Bevölkerungsgruppen in Afrika. Ein Teil des X-Chromosoms stammt bei allen Menschen vom Neandertaler. Lediglich einige Bevölkerungsgruppen aus Afrika scheinen eine Ausnahme zu sein, zeigen genetische Analysen eines internationalen Forscherteams. Dieses Ergebnis bestätigt eine Untersuchung von 2010, die ebenfalls eine Kreuzung zwischen Neandertaler und dem modernen Menschen nahelegte. Das Fehlen der genetischen Spuren des Urmenschen bei Menschen mit rein afrikanischen Wurzeln fügt sich plausibel in die aktuellen Vorstellungen der Frühgeschichte: Nach dem Verlassen seines Heimatkontinents Afrika traf der moderne Mensch irgendwann auf den Neandertaler und zeugte gemeinsame Nachkommen, die dann den Rest der Welt eroberten. Wahrscheinlich fand der Erstkontakt irgendwo im Nahen Osten statt, vermuten die Wissenschaftler um Damian Labuda von der Universität von Montreal.

Nach oben


Neue Belege für eine alte These.

Es geht dabei um die Erschöpfung, die man nach ausufernder sportlicher Betätigung in den Muskeln spürt. Schon länger argwöhnen Forscher, dass daran nicht allein die zur Neige gehenden Kapazitäten der Muskeln Schuld sind, sondern dass auch das Gehirn dazu beiträgt: Es löst das bleierne Müdigkeitsgefühl als eine Art Notfallprogramm aus, damit sich die Muskeln nicht völlig verausgaben und noch eine Reserve für einen möglichen Notfall bleibt. Sollte das stimmen, müsste der Effekt unter Sauerstoffmangel, wie er in großen Höhen herrscht, stärker ausgeprägt sein als sonst, spekulierten nun britische Forscher. Sie ließen daher Freiwillige ihren Oberschenkelmuskel anspannen, so fest es ging, während sie Luft mit normalem Sauerstoffgehalt von 21 Prozent oder mit einer reduzierten Konzentration von 16, 13 und 10 Prozent einatmeten. Anschließend aktivierten die Wissenschaftler bei den gleichen Probanden unter den gleichen Bedingungen das Gehirn mit Hilfe einer Magnetfeldes so gezielt, dass sie damit ebenfalls ein Anspannend des Oberschenkelmuskels auslösten. Aus der Differenz der jeweils erzeugten Kraft ließ sich dann ablesen, wie stark das Gehirn die Muskelfunktion beeinflusst. Zusätzlich testeten sie ein paar Bergsteiger in über 5.000 Metern Höhe auf dem Mount Everest. Ergebnis: Je geringer der Sauerstoffgehalt der Luft, desto stärker bremste das Nervensystem die Muskulatur aus - und reagierte damit exakt so, wie es bei einem Notfallsystem zu erwarten wäre.

Nach oben


Das menschliche Hirn:

Dort vollzieht sich aktuell ein dramatischer Wandel - und zwar in der Art, wie Menschen lernen und sich erinnern. Verantwortlich dafür ist das Internet, oder genauer gesagt, Suchmaschinen wie Google: Sie werden immer mehr als eine Art externer Speicher genutzt, in den man Informationen auslagern und später wieder hervorholen kann. Gezeigt hat das ein Team amerikanischer Forscher in verschiedenen Experimenten mit interessanten Ergebnissen. So stellte sich schnell heraus, dass junge, interneterfahrene Probanden als erstes an ihren Computer dachten, wenn sie die Antwort auf eine Frage nicht wussten. Zudem neigten sie dazu, sich Zusammenhänge weniger gut zu merken, wenn sie glaubten, sie könnten sie später noch einmal nachschlagen. Und last but not least blieb ihnen besser und länger im Gedächtnis, wo sie eine bestimmte Information abgespeichert hatten als die Information selbst. Zusammengenommen zeigten diese Beobachtungen, dass sich der Umgang mit Informationen rasant verändert - und dass sich das menschliche Gehirn erstaunlich schnell und gut darauf einstellt.

Nach oben


Bitterer Verlust

Ökosysteme weltweit leiden darunter, dass Tiere an der Spitze der Nahrungspyramide fehlen. Was haben Löwen mit menschlichen Darmparasiten zu tun? Was der Walfang mit dem Klimawandel? Eine Menge, sagt ein internationales Forscherteam: Wenn die Raubtiere an der Spitze der Nahrungspyramide fehlen, leiden Ökosysteme unter drastischen und meist nachteiligen Umbrüchen. "Wir haben überwältigende Beweise dafür, dass die großen Raubtiere überaus wichtig dafür sind, dass die Natur funktioniert", formuliert es William Ripple, einer der Autoren. "Letztlich schützen diese Raubtiere auch den Menschen. Es geht also nicht nur um sie, sondern auch um uns selbst."

Nach oben


Back to Africa

Nach der Auswanderung des modernen Menschen aus Afrika nach Eurasien vor 60.000 Jahren gab es noch überraschend lange einen Gen-Austausch zwischen Afrikanern und Nicht-Afrikanern. Die vor etwa 60.000 Jahren aus Afrika ausgewanderten anatomisch modernen Menschen, die rasch Asien und Europa besiedelten ("Out of Africa"-Szenario), waren nach ihrem Exodus offenbar keineswegs von den Menschen des Schwarzen Kontinents isoliert. Eine neue Modellierungsmethode - der Vergleich kompletter Genome heute lebender Menschen mit dem Rechenalgorithmus "Pairwise Sequentially Markovian Coalescent Model" (PSMC) - zeigt: Noch mehrere Zehntausend Jahre lang nach dem Beginn der Expansion müssen Afrikaner und Ausgewanderte miteinander sexuelle Kontakte gehabt haben. Dies folgern die Genetiker Heng Li und Richard Durbin aus den Ergebnissen ihrer Studie am Wellcome Trust Sanger Institute im britischen Cambridge, einem der renommiertesten Genforschungsinstitute der Welt.

Nach oben


Wenn die Guten zu den Bösen werden

Antioxidantien können offenbar unter bestimmten Bedingungen die Krebsentstehung fördern. Sie gelten als erbitterte Gegner: Antioxidantien und reaktive Sauerstoffspezies (ROS), landläufig eher als freie Radikale bekannt. Die Rollen schienen dabei bisher klar verteilt: Gibt es zu viele ROS in der Zelle, beginnen die aggressiven Teilchen, sämtliche Zellbestandteile zu attackieren und beachtliche Schäden anzurichten - unter anderem an der Erbsubstanz DNA. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sich Fehler beim Kopieren derselben einschleichen - und das wiederum gilt als Risikofaktor für das Entarten einer Zelle, also den Beginn einer Krebserkrankung. Antioxidantien erscheinen in diesem Szenario wie der Prinz im Märchen auf der Bildfläche und retten die Zelle vor den Angriffen der ROS, indem sie diese unschädlich machen. Antioxidantien sind also die Guten, ROS die Bösen. Doch wie so oft in der Biologie scheint auch hier die Welt nicht so einfach gestrickt zu sein wie bisher angenommen, hat jetzt ein internationales Forscherteam gezeigt: Es gibt nämlich offenbar Fälle, in denen die Rollen genau andersherum verteilt sind.

Nach oben


Früher Abgang von der Weltbühne

Es gab vermutlich kein Treffen zwischen modernem Mensch und seinem Vorfahren Homo erectus. Homo sapiens hat seinen mutmaßlichen Vorfahren Homo erectus wohl nie persönlich getroffen: Neue Datierungen legen nahe, dass der moderne Mensch und sein Urahn nicht gleichzeitig existiert haben, wie bisher vermutet. Darauf deuten neue Analysen von Fossilien des Ur-Menschen aus Indonesien hin, die Forscher nun deutlich älter einstufen als in früheren Untersuchungen. Vermutlich verschwand Homo erectus demnach schon vor mindestens 550.000 Jahren und nicht erst vor 35.000. Somit kann er nicht mehr auf den modernen Menschen getroffen sein, der etwa vor 40.000 Jahren das heutige Indonesien besiedelte. Einem internationalen Anthropologenteam zufolge wirft dieses Ergebnis ein neues Licht auf die Rolle von Homo erectus im Rahmen der menschlichen Evolution.

