Papst Ratzinger beklagte sich Mitte Dezember bei der Nachrichtenagentur Reuters über die "Christianophobie" in Europa. Obwohl hier nirgendwo Anhänger der christlicher Religionen bedroht oder gar getötet würden, sehe sich die christkatholische Kirche Angriffen in Sachen homosexueller Ehen, Fristenlösung und dem Widerstand gegen den Einsatz religiöser Symbole ausgesetzt. Ratzinger forderte daher, Feindschaft und Vorurteile gegenüber dem Christentum sollten in Europa ein Ende nehmen, die europäischen Gesellschaften sich auf ihre christlichen Wurzeln besinnen, da sie grundlegend für ein Verständnis von Vergangenheit, Gegenwart und ihrer zukünftigen Rolle in der Geschichte seien. Bestrebungen zur Etablierung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften oder zur Entfernung religiöser Symbole aus öffentlichen Räumen wurden vom Ratzinger als "aggressiver Säkularismus" verurteilte, dieser stünde auf "Augenhöhe mit religiösem Fanatismus". In den Staaten des hoch entwickelten Europa sieht Papst Ratzinger eine wachsende "Christianophobie" gegenüber den Lehren seiner Kirche.
Schon 2005 wurde die "Beobachtungsstelle für Intoleranz
und Diskriminierung gegen Christen in Europa" (Observatory on Intolerance
and Discrimination against Christians in Europe) eingerichtet, die sich gegen
die anschwellende Christianophobie zur Wehr setzen will. Der aktuelle Bericht
vom Dezember 2010 schildert die schlimmen Untaten von Untoleranz und
Diskriminierung. Hier eine kleine Mini-Auswahl:
Schwangerschaftsabbruch und die damit verbundenen
Einschränkungen für die Gewissensfreiheit im medizinischen Bereich,
Homo-Ehen
und der Zwang für christliche Standesbeamte, diese zu registrieren,
Fragen an
Pflegeheimbewohner nach ihrer sexuellen Orientierung,
Strafbarkeit von
homophoben Beleidigungen,
Kritik am Papst, weil er Kondome für ungeeignet zum
Aids-Schutz hält,
Strafen für militante Antiabtreibungsaktionen,
Strafen gegen
homophobe Prediger,
Aktionen britischer Zoologen gegen einen kreationistischen
"Arche-Noah-Zoo",
das Versagen englischer Schulen, Schülern über
grundlegende christliche Überzeugungen zu unterrichten,
der Antrag der
Liberalen im EU-Parlament, die Kondom-Ablehnung des Papstes zu verurteilen,
Stereotypisierung und Schaffung von Vorurteilen gegen Christen durch ihre
Darstellung in den Medien,
Angriffe,
auf christliche Symbole und gegen öffentlich
engagierte Christen,
TV-Sendungen, die das Christentum als lächerlich und
absurd darstellen,
die Ankündigung des österr. Anwalts Zanger, die katholische
Kirche wegen der Missbrauchsfälle als "kriminelle Organisation" zu
klagen usw., usw.
Besonders lustig: Einem Professor Vallauris wurde der Lehrauftrag
an der Katholischen Universität von Mailand nicht verlängert, weil er u.a. dort
gelehrt habe, das Evangelium wäre die erschreckenste Botschaft, die je an die
Menschheit gerichtet wurde und Jesus wäre ein durch und durch schlechter
Menschen gewesen, trotzdem habe ein Gericht die Entlassung wegen "Verletzung der
Meinungsfreiheit" aufgehoben.
Ebenfalls lustig diese Christianophobie: ein
Auftritt Madonnas in Polen am Marienfeiertag am 15. August für den mit Inseraten
"Es gibt keinen Platz für zwei Königinnen in diesem Land" geworben
wurde.
Besonders
intolerant ist natürlich das erstinstanzliche Urteil des Europäischen
Gerichtshofes betreffend Schulkreuze, die Anbringung eines Symbols einer
bestimmten Konfession in öffentlichen Räumlichkeiten beschränke das Recht der
Eltern, ihre Kinder in Übereinstimmung mit ihren Überzeugungen zu erziehen.
Man fordert daher von den europäischen Regierungen die Freiheit der Religion und Weltanschauung, die Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit und das Recht auf Kriegsdienstverweigerung sicherzustellen (irrtümlich wurde wohl vergessen, anzuführen, dass die Meinungsfreiheit sich nicht antichristlich betätigen dürfe), Gesetze, die Christen diskriminieren, zu ändern, Intoleranz und Diskriminierung gegenüber Christen zu erkennen und zu verurteilen und das Recht Christen auf volle Teilnahme am öffentlichen Leben zu gewährleisten, das wachsende Phänomen der Intoleranz gegen Christen sorgfältig zu überwachen und geeignete sanfte (! wegen der Nächstenliebe!) Maßnahmen dagegen zu treffen und Daten mit dem spezifischen Ziel der Überwachung von Intoleranz und Diskriminierung gegen Christen zu sammeln.
Somit also so einen Art Christenhand-EU zu errichten, wo Christen nicht dazu gezwungen werden, Schwangerschaftsabbrüche durchzuführen oder homosexuell zu heiraten (oder werden sie dazu eh gar nicht gezwungen?), wo die Christenkirchen ihre religiöse Zeichen überall im öffentlichen Bereich anbringen dürfen, wo der Papst ebenso wenig kritisiert werden darf wie spinnerte Kreationisten. So hätten sie es gerne.
Eigentlich wollte ich noch eine ganze Reihe Texte zum Thema
Christianophobie verwerten. 36.900 Treffer zeigt Google an, die
Christianophobie geht nämlich schon seit Jahren um. Aber die obigen Zeilen
sollten genügen.
Vorwärts liebe Leute! Frönt der Christianophobie (und wer sich
traut auch der Islamophobie) - wobei natürlich eingeschränkt werden muss: an
"Phobie" im Sinne einer "krankhaften Angst" leiden wir
nicht, sondern an Aversion gegen Religionen. Wikipedia: Aversion, Abneigung
oder Ablehnung bezeichnet die Neigung auf bestimmte Reize mit Unlust zu
reagieren. Zur Wiederherstellung der Lust daher als Schlussgesang dieser Info:
Hoch die Christiano-Aversion! Vorwärts, liebe Leute! Und vergesst auf die
Islamo-Aversion nicht! Hoch der aggressive Säkularismus! Wobei einzuschränken
ist: der aggressive Säkularismus kommt weder mit Sprengstoffgürteln, noch pflegt
er irgendwo die in früheren und wahrhaft christlichen Zeiten so hoch geschätzen Lebendfeuerbestattungen mittels Scheiterhaufen,
Antikreuzzüge machen wir nie mit dem Schwert, sondern nur verbal und nur bisweilen
gerichtlich ...