Vatikan vor US-Gerichten!

In Österreich fielen die Untaten klerikal-katholischer Kinderschänder rasch unter den Tisch. Die r.k. Kirche als Organisation der Täter erhielt ohne jeden politischen Einspruch selber die Möglichkeit der Verwaltung ihrer Verbrechen. Von Kardinal Schönborn wurde die Klasnic-Kommission installiert. Es gab danach keine Frage mehr, ob die katholische Kirche nicht die Täter beschützt und die Fortsetzung ihrer Verbrechen ermöglicht hatte. Einige tausend Euro an die Opfer, die Verantwortung blieb in katholischer Selbstverwaltung.


frohgemut: Klasnic und Schönborn

In den USA gibt es deutlich mehr religiöse Narren und Fanatiker als in Österreich. Allerdings besteht in den USA auch eine weitgehende Trennung von Staat und Religion, von Justiz und Kirchen. Sowas Absurdes wie eine Abwicklung katholischer Verbrechen durch eine von der katholischen Kirche eingesetzte "Kommission" wäre dort absolut unmöglich. Der katholischen Kirche haben die schweren Sexualverbrechen katholischer Kleriker Unsummen gekostet, etliche US-Diözesen wurden zahlungsunfähig.

Und es ist dort nach wie vor nicht zu Ende. Der Vatikan und Papst Ratzinger könnten nun dazu gezwungen werden, sich für die Sexualverbrechen von katholischen Klerikern vor US-Gerichten zu verantworten. Ein aktueller Gerichtsentscheid in den USA stellte fest, dass der Vatikan als Arbeitgeber eines Missbrauchspriester zu sehen sei, weil der Vatikan ständig regulierend in Missbrauchsfälle eingegriffen habe: die mutmaßlichen Straftäter wurden nur versetzt, weitere Maßnahmen nicht gesetzt, wodurch die Fortsetzung der Straftaten ermöglicht wurde. So sei der Priester Andrew Ronan wegen Missbrauchs von Irland nach Portland in Oregon versetzt worden, wo er in den 1960er-Jahre wieder als Missbrauchstäter auftrat. Dazu seien alle Handlungen und Entscheidungen, welche Geheimhaltung und Vertuschung voraussetzten, vom Vatikan und dem Papst gesetzt worden.

Daher solle der Vatikan vom Gericht befragt werden, welche Befugnis die vatikanischen Stellen in Sachen Missbrauch hatten und welche Strategien von Vatikan und Papst seit 1950 in Sachen sexuellen Missbrauchs verfolgt worden seien. Der Vatikan hatte sich bisher mit dem Argument vor seiner Verantwortung zu drücken getrachtet, der Kirchenstaat sei souverän und dadurch gegen Maßnahmen der Justiz anderer Staaten immun, die Justiz der USA nicht zuständig, der Vatikan für die Straftaten nicht verantwortlich.


Papst Wojtyla segnete im Jahre 2004 den berüchtigten Kinderschänder Maciel, der vom Vatikan viele Jahre vor der Justiz beschützt wurde - siehe Info Nr. 170 - Wojtyla wird trotzdem am 1. Mai 2011 zu einem "Seligen", also einem Vorbildchristen deklariert!

Die US-Gerichtsentscheidung könnte nun weltweit dazu führen, dass Opfer klerikalen Missbrauchs sich juristisch auch gegen den Vatikan wenden könnten. In Österreich hat diese Möglichkeit ebenfalls große Bedeutung. Die österreichische Justiz hatte bisher in Sachen katholischer Kinderschändung selber nichts unternommen und der Kirche die Abwicklung überlassen. Wenn nun international festgestellt wird, dass der Vatikan als Vertuscher der Straftaten als Mittäter zu sehen ist, dann wären die Taten, die zurzeit formal als verjährt gesehen werden, nicht verjährt, weil es sich um ein von Institutionen der katholischen Kirche geschütztes fortgesetztes Tun gehandelt habe. Die Verjährungsfristen begännen dann erst mit dem Zeitpunkt des Endes der Vertuschungen zu laufen.

Man kann gespannt sein. In den USA sind zwar die Menschen religiöser als bei uns, aber die Justiz ist unabhängiger, sowas Absurdes wie eine "Klasnic-Kommission" wäre in den USA absolut undenkbar.