Nach oben


Clevere Schwarzröcke

Krähen merken sich die Gesichter menschlicher Übeltäter jahrelang und geben die Information an Artgenossen weiter. Rabenvögel gelten zu Recht als die Superhirne unter den Vögeln - das zeigen jetzt kuriose Experimente US-amerikanischer Forscher: Hatten sie beim Fangen und Markieren von Krähen spezielle Masken getragen, sorgten die gleichen Gesichtsbedeckungen noch mindestens fünf Jahre später für Aufregung unter den Tieren. Menschen, die den Vögeln unbekannte Masken trugen, lösten die Angstreaktion dagegen nicht aus. Diese Fähigkeit zur Gesichtserkennung ist allerdings noch deutlich vielschichtiger, wie die Biologen feststellten: Auch Krähen, die nur Beobachter der Fangaktion gewesen waren, zeigten später Angst vor Menschen mit den "bösen" Masken. Die Vögel sind sogar in der Lage, ihr Wissen an unbeteiligte Tiere weiterzugeben: Ihr Geschrei beim Erscheinen von maskierten Menschen macht die ganze Sippe sensibel für den bestimmten Gesichtsausdruck auf den Gesichtsbedeckungen der Wissenschaftler.

Nach oben


Diabetes auf dem Vormarsch

Studie offenbart das Ausmaß der globalen Epidemie. Derzeit sind etwa 350 Millionen Menschen an Diabetes mellitus erkrankt, mehr als doppelt so viele wie im Jahr 1980. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie internationaler Forscher, die Gesundheitsdaten von 2,7 Millionen Menschen weltweit ausgewertet haben. Demnach hat es fast in jeder Region der Erde eine Zunahme von Diabetes-Erkrankungen gegeben. Projekte mit dem Ziel, eine Abnahme der Erkrankungszahlen zu erreichen, misslangen bisher, betonen die Forscher. Jedes Jahr sterben nun etwa drei Millionen Menschen an den Folgen der im Volksmund "Zuckerkrankheit" genannten Fehlfunktion der Bauchspeicheldrüse. "Blutdruck und hohe Cholesterin-Werte haben in den letzten Jahren abgenommen, dafür macht sich nun Diabetes mehr und mehr breit", resümiert Studienleiter Majid Ezzati vom Imperial College London.

Nach oben


Wann das Klima kippt

Kritische Punkte können mathematisch vorhergesagt werden
Wenn sich das Klima weiter erwärmt, drohen drastische und unwiderrufliche Veränderungen: Die Eisschilde in Grönland und in der Westantarktis könnten zerfallen, der Regenwald im Amazonas könnte absterben, die Wasserzirkulation im Nordatlantik könnte zum Erliegen kommen. Solche plötzlichen Wechsel des Klimasystems von einem Zustand in einen anderen, sogenannte Umkipp-Punkte ("Tipping Points"), kommen aber nicht aus heiterem Himmel. Sie lassen sich mit statistischen Methoden vorhersagen, hat der britische Forscher Timothy Lenton entdeckt.
An einem Umkipp-Punkt kann eine kleine Veränderung ausreichen, um einen Teil des Klimasystems in einen völlig neuen Zustand zu stoßen. Ein Beispiel ist das Abschmelzen des Eisschildes in Grönland: Wenn eine bestimmte kritische Temperatur überschritten wird, könnte es passieren, dass sich der Zerfall des Eises nicht mehr aufhalten lässt. Dann würde der Meeresspiegel schlagartig um sieben Meter ansteigen, zahlreiche große Städte würden überflutet.
"Neuere Forschungsergebnisse zeigen aber, dass die Situation nicht ganz hoffnungslos ist", sagt Lenton. "Wir besitzen die nötigen Werkzeuge, um kritische Schwellen vorherzusehen." Das könnte der Gesellschaft Zeit geben, sich an unvermeidliche Veränderungen anzupassen.

Nach oben


Vielsagende Spucke

Ein einfacher Speicheltest reicht aus, um das Alter eines Menschen zu bestimmen. Wer sein Alter gerne geheim halten möchte, sollte möglichst keine Speichelprobe abgeben. Denn daraus, das haben US-Forscher jetzt gezeigt, lässt sich das Alter eines Menschen relativ genau bestimmen - auch dann, wenn man nichts anderes über den Betreffenden weiß. Untersucht wird dazu die DNA in der Probe: Da sie im Lauf des Lebens nach und nach mit kleinen Schaltermolekülen, sogenannten Methylgruppen, versehen wird, kann man aus dem Muster dieser Methylierung auf das Alter schließen. Der Zusammenhang sei so stark ausgeprägt, dass allein das Betrachten von zwei Genen ausreiche, um die Altersbestimmung auf fünf Jahre genau vornehmen zu können, betonen die Forscher um Eric Vilain von der University of California in Los Angeles. Sie haben auch bereits einen Test basierend auf diesen Ergebnissen entwickelt und patentieren lassen. Er soll künftig beispielsweise in der Forensik eingesetzt werden, um aus Speichelspuren an einem Tatort Informationen über das Alter des Täters zu erhalten.

Nach oben


Hoffnung auf schnell wirkende Antidepressiva

Eine Studie hat den unmittelbar stimmungsaufhellenden Effekt der Substanz Ketamin aufgeklärt. Bislang war unklar, wie die Wirkung entsteht. Eine Injektion kann binnen Stunden schwere depressive Symptome mildern. Versuche an Mäusen haben gezeigt, dass durch Ketamin ein spezielles Protein im Nervensystem aktiviert wird, was mit einer Verhaltensänderung der Tiere einhergeht. Die Entdeckung könnte laut den Forschern zur Entwicklung neuer, schnell wirksamer Antidepressiva führen. Ketamin selbst hat starke Nebenwirkungen und eignet sich deshalb nicht für eine Therapie. Viele Antidepressiva, wie beispielsweise die sogenannten Serotonin-Wiederaufnahmehemmer wirken erst nach Wochen oder Monaten. Für akut Betroffene oder suizidgefährdete Patienten ist diese verzögerte Wirkung bislang ein erhebliches Problem.(Anita E. Autry et al.: "Nature", DOI: 10.1038/nature10130)

Nach oben


Forscher wollen das HI-Virus an seinen Stacheln packen

Der Aids-Erreger ist eine winzige Kugel, aus der etwa ein Dutzend Stacheln ragen. Das Virus braucht diese Eiweißstrukturen, um in Körperzellen einzudringen und sich dort zu vermehren. Die Stacheln sind eigentlich eine Schwachstelle des Virus, denn sie bieten einen Angriffspunkt für das Immunsystem. Deshalb hat das HI-Virus einen Schutzmechanismus entwickelt. Schweizerische Forscher sind dem nun auf die Spur gekommen: Die Stacheln besitzen molekulare Schutzschilde, die vor den Antikörpern des menschlichen Immunsystems schützen. Die Schilde bestehen aus zwei Eiweißen, die sich wie Schlaufen um die Viren-Stacheln winden. Fehlen die Schlaufen, kann das Immunsystem den Aids-Erreger ohne Probleme hemmen, wie die Forscher herausfanden. Die Erkenntnisse könnten helfen, eine Impfung gegen Aids zu entwickeln. (Peter Rusert et al.: "JEM", doi: 10.1084/jem.20110196)

Nach oben


Ur-Astronomie im Schwarzwald

Keltische Grabanlage war ein riesiger Mond-Kalender
Die früh-keltischen Gräber auf dem Magdalenenberg bei Villingen-Schwenningen waren auf den Mond und den Sternenhimmel ausgerichtet. Das zeigen neue Untersuchungen von Wissenschaftlern des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz. Die Anordnung der Gräber um das zentrale Fürstengrab stimmt demnach mit den Sternbildern des nördlichen Himmels überein. Die Anlage erfüllte damit die Funktion eines am Mondzyklus ausgerichtetes Kalender-Werks, sagen die Archäologen um Allard Mees. Mithilfe moderner astronomischer Software konnten die Wissenschaftler nun auch das genaue Alter der Anlage bestimmen: Sie stammt aus dem Jahr 618 v. Chr. Die etwa 100 Meter breite Grabanlage ist damit der größte Grabhügel der frühkeltischen Epoche in Mitteleuropa.

