Den Papst überstanden ...

... hat man nun auch in Deutschland. Am 25. Sept. 2011 absolvierte Joseph Ratzinger seine restlichen Auftritte, er las die Sonntagsmesse und hielt mehrere Abschiedsreden.

Sein Schwerpunkt lag wieder darauf, den relativen weltlichen Wahrheiten mit seiner göttlichen absoluten Wahrheit entgegen zu treten und darauf zu bestehen, dass diese Wahrheit von Rom ausgeht. Hier dazu einige Zitate aus den verschiedenen Ansprachen:

Eine richtige Erkenntnis:
"Seit Jahrzehnten erleben wir einen Rückgang der religiösen Praxis, stellen wir eine zunehmende Distanzierung beträchtlicher Teile der Getauften vom kirchlichen Leben fest." Dieser Erkenntnis folgt die Frage: "Muss die Kirche sich nicht ändern? Muss sie sich nicht in ihren Ämtern und Strukturen der Gegenwart anpassen, um die suchenden und zweifelnden Menschen von heute zu erreichen?"

Die Antwort ist die neue päpstliche Linie, Ratzinger will die Kirchenmitglieder selbst in die Pflicht nehmen, jeder Katholik habe den Auftrag "macht alle Menschen zu meinen Jüngern" (Mt 28,19). Und das obwohl ihm sogar einsichtig ist, dass sein christkatholischer Glaube schwer zu glauben ist: "Sagen wir es noch einmal anders: Der christliche Glaube ist für den Menschen allezeit - und nicht erst in der unsrigen - ein Skandal. Dass der ewige Gott sich um uns Menschen kümmern, uns kennen soll, dass der Unfassbare zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort fassbar geworden sein soll, dass der Unsterbliche am Kreuz gelitten haben und gestorben sein soll, dass uns Sterblichen Auferstehung und Ewiges Leben verheißen ist - das zu glauben ist für die Menschen allemal eine Zumutung."

Da hat er recht! Solche Ungereimtheiten zu glauben, erscheint einem normal denkenden Menschen kaum verständlich. Allerdings ist nicht der Glaube ein Skandal - der ist bloßer Unsinn, sondern die r.k. Kirche! Ratzinger fährt fort: "Dieser Skandal, der unaufhebbar ist, wenn man nicht das Christentum selbst aufheben will, ist leider gerade in jüngster Zeit überdeckt worden von den anderen schmerzlichen Skandalen der Verkünder des Glaubens. Gefährlich wird es, wenn diese Skandale an die Stelle des primären skandalon des Kreuzes treten und ihn dadurch unzugänglich machen, also den eigentlichen christlichen Anspruch hinter der Unbotmäßigkeit seiner Boten verdecken."
Mehr gab es nicht zum Missbrauchskandal.

Dann verkündete Papst Ratzinger seinen Ausweg, nämlich die "Entweltlichung":
"Um so mehr ist es wieder an der Zeit, die wahre Entweltlichung zu finden, die Weltlichkeit der Kirche beherzt abzulegen. Das heißt natürlich nicht, sich aus der Welt zurückzuziehen, sondern das Gegenteil. Eine vom Weltlichen entlastete Kirche vermag gerade auch im sozial-karitativen Bereich den Menschen, den Leidenden wie ihren Helfern, die besondere Lebenskraft des christlichen Glaubens zu vermitteln. 'Der Liebesdienst ist für die Kirche nicht eine Art Wohlfahrtsaktivität, die man auch anderen überlassen könnte, sondern er gehört zu ihrem Wesen, ist unverzichtbarer Wesensausdruck ihrer selbst' (Enzyklika Deus caritas est, 25). Allerdings haben sich auch die karitativen Werke der Kirche immer neu dem Anspruch einer angemessenen Entweltlichung zu stellen, sollen ihr nicht angesichts der zunehmenden Entkirchlichung ihre Wurzeln vertrocknen. Nur die tiefe Beziehung zu Gott ermöglicht eine vollwertige Zuwendung zum Mitmenschen, so wie ohne Zuwendung zum Nächsten die Beziehung zu Gott verkümmert.
Offensein für die Anliegen der Welt heißt demnach für die entweltlichte Kirche, die Herrschaft der Liebe Gottes nach dem Evangelium durch Wort und Tat hier und heute zu bezeugen, und dieser Auftrag weist zudem über die gegenwärtige Welt hinaus; denn das gegenwärtige Leben schließt die Verbundenheit mit dem Ewigen Leben ein. Leben wir als einzelne und als Gemeinschaft der Kirche die Einfachheit einer großen Liebe, die auf der Welt das Einfachste und das Schwerste zugleich ist, weil es nicht mehr und nicht weniger verlangt, als sich selbst zu verschenken."

