Die Anzahl der Muslime in Österreich wird mit über 500.000 angegeben. Was offenbar rechtlich nicht richtig sein kann.
Wie auf dieser Site seinerzeit zu lesen war (Info Nr.
15), hat sich die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ)
gegen Ende 2009 eine neue Verfassung mit einer neuen Wahlordnung gegeben. Heuer
im Herbst wurde mit diesen Neuwahlen begonnen.
Bisher haben Kärnten, Salzburg,
Niederösterreich, Tirol
und Oberösterreich gewählt. Bei den Wahlergebnissen zeigt sich allerdings, dass
die Anzahl der Wahlberechtigten weit unter den Zahlen liegt, die sich aus den
behaupteten über 500.000 Wahlberechtigten ergeben müsste. Es hat sich offenbar
nur ein Bruchteil der Berechtigten tatsächlich als Mitglied registrieren lassen
und dadurch die Wahlberechtigung erlangt.
Bei der Volkszählung 2001 gaben
beispielsweise in Kärnten über zehntausend Menschen an, Muslime zu sein, wahlberechtigt
waren heuer aber nur 938, ähnlich in Salzburg (23.137 und 1.698), Niederöstererich
( 48.730 und 2.805) und Oberösterreich (55.586 und 2.806), lediglich in
Tirol waren die Zahlen mit 27.117 und 3,400 etwas höher.
Wie hier schon
zu lesen war (Info Nr. 326), wurde von der IGGiÖ
in einer Zwischenbilanz verlautbart, dass es bisher (ohne Wien) lediglich
knapp 46.000 Registrierte gebe. Nur im Statut zu schreiben "alle Muslime, die in Österreich
leben" seien quasi automatisch Mitglieder der Islamischen Glaubensgemeinschaft,
ist rechtlicher Unsinn. Da könnten genauso die "Freidenker" oder ein
anderer Ungläubigenverein ins Statut schreiben, "alle Konfessionsfreien,
die in Österreich
leben" seien von Natur aus Vereinsmitglieder beim Freidenkerbund oder einem
ähnlichen Verein.
Ein Grund für die niedrige Zahl der Registrierten
könnte im neu eingeführten Mitgliedsbeitrag von vierzig Euro liegen, weil manche
Muslime auch in lokalen Moscheevereinen Beiträge zahlen, meinte laut ORF-Bericht
vom 15.12. Fuat Sanac, Generalsekretär der IRG
Wien und Vorsitzender des bundesweiten Schura-Rates,
dass die muslimische Bevölkerung Österreichs die wichtige Rolle der Glaubensgemeinschaft
noch nicht erkannt habe und die 40 Euro
Mitgliedsbeitrag spielten eine wesentliche Rolle. Man habe keine gesammelten Mitgliederzahlen aus den einzelnen Gemeinden und auch
nichts über den Moscheebesuch, aber mehr
als 50 Prozent der muslimischen Schüler und Schülerinnen besuchten den islamischen Religionsunterricht.
Was allerdings auch keine sensationell hohe Zahl ist, bundesweit
wird sicherlich der Prozentsatz von katholischen SchülerInnen, die nicht vom
Religiosnunterreicht abgemeldet sind, deutlich höher liegen. Sanac glaubt nicht,
dass österreichische Muslime - ähnlich den sogenannten "Taufscheinchristen"
- kein Interesse an ihrer Religion hätten. In Wien, wo die größte Anzahl an
Muslimen leben soll (121.000 im Jahr 2001, die aktuellen Schätzungen gehen bis
200.000), haben sich bisher laut Sanac allerdings erst 8.000 Personen registrieren
lassen.
Im ORF-Bericht vom 15.12. fasste Michael Weiß von religion.ORF.at
zusammen: "Auch wenn durch den
spät angesetzten Wahltermin in Wien die meisten Muslime noch nicht gewählt haben,
lässt sich schon jetzt eines feststellen: Das eigentlich gute Konzept der Wahlordnung,
die sich die IGGiÖ mit ihrer neuen Verfassung im vergangenen Jahr gegeben hat,
hat durch die niedrige Beteiligung der muslimischen Bevölkerung Anlaufschwierigkeiten.
Generalsekretär Sanac glaubt, dass die Muslime mit der Zeit lernen werden, die
Wichtigkeit ihrer Vertretung anzuerkennen. Für die nächste Wahl im Jahr 2015
wünscht er sich eine Beteiligung von 30 Prozent der gesamten muslimischen Bevölkerung.
Die IGGiÖ kann nur darauf hoffen, dass sich diese Hoffnung bewahrheitet. Ansonsten
hätte sie in Zukunft große Probleme, ihre Vertreterrolle schlüssig zu argumentieren."
Dazu muss allerdings eine wesentliche Frage gestellt werden: Welchen Status haben
angebliche Muslime, die in der Gemeinschaft NICHT organisiert sind? Da staatlich
nur die Islamische Glaubensgemeinschaft
in Österreich (IGGiÖ) als Religionsgemeinschaft anerkannt ist, können
"Muslime", die dort nicht registriert sind, rechtlich nur den Status "konfessionslos"
haben! Es gibt somit zurzeit in Österreich nur die oben erwähnten
46.000 Muslime! Mitgliedschaften in irgendwelchen Moscheevereinen haben keine
Bedeutung, da diese Moscheevereine keinen Status als öffentlich-rechtliche Körperschaften
haben wie die vom Staat anerkannten Religionsgemeinschaften!
PS: Die
zurzeit dem Islam zugeordneten Aleviten haben ein Verfahren um Anerkennung als
eigenständige Religionsgemeinschaft laufen, das infolge eines kürzlich erfolgten
Gerichtsurteils gute Erfolgsaussichten hat. Die Aleviten sind eine vermutlich
auf vormuslimsische Religionslehren (Zarathustra) zurückgehende Gemeinschaft,
die ihre Religion sozusagen "undercover" als Scheinmuslime bzw. in
Opposition zu den islamischen Hauptströmungen über die Zeit retten musste und
heute als undogmatisch, humanistisch und den modernen Zeiten aufgeschlossen
gilt. Ein schlagender Beleg dafür, dass die Vorgabe, alles was als "Muslimisches"
gilt, könnte durch eine einzige Glaubensgemeinschaft repräsentiert werden,
Unsinn ist.
PPS: Die Aleviten haben inzwischen den Status einer "Bekenntnisgemeinschaft"
erhalten, siehe Info Nr.362.