Ratzinger im Olympiastadion

Während Papst Ratzinger im Bundestag über den Rechtsstaat referierte und dazu Gott als Quelle und notwendiges Bezugselement einzubringen versuchte (siehe Info Nr. 599), konnte er am Abend im Berliner Olympiastadion wieder ganz gewöhnlich katholisch werden. Statt der angekündigten 70.000 hatten sich übrigens nur 61.000 Zuschauer eingefunden, obwohl man zwecks Stadionfüllung sogar Gäste aus Polen herangeführt hatte.






Ratzinger predigte: "Das heutige Evangelium hat uns das Bild neu vergegenwärtigt, dieses im Orient üppig rankenden Gewächses und Sinnbilds von Lebenskraft, eine Metapher für die Schönheit und Dynamik der Gemeinschaft Jesu mit seinen Jüngern und Freunden. Im Gleichnis vom Weinstock sagt Jesus nicht: 'Ihr seid der Weinstock', sondern: 'Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben' (Joh15,5). Das heißt: 'So wie die Rebzweige mit dem Weinstock verbunden sind, so gehört ihr zu mir! Indem ihr aber zu mir gehört, gehört ihr auch zueinander.' Und dieses Zueinander- und Zu-ihm-Gehören ist nicht irgendein ideales, gedachtes, symbolisches Verhältnis, sondern - fast möchte ich sagen - ein biologisches, lebensvolles Zu-Jesus-Christus-Gehören. Das ist die Kirche, diese Lebensgemeinschaft mit ihm und füreinander, die durch die Taufe begründet und in der Eucharistie von Mal zu Mal vertieft und verlebendigt wird. 'Ich bin der wahre Weinstock', das heißt doch eigentlich: Ich bin ihr und ihr seid ich - eine unerhörte Identifikation des Herrn mit uns, seiner Kirche."

Aber es kommt noch schlimmer: "Jesus sagt im Gleichnis: 'Ich bin der wahre Weinstock, und mein Vater ist der Winzer' (Joh15,1), und er führt aus, dass der Winzer zum Messer greift, die dürren Reben abschneidet und die fruchttragenden reinigt, so dass sie mehr Frucht bringen. Gott will (..) das tote, steinerne Herz aus unserer Brust nehmen, um uns ein lebendiges Herz aus Fleisch zu geben. Er will uns neues, kraftvolles Leben schenken. Christus ist gekommen, die Sünder zu rufen. Sie brauchen den Arzt, nicht die Gesunden. Und so ist, wie das Zweite Vatikanische Konzil sagt, die Kirche das 'universale Heilssakrament', das für die Sünder da ist, um ihnen den Weg der Umkehr, der Heilung und des Lebens zu eröffnen. Das ist die eigentliche und große Sendung der Kirche, die ihr von Christus übertragen ist."

Und über die, die nicht mittun wollen, weiß Ratzinger: "Wer nicht in mir bleibt, wird wie die Rebe weggeworfen, und er verdorrt. Man sammelt die Reben, wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen (Joh15,6). Dazu meint der heilige Augustinus: Eines von beiden kommt der Rebe zu, entweder der Weinstock oder das Feuer; wenn sie nicht im Weinstock ist, wird sie im Feuer sein; damit sie also nicht im Feuer sei, möge sie im Weinstock sein".

Das ist endlich wieder einmal die wahrhaft katholische Lehre! Wer nicht mit Jesus und Ratzinger ist, der kommt ins ewige Höllenfeuer! Darum kann Ratzinger dann auch im letzten Absatz seiner Predigt zusammenfassen: "Die Kirche als Fülle und Ergänzung des Erlösers ist uns Unterpfand des göttlichen Lebens und Vermittlerin der Früchte, von denen das Gleichnis des Weinstocks spricht. Die Kirche ist das schönste Geschenk Gottes. (..) Mit der Kirche und in der Kirche dürfen wir allen Menschen verkünden, dass Christus die Quelle des Lebens ist, dass er da ist, dass er das Große ist, nach dem wir uns sehnen. Er schenkt sich selbst. Wer an Christus glaubt, hat Zukunft."

Nun, ob jemand, der an Christus glaubt, mehr Zukunft hat als ein Ungläubiger, lässt sich nur behaupten, jedoch nicht beweisen. Sicher ist aber: wer an Christus glaubt, hat Vergangenheit, eine fürchterliche, grausame, unmenschliche Vergangenheit, die ganze Kriminalgeschichte des Christentums! Die katholische Kirche, das "schönste Geschenk Gottes", hätte kaum noch schlimmer kommen können. Höchstens dann, wenn dieses "Gottesgeschenk" im Namen von Allah statt von Jesus verabreicht worden wäre und Europa muslimisch hätte werden müssen. Weil dann hätten wir das Mittelalter immer noch und die Menschenrechte stünden in der Scharia (siehe dazu Info Nr. 531).

PS: Die TV-Übertragungen der Ratzingerauftritte am 22.9.2011 von 16 bis 20h45 in der ARD fanden im Schnitt knapp Zweieinhalbmillionen Zuschauer. Als Straßenfeger war der Ratzinger somit nicht unbedingt einzustufen ...