Keine Rechte für Konfessionsfreie!

Presseaussendung des Zentralrates der Konfessionsfreien:

Ethikunterricht:
Alle dürfen mitreden - nur die Betroffenen müssen schweigen

Parlamentarische Enquete mit 28 Religionsvertretern aber ohne Konfessionsfreie

Die für Mai geplante parlamentarische Enquete zum Ethikunterricht für alle SchülerInnen, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, wird ohne VertreterInnen der zwei Millionen Konfessionsfreien stattfinden. Das geht aus der aktuellen Tagesordnung hervor, die der Zentralrat der Konfessionsfreien am Dienstag erhalten hat. Konfessionsfreien-Vorsitzender Heinz Oberhummer fühlt sich "vor den Kopf gestoßen" und spricht von einer Farce.

Am 4. Mai will der Nationalrat den Weg freimachen für einen verpflichtenden Ethikunterricht für alle SchülerInnen, die nicht am konfessionellen Religionsunterricht teilnehmen. An diesem Tag soll eine parlamentarische Enquete stattfinden, bei der - beinahe wörtlich - Gott und die Welt eingeladen sind, ihre Meinung zu sagen. "Jede gesetzlich anerkannte Religionsgemeinschaft darf zwei Vertreter hinschicken", sagt Heinz Oberhummer, Vorsitzender des Zentralrats der Konfessionsfreien. Der Zentralrat versteht sich als Sprachrohr für die etwa zwei Millionen ÖsterreicherInnen, die keiner Konfession angehören. "Dazu kommen der Katholische Familienbund und der Theologe Karl Heinz Auer, der Lehrbücher und -pläne für den Ethikunterricht schreibt, wo viel über Religion drin steht und wenig über Demokratie. Nicht zu vergessen der Vorzeige-Wissenschaftler der katholischen Kirche, Paul Zulehner, dazu kommt ein Vertreter der konfessionellen Pädagogischen Hochschulen. Macht mindestens 32 Religionsvertreter bei der Enquete." Nur die Betroffenen lasse man nicht zu Wort kommen. "Die Kinder, die ein solcher Unterricht am meisten betreffen würde, sind die Kinder konfessionsfreier Eltern. Aber die Konfessionsfreien dürfen trotz zahlreicher Anfragen keinen Vertreter hinschicken."

Das habe man in letzter Minute erfahren. "Vorher haben einige politische Fraktionen so getan, als ob es für uns vielleicht doch einen Platz gebe. Man hat uns gesagt: Ihr seid die Betroffenen, natürlich müsst auch ihr angehört werden. Und jetzt das. Ich fühle mich ehrlich gesagt vor den Kopf gestoßen. Der verpflichtende Ethikunterricht soll offenbar über die Betroffenen hinweg einfach durchgepeitscht werden." Für ihn sehe die Tagesordnung so aus, als hätte sie das Erzbischöfliche Ordinariat in Wien geschrieben. "Es kann ja kein Zufall sein, dass diverse katholische Vorfeldorganisationen in den vergangenen Wochen Druck für den Ethikunterricht für Kinder gemacht haben, die nicht am konfessionellen Religionsunterricht teilnehmen - und dann sieht die Tagesordnung so aus", zeigt sich Oberhummer empört. "Das zeigt für uns eindeutig: Der Ethikunterricht soll ein Religionsunterricht für nicht getaufte Kinder durchs Hintertürl sein."

Das würden auch die bisherigen Beispiele aus dem Schulversuch belegen:
"Die Lehrbücher werden von katholischen Theologen geschrieben, ReligionslehrerInnen mit Schnellsiedeausbildung treten als EthiklehrerInnen auf und nebenbei wird so getan, als sei jeder, der keinen konfessionellen Religionsunterricht besucht hat, nicht zu moralischem Handeln fähig. Das ist beleidigend und undemokratisch."

Oberhummer sieht in der Vorgangsweise eine Bestätigung, dass das Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien notwendig ist: "Der staatlich finanzierte Religionsunterricht reicht offenbar nicht. Jetzt soll ganz offen der Einfluss der Religionsgemeinschaften auf das Bildungswesen weiter ausgedehnt werden", sagt Oberhummer, der das Volksbegehren mitinitiiert hat. "Das allein zeigt, wie notwendig eine saubere Trennung von Staat und Religion ist."