Nach oben


Aufgedeckt: Warum Nikotin den Appetit zügelt

Für viele ist es ein Grund, nicht aufzuhören - "Wer raucht, bleibt schlank", heißt es. Statistiken geben dieser landläufigen Ansicht recht: Im Durchschnitt haben Raucher einen deutlich niedrigeren Body-Mass-Index als Nichtraucher und wenn sie mit dem Rauchen aufhören, nehmen die meisten tatsächlich zu. Nun haben Forscher durch Tierversuche einen appetitzügelnden Effekt des Nikotins belegt: Der Wirkstoff beeinflusst Rezeptoren spezieller Nervenzellen im Gehirn und erzeugt so die Botschaft: "Du hast genug gegessen". Die neuen Erkenntnisse könnten zu Präparaten führen, die der Gewichtszunahme nach einem Rauchstopp vorbeugen, sagen die Wissenschaftler. (Y.S. Mineur et al."Science", DOI: 10.1126/science.1201889)

Nach oben


Ein Asteroid als Bioreaktor

Bausteine des Lebens entstanden kurz nach der Geburt des Sonnensystems. Die ersten festen Körper des Sonnensystems waren wahrscheinlich eine Brutstätte für Biomoleküle. Bei gemäßigten Temperaturen reagierten organische Verbindungen aus dem solaren Urnebel in bestimmten Asteroiden zu einfachen Karbonsäuren und Aminosäuren, den Grundbausteinen des Lebens, berichten Forscher um Christopher Herd in der Zeitschrift Science.
Die Forscher untersuchten vier Bruchstücke des Tagish-Lake-Meteoriten, die im Jahr 2000 auf einem gefrorenen See in Kanada aufgeschlagen waren. Der Fund war ein Glücksfall für die Wissenschaft: Da der Meteorit im Winter auf die Erde fiel, mit besonderer Sorgfalt geborgen und seitdem bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt gelagert wurde, blieb er vor irdischen Verunreinigungen geschützt.
Der Meteorit zählt zu einer besonderen Klasse, den so genannten kohligen Chondriten. Ihr Name rührt daher, dass sie reich an organischen Verbindungen sind. Kohlige Chondriten sind Bruchstücke größerer Asteroiden, die wenige Millionen Jahre nach der Geburt des Sonnensystems entstanden. Da die Meteoriten manchmal Körnchen enthalten, die älter sind als das Sonnensystem, nehmen Planetenforscher an, dass ihre Mutterkörper aus relativ unverändertem Material des solaren Urnebels bestanden, das nie nennenswert erhitzt wurde.
Die Untersuchung des Teams um Herd zeigt nun aber, dass auf solchen Asteroiden durchaus chemische Veränderungen stattfanden. Die einfachen organischen Verbindungen aus dem Urnebel wurden durch Wasser und Hitze in komplexere Substanzen umgewandelt, stellten die Forscher fest. Besonders häufig entstanden organische Säuren wie Essigsäure und Ameisensäure, die in der Biochemie eine wichtige Rolle spielen.
"Die Variation der organischen Zusammensetzung zeigt wirklich, was vor 4,6 Milliarden Jahren innerhalb des Asteroiden abgelaufen ist", sagt Herd. Seitdem blieben die organischen Moleküle in ihrer Gesteinskapsel konserviert. Andere, ähnliche Asteroiden dürften hingegen vor 4,6 Milliarden Jahren mit der heranwachsenden Erde kollidiert sein. Astrobiologen spekulieren schon lange, dass die Grundbausteine des Lebens - zum Beispiel Nukleinsäuren, Zucker oder Aminosäuren - mit diesen kosmischen Bioreaktoren auf die Erde kamen. Die neue Studie stützt diese Theorie. "Die Molekülmischung hing davon ab, was draußen im Asteroidengürtel passierte", sagt Herd. "Die Geologie eines Asteroiden bestimmte also, welche Moleküle es auf die Erdoberfläche schafften."
Christopher Herd (University of Alberta, Kanada) et al.: Science Bd. 332, S. 1304, doi: 10.1126/science.1203290

Nach oben


Abstruse Dokumentation gewinnt die "Goldenen Himbeere" der Wissenschaft

Die Filmindustrie hat die "Goldenen Himbeere" um schlechte Filme auszuzeichnen, die Wissenschaft hat das "Goldene Brett vorm Kopf" als Preis für den ultimativen Unsinn. Die Preisverleihung fand am 2.6.2011 im Naturhistorischen Museum in Wien statt. Die Gesellschaft für Kritisches Denken zeichnete die Dokumentation "Am Anfang war das Licht" als den "herausragendsten Unfug des Jahres 2010" aus. Darin behauptet der Auto P. A. Straubinger, es gäbe Menschen, die auf Essen und Trinken verzichten und sich nur von "feinstofflicher Energie" bzw. "Licht" ernähren könnten. Aufhänger der Geschichte ist der indische Guru Prahlad Jani, der behauptet, seit Jahrzehnten nichts mehr gegessen zu haben. Irrwitzige Erklärungen, von Telekinese über Biophotonen bis hin zur Quantenmystik werden für dieses angebliche Phänomen heran gezerrt. "In pseudowissenschaftlicher Weise rühre Straubinger aus Interviews mit wissenschaftlichen Außenseitern und Esoterikern einen gefährlichen Brei aus manipulativen Halbwahrheiten an", so die Begründung der Jury für ihre Entscheidung. Die Veranstalter sehen in ihrem Auszeichnung nicht nur einen Spaß: "Keine esoterisch-skurrile Verrücktheit ist so unwissenschaftlich, dass sie nicht doch irgendwo jemand glauben würde", heißt es auf der Homepage des "Goldenen Bretts".

Nach oben


Warum unser Gehirn viel mehr ist als ein Computersystem

"Ich denke, also bin ich." Mit diesem Satz rückte der Philosoph Ren¬escartes 1641unser Denkorgan ins Zentrum des Menschseins. Das Gehirn ist das Markenzeichen des Menschen und bestimmt die Persönlichkeit jedes Einzelnen. Doch wenn der Verstand auf sich selbst blickt, kommt er schnell ins Grübeln. Wenn Sie diese Zeilen lesen, ist das schon eine Leistung ihres Verstandes, die viele Fragen aufwirft. Lässt sich das Gehirn mit einem Computersystem vergleichen? Wie entsteht aus diesem Gewirr von Nervenimpulsen unser Bewusstsein?
"Parallelen zum Computer gibt es aber durchaus", sagt Thomas Arendt, Leiter des Paul-Flechsig-Instituts für Hirnforschung in Leipzig. Auch das Gehirn arbeitet über kleine Stromimpulse, ähnlich wie bei den Schaltkreisen in einem Computerchip. Der entscheidenden Unterschied ist die Flexibilität: "Das Gehirn verändert quasi ständig seine Hardware", erklärt Arendt. Ein Computer besitzt eine starre Hardware, deren Chips und Schaltkreise sich nicht verändern. Das Gehirn knüpft dagegen ständig neue Verbindungen zwischen Nervenzellen - es ist immer im Wandel und passt sich den Anforderungen an.
Die kleinste Einheit des Gehirns ist die Nervenzelle. In komplizierter Weise steht sie mit anderen Nervenzellen in Verbindung. So bilden sich Gruppen, Hierarchien und Abteilungen, die bestimmte Aufgaben übernehmen und ständig in Kontakt sind. "Das Gehirn ist wie ein riesiges Orchester, das in einer Art Konzert komplexe Melodien hervorbringt. Die Partitur für diese Musik ist aber bisher ein Geheimnis", erklärt Arendt.
Wissenschaftler auf der ganzen Welt erforschen momentan die Struktur des Gehirns, indem sie die Hauptverbindungen zwischen den Hirnteilen kartieren und analysieren. Stück für Stück versuchen sie den Geheimnissen unseres Denkorgans dadurch näher zu kommen. "Zur Hirnforschung gehört ein gerüttelt Maß an Demut", sagt Arendt. Dieses faszinierende Organ ist eben nicht nur eine Art Computer. Wie das Gehirn uns zu dem macht, was wir sind, bleibt sicher noch lange ein Geheimnis. Arendt beschreibt die Grenzen der Hirnforschung mit einem Vergleich: "Auch wenn man den Aufbau einer Uhr kennt, hat man noch lange nicht verstanden, was Zeit ist".

