Erfreulich: Der Glaube lässt nach

Der Glaubensschwund hält an, immer mehr Menschen glauben weniger

Am 18. März 2010 veröffentlichte das Linzer Meinungsforschungsinstitut IMAS eine Umfrage über den religiösen Zustand Österreichs - Zweidrittel der Katholiken glauben nicht an den katholischen Gott

Die Befragung fand allerdings noch statt, bevor die aktuellen katholischen Probleme zum Hauptthema wurden. Man befragte 1.088 ÖsterreicherInnen, davon deklarierten sich 78 Prozent als katholisch. Was zeigt, dass das Umfrageinstitut die Auswahl der Befragten unausgewogen angegangen ist. Nach den aktuellen Zahlen sind nämlich nur 66 Prozent der Bevölkerung katholisch. Daher sollte man alle Zahlen mit positiv religiösen Bezügen mit 0,846 (66 durch 78) multiplizieren.

25 Prozent der Befragten gaben an, an einen "leibhaftigen Gott" zu glauben. 25 mal 0,846 ergibt ca. 21 Prozent. Aber wenn man die Befragten nimmt - also 78 % Katholische - dann sind 25 Prozent Gottesglauber auch nicht viel: 78 minus 25 ergibt 53: Somit glauben bis zu 53 Prozent der befragten Katholiken nicht an den katholischen "leibhaftigen Gott", sind aber trotzdem Mitglieder der katholischen Kirche. Warum?

An den berühmten Gott des "Herrn Karl" ("höhere Macht, die uns leitet") glauben 34 % der Befragten, das ist somit die österreichische Hauptreligion. 13 Prozent (bereinigt aufgrund der katholischen Überpräsenz in der Umfrage gut 15 %) glauben weder an den "leibhaftigen Gott", noch an höhere Wesen oder geistige Mächte. Man könnte sie also als Atheisten benennen. 21 Prozent (richtig gewichtet etwa 25 %) wissen nicht recht, was sie glauben sollen, sie gehören wohl zur Kategorie "Agnostiker". Nicht schlecht! In diese beiden Richtungen tendieren vorwiegend Städter, Maturanten, Akademiker und Grünwähler, sowie Männer und Unterdreißigjährige. So schlicht wie es die katholische Religion verlangt, sind hauptsächlich ÖVP-Wähler, Ältere, Bildungslose und Landbewohner. Sieben Prozent der Befragten waren in keiner der angeführten Kategorien. Glauben diese an das Fliegende Spaghettimonster oder an die buddhistische Seelenwanderung? War nicht zu erfahren.

Gefragt wurde auch nach den "zehn Geboten". 41 Prozent halten diese Gebote für "unverzichtbar". Womit sie sich wohl vorwiegend auf die Gebote beziehen, die allgemeine strafrechtliche oder moralische Bedeutung haben: du sollst nicht töten, stehlen, lügen. Ob sich wer mit fremden Göttern befasst, den Namen des Herrn im Zorne ausspricht, den Sonntag nicht heiligt, Unkeuschheit treibt oder des Nachbarn Frau oder Gut begehrt, wird wohl bei vielen eher nicht gemeint gewesen sein. Immerhin bemerkenswert ist der Unterschied von 78 % Katholikenanteil in der Befragung und 41 % Zehn-Gebote-Befürworter, fast die Hälfte der Katholiken braucht also die zehn Gebote nicht ...

Die Kirchenbesucher werden laufend weniger:

Diese Angaben sind nicht eindeutig. Wenn z.B. ein Atheist aus Höflichkeit vor einem Begräbnis einer Messe beiwohnt, ist er dann je nach Häufigkeit ein "gelegentlicher" oder ein "seltener" Kirchgänger? Der Schreiber dieser Zeilen war z.B. in den letzten fünf Jahren auf diese Weise viermal in der Kirche. Somit ein "seltener" aber kein "nie" Kirchgänger ...

Mit dem christlichen Gott ist es in Österreich nimmer weit her. Allerdings liegt der Stand der Kirchenmitgliedschaften im Vergleich mit dem tatsächlichen Glauben zu hoch. 66 Prozent Katholiken sind eindeutig zuviel. An der Korrektur wird erfreulicherweise gearbeitet! Laut STANDARD überlegen 17 Prozent (das sind etwa 950.000) Menschen den Kirchenaustritt.