ÖH Salzburg ruft zum Kirchenaustritt auf

Diese Nachricht stammt schon vom 23. April, aber in den Medien war dazu nichts zu vernehmen, der katholischen Kirche so mit dem Arsch ins Gesicht zu fahren, trauen sich die Damen und Herren Journalisten offenbar immer noch nicht. Die Studentenvertretung an der Uni Salzburg sandte jedenfalls diesen Aufruf aus:

Die Konsequenzen ziehen: Kirchenaustritt

Täglich werden neue Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche bekannt - doch die Kirche hüllte sich zunächst in Schweigen, nur um dann die Forderungswelle nach Aufklärung und präventiven Maßnahmen mit Judenverfolgungen gleichzusetzen (Prediger verglich Angriffe auf Papst mit Judenhass). Diese jüngsten Ereignisse verleihen den Argumenten für einen Austritt aus der katholischen Kirche neues Gewicht und sollten zu einer kritischen Reflexion veranlassen.

Missbrauch - ein katholisches Dauerthema

Die katholische Kirche kommt aus den negativen Schlagzeilen nicht raus: seit Wochen werden kaskadenartig zahlreiche neue Fälle - vor allem sexuellen - Missbrauchs an Minderjährigen durch katholische Priester bekannt. Viele Fälle ereigneten sich bereits vor Jahrzehnten. Die meisten waren kirchenintern lange bekannt, wurden jedoch gezielt unter Verschluss gehalten. In öffentlich bekannt geworden Fällen pflegt die Kirche einen fragwürdigen Umgang mit Tätern und Opfern: die reflexartige Reaktion der Kirche besteht prinzipiell mal in Schweigen und Leugnen. Die schwere, oft lebenslange Traumatisierung der Betroffenen wird ausgeblendet. Nur in seltenen Fällen ringt sich die Kirche zu tatsächlichen Konsequenzen durch - häufig werden die Täter nicht aus ihrem Priesteramt entfernt, sondern nur in andere Gemeinden versetzt, wo sie neuerlich Kinder missbrauchen. Ebenso scheut die Kirche die Auseinandersetzung mit ihren strukturellen Defiziten, die Missbrauchsfälle begünstigen. Verjährt Verantwortung?

Die ÖH bezieht Stellung

Als gesetzliche Interessensvertretung aller Studierenden mit einem gesellschaftspolitischen Auftrag bezieht die Österreichische HochschülerInnenschaft zu diesen gesellschaftlichen Missständen klar Stellung. In ihrer Sitzung vom 26. März 2010 verurteilte die ÖH-Bundesvertretung in einem Antrag mit den Stimmen von GRAS und VSSTÖ, sowie vielen Stimmen der ÖVP-nahen AktionsGemeinschaft und der Fachschaftslisten die Haltung der katholischen Kirche. Die ÖH Salzburg steht dabei dezidiert für eine säkulare Gesellschaft und laizistische Politik. Die ÖH sieht die Ursache für die Missbrauchsfälle nicht nur in der Schuld von Einzelpersonen, sondern auch in den strukturellen Risiken der katholischen Kirche.

Strukturelle Risiken jenseits individueller Verfehlungen

Im Zentrum der Kritik an den missbrauchsfördernden Merkmalen der katholischen Kirche steht die obsolete und weltfremde katholische Sexualmoral. Wider jede Vernunft hält die Kirche an tradierten Regelwerken, wie den Zölibat fest. Dabei ist sekundär, dass der Zölibat nur sehr indirekt biblisch begründet werden kann und im Mittelalter aus machtpolitischen Gründen eingeführt wurde: der Zölibat sollte verhindern, dass kirchlicher Besitz auf kommunaler Ebene an die Nachkommen katholischer Priester vererbt wird.

Schweigsam, brutal und undemokratisch

Von den missbrauchsfördernden Verhältnissen in katholischen Erziehungseinrichtungen und der katholischen Kirche abgesehen, verhindern eine Reihe weiterer Faktoren die unverzügliche und restlose Aufklärung von Missbrauchsfällen. Die ausgesprochen undemokratischen Strukturen der Kirche sehen keine effektiven Kontrollinstanzen vor. Die Intransparenz gegenüber Außenstehenden und der breiteren Basis an Gläubigen ermöglicht es erst, dass Missbrauchsfälle jahrelang vertuscht werden. Schließlich bestehen kaum kircheninterne Reformmöglichkeiten, da etwaige Spielräume durch die strengen Hierarchien und den autoritären Umgang mit Kritik eingeengt werden.

Alte Argumente - noch immer aktuell

Die wachsende Zahl an bekannt gewordenen Missbrauchsfällen - und die wesentlich höher liegende Dunkelziffer - ist nur ein schwerwiegender Kritikpunkt an der katholischen Kirche unter vielen. Ins Kreuzfeuer der Kritik gerät die Kirche durch eine Reihe weiterer bedenklicher Tatsachen: Der Vatikan hat in der jüngeren Geschichte die unrühmliche Angewohnheit, aus glaubens- und machtpolitischem Kalkül verschiedene autoritäre bis faschistoide Regime zu unterstützen - ob die Stabilisierung der faschistischen Herrschaft in Italien durch die Lateranverträge oder die Rolle der katholischen Kirche im Spanischen Bürgerkrieg und im Franco-Regime: in all zu vielen Fällen stand und steht die Kirche bis heute auf politisch fragwürde Seiten. Auf ähnliche Weise schafft es die Kirche lange nicht, sich klar vom Piusbruder Bischof Richard Williamson, der durch Leugnung des Holocaust auf sich aufmerksam machte, zu distanzieren.

Die Kette der Kritikpunkte ließe sich ohne Mühe fortsetzen: von der Verurteilung von Verhütungsmitteln, die z.B. in katholischen Gebieten Afrikas zu einer rasanten Ausbreitung von AIDS beiträgt, bis hin zur systematischen Diskriminierung von nicht-KatholikInnen durch die Kirche als Arbeitsgeberin, z.B. bei der Caritas. Vor dem Hintergrund aktueller Ereignisse sind wir alle aufgerufen, über unsere etwaige Zugehörigkeit zur katholischen Kirche zu reflektieren. Wir dürfen jedoch nicht bei einer bloßen Reflexion halt machen - vielmehr gilt es, Konsequenzen zu ziehen, die für die katholische Kirche unmittelbar spürbar werden. Der Austritt aus der katholischen Kirche ist das stärkste Signal der Unzufriedenheit, der die personelle und finanzielle Basis der katholischen Kirche unmittelbar angreift.

Der Austritt

Der Austritt aus einer Glaubensgemeinschaft ist jederzeit möglich! Zuständig für den Kirchenaustritt ist die jeweilige Bezirksverwaltung des Ortes des Hauptwohnsitzes. Beim Kirchenaustritt fallen keine Gebühren an. Im Normalfall reichen eine schriftliche Erklärung und der Nachweis der Zugehörigkeit zur Glaubensgemeinschaft, aus der Du austreten möchtest, etwa in Form des Taufscheines. Viele Behörden fordern jedoch keinen Nachweis, falls ein solcher nicht verfügbar sein sollte. Der Austritt wird sofort rechtswirksam.

Infos und Formulare zum Austritt: www.kirchenaustritt.at


Dem ist nichts hinzuzufügen. Die ÖH Salzburg hat alles treffsicher zusammengefasst - Also: hinaus aus der katholischen Kirche!