Nach oben


Stark im Kampf gegen Bakterien

Ein raffiniertes Reparatursystem heilt den Schaden an der Zellhülle
Schweizerische Forscher haben einen neuen Einblick ins Kriegsgeschehen auf Zellebene gewonnen: Eine findige Eingreiftruppe aus Eiweißkörperchen repariert Löcher in der Zellmembran, die Bakterien mit ihren Giftattacken gerissen haben. Je nach Art der Verletzung geben diese sogenannten Annexine der Zelle den jeweils passenden Schutz, zeigen Beobachtungen der Reparaturabläufe in Zellkulturen. Kenntnis solcher Mechanismen sei wichtig, da Schäden an der Zellmembran zum Beispiel bei bakteriellen Infekten eine wichtige Rolle spielen, betonen die Wissenschaftler um Annette Draeger von der Universität Bern.

Nach oben


Mehr Buben durch radioaktive Strahlung

Radioaktivität führt zu einer Verschiebung des Geschlechtsverhältnisses bei Geburten. Laut einer Studie deutscher Forscher werden in Gebieten mit erhöhter Radioaktivität mehr männliche als weibliche Säuglinge geboren: Die Strahlung durch Atombombentests vor 1963 und durch den Reaktorunfall in Tschernobyl hatte einen messbaren Langzeiteffekt auf das Geschlechtsverhältnis, zeigen die statistischen Auswertungen von Hagen Scherb und Kristina Voigt vom Helmholtz Zentrum München. Auch bei der Bevölkerung im Umkreis von Atomkraftwerken zeige sich den Forschern zufolge dieser Effekt. Die genauen Ursachen bleiben noch unklar und auch, ob die Zunahme männlicher Neugeborener im Verhältnis zu weiblichen Neugeborenen das Ergebnis einer geringeren Häufigkeit weiblicher Geburten oder einer Zunahme männlicher Geburten ist. In der Gesamtbetrachtung zeigen die Ergebnisse aber einen klaren dosisabhängigen Effekt auf das Geschlechterverhältnis und damit auf die Biologie des Menschen, sagen die Wissenschaftler.

Nach oben


Warum Normen für manche Länder so wichtig sind

Wie Kulturen mit gesellschaftlichen Regeln umgehen, hängt vor allem von früheren Bedrohungen ab. Einen Riss, der die gesamte Welt durchzieht - so nennt Michele Gelfand, Sozialpsychologin an der University of Maryland, die zum Teil beträchtlichen kulturellen Unterschiede zwischen Ländern mit strengen gesellschaftlichen Normen und solchen, in denen kaum Wert auf Normen gelegt wird. Treffen Angehörige dieser beiden Gesellschaftsformen aufeinander, entsteht ein enormes Konfliktpotenzial - einfach, weil sich die beiden Beteiligten nur schlecht in den jeweils anderen hineinversetzen können. Gelfand hat sich zum Ziel gesetzt, dieses Verständnis zu verbessern, und entwarf dazu zusammen mit einem großen Team von Kollegen aus unterschiedlichen Ländern eine ehrgeizige Studie: Sie untersuchte mit Hilfe von knapp 7.000 Freiwilligen aus 33 Nationen, wie es überhaupt dazu kommt, dass Normen und Regeln derart unterschiedliche Stellenwerte in einer Gesellschaft einnehmen können. Tatsächlich wurden die Wissenschaftler fündig: Der gemeinsame Nenner scheinen demnach Bedrohungen - von innen oder von außen - zu sein.

Nach oben


Kosmische Explosion in Rekordentfernung

Forscher entdecken neuen Kandidaten für den Entfernungsrekord im Universum. Ein internationales Team aus Astronomen hat eine kosmische Explosion dokumentiert, die wahrscheinlich das am weitesten entfernte Objekt ist, das jemals entdeckt wurde. Bereits 2009 hatte der Satellit Swift der NASA den Schauer energiereicher Gammastrahlung empfangen, der von dieser Explosion stammt. Die Forscher um Andrew Levan von der University of Warwick haben das Signal nun ausgewertet und schätzen die Entfernung seines Ursprungs auf 13,14 Milliarden Lichtjahre.

Nach oben


Warum lächelnde Männer alleine bleiben

Wer als Mann einem kurzen amourösen Abenteuer nicht abgeneigt ist, sollte potenzielle Partnerinnen auf keinen Fall anlächeln: Der Ausdruck von Freude und Glück macht ein männliches Gesicht nämlich unattraktiv für Frauen, haben kanadische Forscher gezeigt. Selbst deutlich zur Schau getragener Stolz und sogar Scham sind für Frauen anziehender als ein Lächeln, stellten die Wissenschaftler fest, als sie Daten von über 1.000 Freiwilligen beiderlei Geschlechts auswerteten. Die Probanden hatten im Test Fotos von Männern oder Frauen gesehen, die in ihrer Haltung entweder Freude, Scham oder Stolz ausdrückten, und sollten bewerten, wie stark die sexuelle Anziehungskraft der Abgebildeten war. Während Männer also gut beraten sind, ihre düstere oder dominierende Ader hervorzukehren, sollten Frauen tatsächlich lächeln, wenn sie einen Mann auf sich aufmerksam machen wollen - und ihm nicht etwa selbstbewusst mit stolzgeschwellter Brust entgegentreten. Generell schienen die Ergebnisse sehr traditionelle Geschlechtsnormen und Werte widerzuspiegeln, formuliert es Studienleiterin Jessica Tracy von der University of British Columbia vorsichtig - Normen, die viele wohl als altmodisch betrachteten und von denen sie vielleicht sogar gehofft hatten, wir hätten sie hinter uns gelassen.

Nach oben


Aufrechte Kämpfer

Forscher glaubt: Der Gang auf zwei Beinen entwickelte sich unter anderem, weil sich so besser zuschlagen ließ. Wer aufrecht steht, kann kräftiger zuschlagen, als wenn er auf allen Vieren hockt. Dabei empfiehlt es sich, immer von oben nach unten zu hauen - dabei lässt sich nämlich dreimal so viel Kraft in den Schlag legen wie bei einer Bewegung von unten nach oben. Das ist die Essenz eines Tests, den der US-Biologe David Carrier mit 15 erfahrenen Boxern und Kampfsportlern durchgeführt hat. Die Schlussfolgerungen, die er aus den Ergebnissen zieht, sind allerdings sehr grundlegender Natur: Die Vorteile des aufrechten Kämpfens waren seiner Ansicht nach groß genug, um der entscheidende Selektionsfaktor für den aufrechten Gang zu sein. Hochgewachsene, aufrecht stehende Männer hätten demnach praktisch jeden Kampf gegen kleinere Konkurrenten gewonnen und seien damit äußerst gut darin gewesen, ihre Gefährtinnen, ihre Ressourcen und ihren Nachwuchs zu verteidigen - eine Fähigkeit, die möglicherweise die auch heute noch verbreitete Vorliebe von Frauen für große Männer erklärt. Dass Kämpfen im Stehen tatsächlich grundsätzlich von Vorteil ist, sehe man auch im Tierreich, erläutert der Biologe: Eine ganze Reihe von Tieren, die normalerweise auf allen Vieren laufen, richtet sich fürs Kämpfen auf, darunter Ameisenbären, diverse Katzenvarianten, Hunde, Füchse und Wölfe, Bären, Vielfraße, Pferde, viele Nagetiere und natürlich die Menschenaffen.

Nach oben


Kuriose Verknüpfung

Darmbakterien könnten die Persönlichkeit eines Menschen beeinflussen. Angststörungen oder Depressionen könnten ihren Ursprung nicht nur im Gehirn haben, sondern auch im Darm. Darauf weisen Tierversuche hin, bei denen Forscher die Hirnfunktionen und das Verhalten von Mäusen untersucht haben, deren Darmflora sie zuvor verändert hatten. Mäuse mit bestimmten Darmbakterien haben demnach einen speziellen Hirnstoffwechsel und zeigen ein mutigeres beziehungsweise ängstlicheres Verhalten. Ähnliches könnte den Wissenschaftlern zufolge auch beim Menschen der Fall sein und nicht nur sein Verhalten beeinflussen, sondern auch die Neigung zu psychischen Störungen wie Angstzuständen oder Depressionen.

