Am 29. 11. 2009 lief in der Schweiz eine von der rechtspopulistischen Schweizerischen Volkspartei (SVP) initiierte Volksabstimmung mit dem Ziel in der Schweiz in Hinkunft die Errichtung von Minaretten zu untersagen. Alle anderen Parteien waren gegen diese Initiative, die Umfragen sagten eine deutliche Ablehnung voraus.
bedrohlich das Abstimmungsplakat, schwarz verhüllte Islamistin
und Minarette als Raketen
Bei einer für Volksabstimmungen hohen Wahlbeteiligung von 55 Prozent
stimmten jedoch 57,5 Prozent für das Minarettverbot.
Was soll man
dazu sagen?
Die Initiatoren stehen ungefähr auf derselben Ebene wie in
Österreich die FPÖ. Die FPÖ agiert ebenfalls gegen den Islam, allerdings in
Manier eines christlichen Kreuzzuges. Der Unterschied zwischen Christentum
und Islam ist jedoch nur ein zeitlicher, es besteht sozusagen
religiöse Ungleichzeitigkeit.
Das europäische Christentum musste sich
notgedrungen in der täglichen Praxis und den offiziellen Anschauungen doch von
einem beträchtlichen Teil ihrer furchtbaren Vergangenheit lösen. Hexen- und
Ketzerverbrennungen sind längst abgeschafft, Kirchenaustritte müssen geduldet
werden, kirchliche Vorschriften sind großteils aus dem Rechtssystem
verschwunden, die Dominanz der Religion über den säkularen Staat blieb auf
einige Aspekte beschränkt.
Im Vergleich dazu liegen die Hauptströmungen
des Islam immer noch irgendwo zwischen der mittelalterlichen Inquisition und dem
Klerikalfaschismus.
Was in Staaten, in denen die Aufklärung die religiöse
Herrschaft einschränkte, das bürgerliche Gesetzbuch und das Strafgesetzbuch
sind, ist in den islamistischen Staaten immer noch das religiöse "Recht" der
Scharia. Religiös aktive Muslime in Europa orientieren sich in erheblichem
Ausmaß an diesem voraufklärerischen Wertesystem. Z.B. wurden Todesurteile oder
sonstige hohe Strafen in islamistischen Staaten gegen Menschen, die vom
muslimischen Glauben abfallen, auch von der österreichischen Islamgemeinde
bisher nie verurteilt, sondern diesbezügliche Fragen mit dem Hinweis, in
Österreich könnten Muslime ungestraft die Religion wechseln (nona!)
unbeantwortet gelassen. In den OÖNachrichten vom 30.11. äußerte sich ein
Leitartikler besorgt, die Schweiz könne nun zum Ziel terroristischer Angriffe
werden. Die Befürchtung, dass islamistische Bombenwerfer für die
Minarett"freiheit" auftreten könnten, spricht nicht für den Islam, sie zeigt
jedoch eine nicht unübliche negative Meinung über ihn. Auch außerhalb
bürgerlicher Zeitungsredaktionen ist sie verbreitet.
Wenn man in
Österreich sich ein bisschen umhört, wird man schnell zur Überzeugung kommen,
dass auch hier in weiten Kreisen der Bevölkerung großes Unbehagen über und
zunehmende Ablehnung gegen die Ausbreitung islamistischer Zeichensetzungen
besteht. Eine ähnliche Volksbefragung würde vermutlich auch hierzulande zu einem
ähnlichen Ergebnis führen.
Man sollte solche Entwicklungen ernst nehmen.
Moralische Forderungen nach religiöser Toleranz werden kaum ankommen, weil dem
Islam die Eigenschaft, selber tolerant zu sein, wohl von vielen Menschen nicht
zugebilligt werden wird.
Anzumerken könnte sein:
Die Ausübung der muslimischen Religion ist
auch ohne Minarette gewährleistet. Genauso wie die Ausübung der christlichen
Religion ohne Kreuze in Kindergärten, Schulen und Gerichtshöfen gewährleistet
wäre. Ein Bedarf für einen Kulturkampf wie ihn in Österreich die FPÖ forciert,
also Kampf von Christen gegen Muslims, besteht nicht. Aber ein Bedarf nach
mehr Säkularismus, nach einer Eindämmung religiösen Einflusses besteht
durchaus.
Öffentliche religiöse Signalsetzungen wie Kreuze in weltlichen
Einrichtungen oder muslimische Türme in nichtmuslimischen Ländern erscheinen
durchaus als entbehrlich. Ein Weniger an religiösen Duftmarken verbessert das
weltliche Klima! Wegen so einer Position ist man sicher noch kein Fan von SVP
oder FPÖ. Oder?