Joseph Ratzinger alias Benedikt XVI kann auch positiv überraschen. Er
hat zur "Entweltlichtung" der römisch-katholischen Kirche aufgerufen.
Dem Mann kann geholfen werden! Nirgends können das die Katholiken so rasch und
effektiv umsetzen wie in Österreich. Einfach das Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien
unterschreiben.
Österreichs Katholiken sind nach der Freiburger
Rede des Papstes de facto verpflichtet, das Volksbegehren gegen Kirchenprivilegien
zu unterstützen, denn: "Die von ihrer materiellen und politischen Last
befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen
Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein. Sie kann ihre Berufung zum Dienst der
Anbetung Gottes und zum Dienst des Nächsten wieder unbefangener leben. Die missionarische
Pflicht, die über der christlichen Anbetung liegt und die ihre Struktur bestimmen
sollte, wird deutlicher sichtbar." So Joseph Ratzinger.
Wir helfen selbstlos dabei, diesen päpstlichen Auftrag umzusetzen.
Wir fordern, dass die Kirche von der materiellen Last ungerechtfertigter staatlicher
Zuschüsse in Milliardenhöhe befreit wird. Wir fordern die Befreiung von der
politischen (wie auch materiellen) Last, den schwindenden Einfluss in den öffentlichen
Schulen sichern zu wollen. Sei es durch den konfessionellen Religionsunterricht,
sei es durch dessen Light-Variante, den Ethikunterricht, für den die katholische
Kirche gerade so eifrig politischen und medialen Druck aufbaut.
Natürlich
ist unser Engagement prinzipiell anders, nämlich weltlich, motiviert. Es
entspricht unserem Verständnis eines modernen, liberalen und demokratischen
Rechtsstaats auf internationalem Niveau. Aber wenn eine andere Perspektive,
die missionarisch-geistliche, zum gleichen Ergebnis führt, werden wir nicht
darüber streiten. Der Papst selbst darf als Ausländer leider nicht unterschreiben,
aber er hat ja hier geschätzte fünfeinhalb Millionen Anhänger, funktionale Agnostiker
vulgo Taufscheinkatholiken eingerechnet. Die können das jetzt mit gutem Gewissen
für ihn übernehmen und damit eindeutig demonstrieren, dass sie ihn ernst nehmen.
Von
der offiziellen katholischen Kirche in Österreich und ihren politischen Anhängern
ist das leider nicht zu erwarten. Sie haben bisher alles getan, um Initiativen
für eine klare Trennung von Staat und Kirche zu blockieren.
Vielleicht
stößt sich die katholische Kirche daran, dass wir nicht nur sie, sondern alle
Religionsgemeinschaften in Österreich, "entweltlichen" wollen. Dann
wäre der missionarische Wettbewerbsvorteil weg, wenn diese sich auch finanziellen
und politischen Ballasts entledigen müssten. Dann sind sie alle gleich vor den
Menschen. Oder vielleicht weiß die offizielle katholische Kirche, dass der Ruf
nach "Entweltlichung" bestenfalls ein abstrakter Gedankengang ist
und nur eines nicht ist: Die Forderung, kirchliche Privilegien aus Feudalzeiten
abzuschaffen. In dem Fall könnte man den sprachlich eindeutigen Papst-Aufruf
als zumindest doppelbödig bezeichnen. Als Signal, über Bescheidenheit zu schwafeln
und Laizität weiter zu blockieren. Und die Glaubwürdigkeit der katholischen
Kirche schwindet weiter. Ganz ohne wundern.
Niko Alm