"Die große Verschleierung"

Aus dem am 23.9.2010 erschienenen Buch von Alice Schwarzer (Hrsg.) "Die große Verschleierung. Für Integration, gegen Islamismus. Ein Emma-Taschenbuch", Kiepenheuer & Witsch, 318 Seiten:
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Zu meinem neuen Buch haben Frauen beigetragen wie die Deutschtürkin Necla Kelek, die Algerierin Djemila Benhabib, anonyme deutsche Konvertitinnen oder die Philosophin Elisabeth Badinter, die Islamwissenschaftlerin Rita Breuer und die Journalistin Antonia Rados. Sie alle beschäftigen sich nicht mit dem Islam als Religion. Der ist eine Glaubensfrage und seine Reformierung in erster Linie Sache der Muslime selbst - ihnen allen geht es um den Islam als politische Strategie, den Islamismus. Die islamistischen Agitatoren werden nicht selten ausgebildet in Iran oder Afghanistan und Ägypten und finanziert von Saudi-Arabien. Sie haben es verstanden, ihre wahren Motive zu verschleiern und Gutgläubige im Namen einer falschen "Toleranz" und "Religionsfreiheit" in die Irre zu führen. Doch ihr wahres Motiv ist nicht der Glaube, es ist die Macht.
In Deutschland sind die Islamisten vor allem in den Universitäten, bei den Protestanten und im alternativen Milieu auf offene Ohren gestoßen. Hierzulande waren das schlechte Gewissen und die Angst, wieder etwas falsch zu machen in Sachen Fremdenliebe, besonders groß. Und groß war auch die Bereitschaft gläubiger Altlinker, nach dem Tod ihrer Götter Mao und Che Guevara, neuen Göttern zu folgen: Allahu Akbar! Vermutlich hätten die jungen Konvertiten der sogenannten Sauerlandgruppe, die beinahe ein blutiges Attentat unvorstellbaren Ausmaßes mitten in Deutschland angerichtet hätten, ein, zwei Generationen zuvor bei der RAF mitgemacht. Doch sind in Europa heute eigentlich (noch?) nicht die islamistischen Terroristen das Problem. Das wahre Problem ist die systematische Unterwanderung unseres Bildungswesens und Rechtssystems mit dem Ziel der "Islamisierung" des Westens, im Klartext: die Einführung der Scharia mitten in Europa. Europas charismatischster islamistischer Propagandist einer Islamisierung - und gern gesehener Gast bei renommierten akademischen und politischen Kolloquien - ist Tariq Ramadan. Der Mann mit dem Schweizer Pass ist ein Enkel des Gründers der ägyptischen Muslimbrüder, die die Urzelle der Islamisten waren.
Die eilfertigsten HelferInnen dieser Kräfte sind heute oft KonvertitInnen, und das in allen Lebensbereichen: an Universitäten, im Rechtswesen wie in den Medien. Diese Konvertiten sind mal offen, mal verdeckt konvertiert. Je nach Strategie. Die Taktik der Alt- und Neu-Islamisten ist seit dem 11. September 2001 mehr denn je die Verschleierung: die Verschleierung ihrer Absichten wie die Verschleierung der Frauen. Doch unabhängig von den jeweils subjektiven Motiven der verschleierten Frauen selbst (die durchaus lauter sein können), ist die objektive Bedeutung eindeutig: Das Kopftuch ist seit dem Sieg Khomeinis im Iran 1979 weltweit die Flagge der Islamisten. Wir dürfen nicht länger wegsehen, wir müssen hinsehen, genau hinsehen!"


das Buch wurde am 23. 9. 2010 in ZiB2 vorgestellt

Schwarzers Aussage: "Das Kopftuch ist seit dem Sieg Khomeinis im Iran 1979 weltweit die Flagge der Islamisten. Wir dürfen nicht länger wegsehen, wir müssen hinsehen, genau hinsehen", rief sofort wieder die einschlägige Kritikergilde auf den Plan, die es für ein verbrieftes Grundrecht hält, die Flagge des Islamismus hochzuhalten und einer voraufklärerischen, vormodernen Religion mit äußerster Toleranz zu begegnen. Wenn ein Papst den Antimodernismuseid*) wieder einführen täte, würde das mit Recht und mit größtem Nachdruck kritisiert werden. Wenn eine Religion, die einen Antimodernismuseid noch gar nicht brauchte, weil ihre Wertewelt noch gar nicht in die Nähe des Modernismus des 19. Jahrhunderts gekommen ist, dann ist es doch ebenfalls angebracht, dieser Religion mit entsprechend deutlicher Kritik gegenüber zu treten und nicht mit einer Toleranz, die als weltanschauliche Zustimmung aufgefasst wird!
*) über den Antimodernismuseid siehe Info Nr. 269