Nach oben


Von Anfang an schlechte Karten

Vernachlässigte Kinder starten mit vorzeitig gealterten Chromosomen ins Leben. Eine Kindheit in sozialer Kälte beschleunigt das Altern - nicht nur psychisch, sondern auch körperlich: Vernachlässigte Kinder aus rumänischen Heimen haben bereits im Alter von sechs bis zehn Jahren verkürzte Chromosomenenden, ein Zeichen für die vorzeitige Alterung ihres Erbguts. Das hat ein internationales Forscherteam durch Erbgutanalysen von 109 Heimkindern nachgewiesen. Die genauen biologischen Ursachen für den Effekt einer unglücklichen Kindheit und seine Auswirkungen auf das spätere Leben sind noch unklar. Studien weisen aber darauf hin, dass kurze Telomere, wie die Enden der Chromosomen genannt werden, nicht nur die Lebensspanne verringern, sondern auch mit kognitiven Störungen und einem erhöhten Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs verbunden sind.

Nach oben


Ungewisser Abgang von der Weltbühne

Neandertaler sind möglicherweise früher ausgestorben als gedacht
Die erneute Datierung eines Neandertalerfossils stellt die bisherigen Vermutungen zum Aussterben der Urmenschen infrage: Möglicherweise sind sie bereits 10.000 Jahre früher verschwunden als bisher angenommen und haben somit auch kürzer parallel zum modernen Menschen existiert. Zu diesem Ergebnis kommt ein internationales Forscherteam um den irischen Archäologen Ron Pinhasi vom University College in Cork.

Nach oben


Die Erde verdreht die Raumzeit

Satellit bestätigt Relativitätstheorie - Einstein hatte recht: Die Erde erzeugt eine kleine Delle in der Raumzeit. Zudem verwirbelt sie durch ihre Drehung den unsichtbaren Stoff, aus dem das Universum besteht. Das zeigen die Messungen der Nasa-Sonde Gravity-Probe B, die 2004 16 Monate lang in 642 Kilometern Höhe über der Erde kreiste. "Die Raumzeit rund um die Erde scheint genauso verzerrt zu sein, wie es Einsteins Relativitätstheorie vorhersagt", sagte Francis Everitt von der Stanford University, der leitende Wissenschaftler der Mission, gestern auf einer Pressekonferenz der amerikanischen Raumfahrtagentur Nasa.

Nach oben


Neue Wege in der Alzheimer-Diagnose?

Praktisch ebenso intensiv wie die Biologen nach dem Ursprung des Lebens, suchen Mediziner nach einer Möglichkeit, Alzheimer eindeutig zu diagnostizieren - bisher ist das nämlich nur durch eine Autopsie nach dem Tod des Patienten möglich. Entsprechend regelmäßig gibt es die Ankündigung, man sei auf dem besten Weg, einen Bluttest zu entwickeln. So auch diese Woche. Allerdings will das kanadisch-US-amerikanische Team nicht, wie üblich, im Blut nach dem berüchtigten Amyloid-Fragment fahnden, sondern nach einem Hormon namens DHEA. Man habe bereits zuvor zeigen können, dass im Gehirn von Alzheimer-Patienten aufgrund eines erhöhten Stresslevels unverhältnismäßig viel DHEA gebildet wird, schreiben die Forscher. Dadurch verringert sich der Spiegel eines - bisher unbekannten - Vorläufermoleküls im Blut. Und genau das lässt sich laut der neuen Studie sehr zuverlässig nachweisen: Gibt man ein oxidierendes Reagenz zu einer Blutprobe eines gesunden Menschen, entstehen sofort beachtliche Mengen an DHEA. Macht man das Gleiche mit Blut von Alzheimer-Patienten, bleibt die DHEA-Bildung entweder ganz aus oder setzt nur sehr zögerlich ein. Das funktioniert sogar bei Menschen mit einer Vorstufe der Demenzerkrankung und ist damit ein vielversprechender Ansatz für ein künftiges Diagnoseverfahren. (Georges Rammouz, McGill University, Montreal, et al.: Journal of Alzheimer's Disease, doi: 10.3233/JAD-2011-101941)

Nach oben


Keine "Rassen" in den USA

Vielversprechend klingt ein vorsichtiger Zwischenruf eines US-Genetikerteams: Die in Nordamerika üblichen ethnischen Etiketten "African-American", "Caucasian (weiß)" und "Hispanic", grob übersetzt Latino, seien möglicherweise nicht sehr sinnvoll, wenn es darum geht, genetische Veranlagungen für Krankheiten zu identifizieren. Bei einem großangelegten Screening der Gene von 1.000 Freiwilligen unterschiedlichster Herkunft habe sich nämlich gezeigt, dass die meisten ein Mischmasch an genetischem Erbe mitbekommen hatten. So stammten auch bei Hispanics und Afroamerikanern beträchtliche Anteile des Erbguts ursprünglich von Europäern, und auch ansonsten fand sich eine ganze Palette an unterschiedlichen Mischungen. Um das persönliche Erkrankungsrisiko abzuschätzen, sei es daher besser, statt der historisch entstandenen ethnischen Zuordnungen das tatsächliche individuelle Genprofil zu verwenden, schließen die Forscher messerscharf - ein Vorschlag, den der Genpionier Craig Venter übrigens bereits im Jahr 2003 in einem Brief an die Fachzeitschrift "Science" geäußert hat. (Bamidele Tayo, Loyola University, et al.: PLoS One, Bd. 6, Artikel e19166)

Nach oben


Antimaterie: 1000 Sekunden in der Falle

Physikern am CERN ist es gelungen, Antiwasserstoff-Atome über eine Viertelstunde lang zu speichern. Das erlaubt neue Experimente zur Entstehung des Universums.
Antiwasserstoff-Atome bestehen aus einem Antiproton und einem Positron, dem Antiteilchen des Elektrons. In der Natur sind sie nicht zu finden, denn sobald Antimaterie mit der überall gegenwärtigen normalen Materie zusammentrifft, zerstrahlen beide sofort zu reiner Energie. Im November 2010 hatten Wissenschaftler am Alpha-Spektrometer des europäischen Kernforschungszentrums CERN bei Genf zum ersten Mal 38 Antiwasserstoff-Atome im Labor erzeugt und rund 170 Millisekunden lang in einer Falle aus Magnetfeldern gefangen gehalten. Jetzt konnten sie ihren eigenen Weltrekord deutlich überbieten - indem sie die exotischen Teilchen fast 17 Minuten lang vor der Vernichtung bewahrten.

Nach oben


Depressive Menschen treffen bessere Entscheidungen

Während einer Depression gehen Betroffene Denkaufgaben analytischer an und treffen bessere Entscheidungen als Gesunde. Das hat eine Studie internationaler Forscher mit klinisch depressiven Patienten ergeben. Demnach schnitten Probanden, die akut an einer Depression litten, bei Entscheidungsaufgaben besser ab als Gesunde und auch als Patienten, die sich auf dem Weg der Besserung befanden. Von diesem Ergebnis leitet das Team um Bettina von Helversen von der Universität Basel Vermutungen über die evolutionären Wurzeln der Depression ab: In der Entwicklungsgeschichte des Menschen könnten kluge Entscheidungen, die während einer Depressionsphase getroffen wurden, ein Überlebensvorteil gewesen sein.

Nach oben


Schützt ein kalter Winter vor einer Stechmückenplage?

"Der kalte Winter macht den Mücken nichts aus", sagt Norbert Becker, wissenschaftlicher Leiter der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage am Rhein. "Stechmücken gibt es ja sogar in Sibirien mit seinen Eiswintern." Für die deutschen Mücken sind die vergleichsweise harmlosen Frostperioden kein Problem: ein kalter Winter schützt also leider nicht vor einer Mückenplage im Sommerhalbjahr.

Nach oben


Japan-Beben: Fleckenteppich unter der Erde

Das Beben war ungewöhnlich komplex - Während des Megabebens am 11. März 2011 vor der japanischen Küste brachen insgesamt fünf Abschnitte der Erdkruste nahezu gleichzeitig oder kurz hintereinander. Bei früheren Erdbeben waren diese Segmente jeweils einzeln in Bewegung geraten, berichtete Eric Kiser von der Harvard University kürzlich auf der Jahrestagung der Seismological Society of America in Memphis (US-Staat Tennessee). Dieser komplexe Ablauf könnte die enorme Gewalt des Bebens erklären, berichtete der Forscher.

Nach oben


Brennender Mund hilft beim Abnehmen

Chilis sind auf dem Speiseplan absolut zu empfehlen, das zeigte eine US-Studie: Die scharfen Schoten helfen nämlich gleich doppelt beim Abnehmen. Streut man etwa einen halben Teelöffel Cayenne-Pfeffer über seine Mahlzeit, erhöht sich zum einen die Körpertemperatur und damit der Energieverbrauch nach dem Essen. Zum anderen verringert sich die Lust auf Süßes, Fettiges und Salziges. Letzteres gilt allerdings hauptsächlich für Menschen, die sonst kaum oder gar keine Chilis zu sich nehmen, konnten die Wissenschaftler nachweisen. Den Scharfmacher Capsaicin als Kapsel einzunehmen, ist keine Alternative: Offenbar ist das brennende Gefühl im Mund nach dem Verzehr von Chilis entscheidend für den Effekt. (Mary-Jon Ludy und Richard Mattes, Purdue University in West-Lafayette: Physiology & Behavior, Bd. 102, S. 251)

Nach oben


Affen zeigen menschenähnliches Erinnerungsvermögen

Rhesusaffen sind zu abstrakten Gedächtnisleistungen fähig, ähnlich wie der Mensch. Das schließen zwei US-Forscher aus Verhaltens-Experimenten mit Versuchstieren. Die Affen können sich demnach an Formen aktiv erinnern und sie in simpler Weise an einem Computerbildschirm reproduzieren. Diese Leistung entspricht im Ansatz einer Fähigkeit, die bislang als typisch menschlich galt: Gesehenes, beispielsweise das eigene Wohnhaus, aus dem Gedächtnis zeichnen zu können. Diese Form des Erinnerungsvermögens ist komplexer als das bloße Wiedererkennen des Gebäudes auf einem Foto. Bisher war nur diese simplere Art der Gedächtnisleistung von Tieren bekannt. Benjamin Basile und Robert Hampton von der Emory University in Atlanta zufolge legen die aktuellen Ergebnisse nun nahe, dass die Fähigkeit zu abstrakten Gedächtnisleistungen tiefe Wurzeln im Stammbaum des Menschen hat.

Nach oben


Einkaufen ist gesund

Die Forscher um Yu-Hung Chang von den National Health Research Institutes in Zhunan hatten für ihre Untersuchung Interviews mit 1800 Taiwanesen aus den Jahren 1999 und 2000 ausgewertet. Darin waren die Interviewten unter anderem nach ihren Einkaufsgewohnheiten befragt worden. Die Analyse der Daten offenbarte Erstaunliches: Im Vergleich mit dem Sterberegister der Folgejahre hatten Senioren, die regelmäßig einkaufen gingen, ein um 27 Prozent geringeres Sterberisiko als diejenigen, die sich nichts aus einer Shoppingtour machten.
Woran das nun liegen mag - darüber können die Wissenschaftler auch nur spekulieren. Ein Grund könnte sein, dass man sich beim Einkaufsbummel Bewegung verschafft und soziale Kontakte pflegt, was ja bekanntlich positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Falls Sie jetzt aber mit bedauerndem Blick auf Ihren Geldbeutel meinen, eher Abstand von dieser lebensverlängernden Maßnahme nehmen zu müssen, hier noch ein Trost. In der Studie spielte es keine Rolle, ob man tatsächlich etwas gekauft hatte oder nicht. Sie sehen also: Allein der gute Wille zählt.

Nach oben


Rückschlag für Suche nach Außerirdischen Zivilisationen

Geldmangel bedeutet vorläufiges Aus für das Allen Telescope Array. Eine mögliche Antwort, warum wir nicht längst Kontakt mit Außerirdischen haben, ist wenig schmeichelhaft: Weil wir uns nicht darum bemühen. Das zeigt auch die jüngste Entwicklung in Kalifornien: Statt des geplanten Ausbaus des Allen Telescope Array (ATA), der aufwendigsten Suche nach extraterrestrischen Intelligenzen (SETI) aller Zeiten, wurde die Radioteleskop-Anlage nun abgeschaltet. Zumindest vorübergehend.

Nach oben


Prähistorische Rechts- und Linkshänder

Rechtshändigkeit war schon vor 500.000 Jahren die Regel - Bereits bei den Neandertalern und ihren Vorfahren gab es das Verhältnis von neun zu eins zwischen Rechts- und Linkshändern. Das schließt ein internationales Forscherteam aus den Analysen von bis zu 500.000 Jahre alten Zähnen der Urmenschen. Spuren im Zahnschmelz dokumentieren, ob ein Mensch Nahrung oder Gegenstände bevorzugt von einer Seite zum Mund führte, erklären die Wissenschaftler ihre Nachweismethode. Die Studie belege erstmals die tiefen Wurzeln der typisch menschlichen Bevorzugung einer dominanten Körperseite, sagen David Frayer von der University of Kansas und seine Kollegen.

Nach oben


Afrika - Heimat aller Sprachen

Die Verteilung der Laut-Vielfalt auf der Welt deutet auf einen Ursprung aller Sprachen auf dem Schwarzen Kontinent hin.
Die rasche Abnahme der Vielfalt an "Phonemen" - der kleinsten bedeutungsunterscheidenden Einheiten einer Sprache - außerhalb Afrikas stützt die Annahme, dass der anatomisch moderne Mensch ausschließlich in Afrika entstanden ist. Die lautliche Vielfalt ist in den Sprachen Afrikas am höchsten. Am zweithöchsten ist sie in den Sprachen Südostasiens, es folgen Europa, dann Amerika und am Ende Ozeanien. Diese Rangfolge lässt sich am besten durch eine Serie sogenannter Gründereffekte erklären, die bei der Expansion des anatomisch modernen Menschen aus Afrika stattfanden, folgert der Kulturanthropologe Quentin D. Atkinson aus den Ergebnissen seiner Studie an der University of Oxford.
Sowohl der genetische als auch der nun festgestellte linguistische Befund gehen nach Meinung des Autors auf Gründereffekte zurück: Eine Population, die sich ausdehnt, verarmt an ihren Außenrändern ständig an Vielfalt, sie wird genetisch und offenbar auch in ihrem Lautrepertoire gleichförmiger. Mit statistischen Verfahren kann man von den Rändern her zurückrechnen, welche geographische Region am wahrscheinlichsten der Ursprung der Expansionsbewegung war. "Zentral- und Südafrika könnten entweder die einzige Ursprungsregion der modernen Sprachen darstellen, oder - in einem Szenario mit mehreren Ursprungsregionen - die Hauptregion", meint Atkinson.
Da somit der Ursprung der modernen Sprachen noch vor dem Exodus aus Afrika vor 70.000 bis 50.000 Jahren anzusiedeln sei, sollte man diese kulturelle Errungenschaft in einem ganz neuen Licht sehen, findet Atkinson: "Die modernen Sprachen könnten die Schlüsselinnovation gewesen sein, die die Besiedlung des Planeten durch uns Menschen ermöglicht hat."

Nach oben


Urzeitliches Landleben

Schon vor einer Milliarde Jahre gab es komplexes Leben auf den Kontinenten. Winzige, einzellige Algen waren wahrscheinlich die ersten Bewohner der Kontinente. Vor einer Milliarde Jahre bewohnten rundliche, bis zu einem Millimeter große Organismen den Grund und den Uferschlamm eines urzeitlichen Sees im heutigen Schottland. Das berichten Paul Strother vom Boston College in den USA und Kollegen in der Zeitschrift Nature. Die Forscher lösten unterschiedlich geformte Mikrofossilien aus Gesteinen am schottischen See Loch Torridon heraus. Ihrer Meinung nach handelt es sich nicht um einfache Bakterien, sondern um komplexe Einzeller, so genannte Eukaryoten.

