Kein Glaubensvertretervertrauen

In den OÖNachrichten war am 23. April 2011 ("Karsamstag") die folgende Grafik zu finden, die das Vertrauen in Religionsvertreter darstellt:

Man kann sagen: die Verteilung ist so ähnlich wie bei der Befragung über das Politikervertrauen. Bei den Politikern gewinnt regelmäßig Bundespräsident Fischer, weil er ist nett, freundlich und eckt politisch nirgendwo an, weil er politisch kaum in Erscheinung tritt. Bei den Klerikern nimmt seinen Platz der Dalai Lama ein - allerdings offenbar deshalb, weil die Menschen über das frühere tibetanische Feudalsystem und seine Unterdrückungs- und Ausbeutungsmethoden nichts wissen (siehe dazu Colin Goldner, Dalai Lama - Ein Gottkönig hat Geburtstag und Gottkönig - kritische Auseinandersetzung mit dem Dalai Lama Buddhismus). Der Dalai Lama lächelt freundlich und redet in schlichten Kalendersprüchen, darum erscheint er sympathisch. Am anderen Ende der Vertrauenscharts, dort wo bei den Politikern der HC Strache positioniert ist, stehen Arial Muzicant und Anas Schakfeh. Bei Muzicant könnte man voreilig schnell sagen, das wäre im österreichischen Antisemitismus begründet. Natürlich kommt es auch davon, da aber Oberrabbiner Eisenberg zwar nicht gut, aber deutlich besser liegt, spielt nicht nur der Antisemitismus eine Rolle, sondern auch der Umstand, dass Herr Eisenberg einfach ein netteres Auftreten hat als Herr Muzicant, solch einfache Sachen haben eben auch ihre Auswirkungen. Bei Schakfeh spielt natürlich die generell stark verbreitete Abneigung der Österreicher gegen den Islam eine wichtige Rolle.

Aber der schöne Teil dieser Hitparade ist das erbärmliche Abschneiden der katholischen Funktionäre. In Österreich sind zurzeit etwa 66 % der Einwohner römisch-katholisch, Papst Ratzinger erreicht trotzdem gerade acht Prozent über null! Was heißt, dass ein großer Teil der österreichischen Katholiken kein Vertrauen in den Herrn Ratzinger hat. Die 10 % plus für'n Schönborn sind auch alles andere als ein Triumph! Dabei grinst der Herr Kardinal doch genauso freundlich wie der Dalai Lama! Unter den Diözesanbischöfen wurde differenziert, die als konservativ bekannten, bekamen schlechtere Werte als die zeitgemäßer agierenden, gute Werte bekam trotzdem keiner. Der Wiener Dompfarrer Faber, ein bekannter Seitenblick-Prediger, der auch mal besoffenen Auto fährt, ist populärer, aber auch nicht wirklich populär.

Man kann zusammenfassen: das Vertrauen der ÖsterreicherInnen in christliche Funktionäre ist gering, zusammengerechnet liegt es unter null. Darauf sollte mit aller Deutlichkeit jedesmal hingewiesen werden, wenn sich diese Leute als Moralaposteln und Wertespender aufführen.