Was will er damit seinen Katholiken sagen? Soll die katholische Kirche ihre immensen Besitztümer verkaufen und die Caritas fürderhin ihre Sozialdienstleistung nicht mehr gegen Kostenersatz aus der öffentlichen Hand, sondern mit Kirchengeldern tätigen? Was anderes kann das ja nicht heißen! Oder meint er bloß, die r.k. Kirche sollte so eine Art kostenfreie freiwillige Nächstenliebefeuerwehr für karikative Taten einrichten? Also Leute, die den alten und gebrechlichen Nachbarn fragen, ob sie für ihn einkaufen gehen sollen, die dem Verkäufer der Obdachlosenzeitung fünf statt zwei Euro geben und die allen auf solche Art Beglückten liebe Grüße vom lieben Jesus ausrichten und sie zum freitäglichen Rosenkranzgebet einladen.

Wäre eine interessante Strategie. Sollte versucht werden. Zuerst die grundlegenden Voraussetzungen schaffen: Das Konkordat auflösen, die jährlichen staatlichen Zahlungen an die Kirchen zurückweisen, die Kirchensteuer auf freiwillige Spenden umstellen, also die Kirche wirklich entweltlichen und sich nur noch mit der immateriellen Gottesliebe befassen!

Verschärfend fügte Ratzinger noch an:
"Aber im Sinn der Weisung Jesu gehört mehr dazu: das offene Herz, das sich von der Liebe Christi treffen lässt und so dem Nächsten, der unser bedarf, mehr gibt als technischen Service: die Liebe, in der dem anderen der liebende Gott - Christus - sichtbar wird. Fragen wir uns darum (..): Wie steht es mit meiner persönlichen Gottesbeziehung - im Gebet, in der sonntäglichen Messfeier, in der Vertiefung des Glaubens durch die Betrachtung der Heiligen Schrift und das Studium des Katechismus der Katholischen Kirche? Liebe Freunde! Die Erneuerung der Kirche kann letztlich nur durch die Bereitschaft zur Umkehr und durch einen erneuerten Glauben kommen."

Da hat er recht! Aber wie will er diese "Bereitschaft zur Umkehr" erreichen? Zumindest achtzig Prozent der Kirchenmitglieder ist die katholische Religion ziemlich egal, sie gehen nicht oder ganz selten zur Kirche, beten nicht und lieben den lieben Jesus nicht, weil er ihnen wurscht ist. Was will Ratzinger dagegen machen? Auf die oben geschilderten Nächstenliebeaktivisten hoffen? Und woher sollen die kommen? Weil dazu bräuchte man in einer Kirche mit knapp 25 Millionen Mitgliedern wie in Deutschland nicht ein paar hundert oder ein paar tausend Leute, sondern zehntausende, wenn nicht hunderttausende, die ständig in dieser Weise aktiv sind, die also ein Engagement hätten, wie es die Zeugen Jehovas oder andere Sekten verlangen.

Aber mit solchen Details gibt er sich nicht ab, frohgemut meint er: "Die Kirche in Deutschland wird die großen Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft bestehen und Sauerteig in der Gesellschaft bleiben, wenn Priester, Gottgeweihte und christgläubige Laien in Treue zur jeweils spezifischen Berufung in Einheit zusammenarbeiten; wenn Pfarreien, Gemeinschaften und Bewegungen sich gegenseitig stützen und bereichern; wenn die Getauften und Gefirmten die Fackel des unverfälschten Glaubens in Einheit mit dem Bischof hochhalten und ihr reiches Wissen und Können davon erleuchten lassen. Die Kirche in Deutschland wird für die weltweite katholische Gemeinschaft weiterhin ein Segen sein, wenn sie treu mit den Nachfolgern des heiligen Petrus und der Apostel verbunden bleibt, die Zusammenarbeit mit den Missionsländern in vielfältiger Weise pflegt und sich dabei auch von der Glaubensfreude der jungen Kirchen anstecken lässt."

