Alle sind ganz wuschig, weil der Papst vor dem Bundestag reden wird (bei seinem Deutschlandbesuch im September 2011). Nur die Grünen sind skeptisch. Zu Recht.
Sicher, Benedikt ist ein Staatsoberhaupt und immer wieder haben Staatoberhäupter
vor dem Bundestag gesprochen. Dass er Oberhaupt eines lächerlich kleinen Staates
ist, spielt keine Rolle. Wichtiger ist, was für einem Staat er vorsteht. Der
Vatikan ist eine Autokratie, kein demokratischer Staat. Eine kleine Gruppe von
Männern klungelt das Staatsoberhaupt aus, der Rest hat zu spuren. Ich habe kein
Problem, wenn die Chefs demokratischer Staaten vor dem Bundestag reden. Aber
Benedikt steht keinem demokratischen Staat vor. Das reicht eigentlich.
Aber
es gibt noch ein paar andere Gründe, denn der Mann ist ja auch Anführer einer
recht großen Organisation: Der katholischen Kirche. Die ist Marktführer im Segment
Christentum - sowas wie das Coca Cola unter den Kirchen.
Die katholische
Kirche ist keine angenehme Organisation: Wäre sie eine Partei, sie wäre in Deutschland
verboten. Frauen und Schwule werden auf übelste diskriminiert. Verbrecher
in den eigenen Reihen solange geschützt wie es geht - ob Mafia-Kontakte oder
Kinderschänder - man pocht erst einmal auf die eigene Gerichtsbarkeit. Das tut
jede Räuberbande auch - bis die Polizei ihr rüde erklärt, was ein Rechtsstaat
ist.
Über die Geschichte wollen wir hier mal nicht reden: Die Verbrechen
der katholischen Kirche sind ohne Zahl. Sie war gegen jeden Fortschritt. Wäre
es nach ihrer Führung gegangen, wir würden heute noch im Mittelalter leben.
Nein,
es gibt gute Gründe Benedikt nicht vor dem Bundestag sprechen zu lassen. Und
die Anführer andere Religionsgemeinschaften auch nicht. Ich will im Bundestag
Demokraten sehen. Benedikt ist keiner.
Text: Stefan Laurin am 17.12.2010
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