"Wir sind Kirche": BESTÜRZUNG ALLEIN IST ZUWENIG

Presseaussendung von "Wir sind Kirche" - Kindesmissbrauch kein irisches Problem

"Wir sind Kirche" teilt die Bestürzung über sexuellen Missbrauch an Kindern durch Personen der römisch katholischen Kirche.

Es ist gut, wenn sich der Papst berichten lässt, über die Vorfälle erschüttert ist, sein Bedauern zum Ausdruck bringt, die Gefühle der Entrüstung und Scham teilt, für die Opfer und Familien betet und den Sachverhalt mit größter Aufmerksamkeit verfolgt, wie in einer Presseerklärung des Vatikans vom 11. Dezember 2009 zu lesen ist.

Das alleine ist jedoch zu wenig. Auch mit dem Schreiben eines Hirtenbriefes an die Gläubigen in Irland wird es nicht getan sein. Es braucht dringend strukturelle Änderungen, meint "Wir sind Kirche".

Pädophilie Priester sind kein isoliert irisches Problem. Sexuelle Übergriffe kirchlicher Personen sind aus Österreich, Deutschland, Irland, ja ganz Europa, Amerika und Australien sowie Asien und Afrika bekannt. Und sie sind nicht nur durch persönliches Versagen Einzelner zu erklären. "Wir sind Kirche" vermutet, dass die hierarchisch autoritären Strukturen der römisch katholischen Kirche potenzielle Täter anziehen und begünstigen.

Es ist zu untersuchen, wie weit autoritäre oder totalitäre Strukturen, wie sie etwa in der römisch katholischen Kirche herrschen solchen Vergehen Vorschub leisten. "Wir sind Kirche" ist überzeugt, dass demokratischere Strukturen Übergriffe dieser Art zurückdrängen könnten.

Menschenrechte umfassen auch Kinderrechte. "Wir sind Kirche" ruft die Kirchenleitung auf, zur Absicherung dieser Rechte das Kirchenrecht zu ändern und Mitbestimmung und Kontrolle zu stärken. Ein erster Schritt wäre, unabhängige, allgemein zugängliche Ombudsstellen in allen Diözesen einzurichten. Sie könnten sachgerechte Änderungsvorschläge erarbeiten um die Wiederholung solcher Taten, wie sie durch bloßes Versetzen der Täter ermöglicht wurden, nach Möglichkeit zu vermeiden.

"Wir sind Kirche" für Partnerschaftsgesetz.
"Wir sind Kirche" begrüßt das Gesetz zur eingetragenen Partnerschaft, auch wenn es nicht vollkommen ist. Diese rechtliche Regelung ist ein Schritt in Richtung Erfüllung der Menschenrechte und schon deshalb zu begrüßen. Menschen, die dauerhaft in Treue und Verantwortung miteinander und sozial eingebettet leben sowie Dienste für die Gemeinschaft erbringen wollen haben ein Anrecht auf gesellschaftliche Unterstützung.

Dass dadurch ein materieller oder ideeller Schaden für die Ehe entstünde, wie Vertreter der Kirchenleitung zu erkennen glauben, ist nicht nachweisbar. Wer sich auf Jesus und seine Botschaft, beruft muss heute unzweifelhaft für die Achtung und Würde homosexuell lebender Menschen eintreten. Dazu gehört auch, das verantwortliche, gemeinsame Leben gesellschaftlich zu schützen und zu stützen.

Für den Vorstand der Plattform "Wir sind Kirche"
Hans Peter Hurka und Dr. Martha Heizer, 13.12.2009