Alles klar? Folgt dem Petrus-Nachfolger Ratzinger und seinen Aposteln, dann passt die Sache! Seine Abschiedsworte waren: "Ich ermutige die Kirche in Deutschland, mit Kraft und Zuversicht den Weg des Glaubens weiterzugehen, der Menschen dazu führt, zu den Wurzeln, zum wesentlichen Kern der Frohbotschaft Christi zurückzukehren. Es wird kleine Gemeinschaften von Glaubenden geben - und es gibt sie schon -, die in die pluralistische Gesellschaft mit ihrer Begeisterung hineinstrahlen und andere neugierig machen, nach dem Licht zu suchen, das Leben in Fülle schenkt. Es gibt nichts Schöneres, als Christus zu kennen und den anderen die Freundschaft mit ihm zu schenken. Aus dieser Erfahrung wächst schließlich die Gewissheit: Wo Gott ist, da ist Zukunft! Wo Gott zugegen ist, da ist Hoffnung und da eröffnen sich neue, oft ungeahnte Perspektiven, die über den Tag und das nur Kurzlebige hinausreichen. In diesem Sinne begleite ich in Gedanken und im Gebet den Weg der Kirche in Deutschland."

Lauter fromme Wünsche. Wenn es für Ratzinger nichts Schöneres gibt, als Christus zu kennen, dann hat er ja ein unterhaltsames Leben. Aber die große Masse der Leute findet halt nicht so viel Schönes am lieben Jesus, um damit die Lebenszeit zu vergeuden. Es gibt Leute, die meinen, es gibt nichts Schöneres als die volksdümmliche Musik im Musikantenstadel oder nichts Schöneres als den Besuch am Fußballplatz oder eine schöne Nacht zu zweit oder ein Heavy-Metal-Festival oder eine Leberkäsesemmel mit einem Bier oder einen Film mit Stan & Ollie oder am Sonntag bis mittags zu schlafen. Lauter Relativitäten mit denen der Ratzinger absolut nix anfangen kann.


Ein kleines Problem hatte Ratzinger bei der Abreise zu bewältigen.
Der deutsche Bundespräsident Wulff, ein geschiedener und wiederverheirateter Katholik, hatte seine neue Ehefrau mitgebracht und Papst Ratzinger musste nicht nur dem Wulff, sondern auch noch dieser mit ihrem Ehemann im dauernden, öffentlichen Ehebruch (siehe Katechismus Artikel 2384) lebenden Sünderin zum Abschied die Hand schütteln. Da wird er nachher eine Menge Weihwasser zum Händewaschen gebraucht haben.

Auch am Sonntag lief in der ARD von 16:45 bis 18:05 wieder der Bericht "Der Papst in Deutschland". Nach der TV-Quotenerhebung hatten in dieser Zeit etwa 13,4 Millionen ihren Fernseher in Betrieb, 7,1 Prozent davon sahen den Papstbericht, das sind etwa 0,94 Millionen. In Deutschland hat die katholische Kirche aktuell etwa 24,6 Millionen Mitglieder. Der Papst traf somit wohl nicht direkt auf das Interesse der Leute in Deutschland, wenn man annähme von den 0,94 Millionen Zusehern wären zwei Drittel Katholiken, dann wären etwa sechs Prozent der Kirchenmitglieder dem Papst am Bildschirm gefolgt. Im wirklichen Leben werden es noch weniger sein, die treu den römischen Weg gehen.
PS: In der BRD lief die päpstliche Sonntagsmesse im ZDF, dazu konnten bisher keine Quoten ergoogelt werden, vom ORF wurde diese Messe auch nach Österreich übertragen: 67.000 Zuseher.

Die Papstreise nach Deutschland war ein mit hohen öffentlichen Mitteln subventionierter Propagandafeldzug der katholischen Kirche, der ihr nichts Bleibendes gebracht hat. Dass sich drei- oder vierhunderttausend Katholiken an verschiedenen Orten zusammengerottet haben, um Vizegott Ratzinger zu sehen, ist für einen Verein von knapp 25 Millionen Mitgliedern keine Sensation. Nicht einmal den Fernseher hat die Masse der Katholiken aufgedreht, um ihren obersten Hirten zu sehen. Ein Hirte braucht eine Herde. Aber wer will heute noch ein Schaf sein. Es ist ja eine dieser furchtbaren christlichen Lügen, dass die Herde den Hirten braucht. Weil die Herde ist dafür da, Wolle, Pelze und Fleisch zu liefern, somit ist die Herde für das Wohl des Hirten und nicht der Hirte fürs Wohl der Schafe da.

Zum Abschluss ein Video-Clip: