Am 18. November 2009 wurde zum Urteil des Europäischen Gerichtshofes für
Menschenrechte gegen die zwangsweise Anbringung von Kreuzen in Schulklassen
vom ORF ein Club 2, geleitet von Werner Schneyder, abgeführt.
Der ORF hatte versucht,
Schönborn oder einen anderen hochrangigen Vertreter der katholischen Kirche für
diesen Diskussionsabend zu gewinnen. Vergebens. Die Kirchenführer waren offenbar
zu feig, ihre extremistischen Positionen (Urteil sei "nicht akzeptabel",
erinnere an "totalitäre Systeme") in einer öffentlichen Diskussion zu
verantworten.
Man entsandte zwei Vertreter: Christine Mann vom
Interdiözesanen Amt für Unterricht und Erziehung und Johannes Huber,
ehemaliger Vorsitzender der Bioethikkommission, Mediziner und Theologe. Also
eine Vertreterin aus dem mittleren katholischen Management und einen Laien, der
sich problemlos von den unsäglichen Schönbornsagern distanzieren konnte. Die
beiden Katholiken gaben sich betont freundlich, mühten sich aber natürlich ab,
das Kreuz als über den Weltanschauungen stehend oder als Ausdruck der Ansichten
der Bevölkerungsmehrheit zu positionieren. Den Mediziner plagte ständig die
Psychologie, geradeso als stünde psychisches Kreuzverlangen über den
Menschenrechten. Als religiöse Vertreterin war noch die islamische
Religionslehrerin Monika Troschl anwesend, die für die Schulkreuze
eintrat.
Säkulare Sichten vertraten (v.l.n.r.) der Verfassungsjurist Heinz
Mayer, Heide Schmidt vom Institut für eine Offene Gesellschaft und Niko Alm von der Giordano Bruno Stiftung Österreich.
Heinz
Mayer kritisierte die Äußerungen von Schönborn zum Urteil und stellte klar: Der
Gerichtshof habe festgestellt, dass im öffentlichen Bereich der Staat neutral zu
sein habe, in Schulklassen finden keine religiösen Handlungen statt, daher wird
auch die Glaubensausübung durch eine Kreuzentfernung nicht
eingeschränkt.
Ähnlich äußerte sich auch Heide Schmidt, die auch noch
besonders darauf hinwies, dass die christlichen Traditionen überwiegend negativ
zusehen sind. Beide meinten sie auch, dass Demokratie und Menschenrechte gegen
das Christentum und sein Kreuz erkämpft werden mussten.
Niko Alm, im Sommer
durch die No-God-Bus- und Plakatkampagne bekannt geworden, äußerte, die katholische
Kirche akzeptiere den Staat nicht, sie toleriere ihn nur und wies ebenfalls auf
einschlägige Geschichtsereignisse hin. Er versuchte auch das Thema
Religionsunterricht einzubringen, indem er dessen Ersatz durch einen neutralen
Religionskundeunterricht vorschlug.
Im Ergebnis muss man sagen, dass die
Kirchenvertreter bemüht waren, um Grund- und Freiheitsrechte herumzureden und
die Dominanz der Kirchen und ihrer Ansprüche heftig verteidigten. Dass die
oberste Kirchenführung vor dieser Diskussion gekniffen hatte, war eigentlich
wenig überraschend. Man traut sich zwar salbungsvoll zu predigen oder heftige
Attacken zu reiten, aber sich dazu einer Diskussion zu stellen, dazu ist man
schlichtweg zu feig, denn man weiß, dass man dabei leicht den Kürzeren ziehen
kann! Da zieht es ein Schönborn vor, lieber unbehelligt zu bleiben und weiter
(wie der Dalai Lama) frohgemut in die Gegend zu grinsen ...