Vatikan für Atheistendialog

Am 12. Februar 2011 verbreitete Radio Vatikan die folgende Meldung:

Vatikan: Ernsthafter und respektvoller Dialog mit Atheisten

Einen ernsthaften und respektvollen Dialog zwischen Atheisten und katholischer Kirche hat Kurienkardinal Gianfranco Ravasi gefordert. Die "Oberflächlichkeit", die den Glauben zu einer "vagen Spiritualität" verwässere und den Atheismus auf "eine banale und sarkastische Verneinung" reduziere, müsse überwunden werden, sagte der Präsident des päpstlichen Kulturrates am Samstag in Bologna. Anlass war die Vorstellung einer neuen vatikanischen Institution für den Dialog mit den Nichtglaubenden, die den Namen "Vorhof der Völker" trägt. Voraussetzung für ein Gespräch sei der Verzicht auf scharfe Apologien von Seiten der Glaubenden sowie auf respektlose Polemiken von Seiten der Nichtglaubenden, heißt es in der von der Vatikanzeitung "L´Osservatore Romano" veröffentlichten Rede Ravasis an der Universität von Bologna. Unter diesen Umständen sei ein Dialog für beide Seiten eine Bereicherung. Der Kurienkardinal wies zudem darauf hin, dass die Grenzen zwischen Glaubenden und Nichtglaubenden nicht immer eindeutig und unverrückbar seien.

Was für ein Glück! Der Vatikan redet mit uns! Da müssen wir bestimmt Gott dafür danken, dass er uns das ermöglicht! Aber mit mir werden's eh nicht reden, die Vatikanisten, weil "auf respektlose Polemiken" werd' ich nicht verzichten können, dieses Opfer bringe ich nicht übers Herz! Zur obigen Entscheidung ist man im Vatikan vielleicht durch die Überlegung gekommen, dass man ja die Atheisten heute nimmer wirklich verfolgen kann. Früher war das viel einfacher. Aber heute redet man respektvoll mit solchen Leuten, die man ohnehin nicht besiegen kann. Die Atheisten müssen aber auch respektvoll zurückreden, weil der Vatikan redet dafür nimmer so scharf vom lieben Jesus. Was für ein Glück für Religionsfreie! Sie müssen sich nicht mehr vor scharfer Missionierung fürchten!
Ein anderer Vorschlag: If you can't beat us, join us! Es wird doch im Vatikan genug Atheisten geben! Schließlich sitzen dort ja Leute, die diese Religion ganz intensiv studiert haben und wirklich wissen, was das ist ...

Spass beiseite: Früher gab es öfters solche Diskussion. Die 1955 gegründete Internationale Paulusgesellschaft (IPG) war ein Verein, der sich nicht nur um den Dialog zwischen Christentum und Wissenschaft, sondern auch um den Dialog zwischen christlichen Theologen und Marxisten bemühte. Letzteres ist mit dem Ende des "realen Sozialismus" eingestellt worden, die Paulusgesellschaft wird zurzeit vom aus der Kirche ausgetretenen Theologieprofessor Hasenhüttl geführt und spielt keine Rolle mehr. In der 68er-Zeit waren Diskussionveranstaltungen der Paulus-Gesellschaft zwischen Theologen und Marxisten auch in Österreich gebräuchlich und nicht uninteressant. Atheisten sind ja der materialistischen Weltsicht zugeordnet, wenn auch auf einer breiteren Basis als dem Marxismus, geregelte Diskussionen zwischen Religiösen und Religionsfreien hätten sicherlich Sinn! Allerdings nicht so, wie es sich der Herr Kurienkardinal vorstellt: als Domestizierung der Atheisten.