Anlässlich der Heimsuchung Deutschlands durch Papst
Ratzinger hat kath.net am 16.9.2011 die Zahlen über die religiösen Verhältnisse
im deutschen Bundestag ausgegraben. Weil unter den Abgeordneten ein gewisser
Widerstand gegen die geplante Ratzingerrede im Bundestag wahrzunehmen ist, sind
die Strengkatholischen dabei, diese widerspenstigen Abgeordneten
zurechtzuweisen, anzuordnen, jeder Abgeordnete hätte schon aus Höflichkeit
Anwesenheitspflicht.
Und darum publiziert kath.net die religiöse Verteilung: 30,5
Prozent der Abgeordneten geben an katholisch zu sein, 28,5 Prozent evangelisch,
4,3 Prozent deklarieren als konfessionslos, 0,3 Prozent als atheistisch und 0,5
Prozent als muslimisch. Sind zusammen 64,1 %. Was sind die restlichen 35,9 %?
Buddhisten? Zeugen Jehovas? Mormonen? Nein, es sind Abgeordnete, die zum
Religionsbekenntnis keine Angaben machten.
In CDU und CSU deklarieren sich 93,3 % als katholisch oder
evangelisch, am anderen Ende der Hitparade, bei der Linkspartei, deklarieren
sich 15,8 % als konfessionsfrei und 72,4 machen keine Angabe (zusammen also
88,2 %).
Was klar bedeutet: Viele Konfessionsfreie wagen es nicht, sich
öffentlich zu deklarieren. Sie befürchten als deklarierte Nichtreligiöse von
den WählerInnen diskriminiert zu werden. Was natürlich Schwachsinn ist. Weil es
sind auch rund 35 % der Deutschen ohne Bekenntnis. Und religiöse Eiferer wählen
sowieso CDU/CSU (oder eine der chancenlosen christlichen Promille-Parteien).
In Österreich waren fünf der acht Bundespräsidenten nach 1945 ohne Bekenntnis
und wurden doch gewählt, auch von Kirchenmitgliedern.
Aber das deutsche Klima ist - genau wie das österreichische - immer noch extrem
christlich vergiftet, Religionslosigkeit wird als gesellschaftlicher Makel
gesehen. Dabei kommt schon seit Jahrhunderten kein Religionsloser mehr auf den
Scheiterhaufen und die Religionsfreien sind die einzige Gruppe, die zügig
wächst und dafür gar nicht zu missionieren braucht. Denn für Religionslosigkeit missionieren die christlichen Kirchen selber. Religionsfreie
sind wahlberechtigt. Sie schätzen nicht unbedingt die geheime
Religionsfreiheit. In Österreich gibt es keine Statistik über die religiösen
Verhältnisse im Parlament. Aber man weiß, dass manche Politiker, die in jungen
Jahren religionskritisch waren, in höheren Funktionen plötzlich wieder als
angebliche "Gläubige" durch die Gegend laufen. Wie zum Beispiel
Bundeskanzler Faymann.
Liebe bekenntnisfreie PolitikerInnen! Etwas
mehr Mut zum Bekenntnis des Unglaubens!