Nach oben


Mit Äpfeln gegen Cholesterin und Kilo

Studie belegt eine alte Weisheit: An apple a day keeps the doctor away. US-amerikanischen Forschern zufolge ist der Apfel ein wahres Wunderobst: Täglich ein paar getrocknete Äpfel senken den Cholesterinspiegel und reduzieren das Körpergewicht. Zu diesem Ergebnis kommt ihre Studie mit 80 Probandinnen, die über ein Jahr hinweg täglich 15 Gramm Trockenäpfel gegessen haben. Bereits nach sechs Monaten war der Wert des "schlechten Cholesterins" (LDL) um 23 Prozent gesunken, der Spiegel der günstigen Form des Cholesterins (HDL) dagegen um 4 Prozent gestiegen. Es ist bekannt, dass hohe Werte von LDL im Zusammenhang mit Gefäßerkrankungen stehen. Außerdem reduzierte sich das Körpergewicht der Probandinnen im Durchschnitt um 1,5 Kilogramm, stellten die Wissenschaftler fest.

Nach oben


Wie das Etikett "Bio" täuschen kann

Produkte aus ökologischer Landwirtschaft werden für gesünder gehalten, als sie sind. Lebensmittel mit der Aufschrift "Bio" gelten bei vielen Konsumenten als kalorienärmer und nahrhafter. Das hat eine Studie an der Cornell University in Ithaca ergeben. Die Bio-Kennzeichnung lässt sie insgesamt gesünder wirken. Psychologen ist dieser als Halo-Effekt bezeichnete Beurteilungsfehler schon lange bekannt - etwa bei Menschen: Eine attraktive Person wird allein aufgrund ihres guten Aussehens auch für intelligent gehalten. Nun wurde der Effekt erstmals für Lebensmittel nachgewiesen.

Nach oben


Sozial veranlagt

Genomforscher kommen "staatstragenden" Erbanlagen der Bienen auf die Spur. Eine genetische Studie hat Erbanlagen aufgespürt, die staatenbildende von ungebunden lebenden Arten aus der großen Familie der Bienen unterscheiden. Über 200 Gene sind demnach typisch für die sozialen Vertreter, zu denen beispielsweise die Honigbienen aber auch die Hummelarten gehören. Die betreffenden Erbanlagen steuern bei ihnen Körperfunktionen und Verhaltensweisen, die ein komplexes Staatensystem ermöglichen. Darunter sind Gene, die für Informationsverarbeitung zuständig sind oder für die Funktion von speziellen Drüsen, die bei der Ernährung der Brut eine Rolle spielen. Staatenlose Arten, wie viele der Wildbienen, benötigen diese Spezialisierungen nicht. Die Ergebnisse geben erste Einblicke in die genetischen Grundlagen der Entwicklung zu Staatssystemen bei Insekten, sagen die Forscher um Gene Robinson von der University of Illinois in Urbana.

Nach oben


Tauwetter auch im Süden

Eisschmelze in der Antarktis und in Grönland beschleunigt sich. Die großen Eisschilde in Grönland und in der Antarktis setzen derzeit etwa genauso viel Schmelzwasser frei wie Gebirgsgletscher und kleinere Eiskappen anderswo auf der Welt. Sowohl die Eisschilde als auch das Gletschereis tragen pro Jahr jeweils etwa 1,3 Millimeter zum Meeresspiegelanstieg bei, berichtete Eric Rignot von der University of California in Irvine jetzt auf der Tagung der European Geosciences Union in Wien. Allerdings beschleunigt sich die Schmelze der großen Eisschilde dreimal so stark wie die der Gebirgsgletscher, stellte der Forscher fest.

Nach oben


Kleine Steinchen, große Wirkung

Meteoritenregen stellte die Weichen für die Entstehung des Lebens. Meteoriten so klein wie Sandkörner könnten entscheidend mitbestimmt haben, wann und wie sich das Leben auf der Erde entwickelt hat. Das legen die Daten zweier britischer Forscher nahe, die simuliert haben, was passiert, wenn kleine Gesteinskörnchen auf die Erdatmosphäre treffen. Demnach gelangten durch das ständige Bombardement mit Mini-Meteoriten vor knapp vier Milliarden Jahren große Mengen an Schwefeldioxid in die Atmosphäre der jungen Erde. Das veränderte vermutlich das Klima - es kühlte wahrscheinlich für viele Millionen Jahre ab - und verzögerte damit möglicherweise auch die Entstehung des Lebens oder bremste dessen frühe Entwicklung, glauben die Wissenschaftler. Etwas Ähnliches fand damals auch auf dem Mars statt. Dort könnte die Abkühlung der Atmosphäre durch den Meteoritenregen allerdings sogar verhindert haben, dass sich einfache Lebensformen bildeten, schreiben Richard Court und Mark Sephton vom Imperial College in London.

Nach oben


Künstliches Blatt kann aus Sonne und Wasser Strom erzeugen

US-amerikanische Forscher haben eine Art künstliches Blatt geschaffen, das aus Wasser und Sonnenlicht Energie erzeugen kann. Ähnliches läuft bei der Photosynthese von Pflanzen ab. Optisch hat das künstliche Blatt keinerlei Ähnlichkeit mit seinem natürlichen Vorbild, sondern ist vielmehr eine Art spielkartengroße Solarzelle, beschrieben die Wissenschaftler jetzt ihre Neuentwicklung auf einer Konferenz. Bei der künstlichen Photosynthese entstehen aus Sonnenlicht und Wasser die Partner Sauerstoff und Wasserstoff. Diese beiden Gase reagieren dann in einer sogenannten Brennstoffzelle miteinander und erzeugen Strom. "Das künstliche Blatt eignet sich besonders als kostengünstige Energiequelle für arme Haushalte in Entwicklungsländern", sagte der Forschungsleiter.

Nach oben


Das Legionellen-Paradies

Studie in Klinik zeigt: Elektronische Wasserhähne beherbergen mehr Bakterien als herkömmliche. Sensor gesteuerte Wasserhähne können in ihrem Leitungssystem mehr potenziell krankmachende Bakterien beherbergen als normale Wasserhähne. Das haben US-amerikanische Wissenschaftler jetzt entdeckt, als sie Wasserproben aus einer großen Universitätsklinik untersuchten. Eigentlich werden elektronische Wasserhähne eingesetzt, um Infektionen zu vermeiden, weil die automatische Steuerung ein Anfassen überflüssig macht und damit eine Übertragung von Keimen über die Hände reduziert. Die Studienergebnisse, die Emily Sydnor von der Johns Hopkins University in Baltimore am Samstag auf dem Jahrestreffen der Society for Healthcare Epidemiology of America (SHEA) vorstellen wird, stellen den Vorteil solcher Wasserhähne jedoch infrage. Die Wissenschaftler halten die Wasserverunreinigung sogar für so problematisch, dass sie trotz des Vorteils der freihändigen Bedienung die Entfernung der Hähne empfehlen. Das Klinikum, in dem die Studie durchgeführt wurde, ist inzwischen dabei, alle elektronischen Wasserhähne durch manuelle austauschen zu lassen.

Nach oben


Hoffnung für neue MS-Therapien

Forscher gewinnen Einblicke in die Entstehung der Multiplen Sklerose
Deutsche Forscher haben eine bisher unbekannte Ursache für Multiple Sklerose (MS) entdeckt, die neue Therapieansätze eröffnen könnte. Bisher ging man davon aus, dass die Nervenschäden bei dieser Autoimunerkrankung nur durch den Verlust einer schützenden Schicht um die Nervenfasern entstehen. Das sei allerdings nicht die einzige Ursache, wie jetzt das Forscherteam herausfand: Sauerstoff- und Stickstoff-Radikale, die von Immunzellen produziert werden, attackieren die energieerzeugenden Teile der Nervenzellen und führen so zum Nervenschaden. Dieser neu entdeckte Degenerationsprozess könnte durch medikamentöse Behandlung rückgängig gemacht werden, wie die Forscher bereits im Tiermodell zeigen konnten. Sie hoffen, dass sich daraus ein Therapie-Ansatz für MS entwickeln lässt.

Nach oben


Großes Hirn dank Mamas Investment

Lange Trage- und Stillzeit sind der Schlüssel bei der Hirnentwicklung
Die Größe des Gehirns ist bei Säugetieren eng mit der Länge der Tragedauer und Stillzeit verknüpft. Diesen Zusammenhang zeigen die Analysen zweier britischer Evolutionsbiologen zu den Daten verschiedener Säugetierarten inklusive des Menschen. Sie verglichen die Spezies bezüglich vieler körperlicher Faktoren und Verhaltensweisen. Dabei wurde eine eindeutige Verknüpfung deutlich: Je größer das Gehirn, desto mehr müssen Muttertiere in ihre Nachkommen investieren. Offenbar ist der Nutzen einer starken Hirnleistung für den Erfolg einer Tierart den Aufwand wert, sagen die Forscher.

Nach oben


Zuviel Blaulicht

LED-Bildschirme drehen an der biologischen Uhr
Das Licht von LED-Bildschirmen macht wach und könnte daher den Schlaf-Wach-Rhythmus des Menschen beeinflussen. Das zeigt eine Untersuchung eines deutsch-schweizerischen Forscherteams. Testpersonen reagierten dabei vor Computern mit LED-Bildschirmen deutlich aufmerksamer als Vergleichsprobanden vor Monitoren mit konventioneller Beleuchtung. Dieser Effekt sei auf die Wellenlänge des Lichts zurückzuführen, sagen die Wissenschaftler. Das Licht der LED-Bildschirme ähnelt dem Tageslicht und senke dadurch den Spiegel des Schlafhormons Melatonin im Körper. Der anregende Effekt könne sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben, erklären die Forscher: Für konzentrierte Computerarbeit sei er förderlich. Wer dagegen abends den Bildschirm ausschalte, um direkt ins Bett zu gehen, könnte möglicherweise Schlafprobleme bekommen. Sie schlagen deshalb vor, Computerbildschirme herzustellen, deren Wellenlängenprofil individuell einstellbar ist. Über die Studie berichten Christian Cajochen von den Universitären Psychiatrischen Kliniken Basel und seine Kollegen vom Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation in Stuttgart.

Nach oben


Forscher finden neuen Behandlungsansatz gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs

US-Forscher haben mit einer neuartigen Immuntherapie bei einigen wenigen Patienten mit Bauchspeicheldrüsenkrebs erste, allerdings kurzfristige Erfolge erzielt: Sie konnten das Wachstum des Tumors für durchschnittlich 5,6 Monate aufhalten, indem sie eine herkömmliche Chemotherapie durch ein Mittel ergänzten, das das Immunsystem aktiviert. Dadurch brachten die Wissenschaftler die Fresszellen des Immunsystems dazu, den Tumor nicht mehr wie vorher zu schützen, sondern sich sozusagen auf ihn zu stürzen. Ziel der Attacken waren dabei jedoch nicht die Tumorzellen selbst, sondern das sie umgebende, dichte Gewebe. Man könne das mit einer Steinmauer vergleichen, bei der man den Mörtel auflöse, um anschließend die einzelnen Steine beseitigen zu können, schreiben die Forscher.

Nach oben


Hoffnung für neue Antibiotika

Die eigene Strategie könnte Bakterien zum Verhängnis werden
Deutsche Forscher konnten ein seltsames Verhalten von Bakterien entschlüsseln, das sich möglicherweise für die Entwicklung neuer Antibiotika nutzen lässt: Durch selbstproduziertes Gift reagieren die Erreger unter bestimmten Stressbedingungen mit Selbstmord. Die Wissenschaftler haben die Funktionsweise des Giftes aufgeklärt, das für diesen sogenannten programmierten Zelltod verantwortlich ist. Es löst die Umwandlung von Bestandteilen der Zellmembran in tödliche Substanzen aus. Dadurch platzen die Bakterien beim Versuch, sich zu teilen. Medikamente, die diese Wirkstoffe nutzen, könnten zu einer neuen Klasse von Antibiotika avancieren, sagen die Forscher.

Nach oben


Der Sommer 2010 war der heißeste seit 500 Jahren in Europa

Die Hitzewelle des Sommers 2010 brach alle Rekorde: In den vergangenen 500 Jahren war es noch nie so heiß, und nie war eine größere Fläche Europas von der Glut betroffen. Das stellte ein internationales Wissenschaftlerteam unter der Mitwirkung von Jürg Luterbacher von der Justus-Liebig-Universität Gießen beim Vergleich von Temperaturmessungen und Archivaufzeichnungen fest. Im noch jungen 21. Jahrhundert sei das bereits der zweite Rekordsommer, denn auch schon 2003 schwitzte Europa in einer bis dahin unübertroffenen Hitzewelle. Nach ihren Klimamodellen im Rahmen des Klimawandels stehen Europa zunehmend heiße Sommer bevor, berichten die Forscher.

Nach oben


Die Stressbremse

Forscher identifizieren körpereigenes Protein, das Dauerstress verhindert. Deutsche Forscher sind möglicherweise den Drahtziehern von Stressreaktionen im Körper auf der Spur. Im Fokus steht dabei ein Eiweiß, das offenbar die Rolle des Friedensstifters übernimmt: Es heißt SPRED2 und scheint die hormonellen Stress-Reaktionen zu bremsen, konnten die Forscher am Mausmodell nachweisen. Denn Mäuse, die dieses Eiweiß nicht bilden können, zeigen ungewöhnliche starke Anzeichen für Dauerstress - sie kratzen sich beispielsweise häufig hektisch hinter den Ohren. Die Ursache dafür ist laut den Wissenschaftlern um Kai Schuh von der Universität Würzburg ein überaktives Stresssystem. Offenbar übt SPRED2 eine dämpfende Wirkung aus, schließen die Forscher. Sie glauben, dass das Protein auch beim Menschen eine ähnliche Funktion hat. Sollte sich das bestätigen, könnte eine Störung dieser Funktion möglicherweise mit Bluthochdruck, Angststörungen oder Depressionen verknüpft sein.

Nach oben


Lebenserwartung steigt - trotz zunehmender Fettleibigkeit

In Europa gibt es nach wie vor einen positiven Trend
Die Lebenserwartung der Menschen in Europa steigt weiter an, obwohl immer mehr Menschen an krankhaftem Übergewicht leiden. Das hat der britische Epidemiologe und Gesundheitsexperte David Leon bei einer Analyse der entsprechenden statistischen Daten aus verschiedenen Ländern herausgefunden. Dieses Ergebnis widerspreche der Befürchtung, der positive Trend der stetig steigenden Lebenserwartung könne in den Industrieländern durch Wohlstandskrankheiten wie Fettleibigkeit gestoppt werden. Ein weiteres Ergebnis der Studie: Im Gegensatz zu positiven Entwicklungen in Westeuropa und den USA sind die Trends in Zentral- und Osteuropa, Russland sowie anderen Teilen der ehemaligen Sowjetunion sehr unterschiedlich und insgesamt gesehen eher negativ. Während viele Entwicklungen dabei auf bekannte Ursachen wie soziale, politische und ökonomische Faktoren zurückgeführt werden können, lassen sich andere Trends nicht so leicht erklären, schreibt Leon.

Nach oben


Eizellen verändern gezielt die Aktivität von Spermien

Deutsche Forscher sind den Ursachen der Zielstrebigkeit von Spermien auf die Spur gekommen: Ein spezielles Steuerungssystem in den Samenzellen wird durch das weibliche Hormon Progesteron aktiviert, das der Eizelle als Lockstoff dient. Der Botenstoff lässt in Spermien demnach die Kalzium-Konzentration ansteigen, was das Schlagmuster des Schwanzes verändert und die Spermien so ans Ziel steuert. Diese Erkenntnisse seien auch aus Sicht der medizinischen Praxis wichtig, sagen die Wissenschaftler: Das Steuerungssystem der Spermien könnte ein lohnendes Ziel für die Entwicklung von neuen Verhütungsmitteln - der "Pille für den Mann" -, aber auch für Therapien gegen Unfruchtbarkeit sein.

Nach oben


Diese Seite wird jährlich geteilt.
Zu den Berichten Jänner 2010 bis Mitte März 2011 geht's hier.
Zu den Berichten aus dem Jahre 2012 geht's hier.
Zu den Berichten aus dem Jahre 2013 geht's hier.
Zu den Berichten aus dem Jahre 2014 geht's hier.
Zu den Berichten aus dem Jahre 2015 geht's hier.
Zu den aktuellen Berichten geht's hier.